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10/2023 - Jade-Eleena Dregorius

Foto: Nils Schwarz

Jade-Eleena Dregorius ist Stuntfrau und Schauspielerin, die mit der Netflix-Serie Sense8 ihren internationalen Durchbruch feierte. Nach dem Abitur studierte sie zunächst an der Universität Potsdam Lehramt und schloss ihr Studium mit einem Bachelor of Education für Lebensgestaltung, Ethik und Religionskunde ab. Während ihrer Schul- und Studienzeit erlernte sie mehrere Kampfsportarten wie Shaolin Kung Fu, Kick-/Thai-Boxen und Taekwondo. Für ihre Stuntausführung in Matrix Resurrections wurde sie 2021 zusammen mit dem Stuntteam für den SAG-Award nominiert.


Liebe Frau Dregorius, wie haben Sie Ihre Zeit an der Universität Potsdam in Erinnerung?

Wunderschön. Alles hat sehr gut gepasst: die Stadt, der Campus und meine Kommilitonen, das gemeinsame Lernen, alles war genau richtig. Die Studienbedingungen in Potsdam sind einfach großartig.

Sie studierten an der UP ursprünglich Lehramt. Was veranlasste Sie statt Lehrerin Stuntfrau zu werden?

Ich wollte wirklich Lehrerin werden. In meiner Schulzeit hat mich meine Klassenlehrerin sehr inspiriert mit ihrem anschaulichen Erzählen im Unterricht. Sie war eine große Autorität, superfair, aber auch superstreng. Das hat mich sehr beeindruckt. Gleichzeitig gab es Lehrkräfte an meiner Schule, die einen negativen Eindruck hinterlassen haben – das wollte ich besser machen! Durch die erstklassigen Studienbedingungen an der UP wie z.B. Am Neuen Palais und Luftschiffhafen, fiel meine Wahl für mein Lehramtsstudium auf Potsdam. In dieser Zeit wollte ich auch meine Kampfsport-Fähigkeiten erweitern und ein guter Freund hatte mir dafür eine Sportschule in Berlin empfohlen. Dort habe ich mit vielen Leuten aus der Filmindustrie trainiert, u.a. auch mit Stuntleuten. Eines Tages erzählten sie mir von einem Stunt-Casting für eine internationale Serie, wo explizit Frauen mit Kampfsport-Kenntnissen gesucht wurden. Ich bin da einfach aus Spaß hingegangen, um mir das mal anzuschauen. Außerdem hatte ich in dieser Zeit bereits einen Erasmus-Platz in Spanien. Dann kam der Anruf, dass ich das Casting bekommen habe und das Stunt- Double für Bae Doona werden soll, eine der acht Hauptdarstellerin der Netflix-Serie „Sense8“. Ich musste erst mal Luft holen. Für so eine große Entscheidung brauchte ich Bedenkzeit. Und nur, weil die Produktion der ersten Staffel in meiner vorlesungsfreien Zeit lag und ich mein Erasmus-Jahr verschieben konnte, nahm ich das Engagement an. Ich hatte natürlich keine Vorstellung, was da auf mich zukommt und dass dies meine Eintrittskarte in die Filmindustrie wird.

Sie begannen bereits im Alter von neun Jahren mit dem Training von Shaolin Kung Fu. Woher rührte das frühe Interesse für die Kampfkunst?

In meiner Kindheit hatte ich einen großen Bewegungsdrang und war gut in allem, was mit Sport zusammenhing. Deswegen hat meine Grundschullehrerin meine Mutter angesprochen, ich sollte in einen Sportclub oder -verein eintreten. Ich wusste aber gar nicht, welchen Sport ich bevorzugte. Bei einem Familienurlaub in Singapur habe ich dann im Hotel im TV eine Kampfsportshow gesehen – und ab da war mir klar, welche Sportart mich richtig interessiert. Etwas später, beim Karneval der Kulturen in Berlin, habe ich eine Vorführung der Shaolin Mönche miterlebt, und ab da wusste ich, welche Kampfkunst genau ich trainieren wollte. Also hat mich meine Mutter im Shaolin-Tempel Deutschland angemeldet. Nach gut einem Jahr Training, qualifizierte ich mich für das Showteam, mit dem ich dann auch öffentlich auftrat.

Neben Sense8 performten Sie als Stuntfrau in einer Vielzahl von Filmen und Serien wie z.B. auch Fast & Furious 9 und 10, Strike Back 7, Babylon Berlin oder The Princess. Gibt es ein Projekt, welches Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Sense8 auf jeden Fall. Weil ich, relativ unerwartet, eine komplett neue Welt erlebt habe, nämlich die der US-amerikanischen Filmindustrie. Plötzlich und zum ersten Mal flog ich Business-Class, wurde vom persönlichen Fahrer im Hotel abgeholt. Alles war super professionell. Und nach Abschluss der Dreharbeiten zur ersten Staffel saß ich wieder im Interregio, um nach Potsdam zu fahren und mein Studium fortzusetzen. Diese Kontraste werde ich nie vergessen. Und auch „Matrix Resurrection“ wird mir besonders in Erinnerung bleiben, weil ich da wieder mit Lana Wachowski zusammenarbeiten durfte. Sie hatte mich extra für das Projekt angefordert und nach San Francisco einfliegen lassen. Lanas Projekte sind immer sehr anspruchsvoll, alle Beteiligten müssen immer ihre Komfortzone verlassen und sich weiterentwickeln. Zitat Lana Wachowski: „If you want to fly, you have to fall sometimes in life.“

Seit 2019 sind Sie auch als Schauspielerin tätig. Wie kam es dazu? Was macht die jeweilige Tätigkeit der Stuntfrau bzw. Schauspielerin aus? In welchen Aspekten unterscheiden sich die Tätigkeiten?

Meine erste Schauspiel-Rolle hieß Gabriella Kowalski in „Strike Back“ (Sky One); sie hatte ganze zwei Sätze zu sprechen und eine Kampfszene gegen die Hauptfigur der Serie. Das Kuriose dabei ist, ich war für die Serie eigentlich als Stuntfrau gebucht und nicht als Schauspielerin. Da ich kämpfen kann, bereits viel als Stunt double gearbeitet habe, wo man sehr eng mit den Schauspielerinnen zusammenarbeitet, oft den Charakter mitgestaltet, Pre-visualisierung anhand des Drehbuches dreht etc., lag es nahe beides zu verbinden. Jedoch ist das nicht das normale Prozedere. Die Arbeit einer Stuntfrau ist nicht gleichzusetzen mit der einer Schauspielerin. Durch diese kurze Szene bei „Strike Back“ bin ich dann auf den Geschmack gekommen mehr über die Kunst des Schauspielens zu lernen, habe ab da entsprechende Workshops besucht und Schauspielunterricht genommen. So bekam ich dann auch die Angebote für z.B. die aktuelle Amazon-Serie „Das Rad der Zeit“ oder für meine Rolle der Ji in „Role Play“ mit Kaley Cuoco.

Nach eigener Aussage lieben Sie es, im Ausland zu leben und oft zu reisen. Was fasziniert Sie besonders daran? Was macht Berlin, Ihren Wohnsitz, für Sie vor diesem Hintergrund besonders?

Ich liebe es unterschiedliche Kulturen zu erleben. Reisen ist für mich die schönste Art der Bildung. Wenn ich direkt vor Ort bin, mich ungewohnten Situation aussetze, lerne ich immer dazu. Wenn ich dann wieder nach Berlin zurückkomme ist mein Blick erneut geschärft für die Dinge, die sonst im Alltag untergehen würden. Zum Beispiel, Berlin ist eine der grünsten Hauptstädte der Welt. Das ist einer der Gründe, warum ich immer wieder gern zurückkomme. Ein anderer ist natürlich meine Familie und alle meine Freunde in Berlin.

Welche privaten Pläne und beruflichen Ziele haben Sie für die Zukunft?

Ich möchte Menschen motivieren, ihre Träume zu erfüllen, aber auch die unerwarteten Gelegenheiten, die das Leben bietet, zu ergreifen und zu nutzen.

Haben Sie vielen Dank für das spannende Interview. Wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihren weiteren Weg und wir freuen uns Sie hoffentlich in vielen weiteren Filmen sehen zu dürfen!

 


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