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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Bei meiner Ankunft am Flughafen von Valencia holte mich meine Mentorin (Buddy genannt in Deutschland) ab und brachte mich zu meiner Wohnung. Die ersten Schritte waren dann die Anmeldung beim International Office und das Beantragen des Studierendenausweises. Ich kam eine Woche vor Uni-Start an, um mir genug Zeit zum Eingewöhnen zu geben. So konnte ich meine nähere Wohnungsumgebung, den Campus und die Stadt ein wenig erkunden.


Studienfach: Europäische Medienwissenschaft

Aufenthaltsdauer: 02/2022 - 06/2022

Gastuniversität:Universitat Politécnica de Valencia

Gastland:Spanien

Studium an der Gastuniversität

Ich war so froh, dass ich wieder Seminare in Präsenz hatte! Endlich hat sich Studium auch wieder richtig nach Studium angefühlt. Der Campus der UPV ist riesig und schön grün, mit Palmen, Sitzmöglichkeiten, Cafés, Restaurants, Sportanlagen, einer Apotheke, einem Schreibwarenladen, einem Buchladen, einem Optiker und einem sehr günstigen Friseur. Es gibt neben der großen Bibliothek ein Casa del Alumnos, in dem man sich für Gruppenarbeiten treffen kann und Essen erlaubt ist. In allen Mensen gibt es frisch gepressten Orangensaft, café con leche und Menüs mit zwei Platos, Wasser und Nachtisch (5,20€) für einen guten Preis. In der Facultad de Bellas Artes gibt es eine eigene Bibliothek und PC-Räume, wobei dort die Ausstattung mit Programmen variiert. An der Fakultät lassen sich Kameras, Mikrophone, Beamer, Kinect Sensoren etc. ausleihen. Generell ist die Facultad de Bellas Artes eine andere Welt im Gegensatz zum Rest des Campus. Graffitis und Kunst ist überall zu finden und auch die Studierenden drücken sich viel über ihren Kleidungsstil aus. Ich habe mich dort immer sehr inspiriert gefühlt. Der Master Artes Visuales y Multimedia ist sehr projektorientiert und wurde dieses Jahr auf ein Jahr verkürzt, weshalb meine Kommilitonen ab Mitte des Semesters sehr gestresst waren. Die Dozierenden forderten sehr viel in sehr kurzer Zeit. Ich war sehr froh, dass ich nicht alle Kurse belegen musste. Etwas überrascht hat mich, dass es normal ist, 5 bis 30 Minuten zu spät zu kommen. Selbst die Dozierenden, welche geduzt werden, kommen oft zu spät. Wenn Pausen innerhalb des Seminars gemacht werden, gehen viele einfach kurz zur Cafeteria und manchmal kamen wir auch dann 15 min später als eigentlich gesagt wurde. Aber das stört nicht weiter, denn die Tür zum Raum steht immer offen.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Direkt nach meinem ersten Seminar wurde ich von meinen Kommilitonen begrüßt und warmherzig aufgenommen. In meinem Studiengang war ich die einzige Erasmus-Studentin, da aber meine Kommilitonen aus der ganzen Welt kommen, waren diese sehr offen. Am meisten Kontakt hatte ich mit denjenigen, die nicht aus Spanien sind. Die Pausen zwischen den Kursen haben wir gemeinsam in der Cafeteria unserer Fakultät verbracht und abgeschlossene Projekte wurden gebührend gefeiert. Tatsächlich gibt es so viele Möglichkeiten neue Leute kennen zu lernen, dass ich manchmal Probleme hatte mir meine Freizeit einzuteilen. Am Anfang war ich bei organisierten Veranstaltungen wie einer Tour durch die Stadt und Sprachtandems, dann habe ich über Bumble zwei Freunde gefunden und bei meinem Sprachkurs sowie in der Techno-Community von Valencia. Leute kennenzulernen ist also kein Problem.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Da alle meine Kurse in Spanisch waren, war der Anfang erstmal schwer, aber jetzt würde ich behaupten, dass ich 80% des Gesagten verstehe. In einer eher lockeren Atmosphäre hatte ich auch einen Sprachkurs an der Uni. Währenddessen hatten wir kaum Zeit selbst zu reden, weil wir nur alte Grammatik wiederholten und neue lernten. Danach saß unser Kurs oft noch beim Frühstück zusammen und wir haben uns auf Spanisch unterhalten. Generell habe ich das meiste beim Sprechen gelernt, was mittlerweile viel flüssiger läuft. Ich muss nicht mehr so lange über die richtige Verbform nachdenken und mir fällt auf, wann ich den Subjuntivo nehmen sollte. Klar, komplexe Gespräche zwischen mehreren Muttersprachlern sind noch schwierig, da kann ich mich nicht wirklich beteiligen, weil ich damit beschäftigt bin sie zu verstehen. Spanisch habe ich hauptsächlich mit Kommilitonen, meinen Mitbewohnern und den Studierenden aus meinem Spanisch-Kurs geredet. Da ich auch von meinem Englisch viel Gebrauch machte, würde ich auch sagen, dass ich das wieder aufgefrischt habe. Des Öfteren hatte ich Probleme zwischen den Sprachen zu wechseln. Wenn ich den ganzen Tag mit Spanisch zu tun hatte und dann abends eine Freundin getroffen habe, mit der ich Englisch rede, sind mir manchmal nur die spanischen Wörter eingefallen. Als mich eine Freundin aus Deutschland besuchte, hatte ich sogar Probleme mit deutschen Wörtern.

Wohn- und Lebenssituation

Die Unterkunft habe ich über erasmusu (https://erasmusu.com/de/home) gefunden. In Spanien werden Unterkünfte viel spontaner vergeben. Als meine Mitbewohner mal spontan ausgezogen sind, hatte die Vermieterin innerhalb von ein paar Tagen die nächsten. Mein Zimmer befand sich in einer 5er WG in Malvarrosa, das heißt nur 5min vom Strand entfernt, 10min zur Uni dafür aber 30min zum Zentrum. Ich denke, jede/r sollte selbst entscheiden, was ihm/ihr am wichtigsten ist: ob es die Nähe zur Uni, zum Zentrum, zum Park, zum Strand oder zu den Bars ist. Was mich ein bisschen gestört hat, war der ständige Wechsel der Mitbewohner*innen. Am längsten wohnte ich mit einem Paar und deren Katze zusammen. Valencia ist eine so schöne, grüne Stadt, die alles hat, was ich mir nur wünschen konnte: wunderschöne Architektur im Zentrum, künstlerische und alternative Viertel (Carmen und Cabañal), einen großen Park (Jardín de Turia), Barviertel (Ruzafa und der Blasco Ibañez) und einen Strand und Hafen. Das beste Transportmittel sind die Leihfahrräder Valenbisi (https://www.valenbisi.es/), denn es gibt überall Stationen und für 30€ kann man sich eine Jahreskarte holen, für die man dann 30min kostenlos durch die Stadt fährt. Ich hatte sogar ein eigenes Fahrrad (gekauft über das spanische Ebay: es.wallapop.com/), was mir jedoch ziemlich schnell gestohlen wurde. Das Liniennetz der Busse ist sehr gut und vor allem wichtig, wenn man wie ich in Strandnähe wohnt, ansonsten gibt es noch die Straßenbahnen und Metros. Für diese öffentlichen Verkehrsmittel gibt es in den Tabaco-Läden die entsprechende Karte zu kaufen, welche sich mit 8€ für 10 Fahrten wieder aufladen lässt. Diese wird dann beim Einsteigen in den Bus, an den Durchgängen in der Metro oder an der Haltestelle für die Bahnen entwertet. Nachdem mein Fahrrad weg war, hatte ich die Idee mir ein Skateboard (Cruiser) zu kaufen, denn die Wege in Strandnähe, am Hafen, auf dem Campus und am Blasco sind dafür perfekt geeignet. So entdeckte ich ein altes Hobby neu und wurde auch schnell sicher darin. Tatsächlich gibt es ziemlich viele Skater in der Stadt und auch genügend Anlagen dafür. Eine weitere Community, in die ich so reingerutscht bin, war die Techno-Szene. Über einen Account bei instagram bin ich die Telegram Gruppe gekommen und habe so immer gewusst, wo die nächste Veranstaltung stattfindet. Zum Beispiel wurde alle zwei Wochen ein Techno-Picknick im Turia Park organisiert und später auch Raves. Dort habe ich dann immer die gleichen Leute wiedergetroffen und wirklich ein Gefühl von Gemeinschaft. Für Ausflüge, die eintägig oder mehrtägig sind, gibt es einige Organisationen wie: www.erasmusvalencia.com, valencialanguageexchange.com, die auch Tandems, Stadttouren, Paella-Abende, Bartouren, etc. anbieten. In den Albufera-Park kann man einfach so mit dem normalen EMT-Bus fahren (Linie 24/25). Die Temperaturen im Februar und März habe ich definitiv unterschätzt. Ich dachte, ich reise ins sonnige Spanien, aber auch hier waren noch eine lange Zeit Pullover und Jacke nötig. Zum Glück gibt es jeden Tag (in einem anderen Viertel) einen Flohmarkt (Mercadillo), bei dem man mit etwas Glück richtig gute Teile findet. Außerdem gibt es genügend Einkaufsmöglichkeiten im Zentrum, auch Secondhand-Läden. Obst und Gemüse habe ich mir oft von den Fruterías geholt, diese gibt es in jedem Viertel. Oder falls ihr an einem Markt wohnt, ist das sicherlich auch eine gute Option. Wenn ihr mal was vergessen habt zu kaufen, dann geht einfach in die kleinen, privaten Läden und Basare, da lässt sich fast alles finden. Auf dem Campus der UPV gibt es sogar ein Centro de Salud. Vorher ist ein Termin nötig oder bei akuten Beschwerden kann man einfach hingehen. Man kommt sehr schnell dran und die Ärzte sind sehr freundlich, nur die Behandlung war eher schlecht. Ich hatte eine Mittelohrentzündung, die sich ziemlich lange hingezogen hat. Apotheken gibt es auch an jeder Ecke und die Medikamente sind viel billiger.

Studienfach: Europäische Medienwissenschaft

Aufenthaltsdauer: 02/2022 - 06/2022

Gastuniversität:Universitat Politécnica de Valencia

Gastland:Spanien


Rückblick

Wer zu Zeiten der Fallas da ist, sollte sich diese nicht entgehen lassen (was kaum möglich ist). Diese waren wohl das verrückteste, was ich hier miterlebt habe. Schon bevor die eigentliche Woche losgeht, werden die Straßen mit Lichtern geschmückt, die Fallas (Figuren) aufgebaut, Stände verkaufen Churros und Tazas de Chocolate und überall werden Böller gezündet. Selbst Kinder spielen schon mit kleineren Böllern. In der Fallas Woche finden dann Straßenumzüge, die Mascletas jeden Tag um 14 Uhr auf dem Plaza del Ayuntamiento und am Ende die Verbrennung der Fallas statt. Den Plaza del Ayuntamiento kann ich für das Finale jedoch nicht empfehlen. Dort waren so viele Leute, dass sich alle gedrängt und gequetscht haben und man dadurchauch nur wenig sehen konnte. Es gibt aber in jedem Viertel andere Figuren und da halten sich sicherlich weniger Menschen auf. Ostern war ein etwas seltsames Spektakel in Cabañal, was ich nur per Zufall entdeckt habe. Dort spazierten aus einer Kirche Bannerträger mit ihren entsprechend verkleideten Hauben, die mich ein bisschen an den Kux Kux Klan erinnerten und zogen dann begleitet mit Musik durchs Barrio. Insgesamt kann ich nur empfehlen, den Schritt zu wagen und ein Erasmus-Semester zu machen. Es hat mich persönlich so viel weitergebracht, mich selbstbewusster und geselliger gemacht, mich inspiriert und mir gezeigt, wie man in Spanien studiert. Ich habe mich so sehr in Valencia verliebt, dass ich tatsächlich noch länger bleibe und von Juli bis September ein Praktikum machen werde.

Spanien

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