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Hausarbeiten in den Proseminaren der Organisations- und Verwaltungssoziologie

Hausarbeiten zählen zwar nach wie vor zu den verbreitetesten Prüfungsformen in den Geistes‐ und Sozialwissenschaften, trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen existieren oft sehr unterschiedliche Vorstellungen über diese Prüfungsform. Im Folgenden finden Sie eine kompakte Übersicht über unsere Erwartungen an Hausarbeiten zum Abschluss der Einführungsveranstaltungen (Proseminare).


Zweck, Adressaten, Format und Aufgabe der Hausarbeit

Ihre Hausarbeit verfolgt einen zentralen Zweck: Zeigen Sie, dass und welchen Unterschied organisationssoziologisches Wissen beim Verständnis sozialer Phänomene macht. Suchen Sie sich dazu eigenständig einen Gegenstand oder ein Problem, das Sie zur Illustration eben jener Leistungsfähigkeit nutzen. Stellen Sie sich als Adressaten des Textes Hochschulstudierende vor, die nicht Soziologie studieren.

Nutzen Sie die Einleitung dafür, die Problematik und Relevanz Ihres Problems zu zeigen, die Neugier der Lesenden zu wecken und vorzustellen, wie Sie vorgehen wollen. Im Hauptteil der Hausarbeit entfalten Sie Ihre Argumentation.

Sie können sich an folgenden Fragen orientieren:

  • Inwiefern erschließt der von Ihnen gewählte organisationssoziologische Zugriff einen Zugang zu Ihrem Gegenstand oder Problem?
  • Inwiefern weicht die Besonderheit des von Ihnen gewählten Gegentands oder Problems von alltagsweltlichen Vorstellungen über Organisationen ab?
  • Was genau sieht man im Lichte der von Ihnen gewählten Organisationstheorien?

Der Schlussteil der Hausarbeit fasst entweder Ihre Überlegungen pointiert zusammen, gibt den Lesenden einen Ausblick auf Anschlussfragen Ihrer Argumentation oder erwägt, welche theoriebezogenen Generalisierungen sich aus Ihrer Argumentation ableiten lassen.

Rahmenthemen als erste Fokussierung des Themas

Für die Entwicklung Ihrer Fragestellung stellen wir Ihnen mehrere Rahmenthemen bereit. Entscheiden Sie sich für eines der Rahmenthemen und entwickeln Sie davon ausgehend Ihre Fragestellung.

Themenfindung

Problemerfassung

Entwicklung einer Fragestellung

Jede Sprechstunde ist so gut wie ihre Vorbereitung

Gerne betreuen wir Sie in der Entwicklung Ihrer Fragestellung und Argumentation. Unsere Sprechstunden finden Sie auf der Homepage des Lehrstuhls. Besonders hilfreich ist es, sich vorbereitend an einem „Sechszeiler“ (Informationen dazu in der Veranstaltung) zu versuchen. Selbstverständlich sind auch kurze Ideenskizzen hilfreich. Bringen Sie diese in zweifacher Ausführung ausgedruckt in die Sprechstunde mit bzw. senden Sie sie uns mit dem nötigen zeitlichen Vorlauf zu.

Der erste Text als Ausgangspunkt: Wie abgabefertige Texte entstehen

Zu den häufigsten Missverständnissen zählt, dass Texte "auf den Punkt" geschrieben werden, also nach der ersten Niederschrift fertig sind. Bis auf seltene Ausnahmen funktioniert das Verfassen von Texten nicht als Punktlandung. Texte zu verfassen ist mühselig, "funktioniert" an manchen Tagen gar nicht, dann wieder überraschend leicht. An manchen Tagen scheint man sich im Kreis zu drehen, an anderen platzt ein Knoten und man kann auch einmal weiterschreiben.

Eine gute Argumentation braucht Zeit. Ein kurzer Text mehr Zeit als ein langer Text – pointierte Formulierungen entwickelt man nicht beim ersten Nachdenken über ein Problem. Deswegen gilt: Ein guter Text braucht eine gute Argumentation und eine gute Schlussüberarbeitung. Dieser letzte "Schliff" beseitigt Redundanzen, schärft die Fragestellung und Argumentation, überprüft dessen Nachvollziehbarkeit und sorgt nicht zuletzt für die formale Richtigkeit des Textes.

Jeder Schreibprozess beginnt als Selbstklärung. Von Edward Morgan Forster wurde der Satz bekannt: "Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?" Es ist sinnvoll, sich diesen Raum des Zwiegesprächs mit den eigenen ungeordneten Gedanken zuzugestehen. Texte entstehen weniger linear, Stück für Stück, sondern nicht zuletzt als Über und Umarbeitungen. Das readercenteredwriting steht meist am Ende eines Schreibprozesses, nicht am Anfang. Bildlich gesprochen heißt Schreiben, den Weg vom writer-centered writing zum reader-centeredwriting, zurückzulegen den "arch of writing"¹.

(¹ Für diese Unterscheidung danken wir Dvora Yanow)

Welche formalen Anforderungen sind bei der Hausarbeit zu beachten?

Der Umfang beträgt ca. 4000 Wörter. Vergessen Sie nicht, dass diese Hausarbeit dieselben formalen Anforderungen hat wie jedwede wissenschaftliche Arbeit (Zitieren, Literaturverzeichnis usw.). Die Form des Textes ist die einer Hausarbeit.

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© Stefanie Büchner, David Kraft, Potsdam, September 2014