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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Nach meiner erfolgreichen Bewerbung bei der Ausstauschkoordinatorin der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät lag die Organisation in den Händen des International Office. Diese führten zwei Infoveranstaltungen per Zoom für alle Studierenden durch, die in diesem Jahr ins Ausland gingen. Dabei haben sie sich genug Zeit genommen, um alle offenen Fragen zu klären. Außerdem haben sie einem bei spezifischen Fragen auch schnell per E-Mail geantwortet. Dadurch war die Vorbereitung am Ende unkomplizierter, als ich es am Anfang befürchtet hatte. Ende März wurde ich von der UP bei der Universidad de Granada (UGR) nominiert. Danach muss man sich allerdings nochmal selbst bei der Partneruniversität bewerben. Nach einigem Suchen kann man auf den Webseiten der UGR Informationen dazu finden, allerding meldete sich der Leiter des International Office der Wirtschaftsfakultät in Granada von sich aus direkt nach meiner Nominierung bei mir. Er hat mir alles Nötige mitgeteilt. Allerdings hat jede Fakultät in Granada ihr eigenes International Office, die alle unabhängig voneinander agieren, sodass ich hier nur für die Wirtschaftsfakultät sprechen kann. Bei der Online-Bewerbung an der UGR muss man im Prinzip nur ein Formular ausfüllen.


Studienfach: Politik und Wirtschaft

Aufenthaltsdauer: 09/2021  - 01/2022

Gastuniversität:Universidad de Granada

Gastland:Spanien

Studium an der Gastuniversität

Vor Ort gab es zunächst eine Infoveranstaltung für alle Erasmusstudenten an der Wirtschaftsfakultät, bei der einige organisatorische Fragen geklärt wurden. Der UGR hat sogenannte Willkommenstage, die in der Woche vor dem eigentlichen Semesterstart stattfinden. Diese sind nicht mit einer Art Erstiwoche zu verwechseln, da sie nur aus Infoveranstaltungen bestehen. Jede Fakultät betreibt ihre eigene Infoveranstaltung, sodass man selbst nur zu einer einzigen hingehen muss. Die Website, über die vor Ort die die Lehrveranstaltungen organisiert werden, nennt sich PRADO und entspricht ungefähr unserem Moodle, wobei man sich nicht selber für die Kurse einschreiben kann, sondern man automatisch in den Kursen drin ist, in denen man auch immatrikuliert ist. Um Zugang zu PRADO zu haben, muss man sich zunächst bei zwei verschiedene Email-Adressen zulegen. Wie genau das funktioniert, erfährt man während der Infoveranstaltung und auf den Websites des Int. Office. Um Zugang zu den Rauminformationen etc. auf PRADO zu haben, muss man also zunächst in den entsprechenden Kursen immatrikuliert sein. An Anfang ist man in den Kursen immatrikuliert, die man bei der Online-Bewerbung angegeben hat. Wenn man die Auswahl ändern möchte, muss man ins Int. Office gehen, bei dem die Schlange vor allem in den ersten Tagen sehr lang ist, sodass man mit genug Wartezeit planen muss. Wenn man Kurse aus anderen Fakultäten belegen möchte, wie es bei mir der Fall war, muss man beharrlich darauf bestehen, mit dem Chef zu sprechen, da der weiß, was zu tun ist. Andere Mitarbeiter haben mich weggeschickt und mir gesagt, dass ich mich bei dem Int. Office der Politikfakultät melden soll. Das funktioniert nicht! Ansonsten war es aber kein Problem Kurze an- und abzuwählen. Selbst wenn man die ersten Veranstaltungen von einem Modul verpasst, ist das nicht so schlimm. Theoretisch sind die Veranstaltungen ähnlich wie bei uns aufgebaut, insofern, dass jeder Kurs aus einer Stunde VL und einer Stunde Übung besteht. Allerdings werden Übung und VL vom selben Dozenten gehalten und es gibt auch nicht mehrere Übungstermine (selbst wenn dies manchmal auf dem Stundenplan so angegeben wird, werden die Stunden häufig zusammengelegt). Dadurch entscheiden die Dozenten häufig selbst, wie sie die Zeit aufteilen. Anders als bei uns durchlaufen die Studierenden dort eine ongoing Evaluation. Das bedeutet, dass schon während des Semesters Tests geschrieben und Assignments abgegeben werden müssen, die benotet werden. Außerdem gibt es in einigen Modulen schon Zwischenklausuren Anfang Dezember, außerhalb der eigentlichen Prüfungsphase im Januar. Dadurch kann es passieren, dass man gar nicht mehr zur Klausur im Januar hingehen muss, wenn man während des Semesters gut genug war. Jeder Kurs dort entspricht 6 ECTS Punkten.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Schon in den ersten Tagen findet man schnell Anschluss in der großen Menge an internationalen Studierenden. Organisationen wie ESN, Best Life und EMYCET bieten vorallem in den ersten Tagen diverse Stadtführungen, Partys, Kennlerntreffen und Ausflüge an. Ansonsten lernt man auch nette Leute in der Schlange vor dem International Office, beim ersten verwirrten Besuch in der Cafeteria oder im Hostel und in der WG kennen (weiteres zum Wohnen siehe unten). Schon nach ein paar Tagen hatte ich allerdings genug vom immer gleichen Smalltalk und hab mich in einer festen Gruppe von internationalen Studierenden wiedergefunden, mit denen ich von da an bis zum Ende des Semesters viele Ausflüge auf eigene Faust unternommen habe. Das habe ich sehr genossen, da die internationalen Studierenden ein man-muss-das-beste-aus-der-Zeit-machen Gefühl verbindet, sodass das Planen irgendwie unkomplizierter ist als in Deutschland, wo jeder mehr oder weniger in seinem Alltag gefangen ist. Beim Kontakt mit einheimischen Studierenden lief es schon schwieriger. Zwar hatte ich bei Ankunft ein Niveau irgendwo zwischen B1 und B2, dennoch fühlten und fühlen sich Konversationen auf Spanisch nicht so ausgelassen an, wie auf Englisch oder Deutsch. Dadurch blieb es häufig kurzeitigen Kontakt, woraus sich keine Freundschaften entwickelt haben. Gut für den Kontakt mit einheimischen war aber ein 2-tägiger Kletterausflug, der von der Uni organisiert wurde. Das Angebot des Unisportes ist zwar bei weitem nicht so groß wie an der UP, aber es lohnt sich dennoch auf jeden Fall, einen Blick drauf zu werfen. Ich denke, das ist aber auch sehr Personen abhängig und mit ein bisschen mehr Überwindung und/oder Selbstvertrauen wäre es anders verlaufen.  Ich bereue aber auch nichts, da ich unter den internationalen Studierenden sehr sehr gute Freunde gefunden habe, mit denen ich einmalige Erinnerungen teile, die ich nicht missen möchte. 

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Meine Kurse waren zum Teil auf Spanisch und zum Teil auf Englisch. Viele Kurse an der Wirtschaftsfakultät werden sowohl auf Englisch als auch auf Spanisch angeboten, wobei man bei der Anmeldung vom Int. Office automatisch in die englischen Kurse eingeteilt wird. Deshalb muss man selbst hinterher sein, wenn man die Kurse auf Spanisch belegen möchte. In den spanischen Kursen bin ich nach kurzer Zeit gut reingekommen und mit der Unterstützung durch die Vorlesungsfolien konnte ich gut folgen. Ich habe schnell gemerkt, dass mein Hörverstehen besser wird in den Vorlesungen. Auch durch den ständigen Kontakt mit der spanischen Sprache im Alltag, z.B auf Werbung und im Supermarkt, lernt man erstaunlich viele Vokabeln einfach so nebenher. In meiner WG und im Kontakt mit meiner Vermieterin wurde natürlich auch Spanisch gesprochen, wodurch ich auch viele Vokabeln für Alltagsgegenstände gelernt habe, die einem im klassischen Spanischunterricht vielleicht noch nicht über den Weg kamen. Außerdem habe ich auch einen Spanischkurs von der Uni belegt. Dieser ist allerdings sehr teuer und man sollte sich mehrmals überlegen, ob er das Geld wirklich wert ist. Wenn man die ECTS nicht braucht, empfiehlt es sich auf jeden Fall einen billigeren Kurs von Anbietern außerhalb der Uni zu belegen. Insgesamt hat sich mein Sprachniveau auf jeden Fall verbessert und ich spreche mit mehr Selbstbeswusstsein. Während ich mir vorher noch überlegt hatte was ich sagen will bevor ich in einen Laden oder ein Cafe reingegengen bin, plappere ich jetzt einfach drauf los. Was die Grammatik angeht, habe ich auf jeden Fall ein besseres Verständis für den Gebrauch der verschiedenen Zeitformen bekommen und es fühlt sich natürlicher an, statt sich in der Situation an auswendig gelernte Verwendungen erinnern zu müssen.

Wohn- und Lebenssituation

Vor meiner Ankunft hatte ich mir noch keine Wohnung organisiert, sodass ich erstmal für einige Nächte ein Bett in einem Hostel gebucht hatte. Ich war im Oasis Granada und kann es nur empfehlen. Vor Ort habe ich dann die klassischen Webseiten wie idealista und pisocompartido durchsucht. Dabei habe ich darauf geachtet, dass die Mindesmietdauer nicht länger als 6 Monate ist und dass das Zimmer eine Heizung ist. Denn obwohl man es im September noch nicht glauben kann, wird es im Winter ziemlich kalt ohne Heizung (das liegt vor allem an den schlecht isolierten Häusern). Meistens melden sich die Mieter sehr schnell und man wird direkt am selben Tag oder am Folgetag zur Besichtigung eingeladen. Das Angebot ist riesig und man muss auf jeden Fall nicht das erstbeste Zimmer nehmen. Ich hatte schon am zweiten Tage ein geeignetes WG-Zimmer gefunden und konnte nach Bezahlung der Kaution sofort einziehen. Achtung, die Mieten, die auf den Websites angegeben werden, sind häufig Kaltmieten. Ich musste noch zusätzlich alle paar Monate die Nebenkosten bezahlen, wobei ich nur das bezahlen mussten, was wir auch verbraucht haben (regelmäßig kam jemand vorbei und hat Gas und Wasser abgelesen). Ich wohnte in einer WG mit 2 Kolumbianer*innen und einer Niederländerin. Allerdings entscheidet einzig der/die Vermieter*in über die Mieter, sodass man keine Mitbestimmung bei der Wahl der Mitbewohner*innen hat, sobald man einmal eingezogen ist. Ich wohnte sehr zentral in der Nähe der Kathedrale und hatte eine Busstation für den Bus Nummer 8, der zur Wirtschaftsfakultät führt, direkt in der Nähe. Nachdem man einmal seinen Studierendenausweis über das Virtual Office beantragt, abgeholt und validiert hat (Anleitung auf den Seiten des Int. Office) kann man seinen Ausweis beim Busfahrer aufladen und dann für etwas mehr als 60 ct. pro Fahrt innerhalb des Stadtgebietes fahren. Fahrten raus aus der Stadt z.B. nach Monachil, wo man sehr schön wandern kann, kosten aber auch nur 1,55 Euro. Lebensmittel kosten in den Supermärkten ungefähr so viel wie hier, bzw. sind teilweise etwas teurer. Dafür sind aber Getränke in den Bar und Cafés unschlagbar günstig. Granada hat außerdem die wundervolle Tradition der kostenlosen Tapas, dh. man bekommt in der Bar zu jedem Getränk (auch den alkoholfreien) noch eine kostenlose Tapa dazu. Je nach Bar haben die auch eine ordentliche Größe, sodass man von 2 bis 3 durchaus satt werden kann. Granada hat außerdem eine große Clubkultur, sodass man dort an jedem Wochentag gut feiern gehen kann. Allerdings haben mir nette Abende in der Bar häufig besser gefallen, aber das ist natürlich Geschmackssache. Sehr gut gefallen haben mir außerdem die vielen Cafés, in denen man vor allem zur Klausurenphase auch gut lernen konnte. Zu empfehlen ist dabei das Café „La Tienda de los Uniconios“, das komplett vegan ist und unglaublich leckere Zimtschnecken anbietet. In den meisten Cafés kann man außerdem gut zu sehr kleinem Preis frühstücken gehen (das werde ich mit am meisten vermissen). Am Tag kann man von Granada aus auch gut Ausflüge unternehmen. Im Sommer bieten sich natürlich Ausflüge zum Strand an, wo man je nach Zielstrand ein bis zwei Stunden Bus hinfährt. Allerdings kann man von Granada aus auch gut wandern gehen. Entweder man startet direkt in Granada und läuft Richtung Sacramonte in die Natur raus oder man fährt mit dem Bus z. B. in die Sierra Nevada. Wobei die Sierra Navada sehr viele verschiedene Orte hat, die man als Ausgangspunkt nehmen kann. Außerdem kann man auch von dort aus gut ganz Andalusien erkunden und Wochenendtrips z.B. nach Cordoba, Sevilla oder Cádiz unternehmen. Dabei fährt man am einfachsten mit dem Busunternehmen ALSA oder nutzt carsharing Anbieter wie Blablacar und Amovens. Im Winter kann man dann auch noch in der Sierra Nevada Ski fahren gehen, wobei man das, wenn möglich, nicht am Wochenende machen sollte, da dann die Pisten sehr überlaufen sind. Hinzu kommen natürlich noch die Sehenswürdigkeiten, die Granada selbst zu bieten hat, allem voran das Viertel Albaicín und die Alhambra. Ein Besuch der Alhambra ist auf jeden Fall zu empfehlen, vor allem im September und Oktober, da dann der Garten noch eindrucksvoller aussieht. Theoretisch werden Montagfrüh um 9 Uhr immer kostenlose Plätze für den darauffolgenden Sonntag für Studierende auf der Webseite verteilt, allerdings habe ich es nie erfolgreich geschafft, ein Ticket zubekommen.

Studienfach: Politik und Wirtschaft

Aufenthaltsdauer: 09/2021  - 01/2022

Gastuniversität:Universidad de Granada

Gastland:Spanien


Rückblick

Alles in allem ist Granada eine wundervolle Stadt, um sein Erasmus zu verbringen und bietet trotz seiner relativ kleinen Einwohnerzahl eine erstaunliche Vielfalt. Ich bin dankbar, mein Erasmussemester dort verbracht haben zu dürfen. Ich kann es jedem nur empfehlen.

Spanien

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