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Informationszugang für Blinde und Sehbehinderte

TactileWeb - Web-Dienste für blinde und sehbehinderte Anwender

Sehbehinderte und blinde Anwender können Anwendungen mit Hilfe von einem Screenreader erschließen und bedienen. Ein Screenreader bereitet Informationen der zu nutzenden Software auf und muss auf dem Rechner des Anwenders installiert sein. Das Projekt GRANT ermöglicht Desktop-Anwendungen für blinde Anwender nutzerspezifisch anzupassen, auf einer Braillezeile (80 x 4 Stifte - 40 Zeichen), einem Brailledisplay (120 x 60 Stifte - 900 Zeichen) und auditiv auszugeben und bedienbar zu machen. Die Software MVBD des Projekts GRANT ermöglicht die Nutzung von Braille-Hardware auf PCs mit dem Betriebssystem Windows und die netzwerkbasierte Anbindung der Hardware über den PC.

Mit dem Projekt TactileWeb sollen nun auch Web-Dienste für blinde und sehbehinderte Anwender durch eine passende taktile Ausgabe zugänglicher gestaltet werden. Darüber hinaus soll ein taktiles Flächendisplay (sog. Brailledisplay) so erweitert werden, dass dieses auch als Mini-Rechner, ohne weitere angeschlossene Geräte, genutzt werden kann. Damit kann die Teilhabe von Blinden und Sehbehinderten an der Gesellschaft weiter gesteigert werden.

Projektziel

TactileWeb wird Webseiten entsprechend ihres Nutzungszwecks filtern und für die taktile Ausgabe automatisch aufbereiten. Beispielsweise soll eines Mail-Dienst im Web erkannt und seine Kernfunktionen über eine Braillezeile oder ein Brailledisplay (ohne einen Computer vor Ort) für den blinden Anwender sofort taktil nutzbar werden. Cloudbasierte Systeme könnten einen webbasierten Screenreader mit nutzungs- und gerätespezifisch angepasster Ausgabe bereitstellen. Ein taktiles touchsensitives Brailledisplay soll mit einem integrierten Mikrocontroller (bspw. Raspberry Pi) erweitert werden und die notwendige Funktionalität wie ein PC bereitstellen. Dank der cloudbasierten Auslagerung einiger rechenintensiver Vorgänge wäre das Brailledisplay wie ein Smartphone oder Tablet direkt nutzbar (siehe Abb. 1).

Abb. 1: Eine Webseite wird in einem Screenreader in der Cloud, lokal auf einem Rechner oder Mikrocontroller verarbeitet und angepasst taktil/auditiv bei dem Anwender ausgegeben (Stand 01.04.2018)

Förderung

TactileWeb ist ein Kooperationsprojekt, welches im Rahmen des Förderprogramms Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) vom BMWi (Förderkennzeichen ZF4474601SS7) gefördert wird. Die Universität Potsdam arbeitet mit der Metec AG (Link: http://web.metec-ag.de/) in diesem Projekt zusammen.

TactileWeb - Framework

Bei TactileWeb gibt es die Akteure Softwareentwickler, Assistent und blinder Nutzer (siehe Abb. 2). Der Softwareentwickler programmiert die Datenfilter und -verarbeitung im TactileWeb und die Braille-Hardware. Bei dem Assistenten handelt es sich um eine nicht sehbeeinträchtige Person, welche zusammen mit dem blinden Nutzer die taktile Ausgabe und die Interaktionsmöglichkeiten auf der Braille-Hardware für den Onlinedienst (bspw. webbasierte Editoren wie Google Docs, Cloudspeicher wie Dropbox, …) auf einfache Weise anpassen kann. Die kooperative Erstellung der taktilen Oberfläche wird an einem PC gemeinsam durchgeführt. Danach kann der blinde Anwender direkt mit der neuen Braille-Hardware den Onlinedienst über die erstellte taktile Oberfläche selbstständig nutzen.

Abb. 2: Bei TactileWeb gibt es die Akteure Softwareentwickler, Assistent und blinder Nutzer (Stand 01.04.2018)

Das Framework wird entsprechend der Datenfilterung der Webdienste und für die taktile Anpassung der Ausgabe genutzt und erweitert. Der Datenfilter liefert nach dem für den Webdienst passenden Filter-Prinzip ein baumartiges Off-Screen-Model (OSM). Dieses OSM kann anwenderabhängig und entsprechend der Kategorie des Webdienstes mittels Vorlagen/Templates aus dem GRANT-Framework angepasst taktil und auditiv ausgegeben werden.

In dem Projekt TactileWeb werden verschiedene Formen der verteilten Architektur und die webbasierte Auslagerung der Tätigkeiten eines Screenreaders v.a. mit Blick auf Funktionalität, Robustheit, Performance und Usability gegenüber gestellt und umgesetzt. 

Geplant ist die Ansteuerung und Nutzung eines Brailledisplays über ein Smartphone und die taktile Nutzbarkeit von mobilen Anwendungen, nicht nur mittels auditiver Ausgabe, wie es derzeit der Fall ist.

 

Anna Tscherejkina, M.Ed.

 

Campus Griebnitzsee
Haus 4
Raum 1.22

Universität Potsdam
Institut für Informatik und
Computational Science
August-Bebel-Straße 89
14482 Potsdam

Photo von Francis Zinke

Dipl.-Inf. Francis Zinke

 

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