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Ethiken des Forschens und Lehrens

11. Jahrestagung der Veranstaltungsreihe "Wissenschaftskulturen im Vergleich"

InterDisziplinäres Kolloquium (IDK); Heinz Georg Held, Pavia; Maja Linke, Potsdam; Marion Steinicke, Koblenz

Veranstalter: InterDisziplinäres Kolloquium (Universität Potsdam)

Ausrichter: Universität Potsdam

PLZ: 14469

Ort: Potsdam

Land: Deutschland

Vom - Bis: 03.11.2023 - 05.11.2023

Deadline: 14.09.2023

Ethiken des Forschens und Lehrens

Seit der Antike hat es nicht an Versuchen gefehlt, den Modalitäten von Wissen und Wissensvermittlung ethische Konzepte zu unterlegen, die sich mit unterschiedlicher Gewichtung auf philosophische, theologische und zugleich auf politisch-ideologische Grundlagen stützen. Auch daher ist die Geschichte des europäischen Denkens seit der Aufklärung immer wieder als eine der Befreiung von externen Beschränkungen erzählt worden, die, so die utopische Vorstellung Kants und der nachfolgenden Kunstperiode, über eine vernunftgesteuerte Selbstentfaltung des Individuums zur Verwirklichung einer egalitären Weltgemeinschaft führen sollte. Spätestens im Zeitalter des Positivismus sind dergleichen Ideale einem hegemonialen technischen Fortschritt geopfert worden, dem es gleichwohl an sozial- oder kulturdarwinistischen Rechtfertigungsversuchen nicht gefehlt hat. Allerdings sind die destruktiven Begleiterscheinungen dieses, wie es schien, unaufhaltsamen Prozesses seit dem 20. Jahrhundert zunehmend ins gesellschaftliche Bewusstsein getreten, so dass neue moralische Bindungskräfte bemüht werden mussten, um die Dynamiken von Forschung und Lehre im Wechselspiel mit ökonomischen und politischen Interessen zu begründen. Es ist in diesem Zusammenhang weder zufällig noch belanglos, dass seither und in der Gegenwart Debatten um die gesellschaftliche Verantwortung der Naturwissenschaften meist weniger von intrinsischer Selbstreflexion als von pragmatischen, technischen und anwendungsorientierten Argumenten bestimmt werden, während Geistes- und Kulturwissenschaften ihre Existenzberechtigung und somit ihre Verantwortung vermehrt in einem Medien, Sozialverbänden und bildungspolitischen Institutionen zuarbeitenden Wissenstransfer erkennen wollen.

Die 11. Jahrestagung des IDK wird aus der Sicht unterschiedlicher Disziplinen und Wissenschaftskulturen nach dem sich wandelnden Verhältnis von Forschung, Wissensvermittlung und wissenschaftlichem Ethos in dem jeweiligen sozialen und politischen Umfeld fragen. Zu erkunden sind die bewussten oder unbewussten ethischen Grundlagen (samt ihren ideologischen Prägungen), die in Vergangenheit und Gegenwart Forschung und Lehre mitbestimmt haben: Welche ethischen Eigenlogiken lassen sich in den unterschiedlichen Disziplinen ausmachen? Welche ethischen Kriterien spielen in den unterschiedlichen Forschungsprojekten bei Ausrichtung des Erkenntnisinteresses oder im Hinblick auf Methodik und Praktiken eine signifikante Rolle? Einbezogen sind zugleich Fragen des didaktischen Ethos: Was bedeutet es, Wissenschaft zu lehren? Welche ethischen Zwecke oder Ziele werden dabei explizit und implizit verfolgt? Welche ethischen Konzepte von „Bildung“ und „Ausbildung“ liegen den Praktiken der Wissensvermittlung in den unterschiedlichen Disziplinen zugrunde? Darüber hinaus werden, insbesondere mit Blick auf aktuelle Themen, epistemologische Wechselwirkungen zwischen Wissensdispositiven und ethisch orientierter Wissenschaftskritik zur Diskussion stehen: Lassen sich diskursive Positionen beschreiben, die dazu beitragen könnten, die bestehenden Verstrickungen von Kapital- und Forschungsinteressen zu entflechten und in andere Texturen zu übertragen? Welche Rolle könnten dabei alternative Ansätze von Kunst und künstlerischer Forschung spielen?

Erwartet wird von den Teilnehmer:innen eine aktive Diskussionsbeteiligung, ggf. ein themenrelevanter Vortrag von 30 resp. ein Kurzreferat von 15 Minuten. Bewerbungen mit Kurzvita und ggf. einseitigem Vortragsexposé sind erbeten bis zum 14. September 2023 an steinicke@uni-koblenz.de.

Kontakt: Marion Steinicke steinickeuni-koblenzde