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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Ich habe mich im November 2017 für ein Auslandssemester in Frankreich beworben. Hierzu habe ich ein Dokument ausgefüllt mitsamt drei meiner favorisierten Städte im Gastland. Ende Februar/ Anfang März 2018 bekam ich dann die Rückmeldung, dass mit meiner Bewerbung alles geklappt hat und ich für das Erasmus+ Programm angenommen wurde. Da ich als Erstwunsch Toulouse angab, wurde ich im Endeffekt auch dieser Gastuniversität zugewiesen. Am Anfang ist man vielleicht ein wenig überwältigt von der Fülle der Informationen, aber man bekommt mit der Zeit langsam einen Durchblick. Schließlich gibt es auch Informationsveranstaltungen an der Universität Potsdam, die einem dabei helfen. Nach der Zusage meiner Koordinatorin wurde ich dann an der Gasthochschule nominiert. Damit ist dann schon der erste Schritt geschafft. Um den Erasmus-Platz auch offiziell anzunehmen, muss man eine Annahmeerklärung ausfüllen und im International Office abgeben. Als nächstes habe ich mir die nötigen Daten meiner Gastuniversität „Université Jean-Jaurès“ bezüglich der Einreichung der Bewerbungsunterlagen für Erasmus Studenten herausgesucht. Dort musste ich lediglich ein Online-Formular ausfüllen und dann absenden. Manche Universitäten wollen bei der Bewerbung das „Learning Agreement before the mobility“ bereits zugesendet bekommen. Darauf muss man seine Kurswahl angeben mitsamt den Kursen, die man sich dafür an seiner Heimatuni anrechnen lassen möchte. Kein Grund zur Sorge: Dieses Dokument kann vor Ort an der Gastuniversität abgeändert werden, da man unmöglich vor der Anreise alle Kurse kennt. Diese Abänderung kommt dann in das „Learning Agreement during mobility“.
Zwischen Juni und Juli 2018 habe ich dann das „Grant Agreement“, also den Stipendienvertrag, durchgelesen und unterschrieben und im International Office abgegeben. Wenige Monate vor der Abreise muss dann noch online ein sogenannter OLS-Sprachtest gemacht werden. Hierzu bekommt man einen Link per E-Mail gesendet. Dieser Test ermittelt das Sprachniveau und vereinfacht es der Gastuniversität euch einem Sprachkurs zuzuordnen.
Weitere wichtige Vorbereitungen, die man treffen sollte, wären: Eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen, sich zu überlegen eine Beurlaubung zu beantragen und eventuell eine Wohnungsversicherung abzuschließen (für Frankreich war das erforderlich und hat lediglich 26,- € gekostet). Link zu einem Anbieter, den ich genutzt habe.


Studienfach: Französisch

Aufenthaltsdauer: 09/2018-01/2019

Gastuniversität: Université Toulouse II - Jean Jaurès

Gastland: Frankreich

Studium an der Gastuniversität

Aufgrund eines Streiks im Semester zuvor, der über 3 Monate andauerte, fing das Wintersemester erst im Oktober 2018 an und war dementsprechend nicht sehr lang. An der Universität Jean Jaurès wird man als Erasmus Student anhand des Ergebnisses des OLS- Sprachtests im „Département DEFLE“ in verschiedene Sprachniveaugruppen eingeteilt. In meinem Fall war es B1. Ich bekam dann die Möglichkeit zwischen mehreren bereits gefertigten Stundenplänen zu wählen. Dieser war NUR mit DEFLE Kursen (also Sprachkurse extra für ausländische Studierende, wie etwa: Expression écrite, expression orale oder Littérature). Dies muss man nun mit anderen Kursen, die man aufgrund seines Studiums wählen möchte, abgleichen.

Zu der Wahl der Kurse außerhalb von DEFLE
Das war schon etwas umständlicher, aber auch machbar. Ausländische Studenten haben nicht den Zugang zu „Iris“ (vergleichbar mit „Puls“ der Universität Potsdam), weshalb man nicht online Kurse belegen konnte. Man rennt also von Fakultät zu Fakultät, weil dort am sog. Schwarzen Brett auf Zetteln die verschiedenen Kurse aushängen. Bei Schwierigkeiten kann man jedoch immer seinem Koordinator eine Mail schreiben oder ein Treffen vereinbaren. Man wird also nicht im Stich gelassen. Um die Kurswahl zu bestätigen, muss man ein Dokument ausfüllen (man hat dafür circa 3 Wochen Zeit) und dieses im zuständigen Büro (befindet sich im Gebäude „Arche“) abgeben. All diese Schritte werden einem in der Einführungswoche aber nicht nur einmal erklärt, weshalb dies keine Schwierigkeiten bereiten sollte. In dieser dreiwöchigen Zeit kann bzw. sollte man so viele Kurse wie möglich besuchen, um die am besten geeigneten Kurse herauszufiltern. Ich merkte zum Beispiel, dass in manchen Vorlesungen das Sprachniveau viel zu hoch war, weshalb ich nach Rücksprache mit dem Dozenten den Kurs lieber verließ. Es schadet übrigens auch nie, dem Dozenten vorher Bescheid zu geben, dass man ein Erasmus Student ist.
Generell verlief mein Studium reibungslos und machte sehr viel Spaß. Man muss sich darauf einstellen, dass Franzosen nicht gerade sehr pünktlich sind und es schon mal vorkommen kann, dass der Unterricht erst 20 Minuten später anfängt.
Gegen Ende des Semesters jedoch kam es des Öfteren zu Demonstrationen von Studenten und es wurde darüber debattiert, die Universität zu blockieren. Zum Glück geschah dies jedoch nicht.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Für den Kontakt zu anderen Erasmusstudenten ist ausreichend gesorgt, auch gerade durch die Organisation „EIMA“ in der Arche. Dabei handelt es sich um eine Organisation gegründet und geleitet von Studenten, die ausländischen Studenten wirklich bei allem helfen. Auch Veranstaltungen wie Bar-Tours oder Museumsbesuche stehen auf dem Programm. Der Kontakt ging daher sehr einfach und ich lernte eine Menge neuer Leute kennen. Auch empfehlenswert ist die Organisation „ESN“, die sich um alle ausländischen Studenten in Toulouse kümmert. Der Kontakt zu Einheimischen war aber etwas schwerer zu finden. In einigen Kursen sprach ich einfach ein paar Mitstudenten an, die sehr nett und offen waren und mir auch bei Fragen und Problemen geholfen haben. Auf universitärer Ebene war dies kein Problem, aber bei außeruniversitären Aktivitäten dann doch eine Herausforderung. Gerade weil man anfangs kaum ein Wort versteht, weil so schnell gesprochen wird und die Franzosen dort leider kein Englisch sprechen (was gleichermaßen Vor- und Nachteile hat).
Mein Tipp: Sprecht die Leute in euren Kursen einfach an. Ich hatte damit gute Erfahrungen gemacht. Abends feiern war man eher mit den Erasmus Studenten, wobei man aber in dem wirklich großartigen „nightlife“ von Toulouse viele Franzosen kennenlernte.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Mein Sprachniveau vor dem Aufenthalt war laut des OLS-Tests angeblich B1. Ich konnte mich schriftlich und mündlich schon gut ausdrücken. Auch Texte zu verstehen fiel mir nicht allzu schwer. Nur leider war ich oftmals verwirrt und verstand vieles nicht, wenn es um das Hörverstehen ging. Durch die Herausforderungen in Frankreich wurde ich aber bestens trainiert. Man wird vor Aufgaben gestellt, die man eben in keiner Schule oder Universität hat. Zum Beispiel musste ich einmal an der Rezeption meines Studentenwohnheims erklären, dass meine Deckenleuchte flackert und mein Herd aufgrund eines Stromausfalls nicht mehr funktionierte. Durch die neuen Vokabeln und den Kontext, in dem sie verwendet werden, vergisst man diese auch nicht mehr. Auch die Kurse in „DEFLE“ haben mir sehr geholfen, mich immer besser auszudrücken und auch die französische Sprache besser zu verstehen. Am Ende des Aufenthalts habe ich laut des OLS-Tests ein Niveau von C1. Ich weiß jedoch nicht inwiefern dieses Ergebnis aussagekräftig ist, da ein Zuwachs von B1 zu C1 schon sehr unwahrscheinlich ist. Jedenfalls fühle ich mich in Alltagssituationen viel sicherer und kann spontaner reagieren.

Wohn- und Lebenssituation

Die Unterkunft habe ich gefunden, als mir die E-Mail (wie oben beschrieben) zugesendet wurde. Dort fand ich Informationen und ein Formular für die Bewerbung um eine Unterkunft innerhalb der Studentenwohnheime von CROUS, welches ich der zuständigen Person zusendete. Ich bekam ohne Probleme und ziemlich schnell eine Zusage für das Studentenwohnheim von CROUS „Daniel Faucher“. Man muss eine Reservierungsgebühr am Anfang zahlen, die als erste Monatsmiete fungiert. Des Weiteren muss ein „Dépôt de garantie“ (Kaution) hinterlegt werden. Die Residenz ist nicht gerade eine der schönsten und mein Zimmer war schon bevor ich einzog sehr dreckig. Für den Aufenthalt eines Semesters reicht es jedoch vollkommen aus. In „Daniel Faucher“ gibt es 8 Gebäude, wovon Nr. 7 und Nr. 8 sehr alt sind und Nr. 1-6 zu den Neueren gehören, d.h. diese wurden bereits saniert.
Die öffentlichen Verkehrsmittel werden von dem Unternehmen „Tisséo“ geleitet. Hierzu empfehle ich die dazugehörige App „Tisséo“ im App Store runterzuladen. Eine Einzelfahrt kostet nur 1.70 € und man kann auch eine „Pastel“ Karte beantragen, die man jeden Monat neu aufladen muss. Studenten zahlen dafür nur 10,- € und können alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Ich habe mir die Karte an der Metro-Station Arènes beantragt. Gereicht hat übrigens auch die „Confirmation of Stay“, um zu zeigen, dass man Student ist, sofern diese bereits unterschrieben war unter „Arrival“ und man noch keinen Studentenausweis hat.

CAF
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das CAF, das man als ausländischer Student beantragen kann. Das zuständige Büro hierfür befindet sich in Nähe der Metro-Station „Palais de Justice“. Die notwendigen Dokumente beinhalten eine Geburtsurkunde (muss auf Französisch oder Englisch übersetzt sein), eine Bestätigung des Wohnsitzes in Frankreich, der Personalausweis, Krankenversicherungskarte und ein französisches Bankkonto um die RIB (zu Deutsch IBAN) angeben zu können. Der Beantragungsprozess ist zwar etwas langwierig, aber lohnt sich definitiv und ich würde es jedem empfehlen, der nach Frankreich geht.

Lebenshaltungskosten
Neben hoher Miete, die durch das CAF aber deutlich gesenkt werden kann, sind die Preise für Lebensmittel um einiges höher als bei uns in Deutschland. Ich hatte zwar nie Geldprobleme, hatte jedoch auch das Glück von meinen Eltern finanziert zu werden. Was mir persönlich aufgefallen ist, ist dass ein Kinobesuch aber deutlich billiger ist. Mit circa 5 bis zu 7€ maximal ist dort zu rechnen. Auch kann man in Toulouse fast alles mit Karte bezahlen.

Freizeit
Das Sportangebot an der Universität ist sehr vielfältig. Man kann zum Beispiel in den Pyrenäen Ski fahren gehen oder in den Bergen wandern. Ich selbst war im Fußballtraining eingeschrieben. Für die Anmeldung muss man sich jedoch etwas beeilen, weil der Ansturm meist sehr hoch ist. Dafür gibt es aber an der Universität auch Infoveranstaltungen. Da Toulouse nicht fern von Spanien ist, kann man gut und gerne mal über das Wochenende nach Andorra, Barcelona oder Madrid fahren. Auch umliegende Städte wie Albi, Carcassone, Bordeaux oder Montpellier sind sehr sehenswert und lassen sich per Bus oder Bahn schnell erreichen.

Studienfach: Französisch

Aufenthaltsdauer: 09/2018-01/2019

Gastuniversität: Université Toulouse II - Jean Jaurès

Gastland: Frankreich


Rückblick

Rückblickend würde ich sagen, dass sich der Aufenthalt sehr gelohnt hat. Nicht nur sprachlich habe ich mich weiterentwickelt, sondern auch persönlich. Man kommt aus seiner Komfortzone heraus und stellt sich mal neuen Herausforderungen, an denen man wachsen kann. Im Endeffekt finde ich es schade, dass ich mich nicht noch mehr mit Einheimischen umgeben habe, um meine Sprachkenntnisse noch mehr zu verbessern und mich besser mit der französischen Kultur zu verknüpfen. Es wäre zu empfehlen neben dem Studentenwohnheim von CROUS auch nach internationalen Wohngemeinschaften zu suchen. Aber auch im Studentenwohnheim fühlt man sich nicht alleine in seiner Einzimmerwohnung. Man lernt auch dort schnell Leute kennen. Ansonsten würde ich es noch empfehlen an so vielen kulturellen Veranstaltungen, Bar-Tours oder einfach nur Treffen wie möglich von EIMA oder ESN teilzunehmen. Ich blicke auf eine schöne, aber auch leider sehr schnell vergangene Zeit zurück und freue mich bald meine dort neu gewonnenen Freunde wieder zu besuchen.

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