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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Informationen zum Erasmus+ Programm

Die meisten Informationen zum Erasmus+ Programm habe ich durch die Universität Potsdam, das HPI und die entsprechenden Webseiten erhalten. Dort erfährt man alles, was man wissen muss. Zusätzlich dazu gibt es auch noch Informationsveranstaltungen wo alles Wichtige erklärt wird und man kann sich jederzeit in International Office der Universität Potsdam erkundigen. Die Mitarbeiten sind sehr freundlich dort und helfen immer gerne.

Kontaktaufnahme mit der Gasthochschule

Die Kontaktaufnahme mit der Gasthochschule wurde in meinem Fall größtenteils vom HPI organisiert. Ich habe hier und dort ein paar Mails geschrieben, aber es lief alles glatt. Man muss sich natürlich in die Online Systeme der Gasthochschule etwas einarbeiten, aber das war bei mir kein Problem.

Bewerbungsunterlagen für die Gasthochschule

Für die Gasthochschule musste ich mich nicht separat bewerben. Die Bewerbung erfolgte ausschließlich über den Erasmus Koordinator des HPI. Das war angenehm und reibungslos.


Studienfach: IT-Systems Engineering

Aufenthaltsdauer: 08/18-01/19

Gastuniversität: Technische Hochschule Blekinge

Gastland:Schweden

Studium an der Gastuniversität

  • Studienklima, Studiensystem, Organisation der LV, Anforderungen, Leistungsbewertung

Das Studienklima ist allgemein sehr angenehm und alle Studierenden sind respektvoll und nett zueinander. Im Vergleich zu Deutschland besteht ein schwedisches Semester aus 2 kleinen Lernperioden mit separaten Prüfungen. Das hat den Vorteil, dass sich nicht so viel Stoff vor der Prüfung ansammelt. Weiterhin kann man sich auf zwei Kurse wirklich konzentrieren, anstatt wie in Deutschland fünf oder mehr Kurse gleichzeitig händeln zu müssen. Ich finde dieses Modell deutlich besser, als das in Deutschland. Die Prüfungen haben praktisch keinen Zeitdruck (5 Stunden für eine 3 Stunden Klausur) und bieten so die Möglichkeit sein Wissen ohne Druck zu beweisen. Ich hatte das Gefühl, dass die Kurse etwas einfacher waren, als in Deutschland. Das Notensystem von A bis F ist mir allerdings etwas zu grob, da es so passieren kann das man durch wenige Punkte eine großen Notenschwelle überschreiten kann.
Die Auswahl der Kurse ist teilweise etwas eingeschränkt, da man für einige Kurse vorher andere Kurse belegt haben muss, bzw. nachweisen muss, dass man dieses Wissen besitzt. Allerdings bieten die 2 Lernperioden die Möglichkeit zwei aufeinander aufbauende Kurse in einem Semester zu erledigen. Die Lehrveranstaltungen an sich sind unterschiedlich organisiert. Bei einigen gibt es eine Klausur, bewertete Hausaufgaben, ein Projekt oder eine Kombination aus diesen Dingen. Zu Abgaben muss man sagen, dass man für nahezu alle 3 Versuche hat, die zeitlich weit auseinander liegen. Das heißt, wenn man mal eine Abgabe zeitlich nicht schafft, hat man pro Versuch ungefähr einen Monat mehr Zeit zum Abgeben. Das kann nützlich sein, wenn der Druck an einigen Stellen etwas höher wird.

  • Betreuung durch dortige Studenten, Verwaltungsmitarbeiter und Dozenten

Die Qualität der Dozenten ist stark vom Kurs abhängig. Ich hatte sowohl sehr gute, als auch mittelmäßige Dozenten. Tendenziell sind die weniger technischen, wie zum Beispiel Requiremets Engineering, qualitativ besser besetzt als die sehr technischen Gebiete, wie zum Beispiel Machine Learning bzw. Artificial Intelligence. Von meinen Kursen kann ich Requirements Engineering besonders empfehlen, Machine Learning und Artificial Intelligence würde ich als neural und leicht negativ betrachten und den Schwedisch Kurs als positiv.

  • Technische Ausstattung/Öffnungszeiten von Bibliotheken/Computerpools

Die Ausstattung der Universität ist ziemlich gut. Es gibt eine gute Bibliothek mit langen Öffnungszeiten und die Universität bietet auch viele andere Arbeitsplätze außerhalb der Bibliothek an. Da die Universität immer offen ist, hat man dadurch auch keine Probleme, wenn ein Projekt mal noch eine letzte Nachtschicht vor der Abgabe benötigt. Es gibt auch Computerpools und kleinere Gruppenräume mit Bildschirmen. Weiterhin gibt es in einigen Räumen Projektor, was eine gute Option für einen Filmabend bietet.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Der Kontakt zu den einheimischen Studierenden war leider ziemlich begrenzt. Man kannte einige von der offiziellen Welcome Week (zu welcher Erasmus Studenten nicht eingeladen werden, wo ich und ein Freund allerdings zufällig mitgemacht haben) und einige vom Sport. Allerdings hat es keiner unser Erasmus Truppe nach meinem Kenntnisstand geschafft wirklich Teil der örtlichen Studenten zu werden.
Auch wenn der Kontakt zu den örtlichen Studenten begrenzt war, war der Kontakt zu den anderen Erasmus Studenten umso stärker. Es ist zwar schade, dass man bei einem Erasmus Aufenthalt viele Europäische Nationen außer der Gastnation kennenlernt, aber das ist ja nicht unbedingt schlecht. Erasmus ist wie eine kleine Blase innerhalb der Gastuniversität. Erasmus Studenten beschäftigen sich größtenteils mit anderen Erasmus Studenten, während einheimische Studenten auch größtenteils unter sich bleiben.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Meine Sprachkompetenz hat sich nicht so stark entwickelt, wie ich es am Anfang gehofft hatte. Als Erasmus Student ist man größtenteils mit anderen Erasmus Studenten zusammen. Da die Hauptsprache dort Englisch ist, gibt es wenig Anreiz die lokale Sprache, wie zum Beispiel in meinem Fall Schwedisch, zu lernen. Weiterhin können die meisten Schweden, sogar ältere, gut Englisch sprechen, was bedeutet, dass man mit Englisch allein sehr bequem in Schweden leben kann.
Mein Englisch konnte ich natürlich anwenden, aber es nicht notwendigerweise verbessern, da das Englisch Niveau der anderen Erasmus Studenten gleich oder unter meinem Lernstand war. Das ist natürlich etwas schade, aber logisch wenn man bedenkt, dass man Studenten aus größtenteils nicht Englisch sprachigen Ländern zusammen würfelt.

Wohn- und Lebenssituation

  • Wohnungssuche

Die Wohnungssuche in Karlskrona ist schwierig. Es gibt kein klassisches Studentenwohnheim und daher muss man sich eine Wohnung mühsam selbst suchen. Das Angebot ist dabei auch stark begrenzt. In Karlskrona gehören die Wohnungen meist einem Wohnungsunternehmen, was bedeutet, dass man sich auf den vielen verschiedenen Websites dieser Unternehmen bewerben muss. Es gibt keine zentrale Suchstelle. Man kann zwar Interesse auf bestimmte Wohnungen bekunden, aber dabei erhält man meist keine Angebote. Von anderen habe ich erfahren, dass man wohl nahezu der Erste sein muss, um dort eine Chance zu haben. Ich persönlich habe nie eine Antwort von einer der Wohnungsgesellschaften bekommen.
Abseits der Wohnungsgesellschaften gibt es noch zwei pseudo Wohnheime in Karlskrona, einmal das ehemalige Gefängnis (Jail / Vite Briggen) und das stillgelegte Boot MS Hansa (Studentfartyg). Beide bieten eine suboptimale Wohnsituation, bieten aber eine einfache Möglichkeit an ein Zimmer zu kommen.

  • Meine Unterkunft, das Boot

Ich persönlich habe auf dem Boot MS Hansa gelebt. Die Miete ist dort mit 430€ relativ hoch für das kleine Zimmer (~8 m²), aber man ist relativ zentral gelegen und hat mit etwas Glück Seeblick. Die Zimmer sind ok und haben ein integriertes Badezimmer, was ein großer Vorteil gegenüber z.B. dem Jail ist. Nebenbei gibt es auch noch mehrere Gemeinschafträume mit Kochplatten und Kühlschränken. Zusätzlich gibt es noch etwas Unterhaltung in Form einer Tischtennisplatte und einem Fernseher mit Spielekonsolen. Jeder Bewohner bekommt beim Einzug sein eigenes Set Besteck, einen Teller, eine Schale und ein Glas zur Benutzung. Das sollte wohl verhindern, dass sich zu viel dreckiges Geschirr anlagert, was allerdings trotzdem regelmäßig passiert. Sauberkeit ist so eine Sache, die man in der Gemeinschaftsküche selten vorfindet. Warmwasser gibt es meist, aber auch nicht immer. Teilweise muss man ca. 10 Minuten warten bis man warmes Wasser zum Duschen hat. Das Internet ist gut und schnell, die Heizungen funktionieren (eigentlich) auch. Um zu waschen, trägt man sich in einen aushängenden Kalender ein. Dann hat man mehrere Stunden Zeit, um in dem gewählten Slot seine Sachen zu waschen. Die Trockner machen aber meist ihre Arbeit nicht bzw. kaum und daher muss man dort oft doppelt, also 6 Stunden, trocknen. Das soziale Leben auf dem Boot wird im Moment durch eine relativ große Gruppe von Schweden beherrscht. Sie sind zwar freundlich, aber auf ihre eigene Art speziell. Die Integration gestaltet sich schwierig, da sie logischerweise meist nur Schwedisch sprechen.
Das Boot bietet sich mit dem großen Gemeinschaftraum allerdings exzellent für Partys an. Ich habe viele gute Erinnerungen an viele Feiern. Das Angebot wäre insgesamt gut oder sogar sehr gut für einen Preis von 250-350€, für 430€ kann man allerdings mehr erwarten.

  • Öffentliche Verkehrsmittel

Die öffentlichen Verkehrsmittel in Karlskrona sind zahlreich und gut. Ich habe diese Angebote aufgrund meines Fahrrads wenig benutzt, allerdings hatte ich viele Freunde, die diese täglich genutzt haben. Wenn man auf dem Boot lebt, gibt es allerdings keinen Busanschluss, d.h. man muss auf anderen Wege zur Universität kommen. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind nicht kostenlos für Studenten.

  • Bankgeschäfte

Wenn man in Schweden lebt, sollte man sich auf ein nahezu bargeldloses Leben einstellen. In Schweden wird größtenteils und in manchen Läden sogar ausschließlich mit Karte bezahlt, daher lohnt es sich vor der Abreise nach Karlskrona eine Kreditkarte zu besorgen.

  • Krankenversicherung

Eine Krankenversicherung war für mich kein Problem, allerdings war einer meiner Freunde nicht besonders glücklich mit dem Gesundheitssystem für Ausländer.

  • Lebenshaltungskosten

Die Lebenshaltungskosten sind in Schweden generell verhältnismäßig hoch. Sowohl wohnen als auch essen sind teuer, allerdings sind die Preise, mit der Ausnahme von Alkohol, noch human. Es passiert allerdings schon öfter, dass man zum Beispiel für einen Kopf Salat 2€ im Supermarkt bezahlen muss. Auswärts Essen kommt für die meisten Studenten nicht in Frage, da man selten weniger als 15€ pro Essen in einem Restaurant bezahlt. Selbst einen Döner gibt es nicht unter 7€. Es ist auch nochmal besonders anzumerken, dass es in der Universität nur eine sehr teure Mensa (7€ - 9€ pro Essen) und eine günstigen von Studenten betriebenen Shop mit Snacks gibt. Dieser hat allerdings nicht allzu transparente Öffnungszeiten. Diese Situation führt dazu, dass die meisten Studenten entweder zu dem nächsten Supermarkt gehen (1 km entfernt) oder sich Essen von zu Hause mitbringen.

  • Freizeitangebote

Seine Freizeit kann man in Karlskrona auf verschiedene Art und Weisen verbringen. Es bieten sich natürlich besonders im Sommer Baden, Beach Volleyball oder eine Kanutour auf eine der vielen kleinen Inseln an. Das Nachtleben ist auch in Ordnung, es gibt mehrere Bars in der Stadt und einige Clubs, wie den Studentenklub Villan oder das STATT. Man muss allerdings sagen, dass in Schweden das Nachtleben früher anfängt und normalerweise auch früher aufhört. Der Studentenklub macht meist um 1 Uhr bzw. 2 Uhr nachts zu. Das heißt, dass die meisten Leute schon verhältnismäßig früh dort hingehen. Das Kino Biobaren ist auch sehr empfehlenswert, besonders die Burger. Eine Besonderheit an Karlskrona ist auch das Marinemuseum. Es ist sehr empfehlenswert sich dort für einen Nachmittag sich die U-Boote anzusehen.
Wichtig ist auch noch der Hochschulsport. Zwar ist das Angebot mit den wenigen Sportarten (~ 5-8) nicht mit dem immensen Angebot der Universität Potsdam zu vergleichen, allerdings waren die Trainings für mich immer sehr spaßig.

Studienfach: IT-Systems Engineering

Aufenthaltsdauer: 08/18-01/19

Gastuniversität: Technische Hochschule Blekinge

Gastland:Schweden


Rückblick

Ich blicke sehr gern auf meine Zeit in Karlskrona zurück. Es war zwar nicht immer alles super oder einfach, besonders wenn man z.B. auf dem Boot lebt, allerdings möchte ich die Erfahrung nicht missen. Als besonderes Highlight würde ich die Fahrt nach Lappland mit Timetravles sehen. Diese war zwar mit einigen Extras mit 600€ nicht günstig, aber bot ein wirklich gutes Programm und einen gebührenden Abschluss zu meinem Erasmus Programm. Der Abschied war nicht einfach, aber alle Dinge müssen irgendwann zu Ende gehen.

  • Tipps für die nächste Generation

Ich würde jedem Studenten in Karlskrona empfehlen sich ein Fahrrad zu kaufen. Auch wenn die Stadt nicht besonders groß ist, sind die Strecken doch zu lang, um sie konstant zu laufen. Das gilt besonders, wenn man auf dem Boot lebt oder etwas außerhalb wie zum Beispiel in Galgamarken.

Dies und weitere Gegenstände kann man sich bei zum Beispiel Blocket, einer Art schwedisches Ebay kaufen. Weiterhin gibt es noch einen etwas zwielichtigen Fahrradhändler in der Nähe vom Jail, welcher gebrauchte Fahrräder verkauft. Diese sind allerdings etwas zu günstig im Vergleich zu anderen Angeboten, daher weiß ich nicht so recht was man da wirklich kauft.

Wenn man mal etwas reparieren muss, dann gibt es auf dem Boot viel Werkzeug, wenn ihr jemanden auf dem Boot und den richtigen Raum kennt, dann findet ihr dort alles was ihr braucht.

Schweden

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