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Isaac Satanow – יצחק סטנוב

(1733 Satanow/Polen – 25. Dezember 1805 Berlin), Buchdrucker, Schriftsteller

Biographie

von William Hiscott

Aufgewachsen in Satanow in Podolien (Polen; heute in der Ukraine gelegen: Сатанів), geht Satanow schon als junger Mann in die Preußische Hauptstadt Berlin. Berlin war zu dieser Zeit noch nicht das Zentrum jüdischer Aufklärung. Hier strebt der begabte Talmudschüler nach weltlicher Bildung und wird mit den Förderern der jüdischen Aufklärung Isaac Daniel und David Friedländer bekannt, die ihn als Hauslehrer in die Häuser einflussreicher Juden vermitteln.

Satanow ist ein typischer Vertreter der osteuropäischen jüdischen Aufklärer, die gegenüber den ‚deutschen‘ Juden über ein sehr fundiertes talmudisches Wissen verfügen. Das widerspricht dem Klischee der jüdischen Aufklärer, die die polnischen Juden immer wieder als ungebildet verspotten. In Berlin erwirbt er sich Kenntnisse in den weltlichen Wissenschaften, nicht zuletzt in der Philosophie und den Naturwissenschaften. Und er bleibt ein Jude, der in beiden Welten, in der der Orthodoxie und in der der modernen Wissenschaften zu Hause ist. Seinen polnischen Gehrock, der ihn als traditionellen polnischen Juden auszeichnet, legt Satanow ebenso wenig ab wie seinen orthodoxen Glauben und dessen religiöse Praxis.

In Berlin leitet Satanow viele Jahre lang die Arbeit der Orientalischen Buchdruckerei, unterbrochen nur von den Jahren 1786-1793, in denen Isaac Euchel die Leitung der Druckerei übernimmt. Hier druckt Satanow nicht nur religiöse Literatur, sondern auch aufklärerische Schriften. Er veröffentlicht zahlreiche Bücher über die hebräische Sprache und Poesie sowie zu naturwissenschaftlichen Themen. Wie die jüdischen Aufklärer beteiligt sich Satanow am Versuch, die hebräische Sprache zu modernisieren. In der Zeitschrift Hame’asssef zeichnet er in einem Beitrag die Entwicklung der hebräischen Sprache und Poesie nach. Sein bekanntestes Buch erscheint 1789 unter dem Titel משלי אסף [Mishlej Assaf], ein zweiter Teil 1792. Bei seinem Versuch, den Stil biblischer Erzählungen in modernem Hebräisch neu zu formulieren, stößt Satanow nicht nur auf Begeisterung, sondern erntet auch den höhnischen Vorwurf des Plagiats.

Satanow glaubt, die religiöse Welt mit der modernen verbinden zu können. Schon 1784 versucht er mit dem Buch אמרי בינה [Imrej Bina] zu zeigen, dass Philosophie und Kabbala gleichberechtigt nebeneinander bestehen und sich darüber hinaus auch noch gegenseitig befruchten können. Doch jüdische Aufklärer gehen ebenso wie jüdische Orthodoxe immer vom Primat einer Disziplin aus. Satanow scheiterte beim Versuch der Vermittlung zwischen jüdischer Aufklärung und Orthodoxie, zwischen jüdischen Aufklärern und Orthodoxen.

Zitierhinweis:

William HIscott: Isaac Satanow. Biographie (Version II, 2017), in: haskala.net. Das online-Lexikon zur jüdischen Aufklärung / hg. von Christoph Schulte, URL<>, letzter Zugriff [Datum, Uhrzeit].