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02/17 - Jona Hölderle

Jona Hölderle
Foto: Janny Armbruster
Jona Hölderle hat ein kostenloses Monitoring-Instrument ins Netz gestellt, das bislang konkurrenzlos ist.

Der Potsdamer Alumnus Jona Hölderle berät gemeinnützige Organisationen im Online-Marketing. Ganz nebenbei hat er ein Monitoring-Instrument für die sozialen Medien entwickelt, das er im Internet kostenlos zur Verfügung stellt: Die Plattform Pluragraph vergleicht die Online-Präsenz von rund 40.000 Akteuren im Non-Profit-Bereich.

 


Wenn die digitale Bohème aus Berlin ein Gesicht braucht, dann könnte es ein brauner Lockenkopf sein. Der Lockenkopf von Jona Hölderle. Der Potsdamer Alumnus sitzt in einem holzgetäfelten Café in Mitte und erinnert sich an seine Studienzeit. Diplom-Verwaltungswissenschaft hat der 33-Jährige am Standort Griebnitzsee studiert. Das Querschnittsstudium hatte für ihn viele Vorteile, erzählt Hölderle schmunzelnd: „Die Großeltern waren beruhigt, weil sie einen sicheren Verwaltungsjob vermuteten. Und den Freunden konnte man was von Politikwissenschaften erzählen.“

Daneben hatte die Studienordnung für Hölderle einen weiteren Vorteil: „Ich hatte viel Freiraum.“ Er nutzte diese Ressourcen für ehrenamtliches Engagement und gründete 2005 ein Social-Media-Netzwerk für junge Fotojournalisten. Seine Motivation: Redakteuren von Schülerzeitungen den Austausch von kostenlosen Fotos ermöglichen. Vielleicht hat der Verwaltungswissenschaftler mit jugendfotos.de sogar Online-Geschichte geschrieben: „Meines Wissens nach war es die erste deutsche Plattform mit Creative-Commons-Bildern.“

Interessante Menschen mit interessanten Zielen
Neben seinem Interesse fürs Internet entdeckt Hölderle im Hauptstudium eine zweite Leidenschaft: das Non-Profit-Management. „In Verbänden und Vereinen findet man interessante Menschen mit interessanten Zielen“, fasst Hölderle seine Faszination zusammen. Es ginge eben nicht nur um den maximalen Gewinn einer Organisation sondern um übergeordnete, gemeinnützige Ziele wie Naturschutz oder Entwicklungshilfe. Nach dem Studium absolviert er deshalb ein einjähriges Traineeship im Fundraising vom Naturschutzbund (NABU). Er erfährt dort auch etwas über sich selbst: „Die Online-Kommunikation fand ich immer am Spannendesten.“

Folgerichtig ist für ihn deshalb der Schritt in die Selbstständigkeit. Seit 2010 berät Hölderle mit seiner Firma Pluralog Non-Profit-Organisationen im Online-Marketing. Was ihn antreibt, ist vor allem die Verzahnung zwischen der analogen und der digitalen Kommunikation. Er beschreibt seine zwei Kernfragen: „Wie ist es möglich, die Aktivitäten von Vereinen und Verbänden ins digitale Zeitalter zu übertragen? Und wie können Organisationen die Ideen und Konzepte der Online-Welt auf ihre Offline-Aktivitäten übertragen?“ Und auch in diesem Arbeitsfeld hat Hölderle – quasi nebenbei – eine Plattform gegründet, die konkurrenzlos ist.

Ein kostenloses Monitoring-Instrument
2011 hat er mit zwei Freunden die kostenlose Internetseite pluragraph.de ins Netz gestellt, die so genanntes „Social-Media-Benchmarking“ verspricht. Will heißen: Die Plattform vergleicht die Social-Media-Aktivitäten von rund 40.000 Personen und Organisationen aus dem nichtkommerziellen Bereich. Die Idee zur Plattform entstand aus Pragmatismus: Für seine Vorträge hatte Hölderle zuvor eine Excel-Liste angelegt, in der er die Social-Media-Aktivitäten der namhaften Organisationen verzeichnete und verglich. Aber: „Diese Liste wurde immer länger. Und es war aufwändig, sie immer zu aktualisieren“, berichtet er. Deshalb wanderte die Aufzählung ins Netz und wird dort auch von der Community erweitert.

Die Plattform unterteilt ihre Zielgruppe in die vier Kategorien Organisationen, Verwaltung, Politik und Kultur. Untersucht wird die Präsenz der gelisteten Personen und Organisationen in den sozialen Medien wie Facebook oder Twitter. Anhand der Follower und Links errechnet Pluragraph einen Wert, der über den Platz im Ranking entscheidet. Spannender als diesen absoluten Wert findet Hölderle aber eine zweite Angabe: das Wachstum. „Aus dem Verlauf lernt man am meisten“, ist der 33-Jährige überzeugt. Die Graphen helfen bei der Beantwortung vieler Fragen: Wann hat der Akteur die meisten Follower dazu gewonnen? Welche Aktionen und Posts lagen in dieser Zeit? Was fand wenig Beachtung? „Mithilfe dieser Zahlen kann ich das Kommunikationskonzept optimieren“, so Hölderle.

„Dynamisch“ findet er Hölderle sein Arbeitsumfeld. Um mit dem schnellen Takt der Social-Media-Kanäle mitzuhalten, hat er eine einfache Strategie entwickelt. „Ich habe mich selbst zur Zielgruppe gemacht und probiere alles selbst aus“, grinst Hölderle. Sein Leben ist geprägt von Veränderungen, aber Stress erzeuge das bei ihm nicht. Im Gegenteil: „Das Schlimmste wäre es für mich, wenn ich wüsste, was ich in fünf Jahren machen werde.“

Text: Corinna Micha I Alumni-Team
Foto: Janny Armbruster I Alumni-Team
Veröffentlicht: Dezember 2017