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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Ich bin während der International Week 2021 das erste Mal auf das Erasmus+ Programm aufmerksam geworden und habe mich dann entschieden, das Programm zu nutzen, um in meinem 5. Semester einige Monate im Ausland zu verbringen. Bei meiner Recherche bin ich auf die Info-Seite des Physikinstituts für Erasmus+ (https://www.uni-potsdam.de/de/biophysik/lehre/erasmus) aufmerksam geworden, auf welcher sich unter anderem die Partneruniversitäten des Physikinstituts befinden. Da ich gerne nach Skandinavien reisen wollte, fiel die Wahl auf Umeå in Schweden, dem einzige Vertreter aus dieser Region.


Studienfach: Physik (B.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 01/2023

Gastuniversität: Umeå University

Gastland:Schweden

Von den notwendigen Dokumenten erforderte einzig das Motivationsschreiben ein wenig mehr Arbeit. Anders als auf der Seite des Physikinstituts angegeben, benötigte ich für eine Erasmus+ Bewerbung auf einen Platz in Umeå weder für die Universität Potsdam noch für die Universität Umeå einen Sprachnachweis. Der Ansprechpartner für das Physikinstitut ist Herr Katholy, welcher mich im Februar 2022 über meine Nominierung für einen Erasmus-Aufenthalt informierte. Nach der abschließenden Nominierung durch das International Office erhielt ich von der Universität in Umeå eine E-Mail mit detaillierten Informationen zum weiteren Bewerbungsprozess. Man wird bei der Bewerbung an der Gastuniversität durch viele Mails an die Hand genommen und man reicht alle erforderlichen Unterlagen digital ein. Dabei erforderte nur die Übersetzung der Leistungsübersicht ins Englische etwas mehr Aufwand. Die Bewerbung musste ich dann schon frühzeitig Mitte April mit meiner Kurswahl abschließen. Die angebotenen Kurse sind allerdings gut zugänglich auf der Website der Universität Umeå auffindbar. Auch ansonsten findet man viele hilfreiche Informationen auf der Website der Gastuniversität (z.B. https://www.umu.se/en/education/exchange-students/ oder https://www.umu.se/en/education/student-services--support/student-guide/ ).

Studium an der Gastuniversität

Grob ist ein Studienjahr in Schweden genauso wie in Deutschland in zwei Semester eingeteilt. Allerdings ist jedes Semester nochmal in vier Teile untergliedert und die Kurse gehen deswegen nur selten über das ganze Semester, sind aber dafür deutlich intensiver. Bei den physikalischen Modulen ist es allerdings üblich, dass Kurse über zwei Viertel eines Semesters laufen. Man belegt also in der ersten Hälfte des Semesters zwei Kurse und in der zweiten Hälfte ebenfalls nochmal zwei. Insgesamt wird also die Klausurphase in jedem Fall entzerrt und man muss nicht alle Klausuren am Ende eines Semesters auf einmal schreiben. Die Organisation der Lehrveranstaltungen wird zum einen über die Website der Universität geregelt, auf der man erste Informationen zu Kursen erhält und sich zu Prüfungen anmeldet. Zum anderen wird Canvas genutzt, eine Plattform, die sehr ähnlich wie Moodle aufgebaut ist. Insgesamt waren meine Kurse sehr gut geplant und organisiert, bei Fragen waren die Lehrenden immer einfach und schnell zu erreichen. Etwas ungewohnt war, dass sich die Räume und Zeiten eines jeweiligen Kurses wöchentlich ändern. Das heißt, dass ein Kurs nicht immer am gleichen Wochentag zur gleichen Uhrzeit im selben Raum stattfindet. Allerdings ist der Plan für einen Kurs schon immer zu Kursbeginn komplett einsehbar, sodass man sich darauf gut einstellen kann. Es gibt viele Kurse, die auf Englisch angeboten werden, sowohl auf Master- als auch auf Bachelor-Level. Ich habe dennoch einen Schwedischkurs für internationale Studierende belegt, welcher für mich nicht sehr anspruchsvoll war, da Schwedisch sehr nah am Deutschen ist. Die anderen Kurse, welche ich belegt habe, waren auf einem angemessenen Niveau, wobei ich als Bachelor-Student auch an einem Masterkurs teilgenommen habe, welchem ich sehr gut folgen konnte. Der Aufbau der Kurse aus dem physikalisch-mathematischen Bereich war dabei derselbe wie in Deutschland: Es gab Vorlesungen und dazu Übungen und Labore, bei welchem man das Wissen aus den Vorlesungen angewendet hat. Im Vergleich zur Universität Potsdam musste man weniger Übungsaufgaben lösen und abgeben. Diese waren auch nicht verpflichtend für eine Prüfungszulassung, stattdessen konnte man durch das Abgeben von Übungsaufgaben bereits Punkte für die Abschlussnote sammeln. Die Universität ist modern ausgestattet und bietet vielen Sitzmöglichkeiten zum gemeinsamen Arbeiten und Lernen. Die Universitätsgebäude sind somit immer gut gefüllt. Falls man die Räume der Universität auch zu Abendzeiten oder am Wochenende nutzen will, kann man sich mithilfe der UMU-Karte, welche man einfach beantragen kann, Zugang zu den Gebäuden verschaffen. Hervorzuheben bei der Betreuung der ausländischen Studierenden ist das Buddy-Programm. Beim Buddy-Programm wird jeder Austauschstudent einer Buddy-Gruppe zugewiesen, zu der noch etwa 40 weitere ausländische Studierende gehören. Die Buddy-Gruppen werden von einer kleinen Gruppe von Schweden geleitet und man unternimmt gemeinsam viele Freizeitaktivitäten und lernt so die Stadt und viele Leute kennen. Damit ist quasi garantiert, dass man seine Zeit im Ausland nicht komplett allein verbringen muss. Natürlich gehört auch ein wenig Glück dazu, ob man einer aktiveren oder weniger aktiven Gruppe zugelost wird. Ich hatte dabei leider nicht so viel Glück, die Buddys waren aber alle sehr nett und ich habe über das Buddy-Programm viele neue Freundschaften geschlossen.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Neben den Schweden, die Teil meiner Buddy-Gruppe waren, hatte ich wenig Kontakt zu einheimischen Studierenden. Ich habe im Studentenwohnheim gewohnt und habe mir dort mit einigen Schweden eine Küche geteilt, allerdings waren diese immer etwas reserviert, sodass sich nie ein wirkliches Gespräch entwickelt. Alle Schweden, die ich kennengelernt oder wahrgenommen habe, waren aber immer sehr nett und hilfsbereit. Dennoch sollte man sich nach meinen Erfahrungen nicht darauf einstellen, dass man als Austauschstudent in Umeå mit vielen Einheimischen befreundet ist. Bei mir hat sich vielmehr eine große „Bubble“ von Austauschstudenten gebildet. Man lernt in kurzer Zeit sehr viele andere „Internationals“ kennen, mit denen man immer wieder zu tun hat. Für mich war in der ersten Woche der See der Anlaufpunkt für neue ausländische Studierende, dort haben wir uns dann jeden Abend getroffen. Das war ein wenig wie Speed Dating, da man in kurzer Zeit mit vielen Leuten spricht. Dabei lernt man aber auch schnell Leute kennen, mit denen man auf einer Wellenlänge ist. Ich habe in Umeå gute Freunde gefunden, mit denen ich fast jeden Tag etwas unternommen habe und die ich auch sicherlich nochmal wiedersehen werde.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Während meiner Zeit in Umeå war Deutschland das Heimatland, welches unter den Austauschstudierenden mit Abstand am häufigsten vertreten war. Aus diesem Grund habe ich mehr Deutsch gesprochen, als ich das vor meinem Auslandssemester erwartet hatte. Ich bin nach Schweden mit keinerlei Schwedischkenntnisse gereist. Außerhalb meines Schwedischkurses habe ich die Sprache kaum gesprochen. Für richtige Konversationen mit Einheimischen reicht das Erlernte leider nicht aus. Neben dem Anfängerkurs werden allerdings auch fortgeschrittenere Kurse angeboten, falls man schon Vorkenntnisse mitbringt. Gute Englischkenntnisse reichen allerdings komplett aus, um in Schweden zurecht zu kommen. Ob und inwiefern sich mein Englisch qualitativ verbessert hat, kann ich nicht einschätzen. Mir ist allerdings aufgefallen, dass ich mich nach einiger Zeit unbeschwerter beim Englischsprechen gefühlt habe und weniger nachgedacht habe.

Wohn- und Lebenssituation

Bei der Bewerbung an der Universität Umeå kann man direkt angeben, ob man über das Housing Office der Universität im Studentenwohnheim wohnen möchte. Der Großteil der Studierenden nimmt dieses Angebot an und auch ich würde empfehlen, dort im Studentenwohnheim zu wohnen. Wie in jeder Studentenstadt ist es auch in Umeå nicht einfach, eine Wohnung oder ein Zimmer über den freien Markt zu finden und günstiger als im Studentenwohnheim kann man eigentlich nicht wohnen. Außerdem habe ich meinen Wohnungsschlüssel direkt bei meiner Ankunft am Flughafen bekommen und wurde anschließend mit einem Bus in meine Wohngegend gebracht. Auch was die Wohnsituation betrifft, war bei mir also alles gut organisiert. Nachdem ich bei der Bewerbung angegeben hatte, dass ich im Studentenwohnheim wohnen will, konnte ich ab etwa Mitte Mai auf die Internetseite zugreifen, über welche die Zimmer vergeben werden. Es ist ratsam, so schnell wie möglich einen Account zu erstellen und sich in der Warteschlange anzumelden. Während meines Auslandssemesters waren deutlich mehr ausländische Studierende in Umeå als in den Jahren zuvor. Leute, die lange mit der Registrierung beim Studentenwohnheim gewartet haben, haben deswegen teilweise keine Zimmer mehr bekommen. Wer allerdings schnell ist, bekommt über das Housing Office fast garantiert eine Wohnung. Ich habe in der Straße Fysikgränd in Ålidhem gelebt. Die meisten Zimmer haben ein eigenes Bad und man teilt sich eine Küche mit sechs bis zehn Studierenden. Sonst sind die Zimmer mit dem Nötigsten ausgestattet und waren für mich vollkommen ausreichend. In Ålidhem wohnen die meisten Austauschstudenten. Somit ist dort eigentlich immer etwas los und ich habe in direkter Nähe zu meinen Freunden gewohnt. Die Universität ist von dort 15 Minuten zu Fuß oder sechs Minuten mit Fahrrad entfernt. Mit dem Bus kommt man von Ålidhem außerdem leicht in das Stadtzentrum. Im Zentrum von Ålidhem befinden sich zudem mehrere Einkaufsmöglichkeiten, die man ebenfalls zu Fuß in wenigen Minuten erreicht. Wer sich entscheidet hier zu wohnen, dem kann ich empfehlen, sich ein Zimmer im Fysikgränd zu suchen. Die Zimmer und die Küche fand ich dort im Vergleich zu den Alternativen am schönsten. Wenn man nach Schweden fährt, muss man sich darauf einstellen, dass die Lebenserhaltungskosten ein wenig höher als in Deutschland sind. Lebensmittel kann man allerdings günstig bei LIDL in Ålidhem einkaufen. Restaurants habe ich als sehr teuer wahrgenommen, vor allem wenn man sich zu dem Essen noch ein alkoholisches Getränk bestellt. Alkohol mit mehr als 3,5% bekommt man in Schweden generell nur in einem staatlichen Laden, dem Systembolaget, oder eben in Restaurants und Bars. Für mich war es ein wenig ungewohnt, dass es an der Universität keine Mensa gab, bei der Studenten für wenig Geld Mittag essen können. Es gibt zwar mehrere Essensangebote an der Universität, allerdings sind diese deutlich teurer als unsere Mensen in Potsdam. In Schweden ist es dagegen üblich, dass man sich zu Hause Essen vorkocht, dieses in Behältern mit zur Uni nimmt und dann dort aufwärmt. Dazu befinden sich auch auf dem gesamten Campus zahlreiche Mikrowellen. Zu studentenfreundlichen Preisen kann man bei dem Projekt „Folkskök“ essen. Die „Folkskök“ bietet sonntags bei angenehmer Atmosphäre veganes Essen für etwa 3€ an (https://sv-se.facebook.com/groups/96063737016/?mibextid=6NoCDW ). Neben den Freizeitaktivitäten, die durch das Buddy Programm angeboten werden, bietet Umeå noch zahlreiche andere Möglichkeiten, mit denen sich freie Zeit vertreiben lässt. Schweden hat eine schöne Natur, in der man gut wandern kann. Von Umeå aus fahren einige Busse ins Umland, sodass man dort die Natur erkunden kann. Angrenzend an Umeå befindet sich der See Nydalasjön, den man sowohl im Sommer als auch Winter für diverse Freizeitaktivitäten nutzen kann. Während eines Auslandssemesters in Umeå ist es eigentlich fast garantiert, dass man einmal die Möglichkeit hat, Nordlichter zu sehen. Gute Prognosen und Tipps werden dafür in der Facebook-Gruppe https://www.facebook.com/groups/umeaaurorahunters/?mibextid=6NoCDW geteilt. Umeå besitzt außerdem einige schöne Museen, in denen man sich vor allem in den kalten Wintermonaten gut die Zeit vertreiben kann. In Umeå befinden sich ein paar Clubs und auch vom Buddy-Porgramm werden für alle Buddy-Gruppen einige „International Pubs“ organisiert. Allerdings muss man sich darauf einstellen, dass in Umeå alle Clubs ausnahmslos um zwei Uhr schließen. Wer Mitglied in einer Student Union ist (die Mitgliedschaft für ein Semester kostet 20 bis 30 €), kann in eine der Studentenbars gehen, die wesentlich billiger sind als alle anderen Bars in Umeå. Sonst hat mir die „Orangeriet“ sehr gut gefallen. Das ist eine Bar, die viele normale Kneipenspiele wie Billard anbietet, aber auch verschiedene Brettspiele verleiht. Am Dienstag sind dort alle Spiele kostenlos, sodass man nur die Getränke bezahlen muss.

Studienfach: Physik (B.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 01/2023

Gastuniversität: Umeå University

Gastland:Schweden


Rückblick

Direkt zu Beginn meiner Zeit in Umeå habe ich mir günstig ein Fahrrad ausgeliehen. Das hat sich rückblickend mehr als gelohnt. In Umeå ist alles mit dem Fahrrad gut erreichbar und ich habe mir damit viele Bustickets gespart. Ich kann nicht empfehlen, sich ein Fahrrad bei Umeå Wheels zu kaufen. Die Räder sind dort meist sehr überteuert und in keinem guten Zustand. Auf Facebook findet man Alternativen, die bessere Fahrräder zu günstigeren Preisen verkaufen oder auch verleihen. Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Umeå und kann die Stadt jedem empfehlen, der erwägt, dort ein Auslandssemester zu verbringen. Die etwas kälteren Temperaturen und die Dunkelheit haben mich in den wenigen Monaten nur wenig gestört. Der November war etwas unangenehm, da es nach der Zeitumstellung schon sehr früh dunkel wurde und es insgesamt sehr grau war. Ende November und im Dezember hat sich dies aber gebessert. Es wird dann zwar noch früher dunkel, allerdings wirkt es draußen durch den Schnee etwas heller. Wer ein bisschen Zeit und Geld übrig hat, dem kann ich einen Ausflug zum Skuleskogen Nationalpark empfehlen. Dieser befindet sich südlich von Umeå und man erreicht ihn mit dem Auto in etwa zwei Stunden.

Schweden

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