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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Ich wollte meinen Auslandsaufenthalt in Frankreich verbringen, da ich meine Französischkenntnisse verfestigen wollte, hatte aber keine genauen Präferenzen, wo genau. Wie auf der Website zu Erasmus+ Partnerhochschulen und KoordinatorInnen (https://www.uni-potsdam.de/international/outgoing/studium/erasmus/koordinatoren.html) ersichtlich ist, gibt es in Frankreich ein breites Angebot an Partnerhochschulen für Politik- und Wirtschaftswissenschaft. Da ich es interessant fand, die französischen politikwissenschaftlichen Institute kennenzulernen, bewarb ich mich für mehrere der sogenannten „SciencesPo“-Institute.
Der Kontakt zum Institut d‘études politiques de Grenoble war recht einfach und erfolge vollständig online. Bewerbungsunterlagen wurden auf eine spezielle Website für incoming-Erasmusstudierende hochgeladen und überprüft sowie von der französischen Universität unterschrieben wieder hochgeladen.


Studienfach: Politik und Wirtschaft (B.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 09/2019 - 01/2020

Gastuniversität: Institut d‘études politiques de Grenoble

Gastland: Frankreich

Studium an der Gastuniversität

Es gab drei verschiedene Möglichkeiten, das Studium zu gestalten, sogenannte Tracks: ganz auf Englisch (Track 1); teils Französisch, teils Englisch (Track 2); ganz auf Französisch (Track 3), je nach persönlichem Sprachniveau (http://www.sciencespo-grenoble.fr/ang/admission/international-tracks/). Ich habe mich für Track 3 entschieden, wofür ich ein B2-Niveau in französischer Sprache nachweisen musste.
Das Anforderungsniveau war im Großen und Ganzen ähnlich wie in Potsdam, variierte aber z.T. stark zwischen verschiedenen Kursen. Wie in Frankreich üblich, ist das Studium deutlich verschulter und man hat etwas weniger Eigenverantwortung. Die Notengebung ist in Frankreich deutlich strenger, dies wird aber bei der Anrechnung der Kurse in Potsdam berücksichtigt. In Track 3 belegt man die gleichen Kurse wie die französischen Studierenden sowie einen Sprachkurs und einen Pflichtkurs über Frankreich (in allen Tracks auf Französisch). Dadurch, dass alle französischen SciencesPo-Studierenden das zweite Jahr im Ausland verbringen, belegt man Kurse aus dem ersten und dritten Lehrjahr.
Da das politikwissenschaftliche Institut zwar in einen sehr großen und weitläufigen Campus eingebettet ist, aber ein gesondertes Gebäude hat, ist die Atmosphäre viel familiärer als in größeren Unis. Trotzdem profitiert man von den Vorteilen einer großen Campus-Uni wie mehreren recht gut ausgestatteten Bibliotheken, Cafés, private Restaurants/Imbissbuden und Mensen. Die Bibliotheken haben leider am Wochenende gar nicht oder sehr kurz offen.
Das Personal des International Office war immer sehr freundlich und hilfreich, wobei ich persönlich gar keine größeren administrativen Probleme hatte.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Kontakt zu einheimischen Studierenden ist denke ich am einfachsten über das recht breite Angebot an Clubs, die von einheimischen Studierenden organisiert werden, möglich. Ich habe diese Gelegenheit leider etwas verpasst, aber gerade die Hochschulband war für einige meiner Freunde ein wichtiger Kontaktpunkt mit einheimischen Studierenden. Die französischen Studierenden sind generell sehr offen und freundlich. Solange man es nicht um jeden Preis vermeidet, findet man sich aber trotzdem oft in einer Erasmus-Bubble wieder. Ich habe tatsächliche einige sehr gute Freunde unter den ausländischen Studierenden gefunden, der Kontakt zu französischen war eher lose, aber dennoch gut.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

In SciencePo-Universitäten sprechen deutlich mehr Studierende Englisch als in anderen Umfeldern in Frankreich, weshalb man sich oft dazu hingezogen fühlt, auch mit ihnen eher Englisch zu sprechen. Aber wenn man sich etwas zwingt, klappt die Kommunikation auf Französisch auch mit nicht perfekter Sprachkenntnis ganz gut. Ich hatte vor meinem Aufenthalt ein B2-Niveau und laut dem OLS-Test danach ein C1-Niveau. Ich fühle mich deutlich sicherer im Alltagsgebrauch, in Unterrichtssituationen und was Umgangssprache angeht, das Leseverständnis hat sich aber meiner Einschätzung nach nicht groß verändert.

Wohn- und Lebenssituation

Eine Unterkunft zu finden, war tatsächlich sehr einfach, da alle Erasmus-Studierenden einen garantierten Wohnheimsplatz haben. Es gibt sehr viele verschiedene Wohnheime über die Stadt verteilt, manche (wie meins) mit Einzelzimmern inkl. Bad und Gemeinschaftsküchen, manche neuere haben auch WGs. Die Ausstattung der Wohnheime variiert stark, hauptsächlich je nach Alter der Gebäude, ist aber für einen kürzeren Aufenthalt eigentlich immer in Ordnung. Die Preise der Wohnheime lagen zwischen 170€ (für ein sehr spartanisches, ungünstig gelegenes Wohnheim) bis um die 300€. Manche ausländische Studierende, gerade solche die länger blieben, haben sich für ein privat vermietetes WG-Zimmer entschieden, die aber meist 400-500€ kosteten.
Man kann sich auf verschiedene Wohnheimsmodalitäten im Internet bewerben, die dann nach Verfügbarkeit vergeben werden.
Sich in Grenoble fortzubewegen ist sehr angenehm, man kann gut Fahrrad fahren (billig zu mieten), und das Monatsticket für die Öffis kostet nur 15€.
Jeder, der in Frankreich studiert, hat Anrecht auf eine Art Wohngeld von max. 150€ pro Monat, wofür aber ein recht komplizierter bürokratischer Vorgang nötig ist und ich glaube man braucht ein französisches Bankkonto.
Frankreich ist allgemein merklich teurer als Deutschland, wobei Grenoble im Vergleich zu Paris ziemlich billig ist. Ausgehen ist gerade im Vergleich zu Berlin sehr teuer, der Alltag ist aber mit wenigen Abstrichen bezahlbar.
Die Universität hat ein sehr gutes und breit gefächertes Sportangebot, für das man sogar LPs bekommen kann. Das Angebot wechselt je nach Sommer- oder Wintersemester. Ich habe ein Multi-Aktivitäts-Outdoorprogramm und Windsurfen belegt, im Sommersemester (in Frankreich ab Februar) gibt es noch viele Ski- und Snowboardangebote. Da Grenoble mitten in den Bergen liegt, kann man im Sommer sehr schöne Wanderungen machen und im Winter die nah gelegen Skigebiete besuchen, von denen viele Studirabatte anbieten.

 

Studienfach: Politik und Wirtschaft (B.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 09/2019 - 01/2020

Gastuniversität: Institut d‘études politiques de Grenoble

Gastland: Frankreich


Rückblick

Ich kann einen Aufenthalt in Grenoble auf jeden Fall empfehlen. Grenoble ist eine lebendige Studentenstadt mit einer schönen Innenstadt und sehr schöner Natur in der Umgebung sowie Ausflugszielen wie Lyon oder Annecy in der Nähe. Es war für mich recht einfach, mich einzuleben und ich fühlte mich fast immer willkommen. Die Organisation war z.T. etwas durcheinander, da ab Dezember die Uni oft von den Studierenden aus Protest gegen eine Rentenreform blockiert wurde, aber am Ende hat eigentlich Alles geklappt. Da vier Monate schnell vorüber gehen und eigentlich alle Klausuren schon vor Weihnachten geschrieben sind, ist ein längerer Aufenthalt bestimmt empfehlenswert.

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