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Juliane Rösch
Photo: privat

Juliane Rösch (1975-2020)

 

„Genießt die besonderen Momente und teilt sie mit anderen Menschen. Dann fühlt ihr das Glück gleich zweimal." Diese Worte, die Juliane Rösch in einem Abschiedsbrief Anfang dieses Jahres schrieb, standen gleichbedeutend für ihr Lebensmotto. Die ehemalige Jiddisch-Lehrerin und Kollegin in den Jüdischen Studien verkörperte diese Maxime sowohl in ihrem privaten als auch in ihrem beruflichen Leben. Juliane, die alle nur als ‚Jule‘ kannten, war eine Teamplayerin, eine, der die menschliche Begegnung und das gemeinsame Ziel immer wichtiger als der rein persönliche Nutzen waren.

Die gebürtige Thüringerin gehörte der Generation junger Ostdeutscher an, die in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren das europäisch-jüdische Vermächtnis erforschen und in die Kulturen des Judentums vor der Schoah eintauchen wollten. Zwischen 1999 und 2007 bereicherte sie mit ihrer Neugier, ihrer Tatkraft und ihrer sprudelnden Lebensfreude die Studierendenschaften der Jüdischen Studien, der Polonistik und der Geschichte an der Universität Potsdam.

Ihre große Liebe im Studium galt dem jiddischen Theater. Sie ko-initiierte das in der 25-jährigen Geschichte der Jüdischen Studien einzigartige Projekt der ‚Latutniks‘: eine Gruppe theaternärrischer Studentinnen und Studenten, die in den Jahren 2002/03 den sozialkritischen jiddischen Einakter ‚Gute Brider‘ (Avrom Rejsen) neu arrangierten und über ein Dutzend mal in Potsdam und überregional aufführten. Auch ihre wissenschaftliche Abschlussarbeit war eine Gemeinschaftsproduktion: in Ko-Autorenschaft forschte sie über das jiddischsprachige Theater GOSET in Moskau, Berlin und Tel-Aviv der 1920er und 1930er Jahre. Als studentische Mitarbeiterin war sie mit der Erfassung und Katalogisierung mehrerer Judaica‐ und Hebraica‐Bestände  für die Universitätsbibliothek Potsdam befasst. Nach ihrem Studium arbeitete Jule als Jiddisch-Lehrbeauftragte an der Freien Universität Berlin.

Ihre spätere berufliche Bestimmung fand sie in der Jugend- und Bildungsarbeit, im Zusammenbringen junger Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen. Seit Mitte der 2000er Jahre war sie für den Potsdamer Verein HochDrei tätig, zwischen 2010 und 2016 als Jugendreferentin beim Technischen Hilfswerk und zudem ab 2012 als Referentin und schließlich als Leiterin der Seminararbeit beim ICJA Freiwilligenaustausch weltweit e.V. in Berlin.

Im Herbst 2018 erfuhr Juliane ‚Jule‘ Rösch erstmals von ihrer Krebserkrankung. Sie behielt bis zuletzt ihren unerschütterlichen Optimismus und ihre Menschenzugewandtheit, machte Pläne für die Zukunft. Ende Februar ist sie im Beisein ihrer Angehörigen verstorben. Sie hinterlässt drei erwachsene Kinder.

Eik Dödtmann

Juliane Rösch
Photo: privat

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