Argentinische Gastwissenschaftlerin María Inés Tato zu Gast an der Universität Potsdam
Prof. Dr. María Inés Tato ist Forschungsgruppenleiterin des CONICET am Institut für argentinische und lateinamerikanische Geschichte „Dr Emilio Ravignani“ der Universidad de Buenos Aires (UBA). Sie koordiniert dessen militärhistorische Forschergruppe (GEHiGue). Professor Tato lehrt ebenfalls im Master Militärgeschichte an der Obersten Kriegsschule der Landstreitkräfte in der Nationalen Verteidigungsuniversität (UNDEF). Als letztes erschien ihr Buch „Falklands/Malvinas 1982. A War of Two Sides“, eine seltene Zusammenarbeit zwischen argentinischen und britischen Militärhistorikern zu diesem sensiblen Thema, mitherausgegeben mit Peter Stanley, Luis Esteban Dalla Fontana und Rob McLaughlin.
Im Rahmen ihres Projekts zur Sozial- und Kulturgeschichte des Ersten Weltkriegs wird Professor Tato während ihres Aufenthalts in Potsdam die militärische und wirtschaftliche Mobilisierung der deutschen Gemeinschaft in Argentinien und die Wahrnehmung der argentinischen Neutralität durch die deutschen Diplomaten und Militärs untersuchen. Außerdem wird sie zu einem Seminar über die Gewaltgeschichte in Lateinamerika beitragen, das vom Lehrstuhl Militärgeschichte angeboten wird.
Historiographische Zugänge zum Malvinas-/Falklandkrieg
Am 4. Juli 2025 gab Prof. Dr. María Inés Tato von der Universität Buenos Aires im Rahmen eines hochschulöffentlichen Vortrags einen Überblick über die Militärgeschichtsschreibung zum Falklandkrieg, der in Argentinien als Guerra de Malvinas erinnert wird. Insgesamt sei die Historiographie in Argentinien zu dem Thema von einer Sprachlosigkeit zwischen den zivilen und militärischen Autoren geprägt, wobei erstere soziokulturelle Fragestellungen in den Vordergrund rückten und letztere operativ-taktische. Dabei sei die Bedeutung des Konfliktes für Argentinien als einziger militärischer Konflikt im 20. Jahrhundert und singulärer „Ausdruck eines nationalen Strebens“ sehr viel größer als in Großbritannien, wo er eher in einer Traditionslinie kolonialer Kriege stehe. Die Bedeutung von Memoiren und Ego-Dokumenten sei in beiden Staaten vergleichbar, jedoch gebe es in Argentinien – anders als in Großbritannien – keine „offizielle Geschichte“ über den Krieg. Hier habe die militärische Niederlage einerseits zu einer die militärische Führung entlastenden Kritik an den Fähigkeiten der kämpfenden Truppe (und nicht etwa an der strategischen Entscheidung die Inseln zu besetzen) geführt, wie auch zu konkurrierenden und die eigene Rolle rechtfertigenden Narrativen der einzelnen Teilstreitkräfte. Deutlich sei noch immer, auch vierzig Jahre danach, die überragende Bedeutung des militärischen Schlagabtauschs für die nationale Identität der Argentinier sowie in Form der andauernden Veteranenfrage auch für die argentinische Politik.