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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Ich habe mich spontan auf einen der im April freigeschalteten Restplätze für das kommende Wintersemester beworben, wobei ich meinen Erstwunsch – die Marmara Üniversitesi in Istanbul – auch bekommen habe. Während des Aufenthalts habe ich erfahren, dass die Marmara Üniversitesi wohl eigentlich alle Bewerber:innen aus dem Ausland aufnehme, auch wenn das vorgesehene Platzkontingent ausgelastet ist. Ob das wirklich stimmt, kann ich nicht beurteilen, aber für den Fachbereich Soziologie kann ich mir das durchaus vorstellen. Das Bewerbungsverfahren habe ich als eher umfangreich wahrgenommen, aber das International Office der Universität Potsdam und Dr. Kletzin als Koordinatorin waren jederzeit bei Rückfragen und Unsicherheiten sehr hilfsbereit und unterstützend. Auch die Internetseiten des International Office liefert schon sehr übersichtlich und umfangreich Informationen zum Bewerbungsverfahren, die man sich auf jeden Fall gut durchlesen sollte.


Studienfach: Soziologie

Aufenthaltsdauer: 10/2021 - 02/2022

Gastuniversität: Marmara Üniversitesi Istanbul

Gastland: Türkei

Den Kontakt über E-Mail mit der Marmara Universität herzustellen, klappte anfangs noch recht zuverlässig, wobei man sich direkt darauf einstellen sollte, lange auf Antworten zu warten, oder gar keine Antwort zu erhalten, da das International Office an der Marmara Üniversitesi personell nicht so breit aufgestellt ist wie das der Universität Potsdam. Bei dringenden Fragen lohnt es sich, das IRO telefonisch zu kontaktieren. Alles in allem hat in der Bewerbungsphase aber alles reibungslos funktioniert. Die Marmara Üniversitesi hat von mir keinen Sprachnachweis für die Unterrichtssprache Englisch verlangt, ich weiß aber nicht, ob das eventuell daran lag, dass ich Muttersprachlerin bin. Je näher der Semesterstart kam, desto spärlicher wurden die Antworten des International Office. Man sollte einfach die Nerven bewahren, das meiste klärt sich tatsächlich nach der Ankunft. Auch die Kurse kann man erst wählen, nachdem man sich persönlich beim International Office angemeldet hat.

Studium an der Gastuniversität

Als internationale Studierende hatten wir an der Marmara Üniversitesi bis zu Beginn der Mid-Term Exams (Ende November) die Möglichkeit, etwas an unserer Kurswahl zu verändern. Ich habe einige Kurse ändern müssen, da der Kurskatalog auf der Website, welchen ich für mein Learning Agreement als Grundlage verwendet hatte, nicht ganz aktuell war. Problematisch war das für mich persönlich nicht, da die Kursauswahl trotzdem recht umfangreich und auch vereinbar mit dem Lehrplan der Uni Potsdam ist. Kurse wählen kann man erst, wenn man Zugriff auf das Online System BYS hat. Außerdem hat die Marmara Üniversitesi eine eigene online-Lernplattfrom, vergleichbar mit Moodle. Der Account für beide Systeme wurde bei Anmeldung im International Office erstellt. Ich hatte alle Soziologiekurse in Präsenz, der Unterricht für Soziologie findet auf dem Hauptcampus der Uni in Göztepe, Kadiköy statt. Daher empfehle ich auf jeden Fall auch in Kadiköy nach einer Unterkunft zu suchen. Außerdem nahm ich an zwei online Kursen teil, einmal aus dem Bereich Politikwissenschaft/ Internationale Beziehungen und einmal an dem Türkisch-Sprachkurs für Erasmusstudierende. Der Präsenzunterricht im Bereich Politikwissenschaft / Internationale Beziehungen findet auf dem Campus in Beykoz statt. Von Kadiköy aus fahren mehrere Buslinien direkt dorthin, man ist ungefähr eine Stunde unterwegs. Ich war nur zweimal, zu Prüfungen, dort. Die Herangehensweise an Soziologie als Studienfach unterscheidet sich meiner Meinung nach stark von den Vorlesungen und Seminaren in Potsdam. Empirie und kritische Theorie spielten kaum bis gar keine Rolle, dafür gab es fast immer einen historischen Zugang zum Thema und viele Beispiele mit Bezug auf Istanbul oder die Türkei. Theorien wurden vorgestellt, teilweise für Prüfungen auswendig gelernt, aber selten bis gar nicht angewendet, kritisiert oder diskutiert. Es fand immer Frontalunterricht statt mit 15-35 Teilnehmenden pro Kurs. In manchen Kursen haben wir Literatur bekommen, in anderen nicht. An die Unterrichtssprache Englisch haben sich bis auf eine Dozentin alle gehalten. Generell fällt der Arbeitsaufwand dort etwas geringer aus als in Potsdam, würde ich sagen. Der Kurs, der mir persönlich am besten gefallen hat, war Urban Sociology bei Bahar Aykan. Wir haben sehr viel sehr interessante Literatur bekommen und die Kursleiterin hat meiner Meinung nach in sehr angenehmer und dynamischer Weise unterrichtet. Theoretisch gilt an der Universität eine Anwesenheitspflicht, in den Kursen, die ich belegt habe, wurde diese meines Erachtensnach nicht kontrolliert, aber sicher bin ich mir nicht. Das Klima unter den Studierenden habe ich als angenehm wahrgenommen, es kamen direkt türkische Studierende auf mich und andere Erasmusstudierende zu, waren sehr interessiert und offen und haben Unterstützung angeboten. Es ist ziemlich einfach, Kontakte an der Uni zu knüpfen und zumindest im Fachbereich Soziologie herrscht ein angenehmes Miteinander. Auf dem Campus befindet sich viel Security, vor allem am Eingang, mitsamt Einlasskontrolle. Dies fand ich anfangs befremdlich, hab mir aber schnell keine Gedanken mehr darüber gemacht. Der Hauptcampus an sich ist sehr groß, es gibt auch einige Grünflächen und Bäume und viele Cafés und eine Mensa. In der Mensa kann man nur mit der Student Card essen, welche ich leider bis zum Schluss nicht bekommen habe. Mir wurde gesagt, ich könnte sie im Februar abholen, da war meine Vorlesungszeit aber schon vorbei. So ging es auch einigen anderen Erasmusstudierenden. Deshalb habe ich auch die Bibliothek nicht genutzt, habe sie aber auch nicht vermisst.Eine tiefgründige Literaturrecherche war in diesem Semester für mich nicht weiter nötig und gearbeitet habe ich meistens in Cafés, Co-Working Spaces oder zu Hause.

Wohn- und Lebenssituation

Ich hatte guten Kontakt zu anderen Erasmusstudierenden sowie einheimischen Studierenden. Vom ESN Marmara werden das ganze Semester über sehr viele unterschiedliche Events angeboten, man kann auch darüber sehr schnell Leute kennenlernen. Die Mitglieder des ESN sind allgemein super engagiert und hilfsbereit, sie haben viele Problem von Erasmusstudierenden lösen können und standen immer unterstützend zur Seite. Der Austausch mit den ESN-Mitgliedern, Erasmusstudierenden und innerhalb der Kurse fand ausschließlich über WhatsApp Gruppen statt. Nicht nur dafür denke ich ist es unumgänglich, ein Smartphone zu haben, wenn man ein Erasmussemester in Istanbul macht. Man muss sich eine türkische Simkarte zulegen, ich habe mir bei Ankunft direkt eine am Flughafen gekauft. Wenn man länger als 90 Tage innerhalb desselben Jahres ein ausländisches Handy in der Türkei benutzt, muss man eine Steuer zahlen, ansonsten wird das Telefon gesperrt. Bei Jahreswechsel beginnen die drei Monate aber von vorne, daher musste ich nichts zahlen. Im gesamten Semester bin ich zweimal umgezogen, was aber teilweise auch persönliche Gründe hatte. Ich kann empfehlen, sich als Studierende der Soziologie eine Unterkunft in Kadiköy zu suchen. Dort ist man schnell am Campus, aber auch in einem der lebendigsten Viertel der Stadt, wo es viel zu entdecken gibt, die Mieten waren angemessen und sehr viele (Erasmus)studierende leben dort. Außerdem erreicht man vom Hafen aus mit der Fähre schnell die europäische Seite mit weiteren interessanten Vierteln und den meisten Sehenswürdigkeiten Istanbuls. Istanbul hat ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz, was auf vielen verschiedenen Transportmöglichkeiten basiert. Mit der Student-Istanbulkart kann man die allermeisten Verkehrsmittel für wenig Geld nutzen. Man muss jede Fahrkarte mit einem persönlichen HES-Code aktivieren. Diesen kann man sich per SMS anfordern, Anleitungen findet man zahlreich im Internet. Den HES-Code braucht man außerdem, wenn man bestimmte Museen etc. besuchen möchte oder z.B. einen PCR-Test macht. PCR-Tests gibt es günstig in öffentlichen und etwas teurer in privaten Krankenhäusern. Schnelltests gab es in vereinzelten Apotheken zu kaufen und waren teurer als in Deutschland. Die Lebenshaltungskosten waren bedeutend geringer als in Berlin, was nicht zuletzt an der aktuellen Wirtschaftskrise lag bzw. liegt. Im Laufe des Semesters hatte die türkische Lira zwischenzeitlich in Relation zum Euro um die Hälfte an Wert verloren und ist generell stark geschwankt. Ich konnte mit meiner Kreditkarte problemlos an den meisten Orten zahlen und von den meisten Geldautomaten Geld abheben. Vor Ort muss man sich, wenn man keine türkische Staatsangehörigkeit hat oder hatte, für ein Residents Permit bewerben. Das passiert aber über das International Office, welche allerdings auch keine Experten für diesen Prozess sind. Das wichtigste sind dabei ein Nachweis über eine gültige Krankenversicherung und eine Postadresse. Man kann in der Türkei sehr günstige Krankenversicherungen abschließen, welche für das Residents Permit gültig sind. Eine Auslandsbescheinigung (T11) einer deutschen gesetzlichen Krankenversicherung für den Aufenthaltszeitraum ist aber auch ausreichend, man muss sich diese nur vorher beim türkischen Sozialamt (befindet sich direkt neben dem Göztepe Campus) bestätigen lassen.

Studienfach: Soziologie

Aufenthaltsdauer: 10/2021 - 02/2022

Gastuniversität: Marmara Üniversitesi Istanbul

Gastland: Türkei


Rückblick

Ich habe ein wunderschönes Semester in Istanbul verbracht und würde mich jederzeit wieder für diese Stadt entscheiden. Ich habe versucht, brauchbare Informationen, die ich vielleicht vor meinem Aufenthalt vermisst habe, in meinem Bericht möglichst sinnvoll unterzubringen.

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