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Anlage des Jüdischen Friedhofs in Sulęcin

Belegungsreihen auf dem Friedhof der Zielenziger Juden
Foto: Anke Geißler-Grünberg
Belegungsreihen auf dem Friedhof der Zielenziger Juden
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Foto: OLF1.1. FrankRuhlLibre

Der jüdische Friedhof von Sulęcin befindet sich in einem Wäldchen ungefähr 1,5 km östlich der Stadt und etwas abseits der Landstraße nach Trzemeszno Lubuskie, auf der Rückseite eines großen Industriekomplexes [GPS: 52.446343, 15.137112].

Erkennbar ist der Friedhof an seiner erhalten gebliebenen, aber stark beschädigten Feldstein-Mauer und einem bemerkenswerten Tor an der Südseite. Diese Einfriedung umfasst eine Fläche von 0,2 ha, also ca. 2.000 m². Sie ist heute überwuchert mit Bäumen und Sträuchern.

Insgesamt bietet sich ein Bild der kompletten Zerstörung. Bis auf wenige Ausnahmen aus Sandstein fehlen sämtliche Grabsteine. Das betrifft in erster Linie die für die Mitte des 19. Jh. allgemein üblich gewordenen Grabmale aus Granit und aus Marmor. Von diesem Verlust zeugen die zahlreichen Grabsteinsockel und Grabeinfassungen und das, was von diesen übrig geblieben ist.

Dennoch ist eine Strukturierung der gesamten Grundfläche erkennbar. Demnach erstreckte sich vom Zugangstor ein gerader Weg nach Norden, der den Friedhof in zwei etwas gleichgroße Flächen unterteilt. Eine konkave Einfassung im Eingangsbereich markiert außerdem einen Rundweg über den Friedhof. In der südwestlichen Ecke befinden sich Reste eines rechteckigen Fundaments, das auf ein ein kleines Gebäude schließen lässt, das wahrscheinlich der Tahara, der Vorbereitung der Beerdigung, diente.

Die Belegung erfolgte jeweils in geraden Reihen. Aufgrund der rudimentär erhaltenen Substanz bleibt aber unklar, nach welchen Kriterien die Belegung erfolgte, ob z.B. die Toten chronologisch beerdigt wurden oder nach sozialem Status. Alle Gräber sind in Ost-West-Richtung angeordnet, wobei die Grabsteine jeweils an der westlichen Seite standen. Dies ist ein Indiz dafür, dass alle Toten Richtung Süden blicken, also Richtung Jerusalem.

Sämtliche Grabsteine und Fragmente weisen Inschriften in Hebräisch, in Deutsch sowie in Hebräisch und Deutsch auf. Das älteste erhaltene Grabmal steht direkt an der westlichen Begrenzungsmauer, ist sehr schlicht gestaltet und komplett in Hebräisch verfasst. Es erinnert an den im September 1818 verstorbenen Herrn Selig, den Sohn des Chaim.

Anke Geißler-Grünberg

 

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Foto: OLF1.1. FrankRuhlLibre