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Buchtipp Mai 2020

Buchcover des besprochenen Buches
Photo: Knaur

Der Weg des Künstlers. Ein spiritueller Pfad zur Aktivierung unserer Kreativität

Julia Cameron
Neuausgabe 2009, Knaur, 351 Seiten
Erstausgabe 1992                                                                      
ISBN: 978-3-426-87437-0
Signatur in der MediothekAm Neuen Palais: 2.2.2.341a
 

Was für ein selbstbewusster Titel!

Mit eben jenem Selbstbewusstsein betritt Julia Cameron die Arena ihres Sachbuches. Ihrer Meinung nach haben wir alle Kreativität in uns. Wir müssen einzig unser Potenzial aus uns herauskitzeln. Ob Jurist*in, Supermarktverkäufer*in, Friseur*in oder Buchhändler*in mit den richtigen Kniffen und Techniken kann jeder das Künstlerkind in sich wecken.

Wie genau geht das?

In einem zwölfwöchigen Kurs führt Cameron die Leser*innen des Buches von Woche zu Woche mit jeweils neuen Aufgaben. Eine grundlegende Technik sind die Morgenseiten. Diese besteht darin, dass man jeden Tag drei Din-A4 Seiten mit Text füllt. Wichtig ist es, im Schreibfluss zu bleiben, den Stift dabei nicht abzusetzen und sich frei von jeder Wertung dem Schreiben zu widmen. Das Thema ist nicht festgelegt und kann von Banalem zu Wichtigem variieren. Wenn man gerade nicht weiterweiß, thematisiert man genau dies und schreibt beispielsweise: „Mir fällt nichts ein, ich weiß nicht worüber ich schreiben soll...“ Im Anschluss liest man diese Texte nicht mehr und legt sie einfach weg. Es geht um eine Art „Gehirnentleerung“ mit dem Ziel, ins Schreiben zu kommen und der Kreativität freien Lauf zu lassen.  

In der Schreibdidaktik gibt es außerhalb dieses Buches die Technik des Freewritings, die stark an die Morgenseiten erinnert. Beim Freewriting gelten dieselben Grundregeln wie bei den Morgenseiten, nur dass das Freewriting keine Regelmäßigkeit voraussetzt.

Verabredung mit sich selbst

Neben den Morgenseiten regt Cameron dazu an, sich mit sich selbst zu einem Künstler[*innen]treff zu verabreden. Einmal in der Woche unternimmt man etwas Außergewöhnliches und beschäftigt sich mit dem*der Künstler*in in sich. Man setzt sich mit sich auseinander und wird sich des eigenen kreativen Potenzials immer bewusster.

Zudem seien viele negative Affirmationen ein grundlegendes Problem, so Cameron. Ein Beispiel wäre, dass man sich für unfähig im Angesicht einer Aufgabe fühlt. Cameron schlägt vor, diese negativen Affirmationen in positive umzuwandeln. Zu dieser Frage sowie zu anderen Problemen stellt Cameron eine Vielfalt an Übungen in ihrem Buch vor. Von einer Woche zur nächsten setzt man sich auf diese Weise intensiv mit sich selbst auseinander. 

Blockaden lösen

Cameron schafft es in ihrem Buch, die Dringlichkeit der Bedeutung von Kreativität in jedem*r Einzelnen in uns anzusprechen. Ihre Techniken schaffen einen Weg und Zugang zu sich selbst und können im Prozess des wissenschaftlichen Schreibens Blockaden lösen und kreatives inneres Potenzial freigeben.

 

Rezensiert von Rostislaw Suchin, März 2020

Buchcover des besprochenen Buches
Photo: Knaur