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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Auf die Idee eines ERASMUS-Aufenthaltes bin ich durch Kommiliton*innen gekommen, welche von ihrem Auslandssemester geschwärmt hatten. Nachdem mein Interesse geweckt wurde, habe ich begonnen, mich auf der Seite des International Office der Uni Potsdam über das ERASMUS+ Programm zu informieren. Ebenfalls habe ich an einer Informationsveranstaltung spezifisch für Lehramtsstudent*innen teilgenommen, durch welche ich alle nötigen Infos erhalten habe und ich auch dort meine Fragen stellen konnte. Über die jeweiligen Partnerhochschulen habe ich mich sowohl mithilfe der Website der UP als auch bei dem ehemaligen ERASMUS Koordinator der Anglistik und Amerikanistik informiert. Meine Wahl fiel schnell auf die Universität in Perugia (Unipg) durch mein Interesse an der italienischen Küche, Kultur, Sprache und dem Angebot an Kursen im Fach Englisch. Vor der eigentlichen Zusage der Unipg hatte ich noch keinen Kontakt mit der Universität aufgenommen. Der Kontakt entstand erst nach der Zusage und den jeweiligen Mails durch das ERASMUS Office.


Studienfach: Englisch und WAT auf Lehramt

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 02/2023

Gastuniversität: Università degli Studi di Perugia

Gastland: Italien

Der Kontakt mit der Unipg ist noch ausbaufähig. Leider ist die Verwaltung in Italien nicht so strukturiert wie in Deutschland, was zumindest für mich einen kleinen Kulturschock darstellte. Die Mitarbeitenden im ERASMUS Office an der Unipg sind sehr nett. Das einzige Problem ist die Kontaktaufnahme, wenn man sich noch nicht in Perugia befindet. Auf Antworten des ERASMUS Office muss oft sehr lang gewartet werden oder Mails werden teils auch gar nicht beantwortet. Eine klare Empfehlung von mir ist IMMER direkt zum ERASMUS Office persönlich zu gehen oder anzurufen. Ebenfalls ist es leider nicht gang und gäbe, dass die dortigen Mitarbeiter*innen gutes Englisch können. Wenn man aber persönlich erscheint, funktioniert meistens alles sehr gut. Es werden von der Universität in Perugia keine speziellen Dokumente gefordert, jedoch benutzt sie noch nicht das Online Learning Agreement, wodurch ein bisschen mehr Aufwand entsteht.

Studium an der Gastuniversität

Das Studiensystem in Italien würde ich als ein bisschen “entspannter“ bezeichnen, da oft Fristen, Termine etc. nicht immer allzu ernst genommen werden, was sehr erleichternd sein kann. Die Internetseiten der Universität sind zwar vorhanden, aber nur sehr selten auf Englisch verfügbar und sind teils sehr unstrukturiert. Leider hat man auf der internen Uni-Website keine Stundenplanübersicht, wodurch es nötig ist, auf den einzelnen Seiten der Fakultäten sich über die Räume und den Beginn der Kurse zu informieren. Sobald man einmal das System verstanden hat, ist es aber relativ einfach. Es ist jedem zu empfehlen, sich mit anderen Student*innen auszutauschen, besonders italienischen Student*innen, da diese meist schon Erfahrungen mit dem System haben. Bei Fragen innerhalb der LV sind die Professor*innen sehr nett und hilfsbereit. Es ist immer hilfreich zu erwähnen, dass man ERASMUS Student*in ist, da dadurch oft weitere Hilfe angeboten wird. Die Anforderungen selbst in den Kursen waren zumindest bei mir sehr vergleichbar mit Deutschland. Allgemein ist es aber gang und gäbe, dass anstelle von Klausuren mündliche Prüfungen stattfinden. Ebenfalls ist die Bewertungsskala eine komplett andere als in Deutschland. An italienischen Universitäten können Punkte von 0 bis 30 erreicht werden (siehe Website). Zusammenfassend würde ich raten: Wendet euch bei Fragen einfach an die Dozent*innen und redet mit ihnen, dadurch wird euch alles einfacher fallen. Das Studienklima war zumindest in all meinen Kursen sehr gut. Die Dozent*innen sind sehr verständnisvoll und oft sind Deadlines zwar vorhanden, aber ob das Dokument zB Punkt 9 Uhr abgegeben wird oder erst um 11 spielt oft keine Rolle. Die anderen Student*innen waren fast alle sehr nett und hilfsbereit (solange man auf Italienisch mit ihnen gesprochen hat, da viele Italiener kein Englisch sprechen). Besonders in den Italienisch-Sprachkursen im CLA waren die Dozent*innen unglaublich nett und hilfsbereit und standen einem bei jedem Problem zur Seite. Es gibt leider an der Unipg keine Uni-eigene Betreuung für ERASMUS-Student*innen. Alternativ gibt es aber ein Buddy-System vom ESN (ERASMUS Student Network) Perugia, bei dem Fragen gestellt werden können über eine App. Hierbei ist aber zu beachten, dass nicht jede Person einen eigenen Buddy hat und die Buddys nur selten das gleiche Studienfach haben. Die technische Ausstattung der Unipg in den Räumen ist leider nicht auf dem neuesten Stand. Oft finden sich nur Steckdosen am Gang und in einigen Räumen auch gar nicht. WLAN gibt es grundsätzlich in jedem Uni-Gebäude. Computerräume oder die Uni-eigene Bibliothek habe ich kein einziges Mal besucht. Die nicht weit entfernte Università per Stranieri hat aber eine sehr schöne alte Bibliothek, in der man gut lernen kann, die auch für jeden frei zugänglich ist. Ebenfalls gibt es eine sehr schöne neue städtische Bibliothek, welche in der Nähe der Minimetro Station Pincetto zu finden ist.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Der Kontakt zu einheimischen Studierenden war bei mir eher weniger gegeben, was aber nicht daran lag, dass man nicht die Chance dazu hätte. In meinem Fall lag es daran, dass ich zu Beginn der Vorlesungen schon im Sprachkurs etc. genug nette Leute kennengelernt hatte. Durch meine italienische Mitbewohnerin hatte ich im Verlauf meines Auslandssemesters auch immer mehr Kontakt mit einheimischen Student*innen, was ich nur empfehlen kann, besonders, um sein eigenes Italienisch zu verbessern. Der Kontakt zu ausländischen Student*innen erfolgte meist durch die ESN-Events. Hierbei wurden beispielsweise Partys, eine Schnitzeljagd oder einfach Kennenlerntreffen veranstaltet. Ebenfalls habe ich durch meine Mitbewohner*innen noch viele neue Leute kennengelernt. Es ist meiner Meinung nach sehr empfehlenswert, zu Beginn des ERASMUS-Aufenthalts an so vielen ESN Veranstaltungen wie möglich teilzunehmen (egal, ob interessant oder uninteressant).

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Vor meinem Auslandsaufenthalt besaß ich praktisch keine Italienischkenntnisse. Ich hatte zwar mehrmals angefangen Italienisch zu lernen mit Apps wie Babbel und Duolingo. Jedoch ist dies leider sehr oft zu schnell in den Hintergrund gerückt aufgrund von Klausuren an der UP und Praktika. Nach dem Ankommen in Perugia habe ich an einem Onlineitalienisch A1 Intensivkurs teilgenommen, welcher grundsätzlich sehr gut war. Jedoch war dieser sehr zeitintensiv und leider auch im Onlineformat, wodurch es sehr schwer war, neue Leute im Kurs kennenzulernen, besonders, da viele der Teilnehmer*innen noch gar nicht in Perugia angereist waren. Im Anschluss an den bestandenen Italienisch A1 Kurs habe ich während des Semesters noch einen Italienisch A2 Kurs belegt, welcher nur zu empfehlen ist, besonders, da die Dozent*innen sehr nett und hilfreich sind. Der A2-Kurs endete leider schon im Dezember. Im Anschluss gab es keine Möglichkeit mehr, noch für die Monate Januar und Februar an weiteren Kursen teilzunehmen. Zusammenfassend habe ich mein ERASMUS-Semester mit A0 gestartet und es mit A2 beendet. Ich würde aber allen empfehlen, mit so viel Italienischwissen wie möglich anzureisen, da gute Englischkenntnisse in Italien eine Rarität sind.

Wohn- und Lebenssituation

Im Juli habe ich angefangen, für September bis Ende Februar ein Zimmer zu finden. Wie ich schnell bemerkte, war dies schon fast zu spät, besonders als Mann. Mein eigentliches Zimmer fand ich im Endeffekt in der Facebook-Gruppe “affitti studenti perugia“. Jedoch war es auch dort nicht einfach, ein Zimmer zu finden. Ich habe sicherlich um die 20-30 Leute angeschrieben. Alternativ gibt es auch noch die Möglichkeit auf Seiten wie https://www.immobiliare.it/ zu suchen.  Im meiner Wohnung lebte ich von September bis Oktober mit zwei deutschen Student*innen und einem polnischen Pärchen. Ab Oktober bis zum Ende meines Aufenthalts lebte ich mit einer deutschen Studentin, einer italienischen Studentin, einer polnischen Studentin und einem polnischen Pärchen. Ich glaube, ich hatte sehr großes Glück mit meinen Mitbewohner*innen, da ich mich mit allen sehr gut verstand und es nie wirkliche Probleme gab. Ich kann nur empfehlen, so früh wie möglich mit der Suche nach einer Unterkunft zu beginnen, da es zumindest im letzten Semester einfach zu wenig Wohnungen gab für alle Student*innen, da die Unipg zu viele Student*innen aufgenommen hatte. Bei der Suche nach einen Zimmer in einer WG solltet ihr niemals mehr als 350€ bezahlen (Nebenkosten sind hierbei schon eingerechnet). Falls jemand mehr für ein Zimmer verlangt, ist es meiner Meinung nach Abzocke. Leider haben sehr viele meiner Bekannten in Perugia, wie ich auch, schlechte Erfahrungen mit Vermieter*innen gemacht, also kann ich nur empfehlen, sehr gut aufzupassen und wenn möglich die Wohnung zuvor schon einmal zu besichtigen. In meiner Wohnung habe ich 325€ pro Monat mit allem inklusive bezahlt. Jedoch hatte ich ein sehr großes Zimmer und der Preis enthielt ebenfalls eine wöchentliche Reinigung der Wohnung. Da Perugia relativ klein ist, ist es meist nicht von Nöten, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Es gibt ein gut ausgebautes ÖPNV-System, welches aus Bussen und der Minimetro besteht. Die Busse sind meiner Meinung nach nur nötig, wenn etwas im Medizin- oder Landwirtschaft-Department studiert wird, da diese relativ weit außerhalb sind. Seit Ende 2022 gibt es den PASS TPL UMBRIA-UNIPG, welcher für 60€ erlaubt unendlich viel mit ÖPNV zu reisen in Perugia. Die Minimetro kann hilfreich sein, wenn ihr ein bisschen weiter außerhalb wohnt und ungern jeden Morgen einen Berg hochlauft. Perugia hat ebenfalls einen Bahnhof und einen Busbahnhof. Besonders gut und günstig kann man in Italien mit Flixbus reisen. Alternativ ist die Bahn relativ billig, hierbei kann ich nur die TRENITALIA App empfehlen. Wer in Perugia mit ÖPNV fahren möchte, dem kann ich nur die Moovit App empfehlen. Ich rate euch grundsätzlich davon ab, Apple Maps zu verwenden, sei es für Routen, ÖPNV oder auch Öffnungszeiten, etc. Google Maps funktioniert deutlich besser, aber eigentlich ist es am besten, sich so schnell wie möglich selbst zu orientieren, da es fast immer schnellere Routen gibt als auf Google oder Apple Maps angezeigt. Mit dem italienischen Bankensystem habe ich keine Erfahrungen gemacht. Grundsätzlich braucht man Italien selten Bargeld und kann eigentlich in 95% der Läden mit Karte/Apple Pay/Google Pay bezahlen. Die Lebensunterhaltungskosten in Italien sind deutlich billiger als in Deutschland. Die Preise in Supermärkten sind ungefähr vergleichbar mit deutschen Preisen. Jedoch in Bars, Restaurants und Imbissen sind die Preise deutlich niedriger. Außerhalb der Universität gibt es mehr Freizeitaktivitäten als ich vorerst erwartet hatte. Ich kann Perugia sehr empfehlen, wenn man ein Fan von spanischer Musik ist, da gefühlt 80% der ERASMUS-Student*innen aus Spanien kommen. In der Innenstadt von Perugia gibt es keine “richtigen“ Clubs. Clubs findet man nur außerhalb von Perugia, aber hierfür werden meist Shuttle vom Stadtzentrum angeboten (ohne Extrakosten). Es gibt aber trotzdem Partys in der Stadt, welche aber alle um 1:30 enden. Ebenfalls darf auch ab 20 Uhr kein Alkohol in Flaschen mehr verkauft werden.  Abgesehen von den Partys gibt es großartige Cafés, wunderschöne Städte, Landschaften, etc. Es werden auch vom ESN Perugia besonders in der Anfangszeit Städtetrips angeboten in Städte in der Umgebung, aber auch Florenz, etc.

Studienfach: Englisch und WAT auf Lehramt

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 02/2023

Gastuniversität: Università degli Studi di Perugia

Gastland: Italien


Rückblick

Ich kann nur jeder einzelnen Personen empfehlen, ein Erasmus-Semester zu machen. Sechs Monate klingt zwar wie eine lange Zeit, aber zumindest bei mir sind die sechs Monate in gefühlt einem Monat vergangen, da ich so viel erlebt habe, so viele neue tolle Leute kennengelernt und so viel Spaß gehabt habe.

Tipps:

1. Kümmert euch früh genug um ein Zimmer (nicht erst 1 Monat davor), die Stadt ist zwar klein, aber es gibt einfach zu viele Studenten.

2. Vermeidet Mails und geht persönlich überall hin oder ruft an, dadurch werdet ihr euch sehr viel Zeit sparen.

3. Lernt so viel Italienisch wie möglich vor eurem Aufenthalt.

4. Genießt eure Zeit, lernt neue Leute kennen und habt Spaß!

 

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