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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Mir war schon am Anfang meines Studiums recht klar, dass ich ein Semester im Ausland studieren möchte. Sehr schnell wurde die Frage auf das „wann“ beantwortet, da man sich erst ab dem dritten Semester, also am Ende des ersten Studienjahres, für die außereuropäischen Universitäten bewerben konnte. Es blieb also noch das „wo“ offen. Auf der Internetseite der Uni Potsdam findet man schnell eine Liste der Partnerländer und Institutionen, aus welchen man wählen kann. Herausstechend waren für mich die Partnerschaften in zum Beispiel Kanada, Australien oder der USA. Am Ende wurde es für mich die Ole Miss in Mississippi. Verschlägt es euch auch hier hin? Dann kann ich euch nur sagen: richtige Wahl!


Studienfach: Betriebswirtschaftslehre

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: University of Mississippi

Gastland: USA

Es ging also ran an die Bewerbung für die Uni Potsdam. Lebenslauf, Motivationsschreiben, Puls-Übersicht, zwei Empfehlungsschreiben, Sprachnachweis und natürlich die offizielle Bewerbung über das Onlineportal des International Office waren von Nöten. Lebenslauf, Motivationsschreiben und die Puls-Übersicht sind schnell abgehakt. Falls ihr engen Kontakt zu einem Professor oder einer Professorin habt, bei einem Lehnstuhl als Tutor tätig seid oder durch gutes Mitarbeiten in den Vorlesungen auffallt, solltet ihr solche Vorteile natürlich nutzen, um die Empfehlungsschreiben zu erlangen. Als Sprachnachweis habe ich das Zertifikat nutzen können, das man nach dem Unicert 3/2 Kurs erlangt. Die Uni Potsdam bietet in der Vorlesungszeit auch regelmäßig Sprachtests an. Als ich alles fertig abgegeben habe und schließlich das ok von der Uni Potsdam kam, war die Freude natürlich groß.

Studium an der Gastuniversität

Ihr werdet bestimmt schon einiges mitbekommen haben. Das System in den USA soll verschulter sein, man hat engeren Kontakt mit den Professoren, es gibt mehr Hausaufgaben etc. All das stimmt auch und kann euch zugutekommen! Fangen wir bei den Vorlesungen an. Es wird euch klar empfohlen, wie hier in Potsdam, fünf Kurse auszuwählen. Auch ich kann diese Empfehlung nur weitergeben. Mit 3 Kursen werdet ihr unterfordert sein und falls ihr etwas aufholen wollt und beispielsweise sieben Kurse nehmen möchtet… tut es nicht, ihr wollt nicht nur in der Bibliothek sitzen, sondern auch etwas leben. Es ist grundlegend so, dass eine Vorlesung zwei Mal in der Woche für eine Stunde und 15 Minuten gehalten wird. Es kann sein, dass ihr nach der zweiten Einheit oder auch nach beiden Einheiten Hausaufgaben bekommt. Diese können dann kurze Einträge in Foren, Rechenaufgaben, Diskussionsfragen heraussuchen und vorbereiten oder eigenständige Arbeit für ein Projekt sein. Da ihr höchstwahrscheinlich etwas speziellere Module wählen werdet und nicht mehr die Grundlagen habt, könnt ihr kleine Kurse erwarten. In meinem größten Kurs (Advertising and Promotion bei Dr. Kashmiri) waren wir rund 30 Studierende. Im kleinsten Kurs (Leadership and Group Dynamics bei Dr. Mauphin) hat es gerade mal für elf Studierende gereicht. Es gab jedoch auch Kurse, in denen es bis an die 50 oder auch gerade mal drei Studierenden kam. Das war wirklich sehr kursabhängig. Die Professoren sind sehr offen für Fragen und die Betreuung ist eng. Falls euch also etwas auf dem Herzen liegt, nicht passt, oder einfach nur eine simple Frage offen ist, schreibt eine E-Mail und ihr bekommt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch am gleichen Tag eine Antwort. Das führt mich gleich zum nächsten Punkt, dem Studienklima. Ob der Kurs nun drei Studierende oder 50 Studierende groß ist, versucht euch gleich von Anfang an zu melden. Es bringt euch besser in die Sprache herein, ihr fallt als ausländischer studierender positiv bei dem/der Professor/Professorin auf und im schlimmsten Fall interessiert sich einfach niemand für den kleinen Fehler, den ihr gemacht habt, da jeder weiß, dass es nicht eure Muttersprache ist. In so gut wie allen Fällen werdet jedoch ein interessiertes und aufgeschlossenes Klima finden, in welchem man sich schnell wohlfühlt. Wenn ihr eine Person freundlich findet, dann sprecht sie einfach an. Oft werden die Vorlesungen nur besucht, um die Uni für den Tag abzuhaken. Seid ihr jedoch offen und geht auch mal auf die ein oder andere Person zu, lassen sich gute Freundschaften entwickeln. Wie auch bei den Hausaufgaben, so sind die Leistungsnachweise deutlich öfter. Ihr werdet mit Teilnahme and kleinen Diskussionen, Abgaben von Rechenaufgaben oder den Einträgen in Foren schon ein paar Prozent für eure finalen Note sammeln. Fangt also rechtzeitig damit an! Weiterhin werdet ihr in jedem Fach um die zwei bis fünf Klausuren schreiben, bei denen die am niedrigsten bewertete Klausur möglicherweise entfallen kann. Die Klausuren werden größtenteils Multiple oder Single choice sein. Offene Antworten gab es nur in ganz kleinen Anteilen. Ich fand es vorteilhaft, da die Examen recht schnell und dazu noch gebündelt kamen, wodurch es angenehm war, nicht jedes kleine Detail auswendig drauf haben zu müssen. Es wird euch auch schnell auffallen, dass eure Mitstudierenden wahrscheinlich etwas weniger lernen als ihr es tut. Bereitet ihr euch trotzdem gut auf die Prüfungen vor, bekommt ihr schnell und einfach sehr gute Noten. Wie weiter oben schon erwähnt kann euch das Prüfungssystem zugutekommen. Es gibt zum Teil auch optionale finals in einigen Fächern. Das heißt, dass ihr am Anfang möglichst viele Punkte mit Hausaufgaben und guten bis sehr guten Noten in den Examen sammelt, sodass ihr am Ende schon euer A oder B habt, ohne das final schreiben zu müssen. Macht davon Gebrauch! Vor allem gegen Ende des Semesters wird langsam klar, dass ihr nicht mehr so viel Zeit habt und möchtet das, was davon noch übrig ist, auf Veranstaltungen oder Reisen verbringen. Auf jeden Fall werdet ihr sie mit den neu gefundenen Freunden verbringen wollen. In der Bibliothek lässt es sich wirklich gut lernen. Es gibt über drei Etagen genug Plätze, um einen guten Lerntag einzulegen. Es ist auch sinnvoll, die Bibliothek für gerade mal eine halbe Stunde zwischen den Vorlesungen zu besuchen, da man in solchen Zeitfenstern gut kleinere Hausaufgaben erledigen kann. In den meisten  Fällen werdet ihr auch jemand bekannten treffen. Im Erdgeschoss gibt es auch Drucker und Computer, falls der Bedarf entsteht.  Abschließend kann ich euch zu diesem Teil nur raten, eure Hausaufgaben nicht aufzuschieben und für Examen im angemessenen Zeitrahmen zu lernen. Die Leistungserbringung fiel mir somit in den USA leichter als hier.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Kontakt zu Studierenden ist extrem schnell gemacht. Über das Semester verteilt werdet ihr hunderte von Leuten kennenlernen. Es ist auch nicht schlecht, ein paar mehr Bekanntschaften zu machen, da auch viel über Verbindungen geregelt wird. Die ersten Leute lernt ihr wahrscheinlich schon im Shuttle von Memphis nach Oxford kennen. Tauscht schon da gerne Kontaktdaten aus. Ihr solltet euch, falls es noch nicht auf dem Handy ist, unbedingt Snapchat runterladen. Es wird wie WhatsApp hier benutzt. In der Unterkunft sind dann natürlich eure Mitbewohner. Macht ihr einen Schritt raus aus eurer Wohnung, lassen sich in den Wohnkomplexen generell sehr schnell Freunde finden, da man sich ständig über den Weg läuft. Auch hier gilt: Seid nicht scheu und sprecht die Leute einfach mal an. Behaltet jedoch im Kopf, dass die Freundschaften vorerst sehr oberflächlich sind. Ich konnte nur ein paar Freundschaften mit amerikanischen Studenten wirklich vertiefen.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Wegen der Sprache kamen  mir auch allerlei typischen Fragen auf. Ist mein Englisch ausreichend? Hoffentlich werde ich nicht allzu viele Fehler machen. Ist das akademische Englisch möglicherweise zu schwer für mich? Wird es freizeitlich besser funktionieren als in der Uni? Was ist eigentlich mit Präsentationen? Ich kann euch sagen: Euer Englisch ist definitiv ausreichend! Selbst hatte ich Englisch nur als Grundkurs in der Oberstufe und anschließend (2 Jahre später) die Sprachkurse Unicert 3/1 und Unicert 3/2, die jedoch nur einmal in der der Woche sind. Lange Zeit hatte ich also keine bis wenig Übung und trotzdem hat es, sowohl freizeitlich als auch akademisch, wunderbar ausgereicht. Das akademische Englisch wird euch an einigen Ecken schon auffallen, jedoch kommt man immer mit und lernt nur dazu. Ich persönlich hatte nach der Oberstufe keinen einzigen Vortrag mehr mach müssen, geschweige denn auf Englisch. Als es dann zu den ersten kleinen Präsentationen kam, war die anfängliche Aufregung schon so gut wie verflogen. Macht euch wirklich keine Sorge um die Sprache, man ist schneller drin als gedacht.

Wohn- und Lebenssituation

Weiter geht es mit der Wohnsituation. Ich habe am Lark Oxford, also außerhalb vom Campus, in einer Vierer-WG gewohnt. Von einer Freundin habe ich erfahren, dass es besser sein soll als das Wohnen am Campus. Es hat sich bestätigt. Ihr habt hier die Möglichkeit, einen teureren short term lease für 1 Semester zu wählen, oder den standardmäßige full term lease. Ihr könnt darauf pokern, einen full term lease nach einem Semester an jemand anderen zu verkaufen, jedoch hatten einige damit Probleme. Ich rate euch deswegen, einfach den etwas teureren short term lease abzuschließen. Außerdem empfehle ich euch generell eine privat geführte Unterkunft zu wählen. Sie haben einfach deutlich mehr zu bieten als die dorms. Das Lark zum Beispiel hatte einen Pool, Whirlpool, Fitnessstudio, Sauna, Volleyballfeld, Basketballfeld, Grillplatz, Billardtisch, Tischtennisplatte, Kaffeeautomaten (kostenlos), Gesellschaftsspiele und drei Lernräume. Entertainment kommt also nicht zu kurz. Außerdem habt ihr den Vorteil, dass ein privates, kleines Bad an eurem Zimmer dran ist, oder zumindest gegenüber liegt. Auch wenn das Lark etwas weiter entfernt ist, sind es mit dem Fahrrad nur um die 15 Minuten und es gibt einen Bus (Brown North), welcher zwei bis drei Mal die Stunde kommt. Campus Walk, Lark (ehemals Hub), Connection und U-town houses waren die Favoriten, als man mit anderen Studierenden geredet hat und erfuhr, wo sie wohnten. An sich sind die Busverbindungen ausreichend und man kommt auch überall hin. Jedoch sind rides, also Mitfahrgelegenheiten von Freunden oder Bekannten, für fast alles (Einkaufen, zum Stadion kommen, …) wesentlich bequemer und auch schneller. Für jede kleine Fahrt wird von den Vollzeitstudenten das Auto benutzt. Sei es auch nur, um den Laden an der Ecke für das Essen zu erreichen. Es gibt also oft genug eine Mitfahrgelegenheit. Das ist vor allem an Spieltagen, an dem das Footballspiel im eigenen Stadion ist, etwas wichtiger, da dann kein Bus vom Lark fährt.  Ich kann verstehen, wenn man ein Auto vor Ort haben möchte. Seid ihr aber nur ein Semester da, ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis einfach nicht lohnenswert, meiner Meinung nach. Fahrt ihr für ein Wochenende jedoch mal in eine andere Stadt, dann lege ich es euch wärmstens ans Herz, sich ein Auto zu mieten, da die Städte sich sehr strecken können und öffentliche Verkehrsmittel nicht so vernetzt sind wie hier. Es gibt in Oxford einen Einrichtungsladen und Walmart, um sein Zimmer etwas gemütlicher zu machen. Ich empfehle euch das bed and bath pack der Universität zu kaufen und den Rest dann im Walmart zu besorgen. Geht nicht allzu spät dorthin, da ihr nicht die einzigen Studierenden seid, die ihr Zimmer einrichten müssen. Freizeitlich hat Oxford ein wenig zu bieten. Ich habe meine Zeit geteilt am Campus, im Lark, am Square oder auf Reisen verbracht. Am Campus ist klar, dass der Hauptteil für das Lernen draufgeht. Schaut man ein wenig weiter, fällt einem auf, dass es schon recht viele Freizeitangebote und Veranstaltungen gibt, an denen man teilnehmen kann. Es lohnt sich also, mal ohne die Lernsachen vorbeizuschauen. Wie schon erwähnt hat das Lark viel zu bieten gehabt, wodurch entspannte Abende im Clubhaus, intensive Workouts im Fitnessstudio oder einfach kleine Pausen am Pool keine Seltenheit waren. Die Anlage lockert den Aufenthalt deutlich auf. Der Square ist das Herz für Freizeitaktivitäten. Ob Bars, Cafés oder Einkaufsgeschäfte, ihr werdet einen Teil eurer Zeit auch hier verbringen. Im Winter baut die Stadt möglicherweise einen kleinen Eisring auf. Es ist nichts sehr Spannendes. Wenn ihr Eislaufen aber sehr mögt, lohnt es sich, die Bahn mal zu besuchen.

Studienfach: Betriebswirtschaftslehre

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: University of Mississippi

Gastland: USA


Rückblick

Irgendwann hat alles ein Ende, so auch euer zukünftiges Auslandssemester. Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass es mich um Freunde, Wissen und unzählige Erfahrungen (sowohl akademisch als auch freizeitlich) bereichert hat. Es war extrem interessant, in einer amerikanischen College-Stadt zu leben und zu studieren. Egal, ob an der Ole Miss, an einer anderen amerikanischen Hochschule oder gar auf einem andren Kontinent, das Auslandssemester wird euch guttun. Nach all den Empfehlungen, Tipps und positiven Anerkennungen  noch eine „Warnung“. Macht euch auf den umgekehrten Kulturschock bereit. Ihr kommt mit einem großen Bündel neuer Erfahrungen wieder, müsst Freunde zurücklassen und fühlt euch möglicherwiese etwas verändert, kommt jedoch in euer altes Umfeld, das sich höchstwahrscheinlich nicht ändert, wieder. Wie man sich darauf vorbereitet? Ich habe keine Ahnung. Ihr werdet euch aber schneller als gedacht wieder an zuhause gewöhnen.

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