Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Zunächst habe ich mich an der Universität Potsdam für das Auslandssemester in Montpellier beworben. Hierbei ist zu beachten, dass es besser ist im Wintersemester ins Ausland zu gehen, da sich im Sommersemester die Prüfungsphasen der beiden Universitäten überschneiden. Nachdem ich von der Universität Potsdam nominiert wurde, musste mich bis zum 15. Juni an der Universität in Montpellier (Fakultät für Management kurz MOMA) meine Bewerbungsunterlagen einreichen. Diese beinhalteten ein Passfoto sowie Ausweisdokument, die akademische Leistungsübersicht, das letzte Ausbildungszertifikat und das von beiden Universitäten unterschriebene Learning Agreement. Besonders wegen der Erstellung des Learning Agreements sollte man früh genug mit der Zusammenstellung der erforderlichen Dokumente beginnen, da dies mehrere Wochen in Anspruch nehmen kann. Die angebotenen Kurse der MOMA und weitere Informationen für Austauschstudenten findet man hier: https://www.montpellier-management.fr/en/exchange-students/. Das International Office der MOMA lässt sich gut per E-Mail erreichen und die Antwortzeit ist meist nicht länger als ein Werktag.
Studium an der Gastuniversität
An der Universität in Frankreich sind einige Dinge anders als in Deutschland: Eine Vorlesung dauert 3 Stunden inkl. einer 15-minütigen Pause. Die Kurse haben weniger Leistungspunkte (meist 3-4 ECTS) und das Notensystem geht von 0 bis 20 Punkten, wobei man ab 10 Punkten bestanden hat und über 16 Punkte nur sehr schwer zu erreichen sind. Das Anforderungsniveau variiert, insgesamt ist es aber ähnlich wie in Deutschland. Es wird viel Wert auf Gruppenarbeiten, Präsentationen und Hausarbeiten als Prüfungsleistungen im Semester gelegt. Es werden sowohl Kurse auf Englisch als auch Französisch angeboten, jedoch sprechen nicht alle Professoren gutes Englisch. So kam es dazu, dass einer meiner Kurse, welcher ursprünglich als englischer Kurs ausgeschrieben wurde, zu 2/3 der Zeit auf Französisch stattgefunden hat und auf die Erasmus-Studierenden nur wenig Rücksicht genommen wurde. Bei meinen restlichen englischen Kursen gab es aber keine Probleme diesbezüglich. Das International Office der MOMA ist werktags geöffnet und nimmt sich allen Fragen geduldig an. Es wird ebenfalls ein Buddy-Programm angeboten, bei welchem einheimische Studierende die Erasmus-Studierenden die ersten Tage und Wochen unterstützen. Dies habe ich allerdings nicht in Anspruch genommen. Der Campus der MOMA und der Faculté d’Economie sind an einem Standort, an welchen sich ebenfalls eine große Bibliothek befindet. Die Bibliothek ist von Montag bis Samstag von 9-19 Uhr geöffnet und ist hell und offen eingerichtet, sodass man hier gut lernen kann. Es gibt auch einen Computer-Raum, wo man auch drucken kann. Die Vorlesungssäle sind ebenfalls in gutem Zustand und mit Tafel und großen Bildschirmen eingerichtet, um dort Powerpoint-Präsentationen abzuspielen. Auf dem Campus befindet sich auch die Mensa/Cafeteria. Hier bekommt man montags bis freitags von 12 bis 14 Uhr für 3,30€ ein Essen mit Vor- und Nachspeise. Man hat die Auswahl zwischen mehreren Gerichten und es gibt auch vegetarische Optionen, das Essen ist für den Preis vollkommen in Ordnung. Bzgl. der Covid-19 Pandemie: An der Uni galt zu dem Zeitpunkt eine generelle Maskenpflicht auf dem Campus und in den Vorlesungssälen, jedoch wurde sich nicht von allen Professoren und Studierenden daran gehalten. Falls man also zur Risikogruppe gehört, birgt das Besuchen der Vorlesungen schon ein Risiko. In der Mensa ist am Platz das Absetzen der Masken zum Essen erlaubt.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Der Kontakt zu einheimischen Studierenden hielt sich bei mir in den universitären Grenzen. Bei Gruppenarbeiten wurde meistens darauf geachtet, dass einheimische und Erasmus-Studierende zusammenarbeiteten und man dadurch in Kontakt kommt. Privat habe ich jedoch viel mit anderen Erasmus-Studierenden unternommen. Alle sind in der gleichen Situation und wollen neue Leute kennenlernen. Man hat eine sehr intensive Zeit zusammen und es entstehen wahre Freundschaften. Es gibt 2 Organisationen für Erasmus-Studierende, die in Montpellier vertreten sind: Erasmus Life und ESN. An ESN-Events habe ich leider nicht teilgenommen und kann die Organisation dementsprechend auch nicht beurteilen, habe aber nur Positives gehört. Events von Erasmus Life hingegen würde ich euch nicht empfehlen, diese sind schlecht organisiert und die Organisatoren sind sehr unfreundlich. Generell sind solche Events aber super, um neue Leute kennenzulernen und tolle Erfahrungen zu machen (zB Pool Party, Kanu Tour, Wandern etc.).
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Da Englisch meine Hauptunterrichtssprache war, habe ich in Englisch den Sprachtest vor und nach dem Auslandsaufenthalt absolviert. Mein Sprachniveau war vor und nach dem Aufenthalt bei C1, jedoch konnte ich mein Vokabular verbessern. Es wurde für die Erasmus-Studierenden auch ein Französisch-Sprachkurs angeboten, den man zusätzlich belegen konnte. Bei diesem wird Grammatik wiederholt und man übt das Sprechen und Schreiben. Zu Beginn des Semesters absolviert man einen Einstufungstest und wird dann in den entsprechenden Kurs eingeteilt. Der Kurs findet 1x pro Woche von 18-20 Uhr an einem anderen Campus statt. Auch hier hat man Prüfungsleistungen im Semester und eine Klausur zum Abschluss. Mein Französisch habe ich im Erasmus zwar verbessern können, allerdings nicht so sehr wie ursprünglich erwartet. Jedoch hätte ich dies mit mehr Kontakt zu Einheimischen und mit eigenständigem Üben von Grammatik und Vokabeln noch steigern können.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe während meinem Auslandssemester im Studentenwohnheim „Les Arceaux“ gewohnt. Man konnte, nachdem man an der französischen Universität für das Erasmus angenommen wurde, angeben, ob man Interesse hat, in einem Studentenwohnheim zu wohnen. Das habe ich getan und wenig später eine E-Mail für die Anmeldung erhalten und musste dann die Kaution für das Zimmer hinterlegen. Das war alles sehr unkompliziert. Angekommen in Frankreich, konnte man seinen Zimmerschlüssel beim Wärter abholen und das Zimmer beziehen. Im Sekretariat des Wohnheims wird ausschließlich Französisch gesprochen. Das Zimmer ist 12 m2 groß und verfügt über ein Bett, Schreibtisch, Kleiderschrank und Kühlschrank als auch ein eigenes Badezimmer mit Waschbecken, Toilette und Dusche. Es gibt eine Gemeinschaftsküche, welche man sich mit den anderen Leuten aus seinem Stockwerk teilt. Die Sauberkeit und der Zustand des Wohnheims lassen leider zu wünsche nübrig. Mein Zimmer wurde vor meiner Anreise nur notdürftig geputzt und die Küchen sind zum Teil sehr eklig mit herumliegenden Essensresten und vielen Fettspritzern. Es werden außerdem weder Küchenutensilien noch Bettdecke und Kopfkissen gestellt. Für den Preis von 255 €/Monat ist das aber in Ordnung. Freunde von mir haben für WG-Zimmer häufig mehr als das Doppelte pro Monat bezahlt. Eine WG haben viele über „Chez Nestor“ gefunden. Für das Wohnheim und die Uni braucht man den Nachweis einer Auslandskrankenversicherung, einer Zivil-Haftpflichtversicherung und einer Hausratsversicherung. Diese kann man kostengünstig über https://heyme.care/en/foreign-student abschließen. Die Altstadt von Montpellier ist vom Wohnheim aus fußläufig innerhalb von 10 Minuten zu erreichen. Die Altstadt mit ihren kleinen Gassen ist wirklich wunderschön und voller Cafés, Bars und Restaurants. Das Meer erreicht man mithilfe der Tram Nr. 3, indem man bis zur Endstation „Perol – Etang de l’or“ fährt und von dort aus mit einem Leihfahrrad (Velomagg) oder zu Fuß zum Strand fährt/läuft. Generell ist die Stadt gut angebunden durch die Tram (10er-Ticket für 10€) und die Leihfahrräder, bei welchen die ersten 2 Std. umsonst sind. Ich habe mir während meines Auslandssemesters ein eigenes Fahrrad gekauft und war damit sehr zufrieden. Die Lebenshaltungskosten sind in Frankreich teurer als in Deutschland und das merkt man vor allem beim Essen gehen: Hier bekommt man eigentlich kein Gericht unter 10-12 € und auch die Lebensmittel im Supermarkt sind teurer. Allerdings bekommt man immer umsonst Leitungswasser im Restaurant dazu und es ist unüblich Trinkgeld zu geben, da der Service schon in den Preisen miteingerechnet ist. Montpellier hat mit seiner schönen und lebhaften Altstadt und dem Strand viel zu bieten. Weitere Freizeitaktivitäten bestehen aus dem Sportangebot der Uni (Fitnessraum und viele Kurse) und Ausflügen in umliegende Städte.
Studienfach: Betriebswirtschaftslehre (M.Sc.)
Aufenthaltsdauer: 09/2021 - 12/2021
Gastuniversität: Université de Montpellier (Faculté MOMA)
Gastland: Frankreich
Rückblick
Alles in allem bin ich sehr glücklich, mein Auslandssemester in Montpellier gemacht zu haben und habe viele großartige Menschen kennenlernen dürfen und Erfahrungen machen können. Ich würde das Auslandssemester jedem weiterempfehlen, der offen für neue Erfahrungen ist und über ein Auslandssemester nachdenkt. Die Zeit war unvergesslich und ich konnte mich in beruflicher sowie persönlicher Hinsicht stark weiterentwickeln.