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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Die Planung des Auslandssemester beginnt mit der Bewerbung für Duke an der Universität Potsdam, die meisten Informationen sind auf der Webseite des International Office zu finden. Zu den Formalien gibt es nicht viel zu sagen, bei dem Motivationsschreiben empfehle ich, sich wirklich Gedanken zu machen, wieso man an der Duke University studieren möchte. Es ist hinlänglich bekannt, dass die Duke University eine renommierte Uni ist, sodass hier meist wert auf die Motivation gelegt wird. Da das Bewerbungsschreiben in einem gewissen Umfang auch für die Bewerbung an der Duke University (abhängig vom Stil etc.) genutzt werden kann, empfiehlt es sich, entsprechend Zeit zu investieren. Die üblichen Floskeln (international experience, American student life etc.) sollten nur bedingt verwendet werden, stattdessen sollte man sich das entsprechende Departement genau anschauen und herausstellen, wieso man genau dort sein Auslandssemester verbringen möchte. Erfahrungsgemäß ist die Bewerbung an der Duke University innerhalb des International Office Potsdam sehr kompetitiv, entsprechend sollten eure Bewerbungsunterlagen also gestaltet sein. Nach dem Einreichen der Unterlagen folgt ein Auswahlgespräch mit mehreren anderen Bewerbern, das Ergebnis gab es dann bereits im Dezember, hier ist die Universität Potsdam also sehr schnell und gibt den Studierenden genug Zeit für die weitere Planung.


Studienfach: War and Conflict Studies (M.A.)

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: Duke University

Gastland: USA

Nach erfolgreicher Bewerbung beginnt die Bewerbung an der Duke University, die entsprechend dem angelsächsischen System aufgebaut ist und grundlegend deutlich umfangreicher ist als eine vergleichbare Bewerbung an einer deutschen Universität. Einige Unterlagen wie das Motivationsschreiben können teilweise wiederverwendet werden, andere müssen neu erstellt werden. Es empfiehlt sich, frühzeitig nach Empfehlungsschreiben zu fragen. Im März sollte dann die Zusage der Duke kommen und es beginnt der etwas umständliche Visaprozess. Auch hier sollte entsprechend Zeit eingeplant werden, es empfiehlt sich, so schnell wie möglich alle Unterlagen vorzubereiten und einen Termin am Konsulat zu vereinbaren, da sich dieser Prozess auch enorm in die Länge ziehen kann. Neben vielen kleineren Dokumenten und teilweise doch hohen Gebühren für Bescheide und auch Termine wird auch ein finanzieller Nachweis gefordert, der bei knapp 10.000 Euro lag. Diese 10.000 Euro müssen nicht dauerhaft auf eurem Konto sein, ihr müsst die Summe nur einmal nachweisen können, danach wird diese nicht mehr kontrolliert. Soweit ich weiß, kann man einige Wochen vor Semesterbeginn bereits einreisen (kollidiert meistens mit dem noch laufenden deutschen Semester), aber theoretisch ist das bereits eine gute Chance, die USA zu bereisen oder sich in Durham einzuleben. Insgesamt ist der ganze Prozess gut machbar, man sollte nur entsprechend Zeit einplanen und sobald ein Schritt erfolgreich gemacht wurde, direkt mit dem nächsten Abschnitt der Bewerbung beginnen. Dies kann zum Teil sehr teure Umbuchungen etc. ersparen.

Studium an der Gastuniversität

Ich habe mein Auslandssemester am Department of Political Science (The Graduate School) verbracht. Als Austauschstudent kann man seine Kurse relative frei wählen und ich kann nur empfehlen, auch in anderen Departments nach passenden Optionen Ausschau zu halten. Besonders hervorzuheben sind die Sanford School und Fuqua Business School. Auch wenn offiziell kein Austausch mit diesen beiden Departments möglich ist, sollte man bei den entsprechenden Professoren nachfragen, ob eine Teilnahme an deren Kursen möglich ist. Beide Departments sind erstklassig ausgestattet und haben innerhalb der Duke University nochmal einen gesonderten Ruf. Der Anspruch der jeweiligen Kurse ist stark vom Dozenten abhängig, teilweise ist das Lesepensum enorm, dennoch in der Summe durchaus machbar. Man sollte natürlich ein gewisses Interesse am Thema und Vorwissen mitbringen, da man sonst relativ viel Zeit in die Vorbereitung investieren muss und man gerade auch als Austauschstudent das ganze Angebot der Duke in Anspruch nehmen sollte. Um die Visumsbestimmungen zu erfüllen, muss man in der Summe 9 graded credits erbringen. Dies ist meiner Meinung nach etwas mehr als ein Vollzeitsemester an einer deutschen Universität, akademisch ist man also immer mal wieder stark gefordert, vor allem durch die wöchentlichen Abgaben und mid-terms. Erfahrungsgemäß ist die Benotung meist sehr gut. Betreuung und Ausstattung sind erstklassig, Professoren haben wirkliches Interesse an den Studierenden und meist auch die notwendige Zeit. Die Kurse sind deutlich kleiner und interaktiver, man muss die Bereitschaft mitbringen, viel und oft zu partizipieren. Ein „Absitzen“ von Kursen ist nicht zu empfehlen. Aufgrund der hohen Studiengebühren ist die gesamte Infrastruktur hervorragend ausgebaut und es wird den Studierenden viel Arbeit abgenommen. Teilweise hat man das Gefühl, dass man den Campus nicht verlassen muss.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Insgesamt ist es einfach, Kontakt zu anderen Studierenden zu finden, gleichzeitig auch unfassbar abhängig vom jeweiligen Department, sodass eine allgemeingültige Aussage nur schwer zu treffen ist. An manchen Departments ist der Anteil von einheimischen Studierenden hoch, an anderen sehr gering, sodass man zumindest im akademischen Umfeld kaum amerikanische Studierende kennenlernen kann. Die notwendige Offenheit und das Interesse für Austausch ist meist vorhanden, für viele normale Studierende ist das Masterstudium nur sehr herausfordernd und entsprechend zeitintensiv. Hier empfiehlt es sich, Veranstaltungen des International House zu besuchen, und sich ggf. in entsprechenden student clubs zu organisieren. Ein oftmals kaum erwähnter Punkt ist die Tatsache, dass sich die graduate student experience von der undergraduate student experience unterscheidet. Die meisten Austauschstudenten haben in meinen Augen eine falsche Erwartung von einem Austausch auf Masterlevel. Für die meisten anderen einheimischen und internationalen graduate students geht es primär um die Erzielung von Bestnoten, Praktikazusagen und den Einstieg in das Berufsleben. Zudem sind viele Masterstudenten auch älter und in anderen Lebensphasen, da der konsekutive Master eher die Ausnahme ist. Aus meiner Erfahrung dauert es meist etwas, bis man ein aktives und soziales Umfeld aufgebaut hat bzw. vieles hängt vom entsprechenden Department und dem Jahrgang ab. Die Strukturen zum Austausch zwischen Austauschstudenten sind deutlich schlechter ausgebaut als z. B. im Erasmusprogramm. Insgesamt muss man als Austauschstudent deutlich öfter die Initiative ergreifen und sich aktiv um neue Bekanntschaften bemühen. Dies ist in meinen Augen primär dem graduate student life zuzuschreiben. Die undergraduate experience mit Unterbringung auf dem Campus unterscheidet sich enorm von der graduate experience. Hier kann ich natürlich kaum eine qualifizierte Aussage treffen, der Fokus der undergraduate experience scheint jedoch stärker auf dem sozialen Aspekt zu liegen. Sofern möglich, kann ich einen Aufenthalt auf undergraduate level unbedingt empfehlen, dies kommt der klassischen amerikanischen student experience wohl am nächsten. Trotz gewisser struktureller Nachteile konnten jedoch die meisten Austauschstudenten einen tollen Freundeskreis aufbauen und auch sozial eine wunderbare Zeit haben. Es obliegt dem Studierenden, besonders in der Anfangszeit Bekanntschaften und Freunde zu finden, aufgrund der Fragmentierung in entsprechende Departments etc. ist Eigenverantwortung erforderlich. Retroperspektiv blicke ich auf eine wundervolle Zeit zurück, in der ich viele Freunde finden konnte und Menschen aus aller Welt kennenlernen durfte. Mit etwas Einsatz kann man sich ein sehr diverses Umfeld aufbauen und sozial eine einmalige Zeit haben.

Wohn- und Lebenssituation

Insgesamt ist der Wohnungsmarkt in Durham als angespannt zu betrachten. Das Leben als graduate student beschränkt sich meist auf den West Campus, sodass eine entsprechende Nähe zu diesem Campus angestrebt werden sollte. Ich persönlich habe in Nähe vom East Campus gewohnt und bin dann mit dem Fahrrad zum East Campus gefahren und habe von dort aus die C1 (Duke-eigene Busverbindung zwischen East und West Campus) genommen. Insgesamt sollte man bei der Wohnungssuche beachten, dass die öffentlichen Verkehrsmittel nur schlecht ausgebaut sind und faktisch nicht zu empfehlen sind – trotz konträrer Aussagen von vielen offiziellen Stellen. In meiner Zeit an der Duke University habe ich keinen einheimischen Studenten kennengelernt, der regelmäßig Bus gefahren ist. Die meisten besitzen ein Auto oder leben so nahe am Campus, dass sie laufen können. Zudem sollte erwähnt werden, dass die meisten Duke Studenten abends und nachts aus Mangel an Alternativen per Uber/Lyft nach Hause kommen. Die gesamte Infrastruktur ist sehr autolastig und für Fußgänger nur sehr eingeschränkt nutzbar. Zudem ist der Sicherheitsaspekt relevant, die meisten Amerikaner würden eindringlich davon abraten, nachts allein nach Hause zu gehen. Dies ist natürlich eine persönliche Entscheidung, in meinem Umfeld gehörte es jedoch zur Norm, nachts per Uber nach Hause zu fahren. Die Vereinigten Staaten bleiben ein Land der Autos und auch Durham ist (aus deutscher Perspektive) nur unzureichend zugänglich. Ob es sich lohnt, für lediglich 4,5 Monate ein Auto zu erwerben, muss natürlich jeder selbst entscheiden. Während meines Aufenthaltes habe ich auf ein Auto verzichtet und bin relativ gut zurechtgekommen, allerdings habe ich auch in der Nähe des East Campus gewohnt und konnte immer wieder mit Freunden mitfahren. Man sollte frühzeitig nach einer Wohnung suchen, die Wohnungsseite der Duke ist jedoch erst nach Erhalt der Duke ID zugänglich (Duke list). Hier kann man theoretisch etwas zur Zwischenmiete finden, man sollte jedoch schnell sein. Eine Unterkunft auf dem offiziellen Wohnungsmarkt ist zudem relativ teuer, ein WG-Zimmer liegt zwischen 500 und 1.000 Euro, besteht man auf ein Apartment, sollte man zwischen 1.500 und 2.000 Euro einplanen. Die meisten Apartmentkomplexe verlangen einen deutlichen Aufpreis für Kurzzeitmieter. Hier lohnt es sich früh auf der Duke list nachzuschauen und auch bei dem Budget entsprechend zu kalkulieren. Grundsätzlich ist eine Unterbringung in einer WG zu empfehlen, da man in vielen Apartmentkomplexen um die 1.800 Euro für ein Zimmer zahlt. Die hohen Kosten für eine Unterkunft sind zudem ein guter Indikator für die allgemein hohen Lebenshaltungskosten. Ein normales Mittagessen im Brodhead Center (gewissermaßen die Duke Mensa auf dem West Campus) kostet circa 13 Dollar, es gibt zwar Angebote für 5 Dollar, diese sind jedoch sehr klein. Erfahrungsgemäß haben aufgrund der hohen Preise viele Studenten selbst gekocht. Auch außerhalb der Universität sind die Preise relativ hoch, insbesondere in den Supermärkten und Bars. Dies ist dem allgemein hohen Preisniveau geschuldet, der Inflation und dem relativ schwachen Euro. Sofern man also regelmäßig Bars und Restaurants besuchen möchte, sollte man mit signifikant höheren Lebenshaltungskosten als in Deutschland rechnen. Auch die Kosten für US-Inlandsreisen sollte man nicht unterschätzen. Gezahlt wird in den USA meist mit Kreditkarte und eine entsprechend funktionierende sollte unbedingt mitgebracht werden. Manche haben zudem ein USA-Konto eröffnet, allgemein kann man aber alles per Kreditkarte regeln, hier empfiehlt es sich, eine gute und allgemein akzeptierte Kreditkarte mitzubringen (DKB, N24, etc). Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass eine reguläre Kreditkarte (keine Debit Kreditkarte!) mehr als zu empfehlen ist, da sie das Leben einfach ungemein erleichtert. Nicht zu unterschätzen ist zudem auch der Krankenkassenbetrag von 3.475 Dollar, den man überweisen muss, aber zum großen Teil zurückerstattet bekommt (circa 1.800 Dollar). Hier habe ich es durch langwierige Anrufe und E-Mails geschafft, nur den Anteil für ein Semester zu zahlen (1.475 Dollar), andere mussten jedoch den vollen Betrag vorstrecken. Eine gewisse Liquidität ist somit dringend empfehlenswert, anders ist der Aufenthalt in meinen Augen kaum zu machen. Insbesondere zu Beginn muss man einiges vorstrecken, hier empfiehlt es sich dringend, entsprechend zu planen. Durham selbst hat für eine Kleinstadt einige Freizeitmöglichkeiten zu bieten, diese erschöpfen sich jedoch relativ schnell. Man sollte sich bewusst sein, dass das Leben primär auf dem Campus und in der Studentenschaft stattfindet, ein Nachtleben wie in großen deutschen Städten findet man leider nicht. Die Gegend um Durham ist sehr ländlich geprägt, einzig in Raleigh und Chapel Hill gibt es ganz gute Ausgehmöglichkeiten.

Studienfach: War and Conflict Studies (M.A.)

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: Duke University

Gastland: USA


Rückblick

Insgesamt war meine Zeit an der Duke University ein wirklich tolles Erlebnis und ich konnte akademisch und persönlich enorm viel mitnehmen. Ein Auslandssemester an einer so prestigeträchtigen Universität wie der Duke ist ein Privileg, besonders wenn man bedenkt, dass man als Austauschstudent keinerlei Studiengebühren zahlt. Ich konnte ein großes soziales Umfeld aufbauen und viele tolle Menschen kennenlernen. Es war mir ein großes Privileg an der Duke University studieren zu dürfen – das Studentenleben an einer solchen Universität ist einzigartig und eine Erfahrung an sich. Selbstverständlich gibt es auch einige negative Punkte, für mich persönlich waren es meist die hohen finanziellen Kosten im Alltag und die geringe Mobilität ohne Auto. Dessen sollte man sich vor Beginn des Aufenthaltes bewusst sein. Ich empfehle zudem die Bewerbung für die gängigen Stipendien wie Promos und Fulbright. Retroperspektiv betrachte ich ein Semester als zu kurz und kann nur empfehlen, ein ganzes Jahr in den USA zu bleiben. Ein Semester an der Duke University kann ich uneingeschränkt empfehlen und ich freue mich schon auf meine nächste Reise in die USA.

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