Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Bei den Vorbereitungen für das Auslandssemester war das International Office an der Uni Potsdam eine große Unterstützung. Es gab zwei Zoom-Meetings, in denen allgemein Informationen zu einem Auslandssemester gegeben wurden, des Weiteren war es jederzeit möglich, Fragen über Emails oder Anrufe zu den Sprechzeiten zu klären. Nachdem die Uni Potsdam meine Bewerbung angenommen hatte, hat sich einige Wochen später die Uni Bergen bei mir gemeldet und die nächsten Schritte beschrieben. Auch das war sehr gut organisiert, bei Rückfragen wurde zuverlässig und schnell geantwortet. Als Bewerbungsunterlagen musste eine aktuelle Studienbescheinigung, ein Transcript of Records und natürlich das Learning Agreement eingereicht werden.
Studium an der Gastuniversität
Die Vorlesungen an der Uni Bergen sind in kleinerem Rahmen gehalten, der Umgang mit den Dozenten ist auch dadurch sehr viel persönlicher, als ich es aus Deutschland gewohnt war. Ein Professor kannte sogar die meisten Vornamen der Studenten nach einiger Zeit, die Dozenten selbst wurden auch mit Vornamen angesprochen. Die Module waren umfangreicher, als ich es an der Uni Potsdam gewohnt war, sie haben meist 10 oder sogar 15 ETCS umfasst. Daher ist es dort üblich, pro Semester eher zwei bis drei Module zu belegen. Es waren in allen Modulen, die ich belegt habe, ein oder mehrere Abgaben zu machen, der Umfang war zwischen 2000 und 4000 Wörtern. Zusätzlich gab es häufig noch die Klausurleistung, die zum Bestehen des Moduls erbracht werden musste. Die Leistungsbewertung habe ich als ähnlich wie in Potsdam wahrgenommen, die Anforderungen allerdings ein bisschen härter. Es gibt an der Uni Bergen für die meisten Fakultäten eigene, teilweise sehr große Bibliotheken, die allerdings unabhängig von der Studienrichtung von allen Studenten genutzt werden durften. Die Öffnungszeiten waren sehr unterschiedlich, es war allerdings möglich, unter der Woche bis 22 Uhr in der Bibliothek zu lernen, am Wochenende waren einige Bibliotheken sogar auch geöffnet.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Da ich in einem Studentenwohnheim zusammen mit anderen ausländischen Studierenden gewohnt habe, ist mir der Kontakt zu denen natürlich sehr leicht gefallen. Auch außerhalb der WG gab es unheimlich viele Partys und Events, auf denen man sehr viele andere Erasmus-Studenten aus der ganzen Welt treffen konnte. Wir hatten auch eine Norwegerin in unserer WG, was aber, soweit ich weiß, eher unüblich ist. Dadurch haben wir natürlich auch ein paar Freunde von ihr immer mal wieder dagehabt. Sonst gab es noch die Ersti-Woche, an der man als Erasmus-Student mitmachen kann, da konnte man auch viele Norweger kennenlernen. Diese Gelegenheit habe ich persönlich aber nicht so wirklich ausgeschöpft. Des Weiteren kam man auch durch verschiedene Module in der Uni in Kontakt zu einheimischen Studenten, zum Beispiel durch Gruppenarbeiten. Das hängt aber natürlich auch von der Wahl der Module ab.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Da ich nach dem Abitur bereits für ein Jahr einen Auslandsaufenthalt in Australien hatte, war mein Englisch schon vor dem Auslandssemester auf einem sicheren kommunikativen Niveau. Der Aufenthalt in Norwegen und das ständige Englischsprechen dort haben das aber durchaus merklich nochmal verbessert. Dazu kommt, dass sowohl das Lesen, aber auch das Schreiben von akademischen Texten während des Semesters sehr gefordert wurde, was meines Erachtens zu einer starken Verbesserung in den Bereichen geführt hat. Ein Auslandssemester zu machen, lohnt sich also in Bezug auf den Erwerb von Sprachkenntnissen auf jeden Fall!
Wohn- und Lebenssituation
Wenn man ein Auslandssemester an der Universität Bergen macht, wird einem ein Platz in einem Studentenwohnheim angeboten, den ich sehr empfehlen würde anzunehmen. Es gab zwar vereinzelt Leute, die sich eine WG in der Stadt gesucht haben, was bestimmt auch cool ist, um mehr mit Norwegern in Kontakt zu kommen. Es ist aber in der Regel erstens teurer (ich habe ca. 320€/Monat gezahlt) und zweitens hat man nicht dieses einzigartige Sozialleben. Ich habe im Studentenwohnheim Fantoft gewohnt, das ist auch das übliche Wohnheim. Fantoft ist sehr gut durch die sogenannte Bybanen erreichbar, die Fahrt ins Stadtzentrum dauert ca. 15 Minuten. Ich habe dort in einer 16er WG gelebt, man hat sich zu zweit ein Zimmer und Bad geteilt und mit allen 16 die Küche und den Wohnbereich. Aber auch außerhalb dieser 16 Leute hat sich eigentlich der Hauptteil des Soziallebens in Fantoft abgespielt; es gab ständig Partys in verschiedenen WGs, ein sehr gut eingerichtetes Fitnessstudio und viele nette Leute. Die Lebenshaltungskosten sind sehr hoch in Norwegen, als Faustregel kann man ungefähr sagen, dass alle Lebensmittel ungefähr doppelt so teuer wie in Deutschland sind. Alkohol sogar noch mehr, daher würde ich auf jeden Fall empfehlen, welchen von Zuhause mitzubringen. Die ersten Monate haben wir noch viele Wanderungen im Umland gemacht. Bergen ist ja bekannt für die 7 Berge, die um die Stadt herumliegen. Irgendwann hat dann der ständige Regen eingesetzt und es gab mehr für die Uni zu tun, daher hat das dann leider ziemlich nachgelassen.
Studienfach: Betriebswirtschaftslehre
Aufenthaltsdauer: 08/2021 - 12/2021
Gastuniversität: Universitetet i Bergen
Gastland: Norwegen
Rückblick
Bergen gilt als die niederschlagsreichste Stadt Europas und hat das auch ab Oktober sehr gut bestätigen können. Der August und September waren in diesem Jahr (2021) noch sehr schön, danach kam so ziemlich Dauerregen. Ich würde daher empfehlen, insbesondere die ersten Monate für sämtliche geplanten Aktivitäten zu nutzen! Zu empfehlen sind insbesonders eine Reise nach Stavanger, um die Preikestolen-Wanderung zu machen und die Wanderung zur Trolltunga. Wir waren ganz am Ende des Jahres noch in Voss Skifahren, auch das würde ich sehr weiterempfehlen! Viele haben das Wetter in Bergen deutlich zu kalt eingeschätzt und hatten daher vor allem für die Sommermonate die falsche Kleidung dabei. Hier würde ich sehr empfehlen, in den Wetterbericht zu schauen für das Packen. Es ist insgesamt eine einzigartige Erfahrung! Ich würde es dringend empfehlen, dieses Auslandssemester zu machen und davon jede Minute zu genießen.