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Neue Prüfungsformate im Zeitalter von KI

Hintergrund zur Entstehung der KI-Prüfungsaufgaben

In den Master-Seminaren der Geographiedidaktik der Universität Potsdam ist zunehmend Verunsicherung zu spüren: Wie geht man als beginnende Lehrkräfte mit dem selbstverständlichen KI-Gebrauch von Schüler:innen um? Wie ändern sich die Ansprüche an Prüfungs- und Aufgabengestaltung, während Schulen z.T. noch um ihre Einstellung zu KI ringen? Und wie erlangen die Lehramtsstudierenden zunächst selbst Kompetenzen im Umgang mit KI, um darauf aufbauend KI-Kompetenzen bei ihren Schüler:innen zu fördern?

Um diesen Bedarfen nachzukommen und gemeinsam Antworten auf diese Fragen zu finden, wurde im Wintersemester 2024/2025 das Projektseminar „Neue Prüfungskulturen im Zeitalter von KI“ durchgeführt. Dabei wurde das Seminarkonzept partizipativ mit den Studierenden entwickelt (Mayrberger 2012) und der Fokus der Veranstaltung von den Seminarteilnehmenden eigenständig festgelegt: Als Ziel setzten sich die Studierenden verschiedene neuartige Prüfungsformate zur Nutzung von KI(-Kompetenzen) im Geographieunterricht zu entwickeln. Damit diese an den Praxisbedarfen ausgerichtet und unterrichtstauglich konzipiert waren, wurden die Formate in einem engen, zyklischen Austausch mit Expert:innen aus der Schulpraxis (erfahrene Lehrkräfte, Geographiedidaktiker und Schulleitungsmitglieder) entwickelt, überarbeitet und verbessert. Zudem erhielten die Studierenden einen Leitfaden zum Umgang mit KI an einem ortsansässigen Gymnasium als Referenz an die Hand. Innerhalb eines Semesters entstanden so vier verschiedene Prüfungsformate, die entweder anstreben KI-Kompetenzen bei Schüler:innen aufzubauen oder bereits vorhandene KI-Kompetenzen direkt in Prüfungen zu nutzen und zu bewerten. Drei Gruppen entschieden sich dabei für Varianten von Portfolio-Prüfungen, die als formatives Assessment (Nölte 2024, Winter 2018) gestaltet waren. Eine weitere Gruppe konzipierte eine Prüfungsform, die KI als Argumentationstraining verwendet und den Umgang der Lernenden in diesem Bereich in die Bewertung einfließen lässt. Aufgaben umfassten u.a. die Gestaltung und Reflexion von bildlichen Visualisierungen mittels KI, die Beurteilung der Glaubwürdigkeit von Gesprächen mit KI in der Rolle verschiedener Personen (z.B. aus einer ethnozentristischen Perspektive) oder die KI-gestützte Entwicklung von Thesen und Gegenthesen in Vorbereitung eines Bürger:innendialogs.

Alle vier Prüfungskonzepte orientierten sich dabei an den Leitlinien einer Zeitgemäßen Lern- und Prüfungskultur (Langela-Bickenbach et al. 2024, Winter 2020). Benötigte theoretisch-konzeptionelle Grundlagen hierfür wurden bedarfsorientiert von der Dozentin in Kurz-Inputs oder während der Gruppencoachings bereitgestellt. Darüber hinaus wurden zwei externe Expert:innen ins Seminar eingeladen, um in Kurz-Workshops einerseits die Funktionsweise eines Large Language Models zu verdeutlichen. Andererseits wurde ein Training für die Erstellung von OER-Materialien angeboten, damit die konzipierten Prüfungsformate und die dazugehörigen Lehrkräftehandreichungen als Open Educational Ressources möglichst große Anwendung finden. Die Studierenden setzen sich innerhalb des Semesters sowohl mit ihren eigenen KI-Fähigkeiten auseinander und entwickelten diese weiter (z.B. bezüglich Prompting), sie erlangten auch didaktische Kompetenzen in der Entwicklung von Aufgaben- und Prüfungsformaten und konnten einen Einblick in die Unterrichtsentwicklung erlangen.