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Erasmus+ Erfahrungsbericht - Université de Lille 1 - Sciences et Technologies

Die Entscheidung im Rahmen meines Masterstudiums noch ein Erasmus-Semester zu absolvieren, hatte ich Anfang 2017 getroffen und schnell war mir klar, dass das Gastland meiner Wahl Frankreich seien würde. Die deutsch-französische Geschichte stellt einen wichtigen Teil Europas, wie wir es heute kennen, dar, sodass auch ich eine „deutsch-französische Integration“ miterleben wollte.


Studienfach: M.Sc. Mathematik

Aufenthaltsdauer: 09/2017 - 01/2018

Gastuniversität: Université de Lille 1 - Sciences et Technologies

Gastland: Frankreich

Vorbereitung des Auslandsaufenthalts

Die Bewerbung an der Universität läuft über ein Online-Portal, das sowohl auf französisch als auch auf englisch zu Verfügung steht und die üblichen Dokumente (Zeugnisse, Persönliche Daten) sowie einen Beleg der Sprachkenntnisse erfordert, der Einstiegstest für das OLS genügt hier aber. Die Zulassung zum OLS muss daher aber früher erfolgen, worum man sich selbst kümmern muss. Der restliche Bewerbungsablauf entspricht auch dem deutschen System, die Mails werden in der Regel auf Französisch und Englisch versendet. Die französische Version lesen zu können, liefert allerdings nochmals einige interessante Details, die aber nicht essentiell sind.

Studium an der Gastuniversität

Der Start in das Semester viel mir ausgesprochen schwer, da alle Vorlesungen ausnahmslos auf Französisch gehalten werden. Das empfohlene Sprachniveau B1 und auch B2 ist dabei wenig hilfreich, da sich die gesprochene Sprache doch sehr stark vom Niveau der Sprachkurse abhebt und in der Regel insbesondere schneller ist. Meine Empfehlung hierfür sind französische Filme bzw. Serien, die Alltagssprache gebrauchen. Eine Quelle dafür ist das Online-Angebot von Arte TV, das für sieben Tage nach der Austrahlung kostenlos Filme, Serien sowie Dokumentationen veröffentlicht. Die Vorlesungen werden anhand eines Modulhandbuchs gewählt, das entsprechend des Studiengangs (für Mathematik) auf der Homepage  veröffentlicht wird. Hierbei ist der deutsche „Bachelor“ mit „Licence“ gleichzusetzen. Außerdem sollte man an der „Rentrée“ teilnehmen, die in der Regel in der Woche vor Beginn des Semesters stattfindet. Hier stellen unter anderem einige Dozent*innen ihre Vorlesungen vor und man erhält einige Rahmeninformationen sowie die finalen Stundenpläne. In derselben Woche findet auch das Einschreiben statt, für das man persönlich vorstellig werden muss. Die Betreuung durch das International Office ist gut und in der Regel kann man bei hier Schwierigkeiten auch auf Englisch kommunizieren. Das Studiensystem ist wiederum deutlich verschieden vom deutschen System. Insbesondere die in der Mathematik üblichen Übungsstunden sind nicht notwendigerweise vorhanden bzw. werden eher dazu genutzt, dass der Professor selbst Beispiele vorrechnet. Häufig muss man sich daher selbstständig noch Aufgaben suchen, wenn man den Stoff vertiefen möchte. An diesem Punkt kann man allerdings gut mit den französischen Studenten in Kontakt kommen, da diese sich vor demselben Problem sehen, aber schon Erfahrung damit haben. Dieser Kontakt sorgt nach meiner Erfahrung dann auch für eine rasante Verbesserung der Sprachkenntnisse, sodass ich trotz anfänglicher Schwierigkeiten nach 3 Wochen den Vorlesungen doch gut folgen und mich danach mit den einheimischen Studierenden unterhalten konnte. Der Sprachkurs, der parallel dazu zu dieser Zeit anfängt hilft ab dem Niveau B1 auch dabei Präsentationen auf Französisch zu halten, was sehr hilfreich ist, falls man doch mal eine Frage stellen oder etwas präsentieren muss. Ich habe mich trotz Sprachschwierigkeiten aber nie ausgegrenzt oder abgehängt gefühlt. Die Bibliothek LILLIAD bietet viele gemütliche Arbeitsplätze und auch Arbeitsräume für Gruppenarbeit sowie eine Cafeteria. Zusätzlich werden regelmäßig Veranstaltungen im Erdgeschoss außerhalb der Lernräume veranstaltet, die thematisch von Jobbörsen über Workshops zur Selbstmotivation bis hin zu wissenschaftlichen Poster-Sessions reichen.

Wohn- und Lebenssituation

Lille in Nordfrankreich, ist eine Stadt, von der man innerhalb von zwei Stunden Reisezeit in Paris, London oder Brüssel ist. Lille selbst ist mit ca. 230.000 eher eine kleine aber geschichtsträchtige Stadt mit einer ausgedehnten Altstadt. Als Hauptstadt der Region Haut-de-France bietet Lille viele Möglichkeiten sich in das tägliche französische Leben zu integrieren. Die Unterkunft für alle Erasmus-Studierenden ist das Wohnheim REEFLEX , für das man automatisch die Anfrage erhält, sobald man sich an der Université Lille 1 bewirbt. Es ist die einfachste Variante, eine Unterkunft zu bekommen. Die Hausverwaltung ist gut und 24/7 zu erreichen, die Internetverbindung ist abhängig von der Tageszeit. In meinem 18qm Zimmer hatte ich ein Bad, einen Kühlschrank, Schreibtisch, Küchenzeile, Bett und ausreichend Schränke. Neben der Sprache, die sich im Verlauf meines Aufenthalts mit einigem Aufwand doch gewaltig verbessert hat, ist die Kreditkarte das wichtigste Werkzeug im täglichen Leben. Kassen, die nur Kreditkarten akzeptieren sind keine Seltenheit und die Bezahlung der Miete ist auch per Karte abwickelbar. Das zweite „kulturelle Event“, das mir für sprachinteressierte Studierende unerlässlich erscheint, ist das Café Langues, wo man mit verschiedensten Sprachen in Kontakt kommen, aktiv Französisch sprechen oder anderen Studierenden Tipps für die eigene Muttersprache gegeben kann. Allgemein bietet Espace Culture immer wieder eine gute Möglichkeit, sich außerhalb seines Studiums über diverse politische, soziale, ökonomische oder sonstige Themen weiterzubilden. Keine 10 Minuten Fußweg von REEFLEX entfernt gelegen und meistens kostenlos, kann man hier auch kurz abends oder auf dem Heimweg von einer Vorlesung vorbei schauen.

Studienfach: M.Sc. Mathematik

Aufenthaltsdauer: 09/2017 - 01/2018

Gastuniversität: Université de Lille 1 - Sciences et Technologies

Gastland: Frankreich


Rückblick

Aus meiner Sicht kann ich einen Aufenthalt in Frankreich jedem empfehlen, der eine neue Herausforderung sucht und sich auch von anfänglichen Schwierigkeiten, auch wenn sie noch so monumental erscheinen, abschrecken lässt. Je besser das anfängliche Sprachniveau, desto einfacher fällt der Einstieg, aber umgekehrt kann man mit einem niedrigeren Niveau deutlich den eigenen Fortschritt von Tag zu Tag beobachten und das beschert doch einige Glücksmomente.

Frankreich

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