Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Vorbereitung auf meinen Erasmus-Aufenthalt bestand hauptsächlich darin, den bereitgestellten Informationen zu folgen und mich frühzeitig über den aktuellen Ablauf der Bewerbung zu informieren. Dabei stellte sich jedoch heraus, dass das International Office der TU gelegentlich schwer erreichbar war. Daher war es wichtig, mitunter hartnäckig zu bleiben und auch telefonisch Kontakt aufzunehmen, wenn es notwendig wurde.
Studium an der Gastuniversität
Das Studiensystem an der TU Wien ähnelt dem der Universität Potsdam stark: Vorlesungen, Übungen und Kombinationen daraus bestimmen den Alltag. Ein wesentlicher Unterschied ist jedoch die starke Knappheit an Plätzen in begehrten Veranstaltungen. Wer sich nicht punktgenau um 08:00 Uhr im Online-System TISS anmeldet, findet oft kurz danach alle Plätze vergeben und lange Wartelisten vor. Als Erasmus-Student konnte man zwar teilweise persönlich nachfragen, doch manche Veranstaltungen hatten strikte Teilnehmerzahlen. Der zeitliche Aufwand für Veranstaltungen an der TU Wien ist allgemein hoch, was sich auch in den durchschnittlichen Studienzeiten widerspiegelt, die rund 50% länger als die Regelstudienzeit betragen.
Die Bewertungen erfolgen in ganzen Notenstufen, von „sehr gut“ bis „genügend“. Persönlich empfand ich die Bewertungen als fair, allerdings investierte ich auch entsprechend Zeit und Energie. Das Studienklima an der TU Wien ist insgesamt positiv, und die Dozenten machten durchweg einen kompetenten Eindruck. Besonders positiv hervorzuheben ist, dass einige Lehrende hauptberuflich in der Industrie tätig sind und somit viel praktische Erfahrung in den Unterricht einfließen lassen.
Projekte waren sehr aktuell und praxisorientiert gestaltet: Beispielsweise wurde in der Veranstaltung „Management von IT-Projekten“ aktiv die Nutzung von KI-Tools empfohlen und kritisch diskutiert. Im Kurs „Distributed System Engineering“ erlernte ich praktische Fähigkeiten beim Aufbau eines cloudbasierten Kubernetes-Clusters in einem Autonomous-Driving-Szenario.
Dank der fehlenden Sprachbarriere konnte ich problemlos mit lokalen Studierenden zusammenarbeiten und war nicht auf englischsprachige Veranstaltungen beschränkt. Das Erasmus Student Network (ESN) bot zahlreiche Möglichkeiten zur Vernetzung, etwa Buddy-Programme, Wanderungen in den Alpen und entspannte Treffen wie BBQs und Coffee-Hours.
Obwohl die Betreuung durch Dozenten variierte – manche waren sehr offen, andere eher distanziert – hatte ich insgesamt positive Erfahrungen. Zudem konnte ich auch Angebote anderer Wiener Universitäten nutzen. Ein Geheimtipp hierbei: die eindrucksvollen Bibliotheken der älteren Universitätsgebäude sowie die futuristische Bibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Durch die vielfältigen Veranstaltungen des ESN war es einfach, internationale Kontakte zu knüpfen. Lokale Studierende waren etwas schwieriger zugänglich, jedoch gelang auch dies gut, besonders wenn man aktiv und offen auf andere zuging.
Wohn- und Lebenssituation
Meine Wohnsituation wurde bereits im Oktober, also einige Monate vor Beginn des Sommersemesters im März, geregelt. Ich mietete jedoch versehentlich über die Organisation OEAD und nicht direkt über das Studentenwohnheim STUWO, wodurch zusätzliche Kosten entstanden und weniger Zimmerauswahl zur Verfügung stand. Mein Wohnheim lag daher weiter entfernt in der Donaustadt, was einen täglichen Fahrtweg von etwa 40 Minuten bedeutete.
Das Wohnheim selbst war gut ausgestattet (Fitnessraum, Sauna, Musikraum), jedoch war die gemeinsame Küche auf dem Flur wenig komfortabel. Das Bad teilte ich mir mit einem Mitbewohner und empfand es stets als recht steril. Im Rückblick würde ich empfehlen, sich Zeit für die Wohnungssuche zu nehmen und eher eine schöne WG zu bevorzugen.
Die öffentlichen Verkehrsmittel in Wien sind hervorragend ausgebaut. Außerdem bietet die Stadt viele kostengünstige kulturelle Angebote wie Theater, Oper oder Ballet. Allerdings sind viele Rabatte für junge Erwachsene nur bis zu einem Alter von 27 verfügbar.
Das Freizeitangebot in Wien ist enorm: von Wanderungen in den Alpen bis hin zu Open-Air-Festivals wie dem Donauinselfest, Sportanlagen, Museen und einer lebendigen Kulinarik- und Clubszene.
Studienfach: MA Computer Science
Aufenthaltsdauer: 02/2025 - 07/2025
Gastuniversität: Universität Wien
Gastland: Österreich
Rückblick
Ursprünglich war ich skeptisch, ob Wien als Erasmus-Ziel interessant genug wäre, da kulturelle und sprachliche Nähe zu Deutschland besteht. Allerdings unterhält man sich meist sowieso auf Englisch mit anderen internationalen Studierenden, und Wien überzeugt durch seine Lebensqualität und Vielseitigkeit. Ich würde mich jederzeit wieder für Wien entscheiden – eine absolute Empfehlung für ein Erasmus-Semester!