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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Im Folgenden möchte ich als Studentin des Masters Fremdsprachenlinguistik die Erfahrungen aus meinem Auslandssemester an der Universidad de Sevilla im SoSe 22 darlegen. Vor meiner Bewerbung habe ich mich auf den Seiten des International Office der Uni Potsdam, sowie auf der Erasmus-Seite meines Instituts (Institut für Romanistik) über das Bewerbungsverfahren informiert - dort findet man eine Übersicht über die Partnerhochschulen und alle wichtigen Infos für den Start. Als Masterstudierende war die Wahl etwas eingeschränkter, weil nicht alle Partnerhochschulen Studierende aus dem Master aufnehmen. Die Entscheidung, Sevilla als erste Wahl anzugeben, würde ich immer wieder treffen: Es gibt ein großes Kursangebot, eine Menge Erasmus-Studierende, die Stadt ist erschwinglich, hat eine wunderbare Größe und man kann viel in der Umgebung entdecken.


Studienfach: Fremdsprachenlinguistik

Aufenthaltsdauer: 02/2022 - 06/2022

Gastuniversität:Universidad de Sevilla

Gastland:Spanien

Nachdem ich von der Uni Potsdam für meine Wunschhochschule nominiert wurde, fing ich an, mich genauer auf der Website der Uni Sevilla umzusehen. Diese ist leider sehr unübersichtlich aufgebaut, weshalb es ratsam ist, herauszufinden, an welcher facultad man studieren wird, da meist jede Fakultät ihren eigenen Erasmus-Prozess hat. Im Normalfall kann man dort auch schon das Kursangebot finden. Um die Semesterzeiten herauszufinden, ist es ratsam, nach „calendario académico“ zu suchen. Sollte dieser noch nicht aktuell sein, kann man sich an den Daten des letzten Jahres orientieren. Bei der Uni Sevilla ist es so, dass es keine wirkliche „Willkommens-E-Mail“ gibt. Man wird durch das International Office in Potsdam nominiert und bekommt dann per E-Mail eine Aufforderung aus Sevilla - den sogenannten UVUS - einen Uni-Account zu kreieren. Dort musste ich lediglich einen Sprachnachweis hochladen, wofür man auch keine Bestätigung erhält. Dies führte dazu, dass ich lange unsicher war, ob ich wirklich angenommen bin, aber keine Sorge, allen geht es so! Danach kann man dann eine Vorauswahl der Kurse treffen. Dies ist aber noch keine endgültige Einschreibung in Lehrveranstaltungen. Sobald man in Sevilla angekommen ist, kann und wird sich alles ändern! In meinem Fall hat die Vorabeinschreibung aus technischen Gründen nicht funktioniert. Parallel dazu muss man sich um das Learning Agreement kümmern. Das International Office bietet vor dem Aufenthalt sehr hilfreiche Infoveranstaltungen an, in denen alles Wichtige erklärt wird – also unbedingt teilnehmen! Was die Kurse betrifft, ist es wichtig zu erwähnen, dass man an der Facultad de filología sowohl Bachelor-, als auch Masterkurse belegen kann. Das gibt einem eine große Auswahl an Lehrveranstaltungen; man muss nur die Anerkennung an der Uni Potsdam vorher absprechen. Ich kann vor allem die Masterkurse empfehlen: kleine Klassen, 4 ECTS pro Kurs, Seminar-Feeling. Die Bachelorkurse sind i.d.R. große Vorlesungen mit umfangreichen Klausuren am Ende. Es ist außerdem möglich, Kurse an anderen Fakultäten zu belegen und einen Spanischkurs am Instituto de Idiomas. BAföG-Empfänger*innen sollten unbedingt daran denken, rechtzeitig den Antrag für das Ausland zu stellen; für Spanien ist das Studierendenwerk Heidelberg zuständig. Bei zeitlichen Engpässen reicht auch ein Antrag auf Fristwahrung für den Anfang. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass es die Möglichkeit gibt, einen vorbereitenden Sprachkurs zu machen und sich unter bestimmten Voraussetzungen einen Teil der Kursgebühren durch das International Office Potsdam zurückerstatten zu lassen. Ich habe die Chance genutzt und empfand es als sehr hilfreich, meine Spanischkenntnisse vor Beginn kurz aufzufrischen. Im Allgemeinen kann ich sagen, dass die Vorbereitung von Seiten der Uni Potsdam sehr umfangreich und hilfreich war, sich die Kommunikation mit der Uni Sevilla jedoch als sehr herausfordernd dargestellt hat. Auf E-Mails wird nicht geantwortet, es gibt technische Probleme und kaum Informationen vorab. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass es vielen anderen aber ähnlich ging. Mein Tipp ist daher, sich zu entspannen und darauf zu vertrauen, dass sich alles klärt, sobald man persönlich vor Ort ist. So ist es eben manchmal in Spanien.

Studium an der Gastuniversität

Wer glaubt, Studieren in Spanien deckt sich mit der gelassenen Mentalität, mit der Spanier*innen häufig in Verbindung gebracht werden, wird sich schnell eines Besseren belehren müssen. Das Studiensystem ist sehr strikt und unflexibel, gute Spanischkenntnisse werden vorausgesetzt und es kommt nicht selten vor, dass man einfach mal durchfällt. Daher sollte man sich in der ersten Woche Zeit nehmen und gut überlegen, welche Kurse machbar sind. So konnte ich Frontalvorlesungen vermeiden und hatte letztendlich interessante Kurse mit viel Gruppenarbeit. Manche Lehrveranstaltungen werden von den Dozierenden nicht für Erasmus-Studierende empfohlen; dem sollte man Glauben schenken und ggf. Vorlesungen wählen, in denen viele Erasmus-Studierende eingeschrieben sind. Auch wer anfangs vielleicht dazu neigt, anderen Austauschstudierenden in der Uni aus dem Weg zu gehen, dem kann ich nur empfehlen, dies nicht zu tun. Für mich war es sehr schwierig, Kontakte mit Spanier*innen in der Uni zu knüpfen, was daran liegen mag, dass in der Uni ein Klassensystem herrscht, in dem sich alle schon seit Jahr 1 kennen. Außerdem fand ich die Erfahrung, mit Erasmus-Studierenden aus anderen Ländern zusammenzuarbeiten, sehr bereichernd. Alle sitzen im selben Boot und man kann sich gegenseitig unterstützen, was zu einem sehr positiven Studienklima in den Kursen geführt hat. Die Betreuung durch die Dozierenden würde ich auch als sehr positiv beschreiben – man kann mit jedem Anliegen in die Sprechstunde kommen und wird meist herzlich empfangen. Manchmal ist das Bewertungssystem allerdings sehr intransparent und es ist schwierig, eine volle Punktzahl zu erreichen. Man wird immer mit der einen oder anderen Ungerechtigkeit zu tun haben, in meinem Fall z.B. Punktabzüge wegen Abwesenheit durch Corona. Ich würde empfehlen, darüber einfach hinwegzusehen und nicht lange zu diskutieren, da dies ohnehin zu nichts führt. Im Allgemeinen wird ein hohes Maß an Arbeitsbereitschaft von den Dozierenden erwartet, allerdings wird am Ende auch nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Bei Fragen zu Kursinhalten für das Learning Agreement findet man die Ansprechpersonen unter dem folgenden Link.

Wohn- und Lebenssituation

Es ist nicht schwer, eine günstige Wohnung in Sevilla zu finden, es kann aber schwierig sein, eine gute, zentral gelegene und günstige Wohnung zu ergattern. In folgenden Portalen kann man beispielsweise nach Wohnungen suchen:

Von Agenturen, wie Viverasmus, roomsevilla oder Aluni rate ich ab. Im Allgemeinen läuft das Wohnung-Mieten ohnehin unter der Hand und mit keinem ernstzunehmenden Mietvertrag. Wie in Deutschland auch sollte man immer persönlichen Kontakt aufnehmen und von allem Fotos machen. Man kann auch in Erasmus-Whatsapp-Gruppen eintreten und dort nach einem Zimmer fragen; im Normalfall findet man schnell etwas. Ich persönlich habe mich dazu entschieden, ein paar Wochen vor Kursbeginn schon anzureisen und vor Ort nach einer Wohnung zu suchen. Ich kann das vor allem empfehlen, wenn man sich erst einmal ein Bild von der Stadt und den Gegenden machen möchte. Es ist auch leichter in Kontakt zu treten, wenn man schon vor Ort ist, da Wohnungsbesichtigungen meist sehr spontan und über WhatsApp verabredet werden. Folgende Viertel bieten sich an:

  • Centro/Casco Antiguo
  • Triana
  • Los Remedios
  • El Porvenir
  • Nervión

Ich habe letztlich in einem Haus mit 6 weiteren Austauschstudierenden gewohnt und dafür 360 EUR kalt gezahlt. Die WGs sind allgemein groß, da man aber viel Zeit im Freien verbringt, ist das kein Problem. Obwohl ich mich mit allen gut verstanden habe, muss ich sagen, dass eine große WG natürlich immer Potenzial für Unordnung und Unstimmigkeiten birgt. Der Lebensstandard ist deutlich geringer als in Deutschland. In meinem Fall kam dazu, dass die Energie-Nebenkosten EXTREM hoch waren, mag es an der Krisensituation oder an einem Betrug durch Aluni liegen. Wenn möglich, würde ich empfehlen, eine Wohnung mit einem Festpreis (gastos incluidos) zu nehmen. Im Allgemeinen habe ich mich aber in meiner WG sehr wohlgefühlt und kann empfehlen, mit anderen Erasmus-Studierenden zusammenzuwohnen. Sevilla bietet unheimlich viel: Die Studierendennetzwerke ESN und Erasmus Club sind gerade zu Semesterbeginn sehr aktiv und bieten viele Kennenlernveranstaltungen und Ausflüge an. Ich kann empfehlen, schon vor Beginn des Semesters in die Whatsapp-Gruppen einzutreten, um schon mal ein Gefühl für das Auslandsemester zu bekommen. Sobald man ankommt, kann man sich den Mitgliedsausweis vor Ort ausstellen lassen. Im späteren Verlauf des Semesters habe ich dann nicht mehr so häufig an den Veranstaltungen teilgenommen, aber für den Anfang war es hilfreich, um Kontakte zu knüpfen. Sevilla ist gut in Andalusien gelegen, sodass man die Umgebung erkunden kann; auch nach Portugal ist es nicht weit und Sevilla ist gut an das Inlandsflugnetz angebunden. Freizeittechnisch hat Sevilla auch alles zu bieten, was man sich wünschen kann– von Sport über Ausgehen, Shopping und Kultur – in Sevilla ist immer etwas los. Im Allgemeinen erreicht man alles zu Fuß. Für weitere Strecken ist die Mehrheit der Sevillaner mit dem Fahrrad unterwegs. Für Rund 30 Euro im Jahr kann man ein Abo abschließen und ist dadurch in der Stadt so mobil, dass öffentliche Verkehrsmittel überflüssig werden, obwohl es sogar eine U-Bahn-Linie gibt.

Studienfach: Fremdsprachenlinguistik

Aufenthaltsdauer: 02/2022 - 06/2022

Gastuniversität:Universidad de Sevilla

Gastland:Spanien


Rückblick

Rückblickend kann ich sagen, dass mein Auslandssemester an der Uni Sevilla eine wunderbare Erfahrung war. Ich konnte meine Sprachkenntnisse verbessern, habe viel über mich selbst gelernt, Freundschaften geschlossen, meine Arbeitsweisen in der Uni verbessert, aus allen Hürden gelernt und mich insgesamt sehr sicher und aufgehoben gefühlt. Ich kann ein Auslandssemester in Spanien also wärmstens empfehlen, man muss sich allerdings bewusst sein, dass es sich nicht um einen Urlaub handelt und man zwangsläufig auf Hürden stoßen wird, die nicht selten bürokratischer Natur sind. „No pasa nada“ bedeutet nicht immer, dass sich alles regeln wird, sondern häufig, dass man den Umstand einfach akzeptieren soll. Dies, wie ich gelernt habe, gehört zur interkulturellen Erfahrung dazu und ich kann bestätigen, dass mir mein Auslandssemester eine gelassenere und positivere Sicht auf die Dinge im Leben gegeben hat. Wer mit dem Gedanken spielt, für eine Zeit ins Ausland zu gehen, dem würde ich empfehlen, die persönliche und finanzielle Unterstützung, die man während des Studiums noch erhalten kann, zu nutzen. In diesem Zuge vielen Dank noch einmal für die großartige Unterstützung des International Office in Potsdam!             

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