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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Auf einem Interrail-Trip durch Osteuropa besuchte ich Budapest das erste Mal und war damals schon von der Stadt begeistert. In meinem Masterstudium war mir dann relativ schnell klar, dass ich die Gelegenheit mit Erasmus+ ins Ausland zu gehen, nutzen will. Nach mehreren positiven Berichten von Kommilitoninnen und Bekannten, die ein Auslandssemster in Budapest verbracht haben, habe ich mich schnell dazu entschieden, die Eötvös-Loránd-Universität (ELTE) in Budapest als meinen Erstwunsch anzugeben.

Die Bewerbung und Informationssammlung zum Ablauf des Erasmus+ Programms liefen für mich relativ reibungslos und einfach ab. Ich nutzte die auf der Seite des International Office bereitgestellten Informationen zum Erasmus+ Programm. Sehr hilfreich war hierfür auch die Checkliste „Erasmus Schritt für Schritt“ aus dem Download-Center. Nach der Zusage für den Platz an der  ELTE in Budapest, die ungefähr im März/April kam, dauerte es aber noch eine ganze Weile bis ich etwas von der Gastuniversität hörte. Zuerst bekam ich eine Mail von der Koordinatorin vom International Office der ELTE mit Informationen zu der Bewerbung um den Erasmus-Platz dort. Die Zusage kam dann tatsächlich erst knapp vor dem Aufenthalt, ungefähr Anfang August. Darauf war ich aber schon vorbereitet und es beunruhigte mich nicht weiter. In der Zwischenzeit besuchte ich die Erasmus-Informationsveranstaltungen und kümmerte mich um die Erstellung des „Learning Agreements Before Mobility“, die Suche nach einem Zimmer und sonstige Reisevorbereitungen. Die Kommunikation mit dem International Office der Gasthochschule lief reibungslos und ich fand alle nötigen Informationen zur Bewerbung und Erstellung des „Learning Agreements Before Mobility“ auf der Website der „Faculty for Education and Psychology“. Die direkten Links zu den Informationen wurden mir in den E-Mails immer mitgeschickt, was alles vereinfachte.


Studienfach: Psychology (Master of Science)

Aufenthaltsdauer: 09/18-01/19

Gastuniversität: Eötvös Lorránd Tudományegyetem (ELTE)

Gastland: Ungarn

Studium an der Gastuniversität

Die Organisation und die tatsächliche Qualität der Lehre waren allerdings durchwachsen. Dies merkte man schon in Einführungswoche, die in der ersten Septemberwoche stattfand. Ein Ablaufplan wurde erst am Wochenende in Facebook-Gruppen hochgeladen, obwohl die erste Veranstaltung schon Montagsmorgens stattfand. Außerdem kursierten zwei unterschiedliche Pläne, was die Verwirrung steigerte. An sich war die Einführungswoche aber gut und abwechslungsreich organisiert. Dozenten und Mentoren haben sich viel Mühe gegeben, obwohl manches auf den letzten Drücker geschah. Dies scheint aber in der Kultur Ungarns nicht ungewöhnlich zu sein, sowie dass man meistens 10 Minuten Verspätung einplanen kann und damit rechnen muss, dass manche Veranstaltungen aufgrund von „Technical Problems“ oder „Timetable Issues“ ersatzlos und kurz vor Beginn abgesagt werden. In der Uni und auch anderswo. Lernt man aber, dies zu akzeptieren, kann man mit der neu gewonnenen Spontanität und Zeit andere tolle Dinge in der Stadt erkunden. Ich würde unbedingt empfehlen zu so vielen Veranstaltungen zu Beginn des Semesters wie möglich zu gehen. Auch, wenn euch das Thema vielleicht nicht so gefällt, oder ihr gar keinen Alkohol trinkt, es aber eine ESN Party im Morrison’s 2 gibt. Diese Woche ist die beste Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen und Freunde zu finden. Klar, kann man das danach auch noch in der Uni, aber ich persönlcih fand es super, Leute, die ich nur flüchtig kennen gelernt habe später wieder zu treffen und festzustellen, dass man gemeinsame Bekannte hat und etwas zusammen unternehmen sollte. Denn das wird im Erasmussemester auf jeden Fall passieren und man kann in einem halben Jahr in Budapest gar nicht genug unternehmen, um diese wahnsinnig schöne Stadt zu erkunden.
Auch bei den Lehrveranstaltungen an sich zeigte sich, dass die beste Strategie war, so viel wie möglich auszuprobieren und sich nach ein paar Wochen für die Lehrveranstaltungen für das „LA During the mobility“ zu entscheiden. Bei manchen Veranstaltungen störte Baulärm dauerhaft, bei anderen war das Englischniveau der Dozenten einfach nicht ausreichend. Viele Vorlesungen und Seminare würde ich trotzdem als sehr gut bewerten. Mir hat besonders die psychoanalystische Ausrichtung vieler Dozenten sehr gut gefallen! Es wurden viele psychoanalytische Theorien und Fachbegriffe in den Vorlesungen näher erläutert und als Ausgangspunkt verwendet. Dies hat mein Wissen über diese Ausrichtung extrem erweitert und mein Interesse an der Psychoanalyse geweckt. Die Vorlesung Personality Psychology bei Natasha Kö würde ich sogar als eine der besten während meines gesamten Studiums bewerten und unbedingt empfehlen. Ausgerechnet in der Statistik-Vorlesung reichte das Englisch des Dozenten aber nicht dazu aus Fragen zu beantworten.

Die Vorlesungen und Seminare sind vergleichbar klein gehalten, die Teilnahme an Vorlesungen ist nicht verpflichtend, die Teilnahme an Seminaren je nach Seminar schon. Der Fächerkanon ist deutlich spezifischer als der in Potsdam, so gibt es zum Beispiel ab nächstem Semester die Chance, ein Seminar zu Hypnotherapie zu besuchen. Der Umfang einer Vorlesung ist fachabhängig, die Klausuren werden meines Erachtens fair gestellt. Besonders entegegen gekommen wird Studenten bei der Wahl der Klausurtermine. Oft werden für ein Fach von Dezember bis Januar fünf oder mehr optionale Klausurtermine bekannt gegeben. Auch eine Aufbesserung der Note ist problemlos möglich, indem man sich einfach noch einmal für eine Klausur anmeldet. Trotz der tollen Terminwahl von Klausuren fehlt es leider hie und da an Transparenz, was den Zugang zu Kursmaterialien angeht. Werden die Folien nun vom Dozenten hochgeladen, oder nicht? Es gibt mehrere Plattformen, auf denen Dozenten ihre Folien der Vorlesungen hochladen können. Davon erfuhren viele Erasmus-Studenten aber erst später, genauso wie von speziellen Facebookgruppen, über welche Materialien ausgetauscht werden. Manche Dozenten laden Folien auch erst am Ende der Veranstaltungen hoch.

Bei Problemen mit dem Studium konnte man immer unter der Woche in das International Office im Kázy Building gehen oder E-Mails schreiben. Die Antwort der Koordinatorin war meist super schnell und freundlich. Einen Computer-Pool gab es leider nur am Standort auf der Buda-Seite, wo ich nur einmal in der Woche für den Ungarisch-Sprachkurs war. Deshalb habe ich eigentlich nichts ausgedruckt und nur von den Folien der Dozenten gelernt. Die Bibliothek der ELTE kann ich ebenfalls als Ort zum Lernen nur empfehlen! Sie ist wunderschön, in einem prunkvollen Gründerzeitgebäude und sehr gut erhalten. Zwar ist sie überraschend klein, doch man findet auch in der Prüfungsphase ohne Probleme einen Platz dort. Wenn man Lernen in der Bibliothek nicht mag, sollte man sich dennoch anmelden (kostenlos), um sie einmal von innen zu sehen. Genauso ist es mit der Ernst-Szábo-Bibliothek, die zwar nicht zur ELTE gehört und bei der die Anmeldung 200 Forinth (0,60€) kostet. Dieses ehemalige Stadtschloss einer Adelsfamilie kann auf jeden Fall mit dem Schloss Sanssoiuci mithalten. Auch der Uni-Sport lohnt sich aus mehreren Gründen! Man kann sich fest für einen Kurs am Anfang des Semester anmelden und dafür sogar noch Credit Points kassieren, oder man geht zum Sports Center der BEAC Universität auf der Budaseite, wo jeder Sportkurs einmal nur 4,40€ kostet. Hier lässt sich viel ausprobieren, wie TRX oder Airflow Yoga.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden und Sprachkompetenz

Generell fand ich es auch schade, dass internationale Studenten alle zusammen in den englischsprachigen Kursen saßen und überhaupt kein ungarischen Studenten. Dies hat dazu geführt, dass ich während der gesamten Zeit in der „Erasmus-Bubble“ gelebt habe und zwar viel Englisch gesprochen habe, aber auch nur mit anderen internationalen Studenten und keinen richtigen Zugang zu Einheimischen und der Kultur gefunden habe. Manche Kommilitonen hatten Glück und sehr engagierte Mentoren bekommen, aber ich habe meine Mentorin kein einziges Mal persönlich gesehen. Mehr als Adressen über Facebook Nachrichten zu senden war nicht drin. So habe ich versucht mich durch den Besuch von Museen, wie dem Terror Ház und den Free Walking Tours (super!) mit der Geschichte der Stadt auseinanderzusetzen.

Meine Sprachfähigkeiten konnte ich in Englisch in der Kommunikation so auf jeden Fall ausbauen, aber was ich in meinem Ungarisch-Sprachkurs gelernt habe, werde ich wohl bald wieder vergessen haben.

Wohn- und Lebenssituation

Die günstigen Preise in Budapest verlocken sowieso dazu, oft auszugehen und viel auszuprobieren. Die bunten Lokale und Bars des jüdischen Viertels aber auch in der Nähe des Kalvin Térs laden jederzeit dazu ein, sich auf einen Kaffee oder ein Bier mit Freunden zu treffen. Alles zu wirklich fairen Preisen. Leider sind die Supermarktpreise in Ungarn mit  Deutschland vergleichbar, wenn nicht sogar noch teurer. So lohnt es sich aber außerhalb zu essen und die vielen tollen ungarische, israelischen Restaurant und Cafés zu erkunden. Die örtliche Währung, ungarische Forint, sind bequem und per EC oder Kreditkarte an den Bankautomaten abzuheben. Wichtig jedoch dabei: Immer 'ohne Umrechnung' im Bankautomatmenü wählen und einiges an Euros sparen. Auch die Preise für öffentliche Verkehrsmittel sind im Gegensatz zu Deutschland ein Traum. Mehr als 10€ für ein Monatsticket für Studenten braucht man nicht, denn dieses gilt für Bus, Tram, Metro und sogar die Fähre. Budapest überzeugt als Stadt sowieso mit einer wunderschönen Architektur und der malerischen Lage an der Donau mit der Vielzahl von Brücken. Meine Unterkunft fand ich sehr schnell durch eine Empfehlung einer vorherigen Erasmus-Studentin. Es gibt ein Netz aus Wohnungen, deren Zimmer jedes Semester an Erasmusstudentengruppen vermietet werden. Diese Wohnungen sind über einschlägige Facebook-Gruppen leicht zu finden. Die Preise sind aber natürlich höher, als für die Einheimischen. Während diese ungefähr 180€ pro Monat für ein Zimmer zahlen, kann ein Erasmus-Zimmer auch schonmal 350€ kosten. Es lohnt sich also, nach günstigeren Alternativen zu suchen. Die Abendplanung war immer einfach, oft spontan, ich erinnere mich an einzigartige Abende mit zahlreichen ungarischen und internationalen Bekanntschaften und schmerzenden, durchgetanzten Füßen. Es gibt die mehr oder weniger bekannten Ruin-Bars in denen man jeden Abend verbringen könnte, und viele kommerzielle Clubs, aber auch eine große Underground-Szene. Viele bekannte Künstler im Genre House, Techno, Deep und Funk und legen wöchentlich im LÄRM, TOLDI oder Dürer Kert auf. Die langen Nachmittage in einem von Budapests Book Cafés, Museums Besuche, Spaziergänge durch die Straßen mit den wunderbaren Altbauten und langen Nächten in den Clubs wären aber nur halb so schön gewesen ohne die tollen Menschen, die ich im Erasmussemester aus aller Welt kennen lernen durfte.

Studienfach: Psychology (Master of Science)

Aufenthaltsdauer: 09/18-01/19

Gastuniversität: Eötvös Lorránd Tudományegyetem (ELTE)

Gastland: Ungarn


Rückblick

Ungarn schreckt durch seine derzeitige politische Lage (zu Recht) und seine unverständliche Sprache vielleicht zuerst ab, aber die spannende Atmosphäre in der Stadt Budapest ist nicht vergleichbar mit dem Rest des Landes. Budapest ist im Moment in einer schwierigen Phase irgendwo zwischen Post-Kommunismus, Massentourismus, Rechtspopulismus auf der einen Seite und Kulturhauptstadt, Protestbewegung, alternativer Musik-, Barmetropole und Secession-Architekturmekka auf der anderen Seite. Genau das macht die Stadt so aufregend und zwar auch genau in der jetzigen Zeit. Ich kann ein Auslandssemester jedem empfehlen, der offen für mehr ist, als Budapest als billiges Reiseziel zu sehen.

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