Podiumsdiskussion
Podiumsdiskussion: „Die Arbeitswelt von Juristen in Deutschland und Frankreich“
Am 27. Oktober 2025 lud der VdfS-Verein zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Die Arbeitswelt von Juristen in Deutschland und Frankreich“ ein. Die Veranstaltung richtete sich vor allem an Studierende des Studiengangs und bot spannende Einblicke in die unterschiedlichen juristischen Berufspraxen beider Länder.
Auf dem Podium sprachen Maître Nicolas Capron, Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei LECAAB Avocats in Rouen, und Prof. Dr. Michael Sonnentag, Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht und Internationales Privatrecht an der Juristischen Fakultät der Universität Potsdam und Studiengangsleiter sowie ehemaliger Richter. Beide berichteten aus ihrem Berufsalltag und stellten zentrale Unterschiede zwischen der deutschen und der französischen Arbeitswelt heraus.
Beide Gäste sprachen über die juristische Ausbildung in Frankreich und Deutschland. Prof. Dr. Sonnentag erläuterte das deutsche System der Ersten und Zweiten Juristischen Prüfung, das den Zugang zu den klassischen juristischen Berufen – Richter, Rechtsanwalt, Professor oder Beamter – eröffnet und nach dem Bestehen der Zweiten Juristischen Staatsprüfung die Befähigung zum Richteramt verleiht. Maître Capron stellte dem das französische System gegenüber, in dem nach dem Master 2 verschiedene staatliche Prüfungen den Zugang zu juristischen Berufen bieten. Wer Richter werden möchte, muss das Auswahlverfahren der École nationale de la magistrature (ENM) bestehen. Für die Anwaltslaufbahn ist die Aufnahmeprüfung zu den Centres régionaux de formation à la profession d’avocat (CRFPA) erforderlich, die nach Abschluss der Ausbildung zur Zulassung zur Anwaltschaft führt. Zudem ermöglichen verschiedene Auswahlverfahren den Eintritt in den öffentlichen Dienst.
In einem weiteren Teil der Diskussion schilderte Maître Capron anschaulich die tägliche Arbeit eines französischen Rechtsanwalts, erklärte den Aufbau der französischen Justiz und ging auf Besonderheiten des französischen Arbeitsrechts ein. Prof. Dr. Sonnentag beschrieb den Arbeitsalltag in der deutschen Justiz und erläuterte, was den Richterberuf von der anwaltlichen Tätigkeit unterscheidet. Zudem sprach er über seinen Wechsel aus der Justiz in die Wissenschaft und die Berufstätigkeiten eines Juraprofessors.
Ein besonderer Schwerpunkt der Diskussion lag auf dem Thema Mobbing am Arbeitsplatz. Maître Capron erläuterte, dass das französische Arbeitsrecht das „harcèlement moral“ ausdrücklich definiert und Arbeitgeber zu Präventionsmaßnahmen verpflichtet. Prof. Dr. Sonnentag ging auf die verschiedenen Schutzmöglichkeiten ein, die das deutsche Recht Arbeitnehmern in Fällen von Mobbing bietet. Der Austausch verdeutlichte, wie unterschiedlich beide Rechtssysteme mit diesem Thema umgehen.
Der zweisprachige Austausch in Deutsch und Französisch machte die Diskussion besonders lebendig. Auch das Publikum beteiligte sich mit zahlreichen Fragen. Zum Abschluss waren sich beide Referenten einig: Beide Rechtssysteme haben ihre jeweiligen Stärken und der europäische Austausch unter Juristen wird immer wichtiger. Die Veranstaltung bot den Studierenden eine wertvolle Orientierung für mögliche Karrierewege im In- und Ausland, und zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig juristische Berufsfelder sein können.






