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Hartwig Wessely – נפתלי הרץ וייזל

auch: Naphtali Herz Weisel, Naphtalie Herz Wessely

(1725 Hamburg? – 28. Februar 1805 Hamburg), Dichter, Schriftsteller, Kaufmann

Foto: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
Wessely Kupferstich, 1791

Biographie

von Michal Kümper

Naphtali Hartwig Wessely ist einer der herausragenden Protagonisten der Haskala und einer der wichtigsten und angesehensten jüdischen Dichter und Denker des 18. Jahrhunderts. Er erhält neben der traditionellen Ausbildung im Cheder und der Jeshiva auch Unterricht bei Privatlehrern in weltlichen Fächern und ist Schüler zwei der bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit, Eybeschütz und Hanau. Lebensstationen sind nach Hamburg und Kopenhagen Amsterdam und Berlin. Dort gehört er zum Kreis der Maskilim um Mendelssohn. In Berlin führt er das Leben eines modernen Privatgelehrten, hält Vorträge und unterrichtet. Er verfaßt zunächst traditionellen und sprachwissenschaftliche Schriften (Levanon, 1765/66, Masechet Avot, 1775, Chochmat Shlomo, 1780), schließt sich dann aber in den 70er Jahren der jüdischen Aufklärungsbewegung an. Daraus erwachsen seine beiden wichtigsten Projekte, seine Mitwirkung am Thoraprojekt Mendelssohns (Kommentar zum Leviticus, 1783) und sein Konzept zur Reform des jüdischen Schulwesens. Er verfaßt vier Sendschreiben (Divrei shalom ve'emet, 1782-85), die für die jungen Maskilim zur "Bibel" werden und die ihren Verfasser zum Vorkämpfer für die aufklärerischen Ideale machen. Nach einem mehrjährigen Konflikt mit den Vertretern der Orthodoxie wendet sich Wessely der Moralliteratur (Sefer haMiddot) und der Lyrik zu. Sein poetisches Alterswerk wird die Moseide (1789), ein Heldenepos über das Leben Moses', das oft mit dem Messias von Klopstock verglichen wird. Wessely publiziert fast ausschließlich auf Hebräisch und wird durch seinen Rückgriff auf das biblische und mischnäische Hebräisch zum Erneuerer der hebräischen Sprache und zum Wegbereiter des modernen Hebräisch des 19. Jahrhunderts. In dieser Eigenschaft wird Wessely zum Schirmherr und Mitarbeiter der ersten hebräischen Zeitschrift, des Hame'assef (ab 1783), in dem er verschiedene Aufsätze über theologische und historische Themata und zahlreiche Gelegenheitsgedichte veröffentlicht.

Bibliographie

Bücher

  • Levanon, Bd. 1 und 2, Amsterdam [1765] und [1766]
  • Masechet Avot, Berlin [1775]
  • Sefer Chochmat Shlomo, [Berlin] 1780
  • Divrei shalom we'emet, Bd. 1--4, [Berlin][1782--1785]
  • Sefer Hamiddot, Berlin o.,J.
  • Sefer netiwot hashalom. Sefer Wajiqra, Berlin 1783
  • Shirei tif'eret, Berlin 1789--1829
  • Die Moseide in achtzehn Gesängen. Uebersezt nach dem hebräischen Original von Hartwig Wessely, mit neuen teutschen Anmerkungen des Verfassers. Erstes Heft. Berlin, In Kommission bei Wilhelm Vieweg, Berlin 1795
Foto: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
Wessely Kupferstich, 1791

Zitierhinweis: Michal Kümper: Hartwirg Wessely. Biographie und Bibliographie (Version II, 2017), in: haskala.net. Das online-Lexikon zur jüdischen Aufklärung / hg. von Christoph Schulte, URL<>, letzter Zugriff [Datum, Uhrzeit]