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Jüdisches Filmerbe

DFG-Projekt Jüdisches Filmerbe zwischen kultureller Praxis und Gedächtnisinstitutionen (2026–2028)

Forschungsprojekt der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, des Moses Mendelssohn Zentrums Potsdam und des Instituts für Jüdische Studien und Religionswissenschaft

Projektleitung: PD Dr. Anna-Dorothea Ludewig (MMZ), Dr. Ulrike Schneider (Universität Potsdam) und Dr. Lea Wohl von Haselberg (Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf)

Laufzeit: 2026-2028

Das Projekt ist Teil des DFG-Schwerpunktprogramms 2357: Jüdisches Kulturerbe.

Das Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft an der Universität Potsdam führt gemeinsam mit dem Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (MMZ) und der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF die Erforschung des Jüdischen Filmerbes fort. Das von der DFG im Schwerpunktprogramm Jüdisches Kulturerbe geförderte Projekt Jewish Film Heritage between Cultural Practices and Memory Institutions knüpft unmittelbar an das Vorgängerprojekt Jewish Film Heritage (2022–2025) an und vertieft die Grundlagenforschung in engem Austausch mit Film- und Kulturerbeinstitutionen, Filmemacher*innen und Publikum.

Im Fokus stehen drei übergeordnete Schwerpunkte: Erstens soll die Autonomie des jüdischen Filmerbes mit seiner doppelten Relevanz als Film und als Quelle jüdischer Geschichte und Erfahrung herausgearbeitet und die unterschiedlichen Bezüge und Arbeitsweisen mit diesem Erbe aus künstlerischer, wissenschaftlicher und museologischer/archivischer Perspektive erörtert werden. Zweitens zielt das Projekt darauf ab, marginalisierte Erinnerungen und gefährdete Filmsammlungen zu erschließen, zu sichern und zu untersuchen und sie nicht zuletzt für die Forschung in anderen Disziplinen zugänglich zu machen. Drittens soll dieses gesicherte jüdische Filmerbe durch partizipative Formate, wie einem Jewish Home Movie Day der Öffentlichkeit vorgestellt und Teil einer lebendigen (jüdischen) Filmkultur werden.

Das interdisziplinäre Forschungsprojekt setzt sich aus drei Teilprojekten zusammen:

Jüdische Home Movies. Amateurfilme in Sammlungen jüdischer Museen (MMZ)
Im Zentrum steht die Untersuchung bislang kaum erschlossener Amateurfilme in den Sammlungen jüdischer Museen (Berlin, Frankfurt/Main). Geplant sind Digitalisierung, inhaltliche Analyse und die Entwicklung neuer Archivierungs- und Vermittlungskonzepte. Mit dem Jewish Home Movie Day wird ein partizipatives Format etabliert, das jüdische Gegenwart, Familiengeschichte und Filmkultur zusammenführt.

Heritage Journey Filme (Universität Potsdam)
Zentraler Bestandteil ist die Analyse von Spiel- und Dokumentarfilmen, die sich mit familiären „Heritage Journeys“ befassen. Im Fokus steht, wie Erinnerung, Zugehörigkeit und kulturelles Erbe filmisch verhandelt werden – sowohl innerhalb jüdischer Communities als auch im Dialog mit der Mehrheitsgesellschaft. Geplant sind auch Austauschformate mit Filmemacher*innen.

Künstlerische Forschung am und mit jüdischem Filmerbe (Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF)
Zwei Künstler*innen-Fellowships verbinden wissenschaftliche Reflexion mit künstlerischer Praxis. Found Footage, Archivmaterialien und Fragen der Erinnerungskultur werden im künstlerischen Prozess erforscht. Das erste Fellowship wird von der Regisseurin Yael Reuveny wahrgenommen.

Gemeinsame inhaltliche Klammer bilden Familienarchive und familiale Erinnerungen, die in bewegten Bildern überliefert sind. Dabei verweisen die Teilprojekte, in ihrer diversen methodischen Konzeption wie auch in ihren differenten Gegenständen, auf die Bedeutung bewegter Familienbilder als jüdisches Filmerbe.

Weitere Informationen:
https://spp-juedisches-kulturerbe.de/juedisches-filmerbe-zwischen-kultureller-praxis-und-gedaechtnisinstitutionen/

 

DFG-Projekt Jüdisches Filmerbe

Forschungsprojekt der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, des Moses Mendelssohn Zentrums Potsdam und des Instituts für Jüdische Studien und Religionswissenschaft

Projektleitung: PD Dr. Anna-Dorothea Ludewig, Dr. Ulrike Schneider, Dr. Lea Wohl von Haselberg

Mitarbeiter:innen: Laura Brüggemann, Johannes Praetorius-Rhein

Laufzeit: 2022-2025

Das Forschungsprojekt  ist Teil des DFG-Schwerpunktprogramms 2357: Jüdisches Kulturerbe.

Weitere Informationen

Jüdische Filmgeschichte ist ein noch junges, aber dynamisches Forschungsfeld; „Jüdisches Filmerbe“ hingegen ist bislang ein Desiderat. Der Begriff Filmererbe geht insofern über Filmgeschichte hinaus, da mit diesem Filme stärker als „Beziehungsgeflecht aus ihrem materiellen Zustand, ihrem legalen Besitz und aus verschiedenen Akteuren“ (Chris Wahl) fokussiert werden. Mit dem Begriff kann von der Filmgeschichtsschreibung vernachlässigtes audiovisuelles Material (wie Industrie-, Lehr- und Werbefilme) inkludiert, parafilmische und filmbegleitende Materialien sowie Abspielorte und Aufführpraktiken (von DP-Camps über Filmveranstaltungen in Gemeinden bis zu Jüdischen Filmfestivals) und die Biografien jüdischer Filmschaffender berücksichtigt werden.

Ziel des Gesamtprojektes ist es, eine wissenschaftlich fundierte Arbeitsdefinition des Terminus „Jüdisches Filmerbe“ zu entwickeln, die an literaturwissenschaftliche Forschungen zum Verständnis von „Jüdischen Literaturen“ ebenso anschließt wie an filmwissenschaftliche Ansätze zum Umgang mit audiovisuellem Erbe und Überlegungen der Critical Heritage Studies.

Dazu wird in den einzelnen Teilprojekten

a) eine Kartierung des unerschlossenen Gegenstandes „Jüdisches Filmerbe“ von den Anfängen des Mediums Films bis in die Gegenwart mittels einer Datenbank unternommen (Mapping Projekt. Datenbank Jüdisches Filmerbe);

b) die Rezeption „jüdischer Filme“ innerhalb des DEFA-Filmerbes anhand paratextueller Rahmungen und Retrospektiven in Form von Fernsehausstrahlungen und Filmveranstaltungen untersucht, um Intentionen und Prozesse gegenwärtiger Einordnungen sowie Kanonisierung zu erörtern (Jüdisches Filmerbe bei der DEFA);

c) eine Forschungsarbeit zum ‚Gebrauchsfilm‘ erstellt, mit der Lehr- und Imagefilme jüdischer Institutionen und Organisationen analysiert und die Entstehungs-, Produktions- sowie die Distributions- und Rezeptionsbedingungen dieser ‚Gebrauchsfilme‘ in den Blick genommen werden (Jüdischer Gebrauchsfilm).

Die Potsdamer Forschungseinrichtungen – die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, das Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam und das Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft an der Universität Potsdam – streben durch das geplante Projekt eine Stärkung des Forschungsfeldes „Jüdischer Film“ sowie die Einrichtung eines Sammlungsschwerpunktes an, der Filme und Literatur zu diesem Themenkomplex bereitstellen soll.