Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Das Erasmus+ Programm bietet die einzigartige Möglichkeit in einem anderen europäischen Land zu studieren und gleichzeitig die Kultur hautnah zu erleben und in diese einzutauchen. Die Bewerbungsfrist ist jährlich Ende Januar und gilt dann für das kommende Winter- und Sommersemester des nächsten Studienjahres. Welche Universitäten infrage kommen, kann beim International Office erfragt werden, aber am besten fragt man gleich den Austauschkoordinierenden des eigenen Fachbereichs, denn diese Person ist dann auch im weiteren Verlauf, sowohl für die Bewerbung als auch für das Learning Agreement verantwortlich. Außerdem gibt es auch spezifische Online-Infoveranstaltungen der verschiedenen Institute bzw. Fachbereiche, wo gezielt die Liste der Partnerinstitute und -unis im europäischen Ausland vorgestellt werden. Vor der Bewerbung sollte man sich natürlich schon mit den jeweiligen Partnerinstitutionen des eigenen Fachbereichs beschäftigen und das Kursangebot anschauen. So gilt es vor allem zu schauen, ob passende Kurse für die Weiterentwicklung des Studiums angeboten werden, die eine gute Grundlage für die Bewerbung zur Teilnahme am Programm darstellen. Dabei sollte man auch darauf achten, dass es vorkommen kann, dass mehr Kurse während des Wintersemesters angeboten werden könnten als im Sommer und sich daher ein Austausch dann fachlich eher lohnt. Außerdem sollte man sich darüber informieren in welcher Sprache die Kurse gelehrt werden und realistisch einschätzen, ob die eigenen Sprachkenntnisse für ein Studium in fremder Sprache ausreichen. Es gibt Informationsveranstaltungen des International Office zum Thema Erasmus und Auslandsstudium, wo wichtige Informationen mitgeteilt werden, daher empfehle ich eine Teilnahme sehr.
Etwa einen Monat nach der Bewerbungsfrist folgte dann in meinem Fall auch schon die Zusage und man verschickt die Annahmeerklärung, wenn man den Platz im Erasmus+ Programm annehmen möchte. Darauf folgt dann ziemlich zügig auch das erste Meeting des International Office zu wichtigen Fristen und Terminen und allgemein dem weiteren Verlauf zur Durchführung des Aufenthalts. Dann fordern die meisten Partnerunis eine Nominierung der Studierenden, welche zumeist vom International Office einige Wochen nach der Vergabe des Studienplatzes über Erasmus durchgeführt wird. Also keine Panik wenn hier einige Wochen, ohne dass etwas passiert, vorübergehen, denn vor der Nominierung kann man selbst auch nicht viel machen.
Auf die Nominierung folgt meist eine direkte Kontaktaufnahme der Gastuni, die im Fall der Universitat de Lleida auch das Ausfüllen einer Onlinebewerbung umfasste (https://www.udl.cat/ca/serveis/ori/estudiantat_estranger/eng/erassms/#collapse-cf12f824-fd95-11e6-951b-005056ac0088-1-1-1). Die erste Email beinhaltete auch Informationen zum akademischen Kalender und die Semesterdaten sowie der zuständigen Kontaktperson für fachspezifische Fragen. Ich war ab dem Zeitpunkt an auch ziemlich stetig in Kontakt mit dem International Office der Gastuni um spezifische Fragen bezüglich der Bewerbung zu klären, vor allem weil das Einreichen des Learning Agreements ebenfalls Bestandteil der Onlinebewerbung war. Es wird sonst nach dem bisherigen Studienverlauf gefragt, den geplanten Aufenthaltsdaten (An- und Abreisedatum), Leistungsübersicht und Sprachnachweis neben einigen anderen Dokumenten, die aber alle übersichtlich im Verlauf der Onlinebewerbung benannt werden. Man kann einige Dokumente zwar auch nachreichen, aber ich empfehle, sich hier rechtzeitig also so früh wie möglich zu kümmern und es nicht einen Tag vor Bewerbungsfrist zu beginnen. Denn sobald Semesterferien sind, ist es schwierig die geforderten Unterschriften oder an die benötigten Informationen zu gelangen, wenn in beiden Ländern die zuständigen Personen im Urlaub sind und keine Vertretung vorhanden ist. Zeitgleich finden Infoveranstaltungen des International Office der UP statt, parallel zum laufenden Sommersemester und nur dann, wenn man im folgenden Wintersemester den Aufenthalt vornimmt. Dabei geht es vor allem um das Einreichen von Dokumenten bezüglich Erasmus, also unterschriebenes Grant Agreement für die Auszahlung des mit dem Programm verbundenen Stipendiums. Das kann etwas stressig sein, ist aber sehr wichtig und man sollte die verschiedenen Termine, Fristen und einzureichenden Dokumente auf dem Schirm haben.
Das gilt insbesondere dann, wenn man sich für das Semester beurlauben lassen möchte, so läuft auch der Prozess zur Beurlaubung und die daran gekoppelte Rückmeldefrist parallel zu allen anderen Verpflichtungen in Vorbereitung auf den Aufenthalt. Für die Beurlaubung ist weiterhin zu beachten, dass einige Dokumente, wie die Erklärung zum Auslandsstudium seitens des International Office oder die Freistellung vom Bezahlen des Beitrages des Studierendenwerks durch den AStA ausgestellt werden müssen, bevor man online über PULS die Beurlaubung beantragt. Dies sollte mindestens eine Woche vor Ablauf der Rückmeldefrist geschehen, damit dann der Antrag vom Studiensekretariat geprüft und genehmigt werden kann und dann die zu zahlende Summe in PULS geändert wird, sodass ein Zurücküberweisen eines zu viel bezahlten Betrages seitens der Uni an die Studierenden vermieden werden kann.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium an der Universitat de Lleida war aus meiner Sicht und nach meiner Erfahrung inhaltlich sehr gut, auch wenn es organisatorisch teils sehr schwierig war. Da ich als Studentin der Geoökologie keinen direkten äquivalenten Studiengang an der Gastuni zur Verfügung hatte, habe ich an den Kursen aus der Forstwissenschaft (forestal) teilgenommen. Für internationale Studierende standen hier sehr viele verschiedene Kurse in englischer Sprache zur Auswahl, die auf der Website (https://www.etseafiv.udl.cat/en/international/courses-in-english/) einsehbar sind, da die Uni Teil zweier Erasmus Mundus Masterprogramme ist. Die Kurse sind auch für Bachelorstudierende zugänglich, benötigen allerdings manchmal spezifisches Vorwissen, wie beispielsweise für GIS oder R. Die auf der Website benannten Kurse sind die im letzten Jahr angebotenen und daher gibt es keine Garantie, dass diese auch im nächsten Jahr wieder angeboten werden. Für Kurse außerhalb dieser Master und in anderen Fachbereichen kann es vorkommen, dass die Kurse nur zum Teil auf Spanisch unterrichtet werden, da es in der Entscheidung des Dozenten liegt, ob sie nicht doch auch in Katalanisch lehren möchten. Hier bedarf es also etwas Vorsicht.
Die Verfügbarkeit bzw. das Zustandekommen von Kursen im meinem Fall hing sehr stark von der Wahl der Kurse der Masterstudierenden ab, die über das Erasmus Mundus Programm an die Uni kamen, um ihr Masterstudium fortzusetzen. Meist handelt es sich dabei nur um eine Handvoll Studierende, die auch teils erst sehr spät ihre Auswahl treffen, sodass vor allem die Austauschstudierenden eher kurzfristig die eigene Kursauswahl bestätigt bekommen oder diese eben abändern müssen. So waren es bei mir zu einem Teil am Wochenende vor Semesterstart, dass wir die Planung der Kurse für das eine Masterprogramm zugeschickt bekommen hatten. Das ist insbesondere dann schwierig, wenn man sich aus beiden Programmen Kurse ausgesucht hatte, denn zum einen finden die Kurse nicht wie in Deutschland üblich, in einem fest getakteten Rhythmus statt, sodass es jede Woche zur selben Zeit der gleiche Kurse ist. Sondern ist es eher üblich, dass die Kursverteilung jede Woche anders aussieht und damit vor allem die Vereinbarkeit verschiedener Kurse aus beiden Mastern deutlich erschwert und eigentlich fast unmöglich gemacht wurde. So musste ich drei Excel Tabellen mit jeweils wöchentlich unterschiedlichen Kursen so miteinander vereinen, dass ich meine 30LP belegen konnte. Auch sollte man nicht verwundert sein, wenn einige Kurse zeitlich sehr spät liegen, so kam es zwar nicht bei mir aber durchaus in anderen Fächern vor, dass Seminar abends von 17 bis 20 Uhr stattfanden.
In den ersten zwei Wochen hat man Zeit in die Kurse reinzuschnuppern und die eigentlich eingereichte Kursauswahl nochmal abzuändern und anzupassen. Ich habe trotz mehrfacher Überschneidung Kurse aus beiden Programmen gewählt und hatte das Glück, dass die Dozenten sehr viel Verständnis gezeigt haben und mir das Fehlen in einigen Veranstaltungen nicht negativ angerechnet haben. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass es absolut essenziell ist, die Abwesenheit und alle Änderungen zu kommunizieren, sowohl mit den Dozenten der Kurse selbst als auch mit dem International Office des ETSEA Campus‘. Das wirkt zwar anstrengend ist aber durch den persönlicheren Kontakt einfach eine Sache des Respekts. Dadurch, dass es insgesamt nur wenige Studierende sind, auch wenn zusätzlich durch den Austausch noch welche dazukommen, sind die Kurse insgesamt sehr klein und Abwesenheiten fallen so umso mehr auf. Darum ist das Studienklima aber umso angenehmer, da man nicht in einem großen Haufen Studierender untergeht, was natürlich auch den Druck abzuliefern erhöhen kann. Auch wenn ich das persönlich ebenfalls eher unangenehm finde, habe ich mich in den kleinen Kursen sehr wohl gefühlt und konnte dort sehr viel mitnehmen. Außerdem bleibt anzumerken, dass es sein kann, dass einige Kurse vor offiziellem Semesterende schon beendet sind oder Kurse auch erst zur Mitte des Semesters beginnen. Dies war zumindest bei mir der Fall und hing mit den vergebenen Credits zusammen, die anscheinend auch die Anzahl der Stunden der Lehrveranstaltung widerzuspiegeln schienen. Es gibt einige sehr coole Kurse, die ich belegen durfte, so zum Beispiel einen der nur aus Tagesexkursionen bestand, und ich empfehle, solche Möglichkeiten unbedingt wahrzunehmen. Außerdem waren meine Dozenten alle vom Fach und hatten ein beeindruckendes Wissen zu vermitteln, sodass die Lehrqualität wirklich sehr hoch ist und man sehr viel lernen kann.
Wichtig ist auch zu beachten, dass die Master einen späteren Veranstaltungsbeginn hatten, so beginnen die meisten Kurse an der UdL im Anschluss an die Willkommensveranstaltungen Mitte September, doch die von mir belegten Kurse starteten erst Anfang Oktober. Für viele war das vorher nicht bekannt und wurde erst zur Einführungsveranstaltung bekannt gegeben, diese findet vor Beginn des Semesters auf dem jeweiligen Campus statt und ist für jede Studienrichtung spezifisch ausgewiesen. Es wird mehrfach darauf hingewiesen wann und wo diese stattfindet und es ist wichtig hieran teilzunehmen. Auf diese folgt nämlich die Aktivierung des Uni-Accounts und das Zusenden der benötigten Details um diesen zu aktivieren und auf das Email-Postfach zuzugreifen. Ich würde empfehlen, das Registrieren und Einloggen so bald wie möglich zu machen, da die neu vergebene Email Adresse die ist, die im System zur Belegung von Kursen hinterlegt ist und damit auch die ist, die den Dozierenden zur Verfügung steht, um mit euch in Kontakt zu treten und Änderungen oder wichtige Hinweise mitzuteilen. Mit Hinblick auf die technische Ausstattung umfasst es ungefähr den selben Standard wie an der UP, also es gibt Beamer mit HDMI Anschluss und es wird teils aber immer noch mit Tafel und Kreide bzw. Whiteboard und Marker gearbeitet.
In meinem Fall ging das Semester schließlich nur 11 Wochen von Anfang Oktober bis vor Weihnachten, was aber auch maßgeblich an meiner Kursauswahl lag. Für andere Studierende im Bereich forestal gab es auch noch Veranstaltungen nach Weihnachten, so wie auch für alle anderen üblich. Die genauen Semesterzeiten für den Regelfall stehen auf der Website (https://www.udl.cat/ca/serveis/ori/estudiantat_estranger/eng/infoeng/academic/), die Sprachkurse starten meist etwas später im Semester so rund um Anfang Oktober und enden dann gemeinsam mit den anderen Kursen Mitte Januar. Die Prüfungen sind sehr vom Studiengang abhängig, doch insgesamt konnte ich feststellen, dass die Kurse verschulter waren, also mehr Abgaben im Semester gefordert waren. Ich hatte aufgrund meines kurzen Semesters keine mid-terms oder Zwischenprüfungen, die aber generell sehr üblich sind, dafür aber zahlreiche Abgaben oder Vorträge im Laufe des Semesters zu machen. Die Notenskala weicht von der Deutschen ab, als dass das System von 0-10 funktioniert, wobei eine 5 benötigt wird zum Bestehen und 9-10 sehr gute Leistungen widerspiegelt. Insgesamt fand ich die Anforderungen an die Studierenden für die Masterkurse angemessen und die Leistungsbewertung ebenfalls, auch wenn ich sie mir an einigen Stellen mehr Transparenz gewünscht hätte. Man hat aber immer die Möglichkeit direkt beim Dozenten nachzufragen, wie und warum die Note so zustande kam.
Die Uni hat an verschiedenen Standorten Bibliotheken, deren Öffnungszeiten auf der Website einsehbar sind (https://bid.udl.cat/ca/biblioteca/horaris/). Die Bibliothek im Hauptgebäude der Uni hat die besten Öffnungszeiten, also auch am Wochenende offen, auch wenn insgesamt die Öffnungszeiten an den spanischen Tagesablauf angepasst sind, so öffnen sie erst frühstens ab 8 Uhr meist eher 9 oder 10 Uhr und sind dann auch nur bis 18 oder 20 Uhr geöffnet. Es stehen einerseits Computer-Pools auf dem ETSEA Campus zu Verfügung, diese werden aber vor allem für den Unterricht benutzt und sind nicht ohne Lehrkraft zu nutzen, dafür gibt es aber Computer in den Bibliotheken. Doch genauso wie in Deutschland, ist es auch eher üblich, dass die Studierenden ihren eigenen Laptop mitbringen und verwenden. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Steckdosen rar sind vor allem in den normalen Unterrichtsgebäuden und auch das WLAN sehr holprig sein kann. Für das WLAN steht zwar eduroam zur Verfügung, doch hatten eigentlich alle damit große Probleme, aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten sich mit dem WLAN zu verbinden. Ein weiterer Weg ist das offizielle Anfragen eines Zugangs für einen bestimmten Zeitraum, was auf einer Website gemacht werden kann, auf die man automatisch umgeleitet wird, wenn die Verbindung zum jeweiligen WLAN Netz auf dem Campus hergestellt wird. In den Bibliotheken kann auch gedruckt, kopiert oder gescannt werden, dafür braucht man aber den Studentenausweis. Diesen kann man sich im Gebäude neben dem International Relations Office ausstellen lassen und funktioniert wie die UP Card, sodass man diese aufladen kann, um dann damit Kopien oder Ausdrucke zu bezahlen. Ich habe nicht in den Mensen gegessen, daher weiß ich nicht, ob man die Karte auch für das Bezahlen dort verwenden kann, habe mir aber auch sagen lassen, dass das Essen verhältnismäßig teuer ist (6-8€).
Die Betreuung durch das Team beider International Office’s war insgesamt gut, zu Zeiten musste man eine zweite Mail zur Erinnerung hinterherschicken. Dies liegt vor allem daran, dass im International Relations Office zwei Personen, teils auch nur eine, wenn die andere im Urlaub ist, für alle bis zu 250 incoming international students zuständig ist, die mit unterschiedlichen Fragen und Anforderungen aus verschiedenen Ländern angereist kommen. Außerdem gibt es kurz vor Beginn des Mobilitätszeitraumes im August eine Woche, wo die Verantwortlichen im Urlaub sind, was die Erreichbarkeit deutlich einschränkt. Vor Ort ist die Erreichbarkeit dann teils deutlich schwieriger und zugegeben schlechter, das liegt vor allem an den merkwürdigen Arbeitszeiten. So hat das International Relations Office Montag bis Freitag je 9-14 Uhr geöffnet, was offensichtlich genau zu den Unterrichtszeiten ist. Daher ist vor allem der persönliche Kontakt nur kompliziert zu bewerkstelligen und Email geht meist besser.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Kontakt zu einheimischen Studierenden hatte ich gar nicht, was allerdings eher daran lag, dass ich englischsprachige Kurse in meinem Fachbereich gewählt habe und diese waren Bestandteil zweier Erasmus-Mundus Masterprogramme, die im Bereich der Forstwirtschaften an der Universitat de Lleida laufen. Daher sind die Regelstudierenden dieser Kurs ebenfalls Auslandsstudierende und somit war der Austausch mit spanischen Studierenden quasi nicht existent. Ich weiß allerdings, dass in anderen Fachrichtungen und Kursen, ein Austausch entstand, da teils die Erasmusstudierenden in spanisch-/ katalanischen Kursen studierten oder eben Spanische Studierenden in englischsprachigen Kursen. Der Austausch mit den einheimischen Studierenden verlief teils sehr gut, aber andererseits auch sehr holprig und schwierig, von dem was mir von anderen erzählt wurde.
Der Kontakt zu internationalen Studierenden war bei mir einerseits eben durch die Kurse der internationalen Masterprogramme gegeben, doch auch verstärkt durch die wirklich gute Vernetzung zu Beginn des Aufenthalts. Hier empfehle ich nicht nur aus sprachlich-kulturellen, sondern auch sozial-integrativen Gründen, den vorbereitenden Sprachkurs für Katalanisch zu belegen, denn den machen fast alle internationalen Studenten und so findet man sehr schnell Anschluss. Zwei meiner Mitbewohnerinnen hatten an diesem nicht teilgenommen und hatten große Schwierigkeiten Anschluss zu finden, da sich die Gruppen während des zweiwöchigen Sprachkurses gebildet hatten. Daher kann ich wirklich nur empfehlen an den Willkommensveranstaltungen teilzunehmen, um neue Leute kennenzulernen. Außerdem gibt es die Möglichkeit eines sogenannten Buddy-Programmes, wo man Kontakt zu einem lokalen Studierenden hat, den man ausfragen kann. Zu guter Letzt gab es eine riesige WhatsApp Gruppe mit allen Auslandsstudierenden, wo dann gemeinsame Barabende, vor allem am Anfang, aber auch Partys und sonstige Get-togethers organisiert werden, sodass der Einstieg und die Kennenlernphase in Lleida mit ausreichenden Aktivitäten gefüllt ist und man schnell neue Studis trifft. Außerdem werden in der Gruppe Events und Ereignisse geteilt so zum Beispiel Details zu dem Herbstfest Ende September oder anderen traditionellen Festivitäten. Außerdem organisiert das International Office zuzeiten kleinere Tagesausflüge so zum Beispiel zu einer typischen Schokoladen- und Torronfabrik.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Ich habe mich bewusst für englischsprachige Kurse entschieden, da einerseits meine Spanischkenntnisse nicht ausreichend waren und ich diese eben im Land verbessern wollte, und zum anderen, weil das Kursangebot der internationalen Masterstudiengänge mich überzeugt hat. Da meine Englischkenntnisse vor dem Aufenthalt bereits sehr gut waren, konnte ich in Lleida neues Fachvokabular erlernen und mich ans Katalanisch herantasten. Zu der Sprachkompetenz muss also gesagt werden, dass wenn man sich auf Katalanisch einlässt, sowohl der Sprachkurs während der Willkommenswochen dazu einlädt diese Sprache zu lernen, als auch weiterführende Kurse während des Semesters angeboten werden. Das Sprachinstitut der Uni, was allerdings unabhängig von der Uni funktioniert, bietet auch Kurse in anderen Sprachen an, so auch Spanisch. Für eine Einstufung ab A2 sind Sprachtests notwendig, die meist vor Beginn des Semesters stattfinden. Aus eigener Erfahrung muss ich leider aber auch berichten, dass die Sprachkurse für die spanische Sprache vor allem auf höheren Niveaus der Gefahr ausgesetzt sind, kurzfristig ersatzlos abgesagt zu werden, wie es bei mir der Fall war. Zudem beginnen die Kurse etwas 2-3 Wochen nach Semesterstart.
Zusammenfassend habe ich also meine fachlichen Sprachkenntnisse verbessern können und eine neue Sprache lernen dürfen, doch konnte mein eigentliches sprachliches Ziel, was ich mir für den Aufenthalt gesetzt hatte, nämlich mein Spanisch deutlich zu verbessern, leider nicht erreichen, aufgrund eines abgesagten Sprachkurses und fehlender Sprachpraxis durch englischsprachige Kurse und internationale Kontakte.
Wohn- und Lebenssituation
Die Uni hat an mindestens zwei verschiedenen Standorten Studentenwohnheime, bei denen man sich allerdings sehr früh um eine Unterkunft bewerben muss. Diese bieten meistens ein Einzelzimmer mit Bad und kleiner Küche, doch für einen verhältnismäßigen hohen Preis von etwa 650€. Außerdem ist die Benutzung von Waschmaschine und Trockner zusätzlich kostenpflichtig. Aus Berichten einiger Studierenden kann es auch zu erheblicher nächtlicher Geräuschbelästigung kommen. Zudem gibt es auch private Wohnheime, wo die Bewerbung auf ein Zimmer ebenfalls sehr zeitig notwendig ist.
Ich habe mich relativ spät erst um eine Unterkunft gekümmert, so etwa Mitte Juli, sodass die Wohnheime für mich keine Option mehr waren bzw. schon alle Zimmer vergeben waren. Glücklicherweise bietet die Universitat de Lleida hier Hilfestellung an, indem man sich vom International Office die Email-Adresse einer anderen zuständigen Abteilung geben lassen kann, die man dann kontaktieren kann (https://www.udl.cat/ca/serveis/ori/estudiantat_estranger/eng/infoeng/accommodation/). Es wird einem dann eine Liste mit privaten Unterkünften (ab etwa 800€ aufwärts) oder aber WG-Anbietern (ab etwa 250€ für ein Zimmer mit geteiltem Bad und Küche) weitergeleitet. Hier kann man sich je nach persönlichem Budget aussuchen, wen man kontaktieren möchte und ich würde empfehlen, gleich mehrere anzuschreiben. In der Liste wird auch vermerkt, ob der Vermietende Englisch spricht und an international Studierende vermietet, denn dies machen nicht alle. Es gab aber auch Studierende, die in Lleida ohne Unterkunft angekommen sind und in den ersten Wochen noch gesucht und in allen Fällen auch fündig geworden sind.
Ich war in einer 5er WG untergebracht und das Erlebnis war sehr zwiespältig. Die Wohnung war sehr groß und hell und in Laufnähe zur Uni und Supermärkten. Doch als ich ankam mussten wir erstmal alles saubermachen und die Mieten waren gefühlt völlig zufällig. So habe ich erlebt, wie eine Mitbewohnerin mehr zahlen musste als ich, für das gleiche Zimmer, nachdem ich das Zimmer innerhalb der gleichen Wohnung gewechselt hatte. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass man als ausländische Person eher mehr zahlen muss. Auch meine Miete von 300€ inklusive aller Nebenkosten war allerdings für ein vielleicht gerade mal 10m² Zimmer zu hoch. Nach Berichten von anderen lagen wir mit einer Miete von etwa 300-350€ im höheren Mittel, während andere günstigere Unterkünfte mit inkludierter wöchentlicher Reinigung gefunden haben. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob eine Suche vor Ort vielleicht am besten ist, um sich auch die Wohnungen persönlich anzugucken. Ich habe auf jeden Fall auch leider eine typische WG Erfahrung machen müssen, mit Streitigkeiten in Bezug auf Saubermachen und anderem. Auch mit meiner Vermietung war ich eher mittelmäßig bis unzufrieden und würde von dieser für zukünftige Studierende abraten (die Preise waren unverschämt, die Kommunikation zu Beginn sehr gut, doch bei Auftauchen von Problemen sehr herablassend und teils keine Antwort bei wichtigen Änderungsanfragen des Mietvertrages, sowie zu guter Letzt Diskussionen um die Rückzahlung der Kaution).
Öffentliche Verkehrsmittel in Lleida beschränken sich auf verschiedene Buslinien, die auch einen Fahrplanhaben, aber nicht nach diesem fahren. Zudem sind die in Google Maps angezeigten Fahrzeiten auch nicht korrekt. Da mein Campus etwas mehr als 30 Minuten vom Stadtzentrum entfernt lag und mir die Busverbindungen zu unsicher waren, zumal sie dann auch verhältnismäßig lange gedauert haben, bin ich die Strecke meistens gelaufen und war somit genauso schnell wie mit dem Bus und auch pünktlich. Wer doch auf den Bus setzen möchte, kann sich im Laden des Busunternehmens entlang des Flusses eine günstige Mehrfahrtenkarten kaufen. Lleida an sich ist allerdings sehr gut mit seiner Umgebung, sowohl in Richtung Madrid, als auch Barcelona verbunden, so gibt es täglich viele verschiedene Züge in Richtung Küste oder Inland. Es gibt zum einen die Regionalzüge der Rodalies, die zu dem Zeitpunkt als ich in Lleida war, auch ein Aktionsticket angeboten haben, wo man für die letzten vier Monate im Jahr 20€ bezahlt und dafür unbeschränkt oft mit den Zügen in die gebuchte Richtung (in meinem Fall nach Barcelona) fahren kann. Mit viel Glück gibt es die Summe dann nach Ablauf des Zeitraums wieder zurück. Aber es fahren auch Züge der Media Distancia, Ave und Avante, die einen in alle Ecken Spaniens bringen. So gibt es Zugverbindungen nach Valencia, Cordoba, Zaragossa, Madrid, Barcelona und viele mehr. Ave und Avante sind Hochgeschwindigkeitszüge, die die Distanz von und nach Barcelona in einer Stunde zurücklegen, im Vergleich zu den 3 Stunden mit dem Regionalzug. Dafür kosten die Tickets aber auch mehr und bedürfen einem vorherigen Kauf der Tickets. Dabei muss auch angemerkt werden, dass alle Buchungen die Pass- oder Personalausweisnummer bedürfen und zumindest für die Hochgeschwindigkeitszüge auch an automatische Platzreservierungen gebunden sind. Außerdem ist das Passieren von Scannern, wie sonst am Flughafen, auch für die Hochgeschwindigkeitszüge üblich, daher vorsichtig mit scharfen Gegenständen im Handgepäck und etwas mehr Zeit einplanen, wenn man zum Zug muss. Außerdem bietet das spanische Transportunternehmen Renfe (das spanische Equivalent zu DB) eine Promokarte an, Más Renfe oder Renfe Jóven, die man für 50 € kaufen kann, mit der man dann aber wiederum bis zu 30% auf Ticketpreise sparen kann. Insgesamt hängt es natürlich auch von der eigenen Verfügbarkeit ab, wie viele Kurse und Tage pro Woche man hat, wie gut man diese gute Vernetzung von Lleida mit dem Rest Spaniens ausnutzen kann. Ich würde aber empfehlen, das unbedingt wahrzunehmen und die verschiedenen Teile Spaniens zu sehen, so können sich auch kurze Wochenendausflüge nach Barcelona, Madrid, Valencia, Montserrat, Saragossa oder sogar Andorra lohnen.
Je nachdem, ob man reist oder nicht, ergeben sich natürlich höhere oder niedrigere Lebenshaltungskosten. In den Supermärkten und auch sonst eigentlich überall ist es üblich mit Karte zu bezahlen und die Preise sind in etwa ähnlich zu denen in Deutschland. Das ist etwas abhängig davon was man isst und wo man einkauft. In Richtung des ETSEA Campus gab es einen Aldi, einen zweiten und dazu noch einen Lidl gab es außerhalb der Stadt mit Bus in etwa 30 Minuten zu erreichen, wenn auch Fahrplantechnisch etwas spärlich angebunden. Vegetarische und vegane Produkte sind zu genüge zu finden, in Restaurants sieht es dann etwas schwieriger aus. Die Restaurants sind im typischen spanischen Tagesrhythmus, sodass sie abends erst ab 20 Uhr öffnen. In einigen Supermärkten gab es, so wie Deutschland, zeitweise reduzierte Waren zu kaufen, wenn diese kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum waren, was ich gerne für günstige Einkäufe genutzt habe. Ich persönlich habe in etwa so viel, wie in Deutschland für meine Einkäufe ausgegeben und würde sagen man ist pro Monat schon mit mindestens 150€ dabei. Neben der Miete waren das meine Hauptausgaben und natürlich das Reisen.
Freizeitangebote hat Lleida nicht sonderlich viele, so gibt es auch im Winter nur ein einziges öffentliches Schwimmbad (https://www.cepiscopal.org/piscina/), da die sonstigen Freibäder schließen. Andere Schwimmmöglichkeiten gibt es in zwei Fitnessstudios, für deren Nutzung man aber heftig zahlen muss. Es wurden auch einige sportlichen Aktivitäten über die WhatsApp Gruppe organisiert, davon kann ich aber nicht viel berichten.
Für die gesundheitliche Versorgung steht das kostenfreie Gesundheitssystem der Stadt zu Verfügung, das die Krankenhäuser in verschiedene Level einstuft. Es ist also üblich ins Krankenhaus, in die Notaufnahme zu gehen und sich dort vorzustellen, und nicht zu irgendeinem Hausarzt. In diesem Fall geht man in ein Krankenhaus centre de atención primaria, also Erstversorgungszentrum, und kann dort ohne etwas zahlen zu müssen, sich behandeln lassen. Auch wenn längere Wartezeiten auf einen zukommen können und man nicht unbedingt auf jemanden trifft, der auch Englisch sprechen kann, ist die Versorgung rund um die Uhr gewährleistet und es gibt auch mindestens eine 24h Apotheke.
Studienfach: Geoökologie
Aufenthaltsdauer: 08/2024 - 12/2024
Gastuniversität:Universitat de Lleida
Gastland:Spanien
Rückblick
Rückblickend würde ich sagen, Lleida war auf jeden Fall eine Erfahrung, sowohl positiv als auch negativ. Ich habe fachlich wahnsinnig viel lernen dürfen und vor allem die Exkursionen haben sehr viel Spaß gemacht. Doch die Organisation ließ sehr zu wünschen übrig. Natürlich spielt dabei einerseits die deutsche Mentalität eine Rolle, denn die Spanier machen es nun einmal einfach anders und vielleicht war es auch eine Besonderheit meines Fachbereichs. Auch war meine Wohnsituation eher mittelmäßig und das Ausfallen des Spanischkurses hat dem ganzen dann nur noch den Hut aufgesetzt. Daher ist mein Rückblick mit gemischten Gefühlen, denn ich konnte super tolle und nette Menschen kennenlernen und neue Freundschaften knüpfen, und andererseits war der Unistress belastend, was aber auch an meiner Kurswahl lag, die zu zusätzlichem Vorweihnachtsstress geführt hat. Tipps kann ich nur soweit geben, dass die Wohnungssuche natürlich jedem selbst überlassen ist, es aber eben auch kein Problem war, ohne Wohnung anzureisen und dann vor Ort zu suchen. Für den Rest braucht man dann einfach etwas mehr Geduld und muss sich daran gewöhnen, das Ganze etwas entspannter und gelassener zu sehen. Für die Kursauswahl, empfehle ich auf jeden Fall in die verschiedenen Kurse zu schauen und sich dann erst festzulegen und einfach mal Kurse zu machen, die man an der UP vielleicht nicht machen kann. Nutzt auch auf jeden Fall die gute Anbindung der Stadt aus und reist in Spanien herum, auch wenn es vielleicht nur bis nach Barcelona oder zum Strand in Tarragona geht. Dafür ist die lange Strecke mit dem Regionalzug umso schöner.
Sonstige Hinweise
Mach dich auf etwas mehr Chaos und sehr spontane Änderungen von Plänen bereit sowie die zeitweise Unerreichbarkeit von Ansprechpersonen. Kümmere dich nicht erst auf den letzten Drücker um Sachen und falls du wirklich dringend Infos zu etwas brauchst, scheu dich nicht nachzuhaken. Falls du keine Antwort bekommst, schreib nochmal eine Email. Und Lleida ist dafür bekannt vor allem im Winter im Nebel zu versinken, damit meine ich tagelang anhaltender Nebel und von Zeit zu Zeit riecht es auch stark nach Landwirtschaft, was an der Lage der Stadt liegt.