Zum Hauptinhalt springen

Geschichte des Jüdischen Friedhofs in Beelitz

Foto: Anke Geißler-Grünberg
Blick auf den Jüdischen Friedhof Beelitz

Bereits für 1720 ist die Existenz eines jüdischen Friedhofs in Beelitz belegt. Juden der Stadt sowie der umliegenden Orte Trebbin, Caputh, Werder, Luckenwalde und Jüterbog nutzten ihn zur Bestattung ihrer Toten. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich aber noch vor den Stadtmauern. Die große Ausdehnung des Synagogenbezirkes Beelitz machte bald eine Erweiterung des Begräbnisplatzes notwendig, die der Magistrat der Stadt 1775 der „hiesigen Judenschaft“ genehmigte. 14 Jahre später konnte der Plan realisiert werden. Belegt ist für diese Zeit außerdem ein Tahara-Haus, in welchem die Toten für ihre Beerdigung vorbereitet wurden.

Das älteste bekannte Begräbnis erfolgte Anfang 1752 für Gute, die Gattin des Mosche. Der jüngste Grabstein ist Hugo Sachs gewidmet, der im November 1925 verstarb ohne allerdings mit seiner Gattin im Tod wieder vereint zu sein. Denn die zweite Grabsteinhälfte blieb leer. Die Ende 1937 auf diesem Friedhof begrabene Theresa Levin erhielt gar keinen Grabstein mehr. 

Im Jahr 1919 ging der Friedhof in städtisches Eigentum über, die Gründe hierfür sind ungeklärt. Belegt ist allerdings, dass er im November 1938 Ziel einer gründlichen Zerstörung wurde, der offenbar auch das auf dem Grundstück befindliche Gebäude zum Opfer fiel. 1939 erfolgte die amtliche Schließung des Friedhofs unter dem erneuten Vorwand der „Brunnenvergiftung“.

Nach 1945 geriet der Jüdische Friedhof in Vergessenheit, denn es gab keine Juden mehr in Beelitz. Vielmehr diente er den Kindern der Nachbarschaft als Spielplatz. Erst 40 Jahre später, 1985, stand der Friedhof auf der Liste der schützenswerten Denkmale. 1988 erfolgten im Rahmen des 50. Jahrestages der Pogromnacht Aufräum- und Restaurierungsarbeiten. Der evangelische Pfarrer Wolfgang Stamnitz veranlasste und betreute die Wiederherstellung des Begräbnisplatzes als würdigen Ort des Gedenkens. Im Jahr 1990 waren schließlich alle erhalten gebliebenen Grabsteine und Reste einstiger Grabmale Gegenstand einer wissenschaftlichen Dokumentation, die durch Nathanja Hüttenmeister und Georg Ilg im Rahmen einer Seminararbeit am Institut für Judaistik der Freien Universität zu Berlin entstand.

2009 wurden die Mauer und der Eingangsbereich des Friedhofes erneuert und der Eingang etwas nach Süden verlegt. Seit 2014 ist die Dokumentation in der epigrafischen Datenbank des Essener Ludwig Steinheim-Instituts publiziert.

Heute wird der Jüdische Friedhof durch die Stadt Beelitz betreut und gepflegt, gehört aber zur Jüdischen Gemeinde Dresden.

Anke Geißler-Grünberg