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Mein Erasmus+ Semester in Modena

Die Bewerbung ist nicht allzu schwierig, man muss sich bewerben, bestenfalls angenommen werden, man bekommt Mails und muss das machen, was drinnen steht. Die online Tools der Uni Modena sind aber etwas gewöhnungsbedürftig.


Studienfach: IT-Systems Engineering

Aufenthaltsdauer: 09/18-01/19

Gastuniversität: Universita degli Studi di Modena e Reggio Emilia

Gastland: Italien

Die Wohnungssituation

Unterkünfte in Modena sind schwer zu finden. Dafür bietet die Universität für die Erasmusstudierenden zusätzlich Hilfe bei der Wohnungssuche. Die Kommunikation dafür wird über eine Facebookgruppe organisiert. Die Universität sucht dafür verschiedene private Anbieter deren Wohnungen sie vermitteln kann und hält zusätzlich einige Wohnheimplätze für Erasmusstudierende frei.
In dem von mir besuchten Semester (WS 2018/2019) haben diese Plätze jedoch bei Weitem nicht ausgereicht und viele Studierende haben selbstständig etwas finden müssen, was teilweise noch mehrere Wochen angedauert hat. Daher ist meine Empfehlung, idealerweise frühzeitig zu suchen (mehrere Kommilitonen hatten zum Beispiel vorzeitig langfristige AirBnb Lösungen gefunden) und sich nicht darauf zu verlassen über die universitäre Vermittlung etwas zu finden.
Ich hatte damals Glück und bekam einen Platz in einem der Wohnheime: Benvenuto Donati. Das Wohnheim liegt an der via Emilia und in fußläufiger Nähe zur Engineering und Wissenschaftsfakultät. Ich bin dort in einer 4er WG untergekommen.
Zu meinem großen Glück hatte ich drei sehr nette Mitbewohner, die sogar allesamt aus Italien waren und mir bei wichtigen Anrufen und Briefen mit der Übersetzung geholfen haben. Zusätzlich habe ich durch Sprechen mit den Mitbewohnern viel an meinem Italienisch verbessern können.
Allerdings hatte die Wohnung in meinen Augen zwei Nachteile: Sie lag zum Einen sehr weit außerhalb der Stadt, was es erschwerte sich dort abends mit den anderen Studierenden zu treffen. Zum anderen war das WLAN der Wohnung zeitweise sehr instabil und langsam und konnte nicht für Internetanrufe genutzt werden. Das war zu dieser Zeit für mich sehr ärgerlich, weil ich mit Forschenden aus Potsdam, Dänemark und den USA an einer Publikation gearbeitet habe.
Ich würde Studierenden aus Potsdam vorschlagen, ein Wohnheim im Zentrum zu bevorzugen sollten sie die Wahl haben.

Mobilität in und um Modena

Meine Wohnung lag so, dass ich die Universität fußläufig erreichen konnte, daher habe ich die Busse in Modena nur selten genutzt. Ich hatte auch keine Monatsticket; stattdessen habe ich die einzelnen Male immer Einzeltickets gelöst. Diese kosten immer 1,50€ und erlauben beliebiges Fahren innerhalb Modenas für 75 Minuten.
Das große Manko für mich an den Bussen waren die sehr eingeschränkten Verkehrszeiten: Unter der Woche fuhr der letzte Bus gegen 20:30, am Wochenende noch früher. Aus dem Grund habe ich mir, wie praktisch jeder Studierender und Anwohner dort, ein Fahrad besorgt.
Es gibt einen öffentlichen Fahradverleih, der Schlüssel für ihre Fahrräder ausgibt, diese waren jedoch alle vergriffen. Ich kam auf eine Warteliste und habe bis heute nichts von Ihnen gehört. Ich würde daher nicht auf diese Fahrräder zählen. Dafür gibt es viele Möglichkeiten relativ günstig ein gebrauchtes Fahrrad zu bekommen. Allerdings ist Fahrraddiebstahl in Modena auch sehr verbreitet, man sollte also immer ein Schloss für sein Fahrrad dabei haben.
Der öffentliche Fernverkehr in Norditalien hat in meinen Augen sehr gut funktioniert. Modena ist sehr gut an Bologna und damit an einen der Bahnknotenpunkte angebunden; vereinzelte Fernzüge fahren auch durch Modena. Noch besser aber fand ich das Regionalzugnetz, dass Modena sehr gut mit vielen Städten wie Mailand, Parma, Bologna, Verona, Venedig, Florenz, La Spezia oder Lucca verband. Für diese Züge konnte man auch kurzfristig sehr günstige Tickets kaufen, bei denen man frei in der Zugwahl war (man musste einen Zug innerhalb von 4 Stunden nach dem „offiziellen“ Fahrtbeginn wählen). Im Vergleich zur Deutschen Bahn habe ich diese Züge als deutlich günstiger und flexibler erlebt. Pünktlich waren die meisten Züge auch ungefähr, und durch realistischere Umsteigezeiten waren Anschlusszüge nie ein Problem.

An der Universität

Ich war in meinem Studienfach (Informatik) der einzige Erasmusstudent in diesem Semester in Modena und ich wurde (auch vielleicht gerade deshalb) sehr freundlich von den Professoren und Studierenden in den Kursen begrüßt. Zwar können die meisten Italiener nach eigener Aussage nicht gut Englisch, ich habe diese Aussage aber nie nachvollziehen können, sondern nur wahrgenommen, dass sie, wie ich und die meisten Deutschen auch einen Akzent haben. Dadurch gab es keine Kommunikationsprobleme, falls mein Italienisch nicht ausreichte (gerade am Anfang sehr oft).
Die Vorlesungen, die ich besucht habe, wurden in Italienisch gehalten, verwendeten aber englische Folien. Dadurch konnte ich dem Vorlesungsverlauf trotz Sprachproblemen folgen. Durch das Wissen, welche Inhalte der Professor gerade erläutert, war es auch viel einfacher, dessen Italienisch zu verstehen. Die Vorlesungen haben damit zu einem großen Teil zur Verbesserung des Italienisch beigetragen.
Daher finde ich es schade, dass die Fakultät ihre Vorlesungen auf Englisch umbauen will, dann würde dieser Lernfaktor verlorengehen. Die Professoren boten für mich (und auch für frühere Auslandsstudierende) an, die Prüfung in Englisch zu machen, dadurch war auch die Note ein keiner Weise durch mangelnde Italienischkenntnisse gefährdet.
Was mir an der Universität allerdings gefehlt hat, waren Räume in denen man mit anderen Studierenden zusammen arbeiten oder lernen konnte. An Arbeitsräumen standen nämlich fast auschließlich Bibliotheken zur Verfügung. Außerdem waren viele Einrichtungen der Universität am Wochenende geschlossen.

Sonstiges

  • Mobilfunktarife

Dadurch, dass das WLAN in der Wohnung nicht optimal und die Universität am Wochenende geschlossen war, hat mir eine zuverlässige Internetquelle über das Wochenende gefehlt. Ich habe mir dafür für die Monate eine italienische Prepaid SIM-Karte besorgt. In Italien ist Datenvolumen sehr günstig: Ich habe für 10€ im Monat 20GB zur Verfügung gehabt zusätzlich zu Freiminuten in italienische und ausländische Netze. Über dieses Volumen habe ich dann mein Telefon immer zum Router zweckentfremdet.

  • Essen

Warme Mahlzeiten (insbesondere Hauptgerichte) unterscheiden sich in Italien etwas von deutschen. So unterteilt man eine Mahlzeit in die folgenden Komponenten:

•    Primi Piatti: In der Regel Kohlenhydratreiche Gerichte (vor allem Pasta)

•    Secondi Piatti: Meist eine Form von Fleisch/Fisch

•    Contorni: Beilagen zum Secondo

Essen gehen ist in Italien recht beliebt, vor allem an Freitagen und Wochenenden muss man mit sehr großem Andrang rechnen und vorher reservieren. Ansonsten ist das Risiko, keinen Tisch mehr zu finden, recht groß.

Ein weiteres besonderes „Essen“ ist der Aperitivo, der vor allem in Norditalien sehr verbreitet ist. Das Konzept ist zu einem (alkoholischen) Getränk kleine Häppchen zu essen, als „Aperitiv“ für ein folgendes Restaurantessen. Daher starten diese Aperitivi meistens gegen 18 – 19 Uhr, also vor den üblichen italienischen Essenszeiten ab frühestens 19:00.

  • Mensen

Im Engineering/Science Campus gibt es zwei Mensen. Im Gegensatz zu Deutschland haben diese aber keine subventionierten Preise (italienische Studierende können über das dortige Studierendenwerk vergünstigte Essencoupons erwerben), damit liegen die Mahlzeiten zwischen 4-7€. Der genaue Preis hängt davon ab, wie viele Komponenten man nimmt. Mein persönlicher Favorit unter den Mensen war La Ghirlandina in der Innenstadt. Diese bewegt sich auf demselben preislichen Niveau wie die anderen beiden, ich fand das Essen aber dort am besten.

  • Das ESN Modena

Ich kann es zwar nicht zu Erasmusnetzwerken an anderen Orten vergleichen aber die Gruppe in Modena hat einen sehr engagierten Eindruck gemacht. Mir hat vor allem das breit gefächerte Angebot, das sie organisiert haben, sehr gut gefallen:
•    Sportturniere und vergünstigte Tickets für Heimspiele des US Sassuolo Calcio mit organisierten Fahrern
•    Sprachlernabende
•    Tandempartner
•    Sprach- und Kulturkurse
•    Trinkspiele
•    Einen viertägigen Trip nach Florenz/Toskana
•    Einen viertägigen Trip nach Rom
•    Tagestrips nach Mailand/Verona/Reggio Emilia/Carpi
Außerdem funktioniert die Abstimmung der ESN Gruppen Italiens untereinander sehr gut; wir haben mehrere Städte besucht, in denen ein lokaler Studierender eine Stadtführung gemacht hat. Außerdem waren die Trips nach Mailand, Florenz und Rom ein Zusammentreffen vieler ESN Italiens.
Insgesamt waren die Studierenden aus Modena alle auch sehr nette coole  und hilfsbereite Menschen, mit denen man viel Spaß haben konnte und die bei Problemen ansprechbar waren.

Studienfach: IT-Systems Engineering

Aufenthaltsdauer: 09/18-01/19

Gastuniversität: Universita degli Studi di Modena e Reggio Emilia

Gastland: Italien


Rückblick

Zum Abschluss sammele ich hier noch ein paar gemischte Highlights:

  • Pizzeria La Perla: Ein Pizzaladen der um die Ecke beim Wohnheim lag und sehr leckere Pizza macht. Damit waren alle Voraussetzungen erfüllt um diesen Laden regelmäßig zu besuchen.
  • Besichtigung einer Acetaia (Produzent von Aceto Balsamico) und eines Caseificio (Produzent von Parmigiano Reggiano). Im Nordenosten von Modena gibt es jeweils einen solchen Laden (Acetaia und Caseificio) den man besichtigen kann und fußläufig zueinander sind. In beiden Touren ist eine kleine Verkostung der Produkte inbegriffen. Beide Touren waren sehr gut aber Insbesondere die Acetaia hat mir und den anderen Studierenden, sehr gut gefallen.
  • Die Reise mit dem ESN nach Florenz/Toskana. Ein besondereres Highlight für mich war dabei die Stadt Siena, die in meinen Augen zu Unrecht neben Florenz und Pisa untergeht, aber ein sehr schönes Stadtbild und  einen sehr schönen Dom (auch von innen anschauen) hat. Auch Lucca kann ich sehr empfehlen.
  • Die Reise mit dem ESN nach Rom
  • Eine Reise mit einem Kommilitonen aus Potsdam nach La Spezia/Cinque Terre. Wir hatten noch Glück und hatten in dieser Zeit die letzten Spätsommertage des Jahres.

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