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Geschichte der Jüdischen Friedhöfe in Cottbus

Foto: Anke Geißler-Grünberg
Trauerhalle, erbaut 1931 im Stil der Neuen Sachlichkeit

Bis zur Eröffnung eines eigenen Friedhofs um 1817 stand den Cottbuser Juden zur Beerdigung ihrer Toten der Begräbnisplatz im 50 km entfernten Friedland zur Verfügung, hatte sich doch hier bereits im ersten Drittel des 18. Jh. eine ansehnliche jüdische Gemeinde etabliert.

An der Ausfallstraße nach Dresden, außerhalb des Stadtzentrums von Cottbus, wiesen die Stadtväter den Juden ein Grundstück zu, das den hygienischen Standards entsprach, Tote nicht mehr als eine preußische Meile (≈ 7,5 km) zu transportieren. 1861 erweiterte die Jüdische Gemeinde Cottbus ihren Friedhof durch den Kauf einer angrenzenden Fläche. Einem alten Stadtplan folgend stand hier bereits neun Jahre später ein Gebäude, das als Trauerhalle genutzt wurde. Doch stieg die Zahl der Juden, so dass der Friedhof bereits nach 100 Jahren nicht mehr ausreichte. Deshalb verstärkte die Gemeinde ihre Bemühungen, in Cottbus einen neuen Begräbnisort zu erwerben.

Am 31. August 1916 stimmte die Cottbuser Stadtverordneten-Versammlung dem Angebot ihrer Jüdischen Gemeinde zu, im Tausch gegen ein anderes Grundstück innerhalb des zwei Kilometer entfernt gelegenen Städtischen Südfriedhofs eine ca. 5000 m² große Fläche dauerhaft zur Verfügung zu stellen, also als Eigentum zu erwerben. Mit der Beerdigung der Ehefrau des anerkannten Justiz- und Stadtrates Abraham Hammerschmidt, Berta, im November des gleichen Jahres war die Ortswahl getroffen und bestätigt: am Rand des städtischen Friedhofs innerhalb eines Wäldchens. Die systematische Belegung begann dann mit der Schließung des alten Friedhofs im Jahr 1919. In der Folgezeit fand offenbar noch ein Flächenankauf statt, mit der der Friedhof auf seine heutige Fläche von 8457 m² vergrößert wurde. Er wurde auch letzte Ruhestätte der Juden der um Cottbus liegenden Orte Calau, Drebkau, Spremberg, Senftenberg und Großräschen.

Planungen für eine repräsentative Trauerhalle konkretisierten sich spät, denn erst 1931 errichtete die bewährte Cottbuser Firma „Hermann Pabel & Co.“ einen solchen Bau auf Grundlage der Entwürfe des Architekten Max Hanke. Das Gebäude aus dunkelrotem Klinker im Stil der Neuen Sachlichkeit am Ende des Hauptweges umfasste auch etliche Funktionsräume wie etwa einen Tahara-Bereich für die Reinigung der Toten und eine Wohnung. Bemerkenswert ist, dass dieser aufwendige Bau einer zwei Jahre zuvor auf dem kommunalen Nordfriedhof in Cottbus errichteten Kapelle ähnelt. Wie inzwischen nachgewiesen werden konnte, waren städtebauliche Vorgaben der Grund für diese architektonische Besonderheit.

Mit Beginn der NS-Zeit wurde der alte Jüdische Friedhof mehrmals geschändet; infolge des Bombardements von Cottbus im Februar 1945 kamen weitere Schädigungen hinzu. In der Zwischenzeit war die Jüdische Gemeinde gezwungen worden, ihre Friedhöfe an die Stadt zu verkaufen. Nur so lässt sich erklären, warum die Stadt den nach Kriegsende als totalzerstört eingestuften alten Friedhof Ende der 1950er Jahre in einen Park umwandelte: Man entsorgte erhalten gebliebene Grabsteine und Fragmente. In den 1970ern errichtete man hier einen Gedenkstein.
Auf dem neuen Friedhof fanden während der NS-Zeit weitere Beerdigungen statt, die letzte am 14. Dezember 1940; bis 1968 gab es noch weitere vereinzelte Beerdigungen. Da die jüdische Gemeinschaft in Cottbus endgültig ausgelöscht war, gab es auch niemanden mehr, der sich für die dauerhafte und angemessene Pflege des Friedhofes engagierte. Die Grabanlangen verfielen ebenso wie die Trauerhalle.

Auch wenn sich die 1998 neu gegründete Jüdische Gemeinde Cottbus um die Pflege des Friedhofs und seiner Grabsteine kümmert und für das Gedenken an alle auf diesem Friedhof Begrabenen sorgt, so konnte sie nicht verhindern, dass seit Erscheinen der Publikation der Stadtgeschichtlichen Sammlungen im Jahr 2004 zahlreiche Grabsteine am Hauptweg zum Teil unwiederbringlich zerstört wurden. Außerdem sind am Zustand der infolge ihrer Um- und Nichtnutzung inzwischen vollkommen verwahrlosten Trauerhalle trotz Denkmalstatus des Friedhofs keine Restaurierungsmaßnahmen zu erkennen.

Anke Geißler-Grünberg