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10/17 - Annika Buchholz

Alumna Annika Buchholz
Photo: Corinna Micha
Mit sieben Klassen konnte Annika Buchholz das neue Schulgebäude beziehen.

Alumna Annika Buchholz wurde mit nur 33 Jahren Leiterin eines neu gegründeten Gymnasiums. In den vergangenen zwei Jahren hat sie die Schule von Grund auf gestaltet. Doch auch Eltern und Schüler dürfen mitbestimmen; über den Schulnamen oder die Nachmittagsangebote etwa.  


Kurz nach dem Einzug kommt erst einmal ein Zettel mit dem neuen Namen an die Tür. Das gilt nicht nur für Privatpersonen. „Hannah-Arendt-Gymnasium“ prangt seit September 2017 an der Glastür eines Potsdamer Schulkomplexes. Annika Buchholz freut sich jeden Morgen über diese provisorischen Hinweisschilder: „Wir sind endlich angekommen“, strahlt die Lehrerin. Hinter der 34-Jährigen liegt eine spannende Zeit: Seit einem Jahren ist sie Schulleiterin eines neu gegründeten Gymnasiums.

Aufgrund wachsender Einwohnerzahlen hatte die Stadt Potsdam ein neues Gymnasium geplant und als Standort Potsdam West festgelegt. „Sonst war eigentlich wenig vorgegeben“, blickt Buchholz zurück. Für sie eine reizvolle Ausgangssituation: „Ich konnte hier alles mitbestimmen. Vom Kollegium bis hin zur Hausordnung – hier kann ich Schule so gestalten, wie ich sie mir wünsche.“ Das Handwerkszeug für diese große Aufgabe  haben der Brandenburgerin zwei Studiengänge an der Universität Potsdam mitgegeben.

Mathematik und Physik bilden die Grundlage

Von 2002 bis 2008 studierte Buchholz Mathematik und Physik auf Lehramt in Potsdam; nach ihrem Vorbereitungsdienst fand sie hier auch die erste feste Stelle. Sechs Jahre lang lehrte sie an der Potsdamer Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportschule. „In dieser Zeit ist der Wunsch gereift, nicht nur zu unterrichten“, blickt Buchholz zurück. Sie formuliert ein vorsichtiges Ziel: „Koordinatorin der Oberstufe oder stellvertretende Schulleiterin, das wollte ich irgendwann einmal sein.“

Passend zu ihren Karriereplänen beginnt sie 2015 ein weiterbildendes Studium im „Schulmanagement“. Die einjährige berufsbegleitende Weiterbildung im „Institut zur Weiterqualifizierung im Bildungsbereich an der Universität Potsdam“ (kurz: WIB e.V.) ist für die Akademikerin eine wertvolle Ergänzung zur Lehrtätigkeit: „Personalgespräche führen, mit dem Schulamt zusammenarbeiten, Qualitätsmanagement vorantreiben – das lernt man im normalen Schulalltag einfach nicht.“

Schneller als gedacht kann die Brandenburgerin ihre neuen Kompetenzen einbringen. Der Schulrat der Stadt Potsdam fragt 2015 unter seinen Schulleitern nach Empfehlungen für die neue Leitungsposition und ihr damaliger Chef schlägt Buchholz vor. Die Naturwissenschaftlerin ist davon überrascht: „Aber dann habe ich mir gedacht, wenn andere das in mir sehen, dann muss ich doch mal prüfen, ob ich das nicht tatsächlich kann.“ Das Schulamt entscheidet sich tatsächlich für sie, in einem „ziemlich unbürokratischen Prozess“, wie die Naturwissenschaftlerin lobt.

Zur Auswahl stehen Rugby, Yoga oder Hausaufgabenbetreuung

Im Sommer 2016 nimmt die damals namenlose Schule die ersten 84 Schüler in drei Klassen auf. Fünf Lehrer hat Buchholz ausgesucht und eine grundlegende Entscheidung getroffen: Ihr Gymnasium soll eine wirtschaftlich-politische Ausrichtung bekommen. Geplant sind Exkursionen, überdurchschnittlich viele Stunden im Fach Politik und Wirtschaft als Wahlpflichtfach. Der Schwerpunkt ermögliche viele Entwicklungsperspektiven, findet sie: „Ich will eine Schule, die weit hineinreicht in das Leben, das die Kinder umgibt.“

Damit das gelingt, hat sich Buchholz auch für das Konzept der offenen Ganztagesbetreuung stark gemacht. Schule sei schließlich auch sozialer Raum und Lebensort: „Wir wollen mehr Verbindlichkeit von den Schülern und dass sie diese Schule mit uns leben wollen.“  Bis maximal 14.45 Uhr dauert der Schulunterricht, danach stehen Rugby, Yoga oder Hausaufgabenbetreuung zur Auswahl. Dass das Angebot von rund 80 Prozent der Schüler angenommen wird, war abzusehen: „Wir haben im Vorfeld bereits Eltern und Schüler in die Planung miteinbezogen und nach ihren Wünschen gefragt.“

Ankommen und sichtbar machen

Auf Demokratie und Mitbestimmung setzte die Brandenburgerin auch bei der Wahl eines Schulnamens. Rund ein Jahr dauerte der Prozess, in dem Kollegen, Eltern und Schüler Vorschläge sammelten und bewerteten. Die Wahl fiel auf die Publizistin Hannah Arendt. „Endlich mal ein Frauenname“, frohlockt Buchholz. „Die sind ja stark unterrepräsentiert bei der Namensgebung für Gymnasien.“

Zum Namen kam im Sommer 2017 endlich auch das Schulgebäude. Im ersten Schuljahr ihres Bestehens fand die Neugründung Unterschlupf in drei Schulräumen eines anderen Oberstufenzentrums. Jetzt konnten die inzwischen sieben KIassen mit ihren 13 Lehrern einen ganzen Trakt im Schulzentrum in der Haeckelstraße beziehen. „Endlich mal Platz und Gestaltungsmöglichkeit“, freut sich Buchholz. Nach den vielen Veränderungen der vergangenen Monate hat sie nun ein pragmatisches Ziel: „Wir wollen hier erstmal ankommen, uns wohl fühlen und uns sichtbar machen.“

Text und Foto: Corinna Micha I Alumni-Team
Veröffentlicht: Oktober 2017