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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Ich hatte vor Einreichen der Bewerbungsunterlagen an der UP eine Frage ans IEP Lille und habe mich unter international.studentssciencespo-lilleeu an die beiden zuständigen Koordinatoren gewandt, die sehr freundlich Auskunft gegeben haben. Allerdings muss man wissen, dass in Frankreich recht lange Sommersemesterferien sind und das International Office des IEP für einen Monat (Ende Juli bis Ende August) nicht erreichbar ist. Nach der Nominierung durch die UP bekommt man eine Mail vom IEP bzw. über unser International Office weitergeleitet. Über einen Link trägt man seine Daten online ein und lädt Bewerbungsunterlagen online hoch. Ein separater Sprachnachweis oder ein Transcript of Records von der UP wurden bei mir nicht verlangt.


Studienfach: Verwaltungswissenschaft (M.A.)

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 12/2022

Gastuniversität: Science Po Lille

Gastland: Frankreich

Studium an der Gastuniversität

Meine Erfahrung bezieht sich auf das Wintersemester 2022/23 und Master-Kurse. Das IEP bzw. der Umgang mit internationalen Studierenden ist für deutsche Standards recht unorganisiert. Es gibt eine Kurswahlperiode von 48 Stunden, während derer die meisten Studierenden noch nicht mal in Frankreich sind (29.-31.08., Vorlesungsstart war der 12.09.) und es gab zu diesem Zeitpunkt für 99 % der Kurse keine Informationen außer des Kursnamens. Es gibt einen Katalog mit Kursen auf Französisch und einigen auf Englisch (für Bachelorstudierende deutlich mehr als für Masterstudierende), jedoch nicht mal einen kurzen Text zum Inhalt der Kurse wie auf PULS. Einen Syllabus gab es fast nie, Informationen bzgl. des Wochentages und der Uhrzeit der Kurse waren je nach eigener Auswahl nur für ca. 40-70 % der Kurse vorhanden. Am Ende der ersten Vorlesungswoche gab es eine zweite Kurswahlperiode von 4 Tagen (Freitag bis Montag), während derer man Kurse an- und abwählen konnte. Auch zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Informationslage nicht wirklich verbessert, sodass man zwangsweise mehr Kurse buchen musste als man brauchte, um etwaige zeitliche Überlappungen (die es im Nachhinein gab) ausgleichen zu können. Für internationale Master-Studis gab es einige Blockseminare, allerdings gab es auch zu diesen teils erst eine Woche vor Kursbeginn (in diesem Fall zwei Wochen vor Semesterende) Informationen zu Inhalt, Ablauf und Prüfungen. Bei zweien meiner Blockseminare stand Mitte des Semesters immer noch nicht fest, ob diese überhaupt stattfinden würden, geschweige denn Tag und Uhrzeit. Bei den Kursen, die wir Internationals buchen konnte, gab es gerade im Bachelorangebot sehr viele Kurse, die ausschließlich für Internationals durch externe Dozenten angeboten wurden. Das Master-Angebot auf Englisch war recht klein, allerdings gab es auch ein paar Kurse, die im Bachelorangebot standen, aber laut Dozenten Masterkurse waren. Leider hatte das International Office des IEP keinerlei Informationen darüber, sodass ich selbst die Dozenten der Bachelor-Kurse, die mich interessiert haben, fragen musste, ob es sich nicht vielleicht doch um einen Master-Kurs handelt. Die Bibliothek ist recht modern und hat bis 22 Uhr geöffnet, hat allerdings zu wenig Arbeitsplätze und an vielen der Arbeitsplätze hat man keinen Zugang zu einer Steckdose. Die Bibliothek ist sonntags geöffnet, allerdings ist sie über die Semesterferien geschlossen. Zudem gibt es nur sehr wenig fachliche Literatur vor Ort. Im Hauptgebäude gibt es einen Computerpool.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

In der ersten Woche vor Vorlesungsbeginn gab es jeden Tag mehrere Aktivitäten, die vom studentischen BDI (Bureau des Internationaux) organisiert wurden und bei denen man die anderen internationalen Studis kennenlernt. Nach Beginn des Semesters gab es allerdings nur noch vereinzelt kleine Aktivitäten mit wenig Beteiligung. Auch gab es ein Buddy-Programm, aber auch hier waren die französischen Studierenden sehr unterschiedlich motiviert, sich tatsächlich mit ihren internationalen Buddies zu treffen. Weiterhin gibt es ein großes Sportangebot, an dem man teilnehmen und französische Studierende treffen kann. Die internationalen Studierenden am IEP blieben größtenteils unter sich, da die französischen Studierenden eine sehr hohe Belastung haben und das gesamte Semester hindurch einen Großteil der Woche in der Uni und Bibliothek verbringen. Für Veranstaltungen und Reisen haben wir uns an die Organisation „Erasmus in Lille“ gehalten, die Uni-unabhängig Aktivitäten, Partys und Reisen für internationale Studierende in Lille organisiert. Am IEP gibt es Erasmus- und internationale Studierende aus der ganzen Welt, allerdings gibt es recht viele Deutsche.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Da das OLS erst nach dem Ende meines Aufenthalts verfügbar war, kann ich dazu nichts sagen. Ich hatte vor dem Erasmusaufenthalt ein gutes B2/C1-Level in Französisch und habe während des Semesters einen C1-Sprachkurs des IEP besucht, in dem allerdings nicht sehr viel beigebracht wurde. Aus niedrigeren Kursen habe ich sehr unterschiedliche Meinungen gehört, insgesamt scheinen die Sprachkurse des IEP allerdings nicht das Niveau der Uni Potsdam-Sprachkurse zu haben.

Wohn- und Lebenssituation

Man sollte so früh wie möglich nach einer Unterkunft suchen, da die Stadt Lille selbst recht klein ist, aber sehr viele Unis und Hochschulen hat, wodurch der Wohnungsmarkt extrem kompetitiv ist. Ich selbst hatte bis zwei Wochen vor Abreise kein Zimmer und in der ersten Woche am IEP gab es noch 12 internationale Studierende, die keine Unterkunft hatten.  Zudem sollte man lieber mehr Miete zahlen und zentraler wohnen, da es nur zwei Metros gibt, die selbst freitags und am Wochenende nur bis ca. 1:20 Uhr fahren. Aus diesem Grund mussten einige meiner Freunde bei Treffen viel früher los, als sie gewollt hätten, oder konnte gar nicht mit feiern gehen. Ich habe mir eine Monatskarte für den ÖPNV sowie ein Abo für das Bikesharing VLille geholt, mit denen ich super zurechtkam, allerdings wohnte ich auch sehr zentral und 10 Min zu Fuß vom IEP entfernt. Es gibt viele Unternehmen, die Zimmer gezielt an internationale Studierende vermieten und diese etwas über das Ohr hauen wollen. Man sollte definitiv eine Videobesichtigung machen, da ich von vielen gehört habe, dass die tollen Fotos aus dem Internet nicht wirklich der Realität entsprachen. Zudem gibt es gerade auf Seiten wie leboncoin, aber auch auf anderen Betrüger, die persönliche Daten und Personalausweis-Fotos oder Gebühren fordern und geklaute Fotos schicken. Außerdem sollte man immer darauf bestehen, einen Vertrag für das Zimmer oder die Wohnung zu bekommen, da man ansonsten vieles nicht machen kann - etwa eine Monatskarte, ein Fahrradabo oder einen französischen Handyvertrag bekommen. Da ich alles zu Fuß oder mit dem Rad erreichen konnte, kann ich nichts zur Busverbindung sagen, außer, dass es Busse gibt. Die IEP liegt 5 Min von der Metrostation Beaux Arts entfernt und hat eine eigene VLille-Station vor dem Gebäude. Ich habe die Metro regelmäßig benutzt, um eine oder zwei Stationen zur Uni oder zu Freunden zu fahren, allerdings nicht für mehr. Ein Bankkonto konnte ich nicht eröffnen, da meine Vermieterin keine Mietverträge ausgibt. Wie beschrieben rate ich dazu, kein Zimmer ohne Vertrag zu nehmen, da man sich sonst auch nicht auf das französische Mietrecht berufen kann, das recht mieterfreundlich ist. Die EU-Krankenversicherung gilt auch in Frankreich, ich habe aber trotzdem eine Zusatz-Auslandskrankenversicherung abgeschlossen. Lebensmittel sind teurer als in Deutschland, die Mieten sind in etwa gleich, würde ich sagen. Da Lille als Stadt klein ist, aber als Metropolregion über eine halbe Million Einwohner hat, von denen viele Studierende sind, gibt es sehr viel Angebot (Technofestivals, viele Clubs, der größte Flohmarkt Europas, Museen, Zoo, Kirmes etc.).

Studienfach: Verwaltungswissenschaft (M.A.)

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 12/2022

Gastuniversität: Science Po Lille

Gastland: Frankreich


Rückblick

Das IEP ist zwar sehr unorganisiert, aber Lille als Studi-Stadt ist perfekt für Erasmus und ich würde die Stadt jedes Mal wieder wählen. Selbst im Winter gibt es sehr viel zu tun und gerade Vieux-Lille bietet viele kleine Bars, Kneipen und Restaurants. Zudem gibt es die Club-Straßen Rue Massena und Rue Solferino, in Wazemmes gibt es einen tollen Markt. Es gibt einen Regional- und einen Fernbahnhof (Lille Flandres bzw. Lille Europe) in der Nähe von Grand Place, von dem aus ich sehr viele Tages- oder auch längere Ausflüge per Bahn unternommen habe – u.a. nach Calais, Dunkerque, Paris etc., aber auch Belgien, etwa Gent, Brügge und Brüssel sind innerhalb von 30 Min bis 2 Stunden zu erreichen. Ich bin auch mit dem Zug aus Berlin nach Lille gefahren, was zwar 8 Stunden dauert, aber in Ordnung ist, solange keine Züge ausfallen. Zudem kann man günstige Eurostar-Tickets bekommen, um von Lille oder Brüssel aus mit dem Eurostar innerhalb von 1,5 Stunden nach London zu fahren. Meine beiden größten Tipps sind wirklich, so früh wie möglich nach einer Unterkunft zu suchen und lieber eine höhere Miete zu bezahlen und dafür in der Nähe des IEP und des Grand Place (Place du Général de Gaulle) zu wohnen. Wer kein Fahrrad mitbringt oder sich in Lille eines kauft, profitiert von einem VLille-Abo.

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