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Bodenkunde und Standortlehre

Leitung Dr. Beate Gall

Böden und Lebewesen bedingen sich gegenseitig. Lebewesen benötigen Böden als Lebensraum und als Nährstoffquelle, Böden entstehen durch die Vermischung von anorganischem Gesteinsmaterial und von organischen Substanzen. Diese organischen Substanzen können aus abgestorbenen Pflanzen und Tieren bestehen oder aus von Mikroorganismen neu aufgebauten organischen Verbindungen. In ihrer Gesamtheit bilden diese organischen Substanzen den Humus. Der Boden ist zudem von einem Porensystem durchzogen, durch das Wasser und Luft in ihn gelangen. Beides benötigen die Organismen samt Wurzeln in Böden zum Leben, d. h. zum Atmen und zur Nährstoffaufnahme. Dieses Porensystem wird wiederum durch Organismen wie Regenwürmern geschaffen, entsteht aber auch durch physikochemische Vorgänge im Boden. Böden sind mithin extrem komplexe Systeme in denen Lebewesen, Gesteinsmaterial, Wasser und Gas (Luft) aufeinandertreffen. Diese vier „Phasen“ entwickeln sich im Zusammenspiel mit der Klima- und Landschaftsgeschichte zu den vielfältigen Bodentypen, die die Grundlage terrestrischen Lebens und der Biodiversität ausmachen. Die Böden ermöglichen dem Menschen seine Nahrungsproduktion oder speichern Wasser und beeinflussen so maßgeblich den Landschaftswasserhaushalt. Böden speichern auch Kohlenstoff und tragen so zur Steuerung des Kohlenstoffdioxidgehaltes in der Atmosphäre und somit des Klimas bei, Der Verlust von Böden bedeutet daher Ernährungsunsicherheit, einen gestörten Wasserhaushalt, Klimainstabilität sowie Arten- und Lebensraumverlust. Böden sind daher ein sehr hohes, lebensnotwendiges Gut einer jeden Gesellschaft und unbedingt zu bewahren.

Die Standortlehre befasst sich mit den Bedingungen, die Tier- und Pflanzenarten „vor Ort“ benötigen. Klima und Bodeneigenschaften, wie Nährstoff- und Wasserverfügbarkeit, ermöglichen bestimmten Arten die Konkurrenz um Standorte gegenüber anderen Arten zu gewinnen und sich entsprechend auf diesen Standorten zu etablieren. Die sich so ergebenden Lebensgemeinschaften werden Biozönosen genannt, ihre Lebensräume Biotope. So spiegeln sich die Bodeneigenschaften in den Biozönosen wider. Klimawandel, Artenverlust, Bodenerosion, -verdichtung und -versiegelung bedrohen unsere natürlichen Lebensgrundlagen. Das Wissen um die Standortanforderungen der verschiedenen Arten ermöglicht erst eine nachhaltige Steuerung der Nutzung unserer Landschaften.

In unserer Arbeitsgruppe beschäftigen wir uns mit den Wechselwirkungen zwischen Böden und Pflanzen beziehungsweise mit der Bedeutung von Böden für Biotope, mit dem Bodenwasserhaushalt, mit Schadstoffbelastungen und mit grundlegenden biogeochemischen Prozessen in Böden. So arbeiten wir über die Entwicklung von Böden im Kontext der Landschaftsentwicklung, über Böden als Kohlenstoffsenke oder über schadstofffreisetzende oder schadstofffixierende biogeochemische Prozesse in Böden. Ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist es, die Bedeutung des Bodens als Grundlage allen Lebens zielgruppenspezifisch in der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Konkret arbeiten wir unter anderem über

  • die Bedeutung des Bodenwasserhaushalts für Biozönosen in Wasserschutzgebieten des Trinkwasserversorgers der Stadt Bühl,
  • den Kohlenstoffhaushalt von landwirtschaftlichen Flächen in Brandenburg,
  • den Moorbodenschutz in Brandenburg,
  • die Berücksichtigung standort- und bodenkundlicher Aspekte bei floristischen Ansiedlungsmaßnahmen
  • die Belastung mit perfluorierten Kohlenwasserstoffen in Baden-Baden und Bühl,
  • die Arsenbelastung von landwirtschaftlichen Böden in Ost- und Südost-Asien
  • Ansätze zur Förderung von mehr Bodenbewusstsein.