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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Anfang November hat die Universität Opole Kontakt mit mir aufgenommen, indem sie mir eine E-Mail mit einer detaillierten Anleitung zur Anmeldung im „Online Registration System“ geschickt hat. In diesem Tool müssen alle erforderlichen Unterlagen vor dem Erasmus Aufenthalt hochgeladen werden. Im Speziellen waren dies das unterzeichnete Learning Agreement Before Mobility, Bewerbung für das Wohnheim (falls nötig) und allgemeine persönliche Daten. Auch war es erforderlich ein Foto für den Studentenausweis dort hochzuladen, das geprüft und freigegeben werden muss.
Besonders Probleme hatte ich mit dem Learning Agreement (LA). Ich habe mir Kurse aus dem Kurssystem „USOSweb“ ausgesucht, diese in das LA eingefügt und an den Erasmus Koordinator der Wirtschaftsfakultät gesendet. Da es wie in Potsdam Sommer- und Wintersemesterkurse gibt, muss die Kurswahl vom Erasmus Koordinator der jeweiligen Fakultät bestätigt werden. Nach fünf Wochen und mehreren Erinnerungsemails hatte er mir dann endlich geantwortet und mir die Kurse bestätigt, die ich mir Ende November ausgesucht hatte. Danach konnte das LA ausgefüllt und zur Unterschrift an alle zuständigen Personen gesendet werden. Zwar konnte ich alle Fristen einhalten, aber war es dennoch zeitlich knapp durch das konstante Ignorieren des Koordinators der Wirtschaftsfakultät.
Der Koordinator, der für alle Erasmus+ Studenten und das Administrative zuständig ist, war aber sehr hilfsbereit und antwortete innerhalb weniger Stunden.


Studienfach: Betriebswirtschaftslehre

Aufenthaltsdauer: 01/2019-06/2019

Gastuniversität: Opole University

Gastland: Polen

Studium an der Gastuniversität

Überwiegend befinden sich alle Fakultäten der Universität Opole zentral an einem Campus. Ausnahmen bilden lediglich die Wirtschafts- und Geschichtsfakultät, die aber nur 10 bzw. 20 Minuten zu Fuß entfernt sind.
Bei der Wahl der Kurse wurde mir sehr viel Freiheit gelassen. Auf der Homepage der Wirtschaftsfakultät findet man den Stundenplan des aktuellen Semesters. Ich hätte aber auch problemlos Kurse von anderen Fakultäten belegen können, um meine 30 ECTS zu erreichen.
Alle Kurse, die ich besucht habe, waren auf Englisch. Da es sehr wenige Wirtschaftsstudenten aus dem Erasmus+ Programm gab, waren die Kurse relativ klein. Die anderen Teilnehmer sind reguläre internationale Studenten aus anderen Ländern, die ihren Bachelor/Master in Englisch an der Uni absolvieren. Die Kursgröße variierte zwischen 15 und 20 Personen. Während die regulären internationalen Studenten jeden Kurs aus dem Stundenplan besuchen mussten, konnte ich so viele belegen, wie ich wollte.
Durch die kleinen Kursgrößen hatten die meisten Kurse Schulcharakter und waren sehr interaktiv. Bei fast jedem Dozenten wurden die Studenten in die Vorlesung eingebunden. Zu kritisieren ist das erschreckend schlechte Englisch der Dozenten. Zu den Anforderungen der meisten Kurse gehörten mindestens eine Präsentation.
Ich habe sieben Kurse belegt und drei Klausuren geschrieben. In den anderen vier Fächern mussten Hausarbeiten abgegeben werden, die benotet wurden. Die Benotung der Dozenten für Erasmus+ Studenten würde ich als sehr entgegenkommend bzw. wohlwollend beschreiben.
Die Betreuung durch heimische Studenten war lediglich im Rahmen des Buddy-Programms vorhanden. Beim Buddy-Programm an der Universität Opole ist es üblich, dass die Buddys mehrere Erasmus+ Studenten betreuen. Mein Buddy hatte insgesamt vier Erasmus+ Studenten, was ich persönlich schade fand, da es so schwieriger war eine persönliche Beziehung aufzubauen.
Allgemein hat sich das Buddy-Programm bemüht Aktivitäten anzubieten, für meinen Geschmack allerdings zu wenig. In der Orientierungswoche wurden von Montag bis Freitag insgesamt vier Aktivitäten angeboten, die maximal drei Stunden dauerten. Regelmäßig wurden „Culture-Nights“ veranstaltet, bei denen Erasmus+ Studenten ihr Herkunftsland vorstellten und typische Gerichte aus ihrer Heimat angeboten haben.
Auch haben die Buddys verschiedene Ausflüge (bspw. nach Krakau) angeboten.
Die Verwaltungsmitarbeiter der Universität waren immer sehr freundlich und hilfsbereit, allerdings ist die Zahl der Mitarbeiter, die tatsächlich helfen können begrenzt, da die meisten kein Englisch sprechen.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Kontakt zu einheimischen Studenten aufzubauen war relativ schwierig, da man meistens eher in seiner „Erasmusblase“ unterwegs ist. Auch gab es mit jüngeren Einheimischen häufig Verständigungsprobleme, durch mangelnde Englischkenntnisse seitens der Polen. Ich habe mit ein paar Freunden aus dem Erasmus+ Programm an einer Flankyballliga teilgenommen, die von den einheimischen Studenten organisiert wurde. Dadurch entstand Kontakt zu polnischen Studenten der Universität, der sich aber bis auf einige Ausnahmen auf die Liga beschränkte. Ansonsten gab es allerdings keine weiteren Berührungspunkte mit polnischen Studenten.
Durch die kleine Stadt ist die Erasmus-Community nicht groß, aber sehr eng miteinander verbunden. Jeder kennt jeden. Fast jeder wohnt in dem gleichen Wohnheim (siehe Punkt 5). Einzige Ausnahme hier bildeten die spanischen Eramsus+ Studenten, die sich komplett von der Community isolierten. Durch enge Verbindung der gesamten Erasmus+ Community war es nie ein Problem jemandem zum Essen, Quatschen, Trinken oder einfach zum Entspannen zu finden.
Zahlentechnisch wird die Community von Türken und Spaniern dominiert.   

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Vor dem Erasmus+ Aufenthalt war mein Englisch zwischen B2 und C1. Nach dem Aufenthalt habe ich mich auf C1 bis C2 gesteigert. Mein persönlicher Vorteil war, dass ich der einzige Deutsche im Sommersemester 2019 an der Universität Opole war. Dadurch war ich gezwungen Englisch zu sprechen und habe es so zwangsläufig verbessern können. Andere Austauschstudenten sind ohne jeden Fortschritt wieder abgereist, da sie überwiegend in ihrer Muttersprache mit Freunden aus dem gleichen Land gesprochen haben.

Wohn- und Lebenssituation

Bis auf wenige Ausnahmen wohnen alle internationalen Studenten im Wohnheim „Niechcic“, das sich direkt auf dem Unicampus befindet. Das Wohnheim ist in Wohneinheiten eingeteilt in denen fünf Leute zusammenwohnen, die sich jeweils ein Zweibett- oder Dreibettzimmer teilen. Zu jeder Wohneinheit gehört ein Badezimmer und eine Küche. Das Waschen wird über eine Liste mit festen Zeiträumen organisiert, da sich jede Etage eine Waschmaschine teilt. Die Einrichtung der Wohnungen ist sehr spartanisch, vieles ist kaputt und es ist generell relativ schmutzig.
Ich selbst habe Ende November mit der Suche nach einem privaten WG-Zimmer begonnen und Anfang Januar den Mietvertrag unterzeichnet. Meine Wohnung war lediglich 10 Gehminuten vom Unicampus und dem Wohnheim entfernt. Das Zimmer habe ich über eine Facebook-Gruppe gefunden, da viel in Polen über Facebook organisiert wird.
Die Miete für das Wohnheim betrug zwischen 360PLN und 380PLN. Für mein Zimmer habe ich 850PLN ausgegeben (umgerechnet ca. 200€).
Da die Stadt relativ klein ist, erreicht man fast alles zu Fuß. Der öffentliche Nahverkehr wird mit Bussen geregelt, für die ein Ticket umgerechnet 40 Cent kostet. Busse habe ich nur benutzt, um an heißen Sommertagen an die nahegelegenen Seen im Norden und Süden der Stadt zu gelangen.
Opole ist eine der günstigsten Städte Polens, daher sind die Lebenshaltungskosten auch überschaubar. Vor allem Lebensmittel sind sehr günstig. Auch Essen/Trinken gehen ist für deutsche Verhältnisse preiswert.
Das Nachtleben der Stadt konzentriert sich überwiegend auf Bars und Kneipen. In der Innenstadt befinden sich zwei Clubs. Sobald es wärmer wird, bauen die Restaurants, Cafés und Bars kleine Terrassen vor ihre Läden, um Sitzplätze (teilweise Hängematten) für Draußen anzubieten. Mit den steigenden Temperaturen wird es abends auch immer belebter. Da dies im Winter nicht möglich ist, kann es am Wochenende dazu kommen, dass ausnahmslos alle Bars überfüllt sind.

Studienfach: Betriebswirtschaftslehre

Aufenthaltsdauer: 01/2019-06/2019

Gastuniversität: Opole University

Gastland: Polen


Rückblick

Ein Tipp meinerseits bezüglich der Unibürokratie: Nicht aus der Ruhe bringen lassen!
Es kann teilweise sehr stressig werden, da oft Informationen nicht weitergegeben werden oder weil auch einfach die Mentalität der Leute etwas entspannter ist. Nichtsdestotrotz sind die Polen extrem hilfsbereit. Selbst wenn sie nicht zuständig sind, geben sie sich große Mühe den richtigen Ansprechpartner zu finden.
Ein weiterer Tipp: Mit Deutsch kommt man oft weiter als mit Englisch.
Wie man vielleicht weiter oben schon raushören konnte: Viele Polen sprechen kein bzw. wenig Englisch. Da die Gegend um Opole vor dem zweiten Weltkrieg zu Deutschland gehörte, sprechen viele Einheimische meist besser Deutsch als Englisch.
Was mich zu Tipp drei führt: Abends/Nachts nicht immer als Deutscher outen.
In Opole gab es eine Deutsche Minderheit, die nach dem Krieg diskriminiert wurde. Dies hält bis heute an. Allerdings in einem sehr überschaubaren Rahmen. Wenn ich aber abends Polen begegnet bin, habe ich mich erst als Deutscher zu erkennen gegeben, wenn ich einschätzen konnte, dass es für mich keine Schwierigkeiten gibt. Das soll gar nicht abschreckend wirken, ich hatte in den viereinhalb Monaten zwei Mal schlechte Erfahrungen in diesem Hinblick.
Insgesamt lässt sich sagen: Wenn man das typische „Kleinstadtstudentenleben“ erleben möchte, ein begrenztes Budget hat und eine relativ leichte Universität sucht, ist Opole das perfekte Ziel für das Erasmus+ Programm. Außerdem ist die Erasmus Community durch die begrenzte Zahl sehr eng zusammengeschweißt und man knüpft sehr viele Kontakte.

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