Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Informationen zum Erasmus+ Programm
Im Vorhinein des Erasmus-Studiums war ich dazu in der Lage, mich über die auf der Website der Universität Potsdam bereitgestellten Materialien und Hinweise ausreichend über die Anforderungen, den Umfang und die Rahmenbedingungen des Erasmus-Semesters zu informieren. Nachdem ich mit den entsprechenden vorzulegenden Unterlagen Kontakt mit der Erasmuskoordinatorin der Universität Potsdam für den Fachbereich Philosophie aufgenommen hatte, habe ich das initiale Bewerbungsverfahren als eingängig und einfach durchzuführen empfunden. Mit der Zusage für meine Wunschuniversität konnte ich mich dann auf die konkrete Planung einstellen. Hier waren die Informationsveranstaltungen des international office der Uni Potsdam sehr hilfreich, um die von mir einzureichenden Unterlagen, den erwarteten Leistungsumfang und die konkreten nächsten zu beachtenden Planungsschritte anzuvisieren. An der Uni Wien habe ich die Koordinator:innen des dortigen international office als äußerst hilfsbereit und strukturiert in ihrer Verbreitung an der für uns Erasmusstudierende relevanten Informationen. empfunden. Allerdingds wurde leider der Koordinator für Philosophie an der Uni Wien ohne direkte Nachbesetzung entlassen, sodass es zu einer erheblichen Verzögerung in der OLA-Unterzeichnung, und damit in der Auszahlung meiner Fördersumme, kam.
Kontaktaufnahme mit der Gasthochschule
Die Kontaktaufnahme mit der Uni Wien erfolgte über ein standardisiertes Verfahren bei dem ich in regelmäßigen Abständen über verschiedene online Portale die jeweils für den nächsten Bewerbungsschritt relevanten Unterlagen einzureichen hatte. In diesem Zusammenhang wurde auch mein Studierendenkonto für die online-ressourcen der Uni freigeschaltet und an mich übermittelt. Vor Ort gab es mit den Erasmuskoordinator:innen des international office stehts ansprechbare Personen, die auch telefonisch durchweg erreichbar waren. Das gesamte Verfahren habe ich als gut organisiert und praktisch durchführbar empfunden.
Bewerbungsunterlagen für die Gasthochschule
Als Bewerbungsunterlagen einzureichen hatte ich, soweit ich mich aus dem Gedächtnis daraus erinnern kann, einen tabellarischen Lebenslauf, meine Studienverlaufsbescheinigung sowie ein Profilbild einzureichen. Wie oben bereits erwähnt konnten alle notwendigen Unterlagen online über die entsprechenden Portale eingereicht werden. Die jeweils dafür notwendigen Links habe ich immer per mail zugeschickt bekommen. Insgesamt habe ich den nötigen Aufwand an einzureichenden Unterlagen und zu erbringenden Nachweisen als angemessen und gut stemmbar empfunden.
Studium an der Gastuniversität
Studiensystem/Organisation der LV/ Anforderungen/Leistungsbewertung
Im praktischen Verlauf organisiert sich das Studium an der Universität Wien im Wesentlichen über Drei digitale Plattformen: Moodle, U:space und U:find. Moodle ist selbsterklärend wie auch an der Uni Potsdam das zentrale tool zur Bereitstellung von organisatorischen und inhaltlichen Materialen für die einzelnen Kurs . U:space ist das zentrale Organ zur Einsicht in den persönlichen Studienverlauf, wie PULS an der Uni Potsdam. U:find ist ein in U:space eingebettetes aber operational separates Tool zur Auflistung und Anwählung der jeweils im Semester angebotenen Kurse. Dort sind auch die Kursbeschreibungen und Anforderungen zu finden. Zu beachten sind die gestaffelten und relativen kurzen Anmelde- und Rücktrittsphasen zum Wählen der Kurse. Die Lehrveranstaltungen selbst sind für den Fachbereich Philosophie organisiert wie auch an der Uni Potsdam: Proseminare, bei denen auf der Basis eines zuvor zu lesenden Textes eine thematische Erschließung und Diskussion der Textinhalte durchgeführt wird. Im Vergleich zu Potsdam gab es ein thematisch diverseres, weil größeres Angebot, vor allem auch in Bezug auf die Verfügbarkeit englischsprachiger Kurse. Die Anforderungen wurden klar kommuniziert und befanden sich im ECTS-Rahmen. Für den Master Philosophie gibt es seit kurzem die Seminarstruktur mit 10 ECTS-Punkten, was ein circa Vierstündiges Seminar und pro Woche jeweils ca. 40-70 Seiten zu erarbeitendem Grundlagentext bedeutet. Ich habe Zwei dieser 10 ECTS-Seminare sowie zwei Veranstaltungen mit jeweils 5 ECTS gewählt.
Studienklima
Das Studienklima an der Uni Wien habe ich als ausgezeichnet sowohl in Bezug auf den allgemeinen freundlichen und kollegialen Umgang am Institut als auch in Bezug auf die größtenteils exzellente Qualität der Lehre und das allgemeine Forschungsprogramm empfunden. Die Dozierenden waren interessiert und engagiert für die Bildung ihrer Studierenden, und unter der Studierendenschaft gibt es, wohl auch wegen des Spitzenranges der Uni Wien im Fachbereich Philosophie, eine außergewöhnlich große Zahl sehr engagierter und gut vernetzter Studierender.
Betreuung durch dortige Studenten/Verwaltungsmitarbeiter/Dozenten
An der Uni Wien gibt es im Fachbereich Philosophie einen sehr engagierten Studierendenteil, der sich auch zu einem thematischen Verein organisiert hat: das Wiener Forum für Analytische Philosophie. Ich wurde dort sehr freundlich aufgenommen, und da viele der dort vernetzten Studierenden auch als WHKs an einem der Lehrstühle arbeiten, hatte ich oft die Gelegenheit mich wegen praktischer Fragen dort zu erkundigen.
Die Dozierenden habe ich als exzellente Lehrer:innen und Forscher:innen wahrgenommen. Mein eigener Spezialisierungsbereich hat sich thematisch sehr gut an das vorhandene Lehr- und Forschungsangebot angeschlossen, was auch die Hauptmotivation meiner Wahl der Uni Wien als Erasmus-Ziel war. Die Dozierenden waren durchweg für Fragen, Anmerkungen und Anregungen zu erreichen, und ich habe eine ganze Menge an sehr hilfreichem thematischem Feedback erhalten.
Ich hatte außerdem Gelegenheit im Forschungskolloquium des Lehrstuhls für theoretische Philosophie bei Prof. Benjamin Schnieder eines meiner Forschungsprojekte vorzustellen. Die produktive und kollegiale Atmosphäre dort sowie die generelle Hilfsbereitschaft der Institutsmitarbeitenden waren ein besonders schöner Aspekt meines Aufenthalts.
Grundsätzlich wurde ich auch vom Verwaltungspersonal gut betreut. Allerdings gab es, wie bereits erwähnt, zu Beginn des Aufenthalts das Problem, dass die Erasmus-Koordinationsstelle für den Fachbereich Philosophie unbesetzt war, sodass niemand mein OLA unterzeichnen konnte, was zu einer erheblichen Verzögerung in der Auszahlung der ersten Fördersumme geführt hat. Der dadurch entstandene Finanzielle Engpass könnte für andere Studierende in einer analogen Situation ein Problem darstellen, und ich hatte das Gefühl, dass es keinen der beteiligten Erasmus-Koordinationsstellen zunächst klar war, wie eine schnelle Lösung gefunden werden kann.
Technische Ausstattung/Öffnungszeiten von Bibliotheken/Computerpools
Die Uni Wien ist exzellent mit verschiedenen Bibliotheksstandorten und online-ressourcen ausgestattet. Besonders hervorzuheben ist die große Menge an über den Universitätsaccount zugängliche Fachliteratur, von der ich großen Gebrauch gemacht habe. Die Bibliotheken hatten grundsätzlich lange genug auf damit ich jederzeit dort arbeiten konnte, und vor allem die Standorte im historischen Hauptgebäude der Uni sind allein schon aus einer ästhetischen Perspektive wärmstens zu empfehlen.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Ich war bereits vor Antritt meines Aufenthalts über meine Philosophischen Tätigkeiten mit einigen der Studierenden an der Uni Wien vernetzt, sodass der Aufenthalt eine tolle Gelegenheit war, die bereits bestehenden Kontakte zu vertiefen und auszubauen. In den verschiedenen Seminaren habe ich schnell einige freundliche Kommiliton:innen kennengelernt, und grundsätzlich habe ich die Atmosphäre unter den Studierenden als offen und freundschaftlich aufgefasst. Auch ansonsten hatte ich bereits Bekannte vor Ort, sodass ich die angebotenen Veranstaltungen zur Vernetzung mit anderen Erasmus-Studierenden nicht genutzt habe. Über die zahlreichen akademischen Veranstaltungen der Uni Wien bin ich aber trotzdem vielen internationalen Studierenden begegnet.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Da Deutsch meine Muttersprache ist, blieb meine generelle Sprachkompetenz weitestgehend unberührt. Ich habe aber einige sehr drollige Worte im Wiener Dialekt gelernt. Im akademischen Kontext habe ich allerdings, aufgrund der internationalen Vernetzung der Uni Wien, fast ausschließlich englisch gesprochen, was definitiv zur Förderung meiner Sprachkompetenzen in diesem Zusammenhang beigetragen hat.
Wohn- und Lebenssituation
Wann und wie Unterkunft gefunden
Ich habe bereits einige Wochen vor Beginn meines Aufenthalts mit der Suche nach WG-Zimmern und Wohnungen begonnen. Dafür habe ich in erster Linie die Portale WG-Gesucht und Willhaben.at verwendet. Letzteres ist eine spezifisch in Österreich verwendete Seite, die oft als Geheimtipp gehandelt wird, um Angebote für erschwingliche Wohnungen einzuholen. Durch einen Glücklichen Zufall habe ich schnell eine Person gefunden, die ihre Wohnung für genau den von mir erwünschten Zeitraum vermietete, da die Person selbst einen Erasmus-Aufenthalt in Italien durchgeführte. Da der Mietpreis ungefähr dem Mietpreis meiner Wohnung in Potsdam entsprach, konnte ich das Angebot annehmen, und hatte die Gelegenheit, in einer schönen Wohnung in toller Lage zu wohnen.
Besonderheiten bei Unterbringung/Miete
Ich konnte diese Wohnung beziehen, weil ich meine Wohnung in Potsdam zur Untermiete an Freund:innen von mir vergab. Eine Besonderheit ist in Wien das Kennzeichensystem der Häuser: alle Appartements sind, wie auch die Häuser, nummeriert. So ist die Adresse dann zB. Die Burggasse 29/18 – also Hausnummer 29, Appartementnummer 18. In Wien ist es außerdem verpflichtend sich binnen Drei Tage eine Meldebescheinigung beim lokalen Bezirksamt auszustellen. Dafür muss der Vermieter wiederrum eine händisch unterschriebene Mietbescheinigung ausstellen. Nach spätestens Drei Monaten muss man sich beim für den Wohnbezirk zuständigen Magistratsamt eine Aufenthaltsbescheinigung ausstellen lassen, für die man einen Einkommenssuffizienznachweis, die eben erwähnte Meldebescheinigung sowie einige Ausweisdokumente benötigt.
Öffentliche Verkehrsmittel
Das Semesterticket an der Uni Wien muss separat von den Hochschulgebühren für 80 Euro beim Portal der Wiener Stadtlinien erworben werden. Allerdings muss man sich dafür mit den Anmeldedaten der Uni Wien einloggen. Die öffentliche Nah- und Fernverkehrsanbindung in Wien ist ausgezeichnet. Die Stadt ist lauf- und Fahrradfreundlich, und ich habe jedes Ziel durch das gut ausgebaute öffentliche Nahverkehrsnetz erreichen können.
Bankgeschäfte
Grundsätzlich unproblematisch sind ist die Abwicklung von Bankgeschäften, wobei ich mit meiner EC-Karte für jede Abhebung ein Entgelt von 5 Euro entrichten musste. Veiel Geschäfte akzeptieren Kartenzahlung, es ist jedoch ratsam, immer auch etwas Bargeld dabei zu haben.
Krankenversicherung
Als Teil der EU hat meine reguläre Krankenversicherung in Österreich gegriffen.
Lebenshaltungskosten
Österreich ist insgesamt eine eher teure Stadt. Die Mietkosten sind dabei aufgrund der progressiven und weitestgehend einzigartigen Stadtplanungspolitik deutlich geringer als in Berlin und Potsdam, im Allgemeinen ist es jedoch üblicher, zum Mittag / Abend gemeinsam essen zu gehen. Einkäufe und gastronomische Besuche sind dabei zumeist teurer als in Berlin und Potsdam, sodass die Stadt von den insgesamten Lebenshaltungskosten meiner Wahrnehmung nach ungefähr mit dem Niveau des Großraum Berlins zu vergleichen ist.
Freizeitangebote
Wien bordet vor Freizeitangeboten geradezu über. Neben der weltbekannten und einzigartigen historischen Hochkultur gibt es auch unzählige Gratisveranstaltungen der Stadt, ein Diverses Feld an abwechslungsreichen Subkulturen, sowie ein dichtes Netz an Parks, Sportstätten und für alle zugänglichen dritten Orten. Aus dieser Perspektive ist Wien außergewöhnlich und mehr als für einen längeren Aufenthalt empfehlenswert.
Studienfach: Philosophie
Aufenthaltsdauer: 03/2025 - 07/2025
Gastuniversität: Universität Wien
Gastland: Österreich
Rückblick
Tipps für nachfolgende Studenten
Mein Erasmus-Aufenthalt war vor allem auch aufgrund der zahlreichen positiven Kontakte mit den Menschen vor Ort so schön und weitgehend reibungslos, wie ich ihn erlebt habe. Mein primärer Ratschlag für andere Studierende ist daher, sich nicht vor dem Kontakt mit Personal und Kommilitonen zu scheuen, da die Erfahrung einer neuen Gemeinschaft, in die man zumindest zeitweise aufgenommen wird, das nachhaltig wertvollste am gesamten Aufenthalt für mich war.