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Transnationalismus-Konzepte in Kultur und Literatur

Wie viel Transnationalismus verträgt die Kulturrrr
Foto: Hans-Otto-Theater am 21.Oktober 2008

Abschlusspodium des Symposiums "Wie viel Transnationalismus verträgt die Kultur?" im Hans-Otto-Theater am 21.Oktober 2008 (v.l.: Prof. Dr. Karl Schlögel, Avi Primor, Prof. Dr. Willi Jasper, Marieluise Beck, Dr. Bahman Nirumand, Prof. Dr. Wilfried Schoeller)

Wie viel Transnationalismus verträgt die Kulturrrr
Foto: Hans-Otto-Theater am 21.Oktober 2008

Forschungsprojekt Transnationalismus-Konzepte in Kultur und Literatur

Nach Abschluß des von der VW-Stiftung geförderten deutsch-israelisch-amerikanischen Gemeinschaftsprojekts „Identitätsentfaltung über Bikulturalismus und Enklavenbildung? Eine vergleichende Analyse der Problematik kultureller Selbstbehauptung `russisch-jüdischer´ Immigranten der 90er Jahre in Deutschland, Israel und den USA“ (2003-2007) wurde das Lehrforschungsprojekt „Transnationalismus-Konzepte in Kultur und Literatur“  konzipiert. In diesem Projekt geht es um Analysen des Komplexes „Globalisierung-Ethnizität-Nationalität-Identität“ in einem neuen interdisziplinären Kontext von Kultur-,Literatur-,Sozial-und Sprachwissenschaften. Programmatischer Auftakt war das mit Unterstützung der ZEIT-Stiftung, der Heinrich-Böll-Stiftung und der Einrichtung „Bildung on demand“ an der Universität Potsdam und dem Hans-Otto-Theater durchgeführte  Symposium  „Wieviel Transnationalismus verträgt die Kultur?“ (20./21.Oktober 2008)

Wie viel Transnationalismus verträgt die Kultur?

- Internationales Symposium 20./21. Oktober

An der Schwelle zum neuen Säkulum befanden sich rund 125 Millionen Menschen rund um den Globus außerhalb ihrer Herkunftsregionen. Das 20. Jahrhundert ist zum „Zeitalter der Migration“ erklärt worden - doch die westlichen Aufnahmegesellschaften begriffen (und begreifen) das Problem nur unter dem eingeschränkten Aspekt ihrer ökonomischen und kulturellen Belastbarkeitsgrenzen. In der Debatte über Globalisierung werden Stichworte wie „Entortung“, „Transkulturalisierung“ oder „Transnationalität“ zunehmend mit Vorstellungen eines imaginären Charakters von Nation und Ethnizität in Zusammenhang gebracht. Deutlich wird das vor allem durch die Übertragung des ursprünglich nur in ökonomischen Zusammenhängen verwandten Begriffs des „Transnationalismus“ auf die neuen Erscheinungsformen ethnischer Diasporen. „Diaspora“ - ein aus der jüdischen Tradition stammender Begriff – ist zum Synonym für Entortung nicht nur von materiellen Existenzen, sondern auch des Gedächtnisses geworden. Das „Transnationalismus-Modell“ eröffnet einen erweiterten Blick auf gegenseitige Abhängigkeiten, soziale Eingliederungen und kulturelle Identitäten jenseits des Nationalstaates. Migranten begreifen den Prozess der sozialen Integration und kulturellen Selbstbehauptung zunehmend als transnationale Perspektive einer neuen Kulturidentität. Das bedeutet aber nicht die Homogenisierung einer Weltkultur, sondern entspricht dem Bild eines dezentrierten kulturellen Netzwerkes. Vor dem globalen Hintergrund politischer, religiöser und sozialer Konflikte orientiert sich das Motto des Symposiums an der aktuellen Kernfrage: „Wie viel „Transnationalismus“ verträgt die Kultur?“ Dabei geht es um einen neuen interdisziplinären Diskurs der Kultur-, Literatur-, Sozial- und Sprachwissenschaften über „Ethnizität–Nationalität–Identität“ jenseits von ausgrenzender „Leitkultur“ und nivellierendem „Multikulturalismus“. Abschließend sollen die in drei Einzelforen („Kultur/Religion“, „Bildungspolitik/Medien“ und „Sprache und Literatur“) diskutierten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf einem Podium mit den Anforderungen gesellschaftlicher Praxis konfrontiert werden. Wissenschaftler, Autoren, Künstler und Bildungsexperten erörtern mit Vertretern der Medien, Politik und religiösen Institutionen das Problem: Sind wir fähig, einen transnationalen kulturellen Raum in eine gemeinsame Dimension des politisch-sozialen Handelns zu übersetzen?