Der militärische Vertreter des Taipei Representative Office war zu Gast am Campus Neues Palais
Am 28. November 2025 hatte der Lehrstuhl besonderen Besuch: Der militärische Vertreter des Taipei Representative Office war zu Gast am Campus Neues Palais, um mit unseren Studierenden über Sicherheitspolitik im indo-pazifischen Raum und deren Bedeutung für Europa zu sprechen.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Prof. Dr. Neitzel eröffnete der militärische Vertreter die Veranstaltung mit einem Keynote-Vortrag. Im Mittelpunkt standen zunächst die jüngsten militärischen Aktivitäten der Volksrepublik China im Westpazifik sowie die strategische Ausrichtung der chinesischen Verteidigungspolitik.
Dabei ging es sowohl um Umfang und Charakter der chinesischen Manöver als auch um die dahinterstehende Strategie. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Frage, welche mittelbaren und unmittelbaren Folgen diese Entwicklungen für den euro-atlantischen Raum haben. Der Referent machte deutlich, dass regionale Spannungen im Westpazifik längst nicht mehr nur eine Angelegenheit ostasiatischer Staaten sind, sondern eng mit europäischen Sicherheitsinterwägungen, wirtschaftlichen Verflechtungen und Bündnisstrukturen verbunden sind.
Im zweiten Teil des Vortrags rückte Taiwan selbst in den Mittelpunkt. Der Vertreter des taiwanischen Militärs erläuterte, wie Taiwan auf den wachsenden Druck aus Peking reagiert, welche Reformen in der Verteidigungspolitik angestoßen wurden und wie sich militärische Vorbereitungen in den letzten Jahren verändert haben. Dabei ging es sowohl um operative Konzepte und die Anpassung der Streitkräfte als auch um die Rolle der Gesellschaft und der zivilen Resilienz. Die Studierenden erhielten damit einen unmittelbaren Einblick in die sicherheitspolitischen Überlegungen eines Akteurs, der täglich mit den praktischen Konsequenzen strategischer Entscheidungen konfrontiert ist.
Im zweiten Teil des Vortrags rückte Taiwan selbst in den Mittelpunkt. Der militärische Vertreter erläuterte, wie Taiwan auf den wachsenden Druck aus Peking reagiert, welche Reformen der Verteidigungspolitik angestoßen wurden und wie sich die militärischen Vorbereitungen in den vergangenen Jahren verändert haben. Dabei ging es sowohl um operative Konzepte als auch um die Anpassung der Streitkräfte, etwa die signifikante Erhöhung der Verteidigungsausgaben, die Einführung eines mehrjährigen Sonderbudgets zur Beschleunigung der Streitkräftemodernisierung sowie neue Investitionen in die Luft- und Raketenabwehr. Auch die Rolle der Gesellschaft und der zivilen Resilienz wurde thematisiert. So erhielten die Studierenden einen unmittelbaren Einblick in das sicherheitspolitische Denken eines Akteurs, der täglich mit den praktischen Folgen strategischer Entscheidungen konfrontiert ist.
Im Anschluss an das Kurzreferat moderierte Dr. Scianna eine ausführliche Frage- und Antwortrunde. Die Fragen aus dem Plenum reichten von sehr konkreten Aspekten, etwa zu den taiwanischen Streitkräften oder zur Zusammenarbeit mit internationalen Partnern, bis zu eher grundsätzlichen Überlegungen. Mehrfach kam zur Sprache, wie Taiwan die Rolle Europas und insbesondere Deutschlands wahrnimmt, welche Erwartungen an europäische Politik formuliert werden und wie die Diskussionen in Berlin, Brüssel und anderen Hauptstädten in Taipei beobachtet werden. Ebenso wurde diskutiert, in welchem Verhältnis öffentliche Meinung, Medienberichterstattung und politische Entscheidungsprozesse in Taiwan stehen und welche Bedeutung diese Faktoren für die Verteidigungs- und Abschreckungspolitik des Landes haben.
Die Veranstaltung machte deutlich, wie eng militärhistorische und sicherheitspolitische Fragestellungen mit aktuellen Entwicklungen verknüpft sind. Für viele Studierende bot der Besuch eine spannende Gelegenheit, theoretische Modelle aus der Lehre mit der Perspektive eines erfahrenen Praktikers abzugleichen. Entsprechend gewinnbringend fiel die Debatte aus: Zwar stand Taiwan im Zentrum, doch die Diskussion berührte immer wieder die Frage, welche Konsequenzen Konfliktrisiken im indo-pazifischen Raum für Europa, die NATO und die deutsche Sicherheits- und Verteidigungspolitik haben könnten.





