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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Allem voran gestellt möchte ich zwei Dinge erwähnen: Meine Sicht auf Rumänien und die Uni in Cluj ist nur eine von vielen und ich habe bereits 14 Monate in Targu Mures, einer Stadt ca. 100km entfernt von Cluj gelebt, habe also Vorerfahrungen und Erwartungen mitgebracht. Die Kommunikation mit dem International Office in Cluj war unproblematisch. Für mich war Ilona Dranca (International Office UBB) zuständig, von ihr habe ich alle Informationen über mögliche Kurse usw. bekommen. Auch die Bewerbung an der Uni Cluj war eher eine Formsache.


Studienfach: Angewandte Kulturwissenschaft und Kultursemiotik

Aufenthaltsdauer: 10/2022 - 02/2023

Gastuniversität: Universitatea Babeș-Bolyai

Gastland: Rumänien

Studium an der Gastuniversität

Die ersten drei (Uni-)wochen in Cluj waren sehr hart, da es für mich sehr schwierig war, herauszufinden, wo welche Kurse stattfinden sollten. Sie wurden teilweise spontan abgesagt, verlegt oder fanden in einem anderen Gebäude statt, als ursprünglich angekündigt. Es empfiehlt sich, so früh wie möglich die Koordinator*innen der Fakulitäten herauszufinden und sich von ihnen die aktuellen Vorlesungsverzeichnisse zukommen zu lassen. Ich habe allerdings auch in den ersten drei Wochen mehrere Kurse besucht, die ich dann letztendlich doch nicht belegt habe. Meine Hauptfakultät war die Facultatea de Litere. Hier habe ich zwei Kurse belegt. Man darf bis zu zwei Kurse aus anderen Fakultäten belegen, weshalb ich außerdem noch zwei Kurse in der Facultatea Teatru si Film im Studiengang Digital Interactive Arts (DIA) belegt habe. DIA ist tatsächlich der einzige englischsprachige Studiengang in der Fakultät, während in Litere einige Kurse auf Englisch, Deutsch und Französisch angeboten wurden. Generell ist die Uni sehr international aufgestellt, was an den vielen permanenten internationalen Studierenden liegt. Es ist eigentlich kein Problem, genügend Kurse auf Englisch/Deutsch zu finden. Letztendlich habe ich vier Kurse belegt: einen Rumänischkurs (von der Facultatea de Litere), einen Kurs über deutschsprachige Literatur in Südosteuropa, Production Management und Transmedia Project. Diese vier Kurse haben mich zeitlich extrem ausgefüllt, da die Seminare hier teilweise sechs Stunden lang sind. Im Gegensatz zu geisteswissenschaftlichen Studiengängen in Deutschland mussten wir jedoch verhältnismäßig wenige Texte vorbereiten. In der Bewertung des Unialltags muss ich zwischen den beiden Fakultäten unterscheiden. In der Facultatea de Litere waren die Seminare meist sehr hierarchisch geregelt. Die dozierende Person sitzt vorne und spricht und stellt auch nur selten Fragen. Die Masterstudierenden um mich herum waren deutlich jünger als ich (22/23 Jahre alt) und haben die Seminare häufig abgesessen. Die Kurse sind manchmal spontan ausgefallen, waren allerdings ansonsten recht gut organisiert. Hier war mir zum Beispiel von Anfang an klar, was meine Prüfungsleistungen sein werden und was ich wann dafür erledigen muss. Mein Germanistikprofessor war sehr engagiert, hat mich und andere Studierende auf eine Tagung eingeladen, mir ein Interview mit einem Dramaturgen eines deutschen Stadttheaters organisiert und schien sich sehr gefreut zu haben, dass jemand Engagement zeigt. Zur Leistungsbewertung kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts sagen. Generell scheint mir die UBB anspruchsvoll, aber nicht unmachbar. In dem Rumänischkurs wurde am Ende eine Klausur geschrieben inkl. mündlichem Test, in dem Literaturkurs musste ich eine Hausarbeit (12 Seiten) abgeben. Die größte Herausforderung bestand darin, dass ( inspiriert von den Medizinstudiengängen) alle Deadlines innerhalb von zwei Wochen fällig waren. Das bedeutete, dass ich sowohl für eine Klausur lernen musste, als auch Hausarbeiten schreiben musste. Letzteres tat ich meistens in der Österreich Bibliothek (Faculty of Business), ein sehr schöner Ort, auch gut ausgestattet mit deutschsprachigen Büchern. Das Gegenteil waren die Kurse in DIA. Hier glichen die Seminare oft eher netten Zusammentreffen mit Freund*innen. Die Studierenden um mich herum waren entweder mein Alter oder deutlich älter und schon berufstätig. Oft hat sich die Seminarstruktur erst in der jeweiligen Sitzung ergeben, manchmal saß ich aber auch sechs Stunden im Seminarraum und hielt die ganze Angelegenheit eher für unproduktiv. Viele der Sitzungen bestanden aus hitzigen Diskussionen, die sich extrem in der Art des wissenschaftlichen Diskutierens an meiner Heimatuniversität unterschieden. Häufig ging man nach den Seminaren noch gemeinsam etwas trinken, eine sehr gute Gelegenheit, um rumänische Freundschaften zu knüpfen. Ansonsten war die Fakultät auch technisch sehr gut ausgestattet. Die Studierenden um mich herum waren absolute Profis in Dokumentarfilmen und dem Umgang mit Codes und Kinects. Ende November sind wir außerdem zusammen auf ein Camp nach Baru Mare, in den Süden Rumäniens, gefahren. Eine tolle Gelegenheit, die Leute besser kennen zu lernen. Die Prüfungsleistungen im DIA Studiengang waren leider eher unorganisiert. So überraschte uns meine Production Managament-Lehrerin spontan mit einer Zwischenabgabe, einer kreativen Aufgabe, die ich dann innerhalb von zwei Tagen erledigen musste. Machbar, aber anstrengend, wenn man zum Beispiel einen Nebenjob hat. Wahrscheinlich hätte man auch mit ihr über eine verspätete Abgabe sprechen können, aber das bin ich aus Deutschland nicht gewohnt. Meine Endprüfungen bestanden in der Organisation einer Ausstellung, eines Showcases und dem Erstellen eines detaillierten Konzeptes für ein kulturelles Event. Auch die Deadlines für die Endprüfungen verschoben sich fröhlich, erst kurz vor Deadline wurde zum Beispiel eine Checkliste für das Konzept hochgeladen, die man auch schon ein paar Tage früher zur Verfügung hätte stellen können. Es lohnt sich also generell, für die zweiwöchige Prüfungsphase Flexibilität und Stressresistenz mitzubringen. Auch im DIA-Studiengang kann ich zur Leistungsbewertung noch keine Auskunft geben.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Ansonsten bestand mein Freundeskreis vor allem aus Mediziner*innen, die einen großen Teil der Clujer Studierendenschaft ausmachen. Die ESN-Organisation organisierte auch viele Erasmus-Veranstaltungen, von denen ich aber keine besucht habe. Stattdessen gründeten sich recht schnell kleinere (Whatsapp-)Gruppen, um privat Wander- und Städteausflüge zu organisieren. Was mich sehr überrascht hat, ist das geringere Angebot an studentischen Initiativen und Gruppen. Es kann natürlich sein, dass mir die entgangen sind, aber ich hatte fest mit Theatergruppen, Lesekreisen, studentischen Cafes o.Ä gerechnet und nichts davon gefunden. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die meisten (Medizin-)Studierenden hier sehr viel lernen müssen. Neben Whatsapp als Kommunikationsmittel (auch für Seminare) läuft hier fast alles über Facebook -  es lohnt sich also, schon im Vorhinein den Facebook-Account aus der Versenkung zu holen. Ansonsten benutzt die UBB Teams als Plattform. Für den Zugang ist die*der jeweilige Koordinator*in zuständig, in meinem Fall Katalina Vigh, die generell sehr hilfsbereit war. Bei ihr wird auch der Studierendenausweis ausgestellt. Es lohnt sich, ein Passfoto/einen Stick für Kopien mitzubringen. Ein Semesterticket stand mir leider nicht zu, da dies nur bis zum 26 Lebensjahr unterstützt wird. Aber Busfahrten in Cluj kosten nur 3,5 RON und die Stadt ist auch zu Fuß gut durchquerbar.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Zur Sprachkompetenz lässt sich sagen, dass hier fast alles reibungslos auf Englisch funktioniert. Ich konnte auf ein paar Rumänischkenntnisse zurückgreifen, bin aber nun rückblickend fast etwas enttäuscht, wie wenig Situationen/Möglichkeiten ich hatte, diese zu benutzen.

Wohn- und Lebenssituation

Bezüglich meiner Freizeitgestaltung konnte ich alle Hobbys aus Berlin fortführen. Recht schnell habe ich mir ein Fitnessstudio gesucht (30€ Bamboo) und bin mit Freund*innen ins Theater (besonders das ungarische Theater liefert oft englischsprachige Untertitel) und Kino (die Filme werden nicht übersetzt) gegangen. An den Wochenenden haben wir meistens Ausflüge in die Karpaten oder Nationalparks unternommen (Rodna Autovermietung oder Klasswagen) oder sind in andere Städte gefahren, wie Bukarest (FNT Theaterfestival), Oradea, Timisoara, Brasov, Maramures, Budapest. Das rumänische Zugnetz ist zwar relativ gut ausgebaut, allerdings sind die Züge so langsam, dass man quasi nebenherjoggen kann. Nach Bukarest ist der Nachtzug allerdings eine gute Option, ansonsten empfiehlt sich Flixbus, rumänische Buslinien (autogari.ro) oder Blablacar. Ich hatte mir schon vor meiner Ankunft über eine Facebook-Gruppe eine WG in Cluj organisiert. Dort lebte ich 2 Monate mit einer Ukrainerin, bevor ich ausziehen musste, weil der Besitzer der Wohnung sie renovieren wollte. Dann habe ich über XY (das rumänische Ebay) eine neue Wohnung gesucht und wurde nach drei Besichtigungen fündig. Für die restlichen Monate lebte ich dann in einer großen Zweizimmerwohnung im Zentrum für 400€ plus Nebenkosten. Meine rumänischen Freund*innen bestätigten mir, dass ich hier ca. 100€ zu viel bezahlen würde. Die Wohnung war möbiliert, die Nebenkosten beliefen sich auf ca. 120€ pro Monat (im Winter!). Der Schlafsaal für 30€ pro Monat wäre auch eine Option, allerdings muss sich da ein Zimmer mit bis zu zwei Personen geteilt werden und es finden unregelmäßig Kontrollen durch die Polizei statt (A1 Dorm). Generell ist Cluj auf jeden Fall mitten im Gentrifzierungsprozess, was man auch an den Mieten merkt, aber wenn man aus Berlin kommt, ist das alles verkraftbar und man findet in jedem Fall eine Wohnung. Es lohnt sich allerdings auch zu verhandeln bzw. für seine Rechte einzustehen. Daneben waren meine Lebenshaltungskosten geringer als in Berlin. Einkaufen, gerade wenn man die großen französischen Ketten meidet, ist günstiger als in Deutschland. Essen gehen und Ausflüge ebenfalls.

Studienfach: Angewandte Kulturwissenschaft und Kultursemiotik

Aufenthaltsdauer: 10/2022 - 02/2023

Gastuniversität: Universitatea Babeș-Bolyai

Gastland: Rumänien


Rückblick

Ich habe fast alles mit Karte bezahlt und eine Gebühr von 1% in Kauf genommen, würde aber in jedem Fall eine Kreditkarte empfehlen oder bei einem einjährigen Aufenthalt sogar ein Revolutkonto, was hier ungefähr alle nutzen. Ich habe eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung bei der HUK abgeschlossen.

Rumänien

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