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03/19 - Beate Wein

Duo Hand in Hand - links Beate Wein
Foto: Benjamin Maltry
„Sich Zeit geben, um den Freigeist zu entwickeln“, ist Lebensmaxime von Alumna Beate Wein.

Schon als Kind wollte sie Musikerin werden. Das Lehramtsstudium sollte eine solide Basis schaffen, aber Beate Wein merkte schnell, dass der Kindheitstraum stärker war. Nach dem zweiten Kind, entschied sie sich endgültig für die Bühne. Mittlerweile musiziert und singt die fünffache Mutter in zwei Bands. Kürzlich startete ihre aktuelle Konzerttour mit „Pulsar Trio“ in Indien.


Pulsar Trio Bandfoto 2018
Foto: Pulsar Trio Bandfoto 2018

Beate Wein denkt gerne an ihre Studienzeit zurück. Ihre Stimme wird ganz hell und man kann das Funkeln in ihren Augen förmlich durchs Telefon hören, wenn sie von der Uni und von Potsdam erzählt. Auch wenn sie jetzt in Dresden wohnt, versucht sie oft zurückzukommen, „weil es so ne schöne Stadt ist“. Dann trifft sie hier Kommilitonen von früher. Da gibt es nämlich noch viele enge Verbindungen, sowohl zu Musikern als auch zu Sportlern. Die Alumna hatte an der Uni Potsdam Musik und Sport auf Lehramt studiert. Musik, mit Klavier im Hauptfach, stand schon lange fest, aber für Sport hat sie sich damals in einer Nacht-und-Nebel-Aktion entschieden. Sie weiß bis heute nicht, wie sie die Aufnahmeprüfung bestanden hat. „Am Abend zuvor war ich auf einem Open Air in Golm und ich weiß noch, dass ich am Prüfungstag beim 50-Meter-Kraulen fast abgesoffen bin.“, lacht sie, „Aber jetzt kann ich sogar längs durch den Heiligen See kraulen!“

Pulsar Trio Bandfoto 2018
Foto: Pulsar Trio Bandfoto 2018
Du Hand in Hand
Foto: Benjamin Maltry

Der praktische Teil hat der Musikerin beim Studieren ohnehin am meisten Spaß gemacht: „Das Studium war damals sehr frei. Ich hatte die Zeit, um viel auszuprobieren.“ So arbeitete sie nebenbei mehrere Jahre in einem Kindertheater, gab Klavierunterricht, machte eine Ausbildung zum Klinikclown, hatte erste Auftritte mit dem stadtbekannten Musiker-Trio Müller-Mückenheimer in Potsdam und gründete das Musikerinnen-Duo „Hand in Hand“. Ein Regelstudientyp wäre sie nie gewesen. Manche Kurse hat sie extra geschoben, damit sie nichts von den anderen Sachen aufgeben muss. Aber ihr wurden auch keine Steine in den Weg gelegt, ganz im Gegenteil: „Meine Dozenten waren der absolute Knaller. Die haben mich sehr gut begleitet. Mein Klavierlehrer Detlev Pauligk beispielsweise war sehr flexibel und unterstützte das Praktische.“ In dieser Zeit erlebte Beate Wein auch, dass man mit Musik Geld verdienen kann.

Du Hand in Hand
Foto: Benjamin Maltry

„Töne können für mich manchmal mehr transportieren als Worte“

2004 hat sich die damalige Uni Potsdam Studentin als Musikerin selbständig gemacht. Über eigens initiierte Forschungsreisen nach Indien, ins Himalayagebirge und nach Nepal lernte sie neue musikalische Stilrichtungen kennen. Schlussendlich haben sie diese Erfahrungen und Musikrichtungen geformt und immer wieder neue Türen geöffnet. In Indien lernte sie einen Musiker aus Potsdam kennen. Gemeinsam kombinierten sie Sitar- und Klavierklänge, was die Alumna später auch in ihre Abschlussprüfung einband. Viele der Musikdozenten begrüßten es, wenn ihre Studierenden eigene Projekte mit an die Uni brachten.

Beate Wein ist sich sicher: „Wenn man frei sein kann, passiert auch was mit dem Geist.“ Diesen Freigeist braucht sie für ihre Arbeit als Musikerin. Gerade in ihrer Improvisations-Band "Pulsar Trio" muss sie sich und ihre Musik immer neu erfinden und gemeinsam mit den anderen Bandmitgliedern schauen, wie sie ihre Themen weiterentwickeln können. Dafür sitzen sie häufig mehrere Tage hintereinander zusammen und probieren sich am Facettenreichtum ihrer jeweiligen Instrumente. Worte und Sprache haben für Beate Wein eine weniger intensive Kraft als Töne und Musik. Aber sie schreibt auch Texte. Zum Beispiel für ihr Frauen-Duo „Hand in Hand“ oder für ihre Kinder. Sie hat sich schon so einige Gute-Nacht-Lieder selbst ausgedacht. „Mama, du bist ja ein Erfinder!“, kam da mal als stolzer Kommentar aus dem Kinderbettchen.

Nicht vor der Tafel, sondern auf der Bühne

Zu Studienzeiten hat Beate Wein viel ausprobiert und wollte sich nicht festlegen. „Es ist nicht so ganz meine Gabe, mich nur einer Sache zu widmen“, behauptet sie von sich selbst. Und dennoch gibt es eben Dinge im Leben, für die man sich entscheiden muss. Für die Musikerin waren es ganz klar ihrer Kinder: Mit dem ersten Kind hat sie ihr Studium beendet und mit dem zweiten stand dann endgültig fest, dass sie lieber auf der Bühne als vor der Tafel stehen möchte. Die Selbstständigkeit als Mutter, von mittlerweile fünf Kindern, hat natürlich auch seine Hürden: „Man muss aufpassen, wie man seine Kraft einteilt, es gibt keine finanzielle Absicherung und keine Elternzeit, noch dazu kommt der ganze Bürokram, wie Rechnungen schreiben.“ Trotzdem ist die Alumna stolz, dass sie sich auf die Musik festgelegt hat und auch mal mit dickem Bauch und in Matschstiefeln auf Musikfestivals aufgetreten ist. Mit „Pulsar Trio“ hat sie kürzlich wieder eine neue Platte aufgenommen und tourt momentan mit der Band durch die Welt. Mit „Hand in Hand“geht es vom Sommer bis zum Winter auf Konzerttour in Deutschland.

Einen typischen Arbeitsalltag gibt es bei Beate Wein eigentlich nicht. Nur einen Traumarbeitsalltag: „Frühstücken im Hotel und spazieren gehen. Dann kommt das Taxi und bringt einen zum Flughafen. Am Ziel angekommen, macht man einen Soundcheck, nimmt ein Drei-Gänge-Menü zu sich, hat den Auftritt, verkauft im Anschluss sein CDs und Platten und dann trinkt man noch einen Abschlusssekt.“ Das alles sagt sie mit einem Augenzwinkern, welches man wieder förmlich durch das Telefon hören kann. In Wirklichkeit stimmt sie aber demjenigen zu, der mal gesagt hat: „Ein Musiker ist ein Fernfahrer mit kulturellem Hintergrund.“ Das trifft es wohl eher, da man als Musiker so viel unterwegs ist. Nebst Flügel, Schlagzeug, Mikrofon und Schreibblock hat Beate Wein aber auch immer ihren Badeanzug und ein Paar Wanderschuhe mit im Gepäck. Sie ist eben eine ehemalige Musik- und Sportstudentin.

Beate Wein hat von 2001 bis 2010 Musik und Sport an der Universität Potsdam studiert.