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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Ich habe mein Erasmus-Semester im Wintersemester 2022/2023 an der juristischen Fakultät der Adam Mickiewicz University in Poznan, Polen verbracht. Ich habe mich relativ spontan für die Teilnahme am Erasmus-Programm entschieden, als ich im Frühjahr 2022 eine E-Mail vom International Office erhielt, in welcher darauf hingewiesen wurde, dass es noch freie Plätze für den Aufenthalt im kommenden Wintersemester gibt. Ich habe mich daher kurzfristig auf den noch freien Platz an der Adam Mickiewicz University beworben. Eine befreundete Kommilitonin hat sich entschieden, sich ebenfalls zu bewerben und wir wurden beide angenommen, sodass wir letztendlich gemeinsam mit ihrem 5-jährigen Sohn nach Polen gereist sind. Vor Beginn des Auslandsaufenthaltes wurde ich durch das International Office sowohl im Rahmen von Informationsveranstaltungen, dem Internetauftritt, als auch im persönlichen Austausch per E-Mail und telefonisch sehr gut betreut und bei auftretenden Schwierigkeiten unterstützt. Die Gastuniversität hatte Probleme, mein Online Learning Agreement zu bearbeiten. Dies hat sich jedoch mit Hilfe des International Office lösen lassen. Ich hatte zudem Schwierigkeiten, die Gastuniversität per E-Mail zu erreichen. Dies ließ sich allerdings schnell durch einen Anruf lösen. Ich würde daher bei dringlichen Anliegen immer dazu raten, sowohl das International Office in Potsdam als auch die Gastuniversität telefonisch zu kontaktieren. Das Gespräch verlief auf Englisch unproblematisch und sehr freundlich.


Studienfach: Rechtswissenschaften

Aufenthaltsdauer: 10/2022 - 02/2023

Gastuniversität: Adam Mickiewicz University Poznan

Gastland: Polen

Studium an der Gastuniversität

Ich habe an der Gastuniversität zwar an der juristischen Fakultät studiert, konnte jedoch unproblematisch auch Lehrveranstaltungen der anderen Fakultäten wahrnehmen. Es wurden viele verschiedene juristische Vorlesungen in englischer Sprache primär für Erasmus-Studierende angeboten. Einen Überblick über das Vorlesungsangebot kann man sich bereits vor Beginn des Auslandsaufenthaltes zudem gut auf den Internetseiten der Gastuniversität verschaffen. Ich habe neben drei Kursen an der juristischen Fakultät auch einen 6-stündigen Polnisch-Kurs besucht und einen Kurs aus dem Gebiet der Politikwissenschaften sowie einen Kurs zum Thema „Arctic in a Changing Climate“. Dieser Kurs war interdisziplinär ausgerichtet und hat mich das ganze Semester über besonders begeistert – ich kann ihn daher Studierenden aller Fachrichtungen nur empfehlen. Er wird regelmäßig von Professor Agata Buchwal an der Faculty of Geoecology and Geoinformation angeboten. Die Kurse für Erasmus-Studierende haben regelmäßig eine Gruppengröße von ca. 20-30 Studierenden, manchmal sind die Kurse nicht voll belegt, einzelne Professoren lassen auch etwas größere Gruppen zu. Die Kurse sind eher wie Seminare gestaltet als wie reine Vorlesungen, es wird aktive Mitarbeit erwartet und es besteht grundsätzlich Präsenzpflicht. Die Professor*innen waren insgesamt sehr freundlich und engagiert und auch an persönlichem Austausch mit Studierenden interessiert. Die Betreuung durch die Fakultät war sehr gut, wenn ich ein Anliegen hatte, habe ich immer eine schnelle Rückmeldung bekommen. Bei allen meinen Problemen wurde mir schnell und freundlich geholfen. Ich habe in Poznan Prüfungsleistungen ausschließlich in Form von Präsentationen und einem Essay, bzw. ergänzend zwei kleinen Tests in meinem Polnisch-Kurs abgelegt. Klausuren habe ich keine geschrieben, dies war jedoch in manchen Kursen anders. Für mich war dies eine willkommene Abwechslung zu den Klausuren, die ich normalerweise in Potsdam schreibe und eine sehr gute Gelegenheit, an meiner Präsentationsweise und auch an meinem gesprochenen Englisch zu arbeiten. Die Bewertung war insgesamt sehr fair.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Da die Kurse für Erasmus-Studierende separat von denen für polnische Studierende abgehalten wurden, war es mitunter schwierig, Kontakte zu einheimischen Studierenden zu knüpfen. Dafür hatte man immer eine Gruppe Studierender aus verschiedenen Ländern um sich, die sich in derselben Situation befanden wie man selbst, und die daher auch kontaktfreudig waren. Zudem wurden durch das Erasmus Network (ESN) Poland auch vielfältige Aktivitäten angeboten – von Exkursionen und Workshops bis hin zu wöchentlich stattfindenden Abenden in lokalen Bars. Während der ersten Wochen gab es zudem Stadtführungen, die eine gute Möglichkeit darstellten, sich in Poznan zu orientieren.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Da ich ein bilinguales Abitur gemacht habe, bereits vor dem Erasmus-Semester einige Monate im Ausland verbracht habe und zudem auch einige Freund*innen aus dem nicht deutschsprachigen Ausland habe, war mein Englisch auch vor dem Auslandsaufenthalt gut und ich fühlte mich auch zuvor schon sicher darin, mich mit anderen Menschen auf Englisch auszutauschen. Der Auslandsaufenthalt hat jedoch noch einmal dazu beigetragen, dieses eher alltägliche Englisch in einem akademischen Umfeld weiter auszubauen. Gerade das Lesen von Fachliteratur auf Englisch und die Beteiligung am Unterricht haben mir geholfen, mein Fachvokabular weiterzuentwickeln. Ich möchte gerne nach dem 1. Staatsexamen einen englischsprachigen Master im Ausland absolvieren. Durch das erfolgreiche Erasmus-Semester fühle ich mich nun darin bestärkt, dass dies sprachlich keine allzu großen Probleme mit sich bringen sollte. Davon abgesehen haben alle Professor*innen Verständnis dafür geäußert, dass Englisch nicht unsere Muttersprache ist und die Englisch-Kenntnisse nicht als Bewertungsmaßstab für Prüfungsleistungen herangezogen.

Wohn- und Lebenssituation

Ich habe in Poznan in einem Zimmer in einer WG mit zwei polnischen Mitbewohner*innen gewohnt. Das Zimmer habe ich über eine Freundin aus Poznan gefunden, die wiederum einen Bekannten hatte, welcher ein Zimmer frei hatte. Es war eine sehr schöne Wohnung in guter Lage und zu einem sehr fairen Preis (ca. 160€ zzgl. Nebenkosten, Strom). Mein Mietvertrag lief über den Zeitraum von 12 Monaten, es war jedoch unproblematisch möglich, zum Ende meines Aufenthaltes eine Nachmieterin zu benennen und somit früher aus dem Mietvertrag entlassen zu werden. Die Gastuniversität hat mir jedoch auch ein Zimmer im Wohnheim angeboten, welches ich dann abgelehnt habe. Dieses wäre noch etwas günstiger gewesen. Ich hatte eigentlich bei der Bewerbung angegeben, dass ich nicht im Wohnheim wohnen möchte und kein Zimmer benötige. Von vielen anderen Studierenden habe ich gehört (beispielsweise über große WhatsApp- und Telegram-Gruppenchats), dass sie gerne ein Zimmer im Wohnheim gehabt hätten, jedoch keines bekommen haben. Diese Studierenden kamen teilweise aus deutlich weiter entfernten Ländern, daher weiß ich nicht, welche Kriterien die Gastuniversität bei der Vergabe der Wohnheimplätze anwendet. Insgesamt würde ich dazu raten, so schnell und so früh wie möglich eine Unterkunft zu suchen. Websites wie pepehousing bieten Zimmer in WGs an, jedoch war kurz vor Beginn des Aufenthaltes sehr vieles belegt. Wenn man dann auf dem „normalen“ Wohnungsmarkt nach einem Zimmer oder einer Wohnung suchen muss, kann dies zum einen schwierig und zum anderen recht teuer werden. Ich habe von vielen Studierenden gehört, die kurz vor Beginn des Semesters noch keine Unterkunft hatten und es sehr schwer hatten, noch etwas Geeignetes zu finden. Wohnungen werden unter anderem auch über verschiedene Facebook-Seiten angeboten, worüber meine Kommilitonin aus Potsdam, die eine Wohnung angemietet hatte, ihre Nachmieterin gefunden hat. Für den öffentlichen Nahverkehr kann man sich an verschiedenen Stellen in Poznan ein Studierendenticket für das ganze Semester zu einem günstigen Preis kaufen. Ich wohne in Berlin innerhalb des S-Bahn-Rings und bin daher an ein sehr gut ausgebautes Nahverkehrsnetz und kurze Wartezeiten gewöhnt. In Poznan gibt es Busse und Trams. Zur Zeit meines Aufenthalts gab es in der Stadt viele Baustellen, insbesondere in der Altstadt, was die Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs noch schwieriger gestaltet hat. Auch der relativ weit außerhalb gelegene Morasko-Campus war nur schlecht mit dem ÖPNV erreichbar. Wer die Möglichkeit hat, dem würde ich daher raten: nehmt euch euer Fahrrad von zuhause mit (das haben meine Kommilitonin und ich gemacht) oder kauft euch in Poznan ein günstiges gebrauchtes Fahrrad für die Zeit eures Aufenthaltes. Ich kann die Male, in denen ich den ÖPNV trotz Semesterticket letztendlich genutzt habe, an zwei Händen abzählen. Mit dem Fahrrad lässt sich alles sehr gut erreichen und es macht Spaß, in der Stadt zu fahren. Auch die Fahrt zum von meinem Wohnort ca. 11km entfernten Morasko-Campus zwei Mal die Woche war eine schöne Abwechslung im Uni-Alltag. Mit warmer Kleidung war auch der Winter auf dem Fahrrad gut zu überstehen. Vor meinem Auslandsaufenthalt bin ich nicht besonders viel Fahrrad gefahren, habe jedoch wirklich Freude daran gefunden und möchte dies als gute Angewohnheit mit nach Hause nehmen. In Polen ist die Währung der zloty, Euro werden normalerweise nicht akzeptiert. Geld muss daher gewechselt bzw. in der Landeswährung abgehoben werden. Es empfiehlt sich, eine Kreditkarte von einer Bank zu haben, die keine Gebühren für das Abheben in Fremdwährung berechnet. Ich habe ein Konto und eine Kreditkarte von der DKB, damit war das Abheben von zloty kein Problem. Während des Wintersemesters, zur Weihnachtszeit, gibt es in Poznan mehrere Weihnachtsmärkte zu besuchen. Im Sommer soll der Malta-See besonders schön sein. Man kann außerdem beispielsweise bouldern gehen. Wir waren auch in einem Community-Garden und haben dort Äpfel gesammelt und daraus frischen Apfelsaft gepresst. Ich habe das Enigma-Museum in Poznan besucht. Das Angebot dort ist sehr interaktiv, man sollte allerdings ausreichend Zeit einplanen, um die Ausstellung zu besuchen und alles auszuprobieren. In der Stadt gibt es mehrere Fitnessstudios. Es gibt außerdem viele Clubs und Bars. In einigen wird beispielsweise unter der Woche auch Livemusik gespielt. Besonders empfehlen kann ich das Nowe Lokum Stonewall, eine queere Bar/Club. Die Stimmung ist großartig und es gibt ein abwechslungsreiches Programm mit unter anderem Drag-Shows und Karaoke. Außerdem unterstützt man durch seinen Besuch die queere Community in Poznan/Polen. Auch kulinarisch hat Poznan einiges zu bieten: Ich habe viele verschiedene vegane Restaurants besucht. Die Preise sind im Vergleich zu Deutschland/Berlin günstiger und das Essen ist sehr gut. Lebensmittel kann man in vielen verschiedenen Supermärkten einkaufen. Ich habe meistens im polnischen Biedronka eingekauft, es gibt aber auch beispielsweise Lidl und Netto. In einer der Shopping Malls, in der Stary Browar, gibt es zudem einen Carrefour, hier ist es teurer, aber die Auswahl ist etwas größer, wie in Deutschland beispielsweise bei Edeka oder Rewe. Vegane Produkte findet man unproblematisch in allen Supermärkten. Drogerieartikel gibt es bei Rossmann. Poznan hat viele große Shopping Malls, in denen man von Lebensmitteln über Bekleidung bis hin zu Kosmetikanwendungen alles findet. Es gibt zudem an jeder Ecke kleine Läden, die eher einem Spätkauf oder Kiosk ähneln, die aber auch meistens eine kleine Auswahl an Obst und Gemüse haben, die Zabkas. Diese haben für gewöhnlich auch spät abends und an Sonn- und Feiertagen geöffnet, jedoch auch nicht immer. Man sollte sich also vorher über die Feiertage informieren und zuvor einkaufen.

Studienfach: Rechtswissenschaften

Aufenthaltsdauer: 10/2022 - 02/2023

Gastuniversität: Adam Mickiewicz University Poznan

Gastland: Polen


Rückblick

Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Poznan und hatte vor allem auch am Studium an der Gastuniversität viel Spaß. Im Vergleich zu meinem Vorlesungs-Programm in Potsdam waren die Lerngruppen deutlich kleiner und die Vorlesungen interaktiver. Man findet sich in Poznan leicht zurecht, die Stadt ist schön und hat eine angenehme Größe. Mit meinen Englischkenntnissen hatte ich in keiner Situation Probleme, mich zu verständigen bzw. meine Ziele zu erreichen. Ich würde dazu raten, den Kontakt auch zu polnischen Studierenden zu suchen und sich von ihnen Tipps für beispielsweise die Freizeitgestaltung geben zu lassen, da man so Erfahrungen machen kann, die man möglicherweise ohne „Insider-Wissen“ verpasst hätte.

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