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Prof. Dr. Manfred Voigts gestorben

Nach langer schwerer Krankheit ist apl. Prof. Dr. Manfred Voigts im Alter von 73 Jahren verstorben. Er hat ab dem Sommersemester 1995 im gerade neu gegründeten Studiengang Jüdische Studien der Universität Potsdam als Lehrbeauftragter, später als Privatdozent und von 2005 bis 2011 als apl. Professor im Institut für Jüdische Studien unterrichtet.

Manfred Voigts war ein Linker, dabei jedoch Privatgelehrter und Büchersammler alter Schule. Seine Passion, der Fokus seiner detailversessenen Gelehrtheit und sein wissenschaftliches Lebensthema war, wie ein Buchtitel von 2006 sagt, „Die deutsch-jüdische Symbiose“ im späten 19. und im 20. Jahrhundert, die er mit dem Schwerpunkt auf jüdischen Protagonisten in zwei Dutzend Büchern, Werkausgaben, Anthologien, Sammelbänden und Herausgeberschriften ebenso kritisch analysierte wie affirmativ erinnerte.

Voigts‘ Faszination für das Werk von Brecht und Kafka bezeugen gleich mehrere Monographien und Aufsatzbände, seine besonderes Interesse indes galt der Wiederentdeckung und ‚Rettung‘ von einigen Außenseitern der deutsch-jüdischen Kulturgeschichte wie Erich Unger, Felix Weltsch, Oskar Goldberg, Moritz Goldstein und zuletzt Jacob Taubes. Originelle, thematisch orientierte Monographien waren „Jüdischer Messianismus und Geschichte“ (1994) oder das viel besprochene „Wir sollen alle kleine Fichtes werden! Johann Gottlieb Fichte als Prophet des Kultur-Zionismus“ (2003). Mit einem Säulenheiligen der deutsch-jüdischen Geschichte wie Franz Rosenzweig hingegen setzte er sich zuletzt kritisch auseinander.

Manfred Voigts war, noch als er krank wurde, immer von Büchern umgeben, immer beim Lesen und Schreiben. Er hat in seinen Recherchen und Forschungen, um es mit dem von ihm hoch geschätzten Walter Benjamin zu sagen, die deutsch-jüdische Beziehungsgeschichte ‚gegen den Strich‘ gebürstet. Auch für viele der von Voigts wiederentdeckten und neu beleucheten Intellektuellen im deutsch-jüdischen Parnaß galt: „Denn die einen sind im Dunkeln und die andern sind im Licht“. Seine Sympathie galt denen im Dunkeln, den zu Unrecht Vergessenen und aus der deutschen Geisteswelt Vertriebenen. Wer Manfred Voigts las, hat von ihm gelernt. Sein Andenken sei zum Segen.

Christoph Schulte

Potsdam, im September 2019