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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Da ich Französisch studiere, habe ich bereits zu Beginn meines Studiums entschieden, dass ich in Frankreich studieren möchte. Ich wollte gerne in eine kleinere Stadt und einer meiner Kommilitonen war bereits in Grenoble und hatte nur davon geschwärmt, sodass ich mich auch für diese Stadt entschied (und es nicht bereue ). Nach dem die Erasmusaufnahmeerklärung abgeben wurde und einige Zeit verging, meldete sich die Université Grenoble Alpes bei mir. Ich musste mich dann offiziell bei der Uni bewerben, dazu brauchte ich ein Motivationsschreiben, einen Lebenslauf, mein Learning Agreement und eine englische Version meiner Noten. Der Kontakt war stets online und sowohl das Erasmus-Büro in Potsdam als auch die zwei Koordinatorinnen meiner Fakultät vor Ort waren mir stets behilflich. Die Université Grenoble sendet einem auch unterstützende Materialien zum Studienstart. Alles in allem ist es zwar viel bürokratischer Aufwand aber nicht sehr kompliziert. 


Studienfach: Deutsch

Aufenthaltsdauer: 09/2019-01/2020

Gastuniversität: Université Grenoble Alpes

Gastland: Frankreich

Studium an der Gastuniversität

In Frankreich ist das Studium etwas weniger gut organsiert als in Potsdam. Zunächst hat jede Fakultät sein eigenes System mit eigenem Vorlesungszeitraum usw. Ich war der Fakultät LLASIC (LANGAGE, LETTRES, ARTS DU SPECTACLE, INFORMATION
ET COMMUNICATION, JOURNALISME) zugeordnet worden. Diese Fakultät – ebenso wie die LEA- hat das Privileg für Erasmusstudierende, dass man nur 51% der Kurse in dieser Fakultät wählen muss, den Rest kann man frei wählen. Somit habe ich Sprachwissenschafts-, Literatur- und Kulturkurse in LLASIC gewählt, konnte aber auch Sprach-, Philosophie-, Übersetzungs- und Sportkurse aus den anderen Fakultäten wählen. Generell ist es ERASMUS-Studierenden erlaubt, einen benoteten Sportkurs und für uns kostenfreie Sprachkurse (alle Sprachen außer Französisch) zu besuchen. 

Ein Kurs ist meistens 2 Stunden lang und bringt 3 ECTS. Tendenziell hatte ich besonders im zweiten Semester mehr zu tun als in Potsdam, ich hatte viele Hausaufgaben auf und musste einige Hausarbeiten schreiben. Aber auf der anderen Seite waren meiner Meinung nach Kurse im Allgemeinen etwas weniger anspruchsvoll. Noten gibt es in Frankreich in Form von Notenpunkten von 1-20, 10 und mehr Punkte sind bestanden, allerdings sind mehr als 17 Punkte kaum zu erreichen, was ich bestätigen kann. Die meisten haben Notenpunkte zwischen 12-16 erhalten.

Der Studienalltag ist ähnlich wie der in Potsdam. Kurse finden an dieser Fakultät ab 8:30 Uhr statt und die letzten enden um 20:30 Uhr. Anders ist, dass ein Kurs immer zur selben Zeit endet, zu der der nächste anfängt. Man ist also nie pünktlich beim nächsten Kurs, die Dozenten aber auch nicht. Viele der Dozenten arbeiten mit Powerpoints und manche laden sie auf Moodle oder Chamilo hoch. Technisch würde ich sagen, sind sie etwas hinter der Universität Potsdam, an der die Arbeit mit Moodle Standard ist. 

Zugang zu Moodle und Ähnlichem bekommt man zusammen mit seinem Studierendenausweis. Die Plattform LEO ist das „Studierenden-Internet“, von dort kann man auf Moodle, den Mailaccount, den Stundenplan und alle wichtigen Informationen zugreifen. Mit dem Studierendenausweis kann man sich in der Bibliothek Bücher ausleihen und Gruppenräume reservieren. Anscheinend dient sie auch zum Drucken, ich bin aber immer zum COREP, ein Kopieshop direkt auf dem Campus, gegangen.

An der Université Grenoble ist die Anwesenheit in Kursen obligatorisch, auch wenn dies bei Erasmus-Studierenden etwas lockerer sein soll, würde ich nicht empfehlen mehr als zweimal zu fehlen. Bei Fragen konnte man sich immer an seine Koordinatoren wenden, die ständig zu erreichen waren. Also auch wenn man mal unsicher ist, wird einem stets geholfen, sodass der Unialltag eigentlich reibungslos funktioniert.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Während meines Aufenthalts hatte ich hauptsächlich Kontakt zu ausländischen Studierenden. Viele meiner Freunde kannte ich durchs Wohnheim, in dem keine einheimischen Studierenden wohnten (genaue Erklärung unter Punkt 5). Zudem lernt man die meisten Menschen in den Einführungswochen kennen. Durch Internetrecherchen habe ich die Organisation INTEGRE (https://www.integre-grenoble.org) gefunden. Diese organisierten in den zwei Wochen vor Unistart die meisten Events für Internationals (Party’s, Austausch, Ausflüge). Ihr solltet dort auf jeden Fall hingehen, denn die meisten Freundschaften bilden sich dort.

Des Weiteren habe ich meine engeren Freunde im FEU getroffen (genaue Erklärung unter Punkt 5), aber auch diese waren hauptsächlich ausländische Studierende. 

Den Kontakt zu Einheimischen hat man hauptsächlich in der Uni. Die Franzosen sind immer sehr nett und hilfsbereit. Das Problem ist aber, dass es sehr schwierig ist, außerhalb der Uni Kontakt aufzubauen. Sie sind meistens sehr beschäftigt und ihre Freundeskreise bestehen schon, sodass es an einem selbst liegt, außeruniversitäre Treffen zu organisieren. Leichter gelingt der Anschluss in den Sportkursen. Hier habe ich einige meiner französischen Freunde kennen gelernt, mit denen man dann auch ein paar Mal etwas zusammen gemacht hat. 

Letztendlich hat man aber mehr Zeit mit den ausländischen Studierenden verbracht, sie waren schließlich auch neu und alles war unbekannt, man stand vor den selben Problemen und sie hatten auch tendenziell ähnlich viel Zeit wie man selbst.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Da ich Französisch seit vielen Jahren lerne und auch studiere, hatte ich bereits gute Kenntnisse in der französischen Sprache. Während meines Aufenthalts hat sich meiner Auffassung nach besonders mein Hörverstehen verbessert. Meine Vorlesungen, ebenso wie der Alltag waren auf Französisch, sodass man auch nur diese Sprache hört und seine Fähigkeiten im Hören recht schnell verbessern kann. Auch das Sprechen konnte ich gut in Alltagsituationen oder im Unikontext (Supermarkt, Gruppenarbeit...) erproben, sodass ich nun selbstbewusster mit der Sprache agieren kann und mich ohne viel Nachdenken unterhalten kann. Leider fehlte der Kontakt zu einheimischen Studierenden, um die Sprache nun auf sehr sehr gutem Niveau zu sprechen.

Im Vergleich zu Französisch war mein Englisch vor meiner Ankunft nicht besonders gut bzw. schlechter als mein Französisch. Da ich in einer Unterkunft von Crous (Universität) im „international building“ wohnte, welches ausschließlich von ausländischen Studierenden bewohnt wird, hat man zum einem schnell Kontakte knüpfen können, zum anderen sein Englisch sehr verbessern können. Da ein Großteil der Austauschstudierenden aus englisch-sprachigen Ländern kam oder aber nur Anfängerkenntnisse im Französischen vorzuweisen hatte, war die Sprache des Hauses Englisch. Auch wenn mein Ziel des Erasmusjahres nicht eine Verbesserung meines Englischs war, bin ich im Nachhinein auch froh darüber, dass mein Englisch nun fließend ist und ich keine Probleme mehr habe, mich in dieser Sprache bezüglich jeglicher Thematik auszudrücken.

Wohn- und Lebenssituation

Relativ schnell nach dem Erhalt meiner Immatrikulationsbescheinigung hat mir Crous (die Organisation für die Studierendenwohnheime, Mensen...) eine E-Mail geschickt, mit der Information, wie ich mich um ein Wohnheimplatz bewerben kann. Es hieß auch, dass es für ausländische Studierende eigentlich unmöglich sei, eine WG zu finden. Nach einigen Wochen vor Ort habe ich herausgefunden, dass dies doch möglich ist. Es gibt ähnliche Portale in Frankreich wie in Deutschland (WG gesucht etc.). Nichtsdestotrotz war ich mit meiner Unterkunft wirklich zufrieden. Die Bewerbung verlief einfach, man musste lediglich ein Formular ausfüllen und konnte drei Wünsche (Größe, WG/Einzeln) angeben. Ende Juli bekam ich dann eine Zusage für ein 12m2 Zimmer inklusive Bad in der Résidence Berlioz. Vorort kam ich dann in das Haus 6, dieses Haus ist wie bereits genannt nur für ausländische Studierende. Es ist praktisch, um Anschluss zu finden und es ist auch immer etwas los, Langeweile ist hier fehl am Platz. Zusätzlich hat das Berlioz eine super Lage. Es liegt direkt auf dem Campus, mit dem Fahrrad waren es so zu meinem Fakultätsgebäude drei bis vier Minuten, einen Luxus, den ich sehr genossen habe, denn zur Uni Potsdam fahre ich dann doch fast 30 Minuten mit dem Auto. Zudem sind auch Supermärkte nicht weit entfernt, Lidl und Casino ungefähr 7 Minuten Fußweg und auch andere Geschäfte wie Intersport, Wohnungsausstatter und Fast-Food-Ketten sind zu Fuß schnell zu erreichen. In die Stadt braucht man mit dem Fahhrad circa 10 Minuten, wer lieber die Tram nimmt, die vor dem Haus abfährt, braucht in etwa die selbe Zeit. 

Mein Zimmer war nicht besonders groß, aber für die Zeit vollkommen ausreichend. Ich hatte ein eigenes Bad, was mir sehr wichtig war und einen fantastischen Ausblick auf die Berge. Die Küche habe ich mir mit meiner Etage geteilt. Wie das überall mit mehreren Menschen ist, gab es manche, die haben die Küche sehr dreckig hinterlassen. Unter der Woche kam aber jeden Tag eine Frau von Crous vorbei, die die Küche geputzt hat, somit war die Sauberkeit in der Küche in Ordnung. Oft wurden auch Party’s im Wohnheim gefeiert, sodass ich jedem Ohrstöpsel für den Notfall empfehlen würde, falls man doch mal früh raus muss. Die Miete liegt bei 290 Euro pro Monat. 

Neben Berlioz kann ich auch die Résidence Ouest empfehlen, die dem Berlioz sehr ähnlich ist. Abraten würde ich von der Résidence Olympique, da sie sehr weit von der Uni entfernt liegt und zudem im Viertel Echirolles. Ein Viertel, was man auf jeden Fall meiden sollte, besonders nachts. Hier brennen Autos, Drogenbosse leben dort und es gibt nach Angaben der Franzosen dort hin und wieder Schießereien. Eine weitere Résidence, in der ich nicht wohnen wollen würde, ist das Rabot. Durch seine Lage auf dem Berg bietet es zwar einen wunderbaren Ausblick, das war es dann aber auch schon. Der Aufstieg ist besonders im Sommer kräfteraubend und im Winter bei Glatteis sehr gefährlich. Die Toiletten sind sehr alt: Es sind Löcher im Boden, sodass man stets hocken muss, sie riechen nicht besonders angenehm und die Flure ähneln einem Knast. Zusammenfassend also nicht besonders gemütlich.

Ich würde jedem raten, das Wohngeld CAF zu beantragen. Man muss zwar eine Menge Papierkram ausfüllen, aber in meinem Fall waren es 112 Euro pro Monat, die ich so weniger Miete bezahlen musste. Wichtig ist hierbei, dass du deine Geburtsurkunde brauchst und meist ein französisches Konto. Ich konnte das schnell und kostenlos bei der BNP Paribas abschließen. Die französische Visa-Karte war mir auch bei anderen Dingen nützlich. Fahrkartenautomaten zum Beispiel funktionierten nicht mit meiner deutschen Karte. 

Man kann nämlich eine Tram-Karte kaufen und alle unter 25 Jahren können dann diese jeden Monat für nur 15 Euro aufladen und so den ganzen Monat fahren.  Alternativ kann ich das Metro-vélo empfehlen. Es gibt verschiedene Standorte, einer sogar auf dem Campus, wo man ein Fahrrad ausleihen kann und das für Tage, Monate oder ein Jahr. Ich habe für ein Jahr lediglich 72 Euro bezahlt und konnte bei jedem Problem einfach hingehen und sie haben es behoben. Grenoble eignet sich mit seinen vielen Fahhradwegen und der flachen Lage besonders zum Fahrradfahren. Oft ist man auch schneller als mit der Tram.

Das Leben ist in Frankreich tendenziell etwas teurer als in Deutschland. Supermärkte in der Innenstadt unterscheiden sich deutlich von deutschen Preisen. Lidl, Casino Géant und Carrefour sind nicht weit vom Campus und verhältnismäßig preiswerter. Ebenso könnt ihr Märkte besuchen, diese sind oft auch etwas billiger und bieten bessere Qualität. Der bekannteste Markt ist bei der Tramstation Saint Claires Les Halles.

Außerdem solltet ihr auf die französischen Streiks vorbereitet sein. Franzosen streiken wirkich gerne und lange. Während meines Aufenthaltes betraf dies den Zeitraum Ende November bis Mitte Januar. Für einige meiner Freunde sind die Bahnen zurück nach Deutschland ausgefallen, für andere ganze Wochen die Uni. Auch für mich gab es unifreie Tage durch die Streiks und Klausuren wurden verlegt. 

Wer den Sport liebt, ist in Grenoble richtig. Im Sommer kann man Wandern, Klettern, Mountainbike fahren und im Winter Ski und Snowboard fahren. Die Uni bietet über SUAPS (https://suaps.univ-grenoble-alpes.fr) verschiedene Sportkurse an. Jedes Semester kannst du einen benoteten und dadurch auch weniger teuren und einen unbenoteten Kurs wählen. Diese Kurse bieten auch eine gute Möglichkeit Kontakte zu Einheimischen aufzubauen. Zudem bietet Crous ebenfalls kostenlose Sportkurse an (http://www.crous-grenoble.fr). Neben Sport bietet Crous auch andere Veranstaltungen wie Konzerte, Theater usw. an und sie betreiben die Unimensen. Die Studierendenorganisation SIMBIOZ ermöglicht dir für einmalig 5 Euro pro Semester Zugang zu einem kleinen Fitnessstudio, Musik- und Spieleraum. 

Natürlich hat auch Grenoble an sich vieles zu bieten: Man kann ins Museum oder Theater gehen. Im Kino laufen Filme auf Französisch aber auch auf Englisch. An schönen Tagen kann man die Bastille besteigen und die Aussicht über Grenoble genießen. 

Für all die jenigen, die gläubig sind oder offen demgegenüber, möchte ich das FEU (http://www.lefeu.org/grenoble/) ans Herz liegen, dort habe ich die engsten meiner Freunde kennen gelernt. Das FEU ist das „foyer evangelique universitaire“. Jeden Dienstag wird dort gemeinsam gegessen und über die Bibel diskutiert. Donnerstags ist Englisch Thursday mit variierendem Programm. Zusätzlich bietet das FEU Spieleabende, Wandertage und Wochenendeausflüge an. 

Außerdem möchte ich einmal genauer auf das französische Gesundheitssystem eingehen. Ich war in Frankreich leider sehr oft beim Arzt, erst aufgrund einer starken Blasenentzündung, dann wegen eines Skiunfalls mit Kreuzbandriss und kann somit ausführlich über dieses Thema berichten. Es gibt sogenannte „centre medical“, an die man sich bei jeglichen Beschwerden wenden soll, abgesehen von Verletzungen, die die Notaufnahme im Krankenhaus erfordern. Eines dieser Zentren liegt direkt auf dem Campus. Dort kann man einfach hingehen. Man spricht dann erstmal mit einer Krankenschwester, die entscheidet, ob ein Besuch beim Arzt erforderlich ist und wohin du dich wenden musst. Wenn du früh morgens zum Zentrum gehst, hast du meist das Glück noch am selben Tag einen Arzt in dem gleichen Zentrum zu sehen. Bei meinem Skiunfall bin ich ins Krankenhaus „La Tronche“ gefahren. Die Notaufnahmen funktionieren dort ähnlich wie in Deutschland. Auch wenn es hieß, man müsse alles direkt vor Ort bezahlen, musste ich nichts direkt bezahlen. Die Rechnungen wurden mir hinterher per Post zu gesendet und ich habe sie nach dem Bezahlen bei meiner Versicherung eingereicht. Ich würde jedem empfehlen, eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung abzuschließen, bei den meisten gesetzlichen Kassen geht das ganz einfach online. 

Studienfach: Deutsch

Aufenthaltsdauer: 09/2019-01/2020

Gastuniversität: Université Grenoble Alpes

Gastland: Frankreich


Rückblick

Insgesamt war meine Zeit in Frankreich einfach einzigartig. Aufgrund des Coronavirus bin ich zwar einen Monat früher abgereist, aber abgesehen davon hatte ich eine unvergessliche Zeit. Ich bin viel gereist, habe Freundschaften mit Menschen von überall auf der Welt geschlossen und konnte mal ganz anders in die französische Kultur hineinschauen. Ich würde ein Erasmussemester jedem empfehlen, weil es eine ganz neue Erfahrung ist, in einem anderen Land zu leben. Man lernt dabei nicht nur viel über die Kultur vor Ort und die der Menschen, die man trifft, man lernt auch viel über sich und seine Kultur. Außerdem kann man seine Sprachkenntnisse verbessern und es bietet Abwechslung zum gewohnten Unialltag in Potsdam. Also auf was wartet ihr noch?

 

Frankreich

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