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Erasmus+ Erfahrungsbericht - Hogeschool van Arnhem en Nijmegen


Studienfach: B.Ed. Englisch und Physik

Aufenthaltsdauer: 08/2017 - 01/2018

Gastuniversität: Hogeschool van Arnhem en Nijmegen

Gastland:Niederlande

Studium an der Gastuniversität

Alle Lehrveranstaltungen des Austauschkurses „Education in International Perspective“ finden im erst drei Jahre alten Neubau statt. Dieser hat eine ökologische Nullbilanz und wurde mit erneuerbaren Ressourcen gebaut. Neben einer Cafeteria und Sitzbereichen befinden sich in dem 5-stöckigem Gebäude auch Schauspiel-, Musik- und Übungsräume mit Klavieren, sowie Schlagzeugen und Gitarren, weiterhin das sogenannte iXperium, in dem technische Neuheiten wie Virtual Reality Brillen, sowie andere für den Unterricht nutzbare Technologien ausprobiert werden können. Dazu zählen programmierbare Roboter, Tabletprogramme etc., eine Bibliothek und Seminar- sowie Vorlesungsräume. Das Studium ist auf wenig Präsenszeiten ausgerichtet. Wenn man nicht „Math & Literacy“, sowie „Practice“ wählt, hat man die meiste Zeit (bis auf 5 Wochen im November/ Dezember, an denen man Montag und Dienstag eine Schule besucht) nur Mittwochs und Donnerstags Uni. Es gibt keine Klausuren, nur Präsentationen und Hausarbeiten/ schriftliche Abgaben. Diese benötigen jedoch recht geringe Vorbereitungszeit. Somit hat man viel Zeit, die schöne Umgebung zu erkunden (ich kann den Nationalpark „Hoge Veluwe“ im Norden von Arnheim sehr empfehlen, da man dort seinen Blick über riesige Weiten schweifen lassen kann), indem man mit seinem Fahrrad Tagestouren macht, andere schöne Städte wie Utrecht, Groningen oder Amsterdam mit der Bahn zu erkunden, im Sportscenter einen von vielen Kursen zu belegen oder in das, im Sportmitgliedmonatsbeitrag enthaltene Fitnessstudio zu gehen.
Zwei Highlights aus dem Austauschkurs waren die Kurse „Performing Arts“ und „Global Citizenship“. In ersterem hat man 90 Minuten Schauspiel- und 90 Minuten Musikunterricht. Diese sind sehr praktisch ausgelegt. Man erfindet eigene Geschichten und führt diese als Abschluss in einem Theaterstück auf, macht unterhaltsame Übungen, um die Schauspielfähigkeit zu trainieren und musiziert. Dieser Kurs hat viel Spaß gemacht und zudem Nutzen für die Zukunft als Lehrer: Es ist hilfreich schauspielern zu können um beispielsweise verärgert zu wirken, ohne es zu sein, bevor man wütend wird und Dinge sagt, die man bereut. Außerdem kann Musik und Schauspiel auch in vielen Unterrichtsfächern integriert werden und man lernt Übungen und Methoden kennen um diese anzuwenden.
Das zweite Highlight, „Global Citizenship“,  behandelt Themen wie Nachhaltigkeit, politische, soziale und ökonomische Verantwortung. Bestandteil des Kurses ist eine  dreitägige Reise auf die Insel Texel, bei der man zusammen mit niederländischen Studenten einer Forschungsfrage aus dem Bereich Natur, Essen oder Geschichte nachgeht (wir haben selbstständig Krebse gefangen und untersucht), sowie ein Tagestrip nach Brüssel, den ich mit einigen Klassenkameraden zu einem Wochenendaufenthalt ausgeweitet habe, bei dem man an einem 2,5-stündiges Rollenspiel als Mitglied eines EU-Parlaments teilnimmt. Der Kursleiter hat ein enges Verhältnis zu den Studenten und bevorzugt offene Arbeitsformen, so konnte man sein Thema zu einem Gruppenvortrag völlig frei wählen, solange es etwas mit Global Citizenship zu tun hatte.

Sprachkompetenzen vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Zwangsläufig wird man auf Schweizer, Österreicher und Deutsche in Nijmegen und in den Kursen treffen. Für alle anderen Begegnungen reichen solide Englischkenntnisse. Das Englischniveau der Schweizer, Österreicher und Deutschen war durchweg gut bis sehr gut. Somit sollte ein Deutscher mit durchschnittlichen Kenntnissen keine Probleme haben. Lediglich einige Spanier waren schwierig zu verstehen und hatten geringe Englischkenntnisse bzw. große Ausspracheprobleme. Andere Spanier dagegen waren gut im Umgang mit Englisch. Die Niederländer gelten als eine der stärksten Nationen hinsichtlich der Englischfähigkeiten und dies merkt man auch bei fast allen Begegnungen. Selbst Senioren, die eher zu schwächeren Englischsprechern in Deutschland zählen, beherrschen die Sprache meist gut. Niederländisch zu lernen ist also nicht notwendig um mit Einwohnern zu kommunizieren, es hilft jedoch wenn man sich in einer Gruppe von Niederländern befindet und mindestens verstehen möchte was gesprochen wird. Als Deutscher hat man große Vorteile im Erlernen der Sprache, viele Wörter ähneln sich, somit versteht man sogar ohne Kenntnisse der Sprache einige Wörter. Ich würde schätzen dass ich mittlerweile bei einer Konversation ca. 60% des Gesprochenen verstehe. Bei bestimmten Kontexten wie Verkaufsgesprächen, die vorhersehbar ablaufen versteht man mehr. Im Vorfeld des Auslandssemesters habe ich mithilfe einer App (Duolingo) Insgesamt 10 h  die Sprache gelernt. Meine Englischkenntnisse im Bereich Grammatik haben sich gefühlt nicht verbessert, dafür wahrscheinlich beim Vokabular, Redefluss und Hörverstehen, da ich fast täglich Englisch gesprochen habe.

Wohn- und Lebenssituation

Mit einem Klick konnte ich bei der Bewerbung entscheiden, ob für mich ein Platz im Studentenwohnheim reserviert werden soll. Für internationale Studenten sind diese reserviert und somit garantiert. Der Preis von 385€ pro Monat ist für deutsche Verhältnisse recht hoch. Dafür wird die Küche und das Bad wöchentlich von Reinigungskräften geputzt, man erhält Schrank, Lampen, Bett mit Matratze (ohne Bettwäsche), Schreibtisch, 3 abschließbare Schubladen, 4 Bretter zur Ablage von kleineren Gegenstände, einen kleinen Schrank mit Spiegel für Badeutensilien, sowie eine Dusche mit Waschbecken im eigenen Zimmer. Die ist mit Wand und Tür vom Schlafbereich getrennt. Um Geschirr zu besorgen empfiehlt es sich zu Action zu gehen, dort habe ich für 25€ Geschirr und mit Mitbewohnern zusammen Pfannen erhalten, für Kissen und Bettdecke bei einem günstigen Laden gerade einmal 10€. Somit empfehlen sich das Küchen- und Bettpaket vom Studentenwohnheim für insgesamt 100€ nicht!
Das Leben im Studentenwohnheim ist sehr angenehm, alle Klassenkameraden sind nur wenige Stockwerke entfernt, so fährt man zusammen zur und von der Fachhochschule mit Fahrrad. Einzig die Entfernung zum Stadtzentrum ist recht hoch mit ca. 25 Fahrradminuten liegt man am Stadtrand von Nijmegen. Dort befinden sich fast alle abendlichen Ausgehmöglichkeiten wie Bars und Nachtclubs, Restaurants. Somit muss man sich auf nächtliche längere Fahrradfahrten einstellen wenn man tanzen gehen möchte, es sei denn man ist eher hartgesotten und nimmt einen Bus vor 12 und dann wieder ab 6, Sonntag erst 8 Uhr zurück. Jede Fahrt kostet 2€, es gibt kein Monatsticket. Nur Niederländer können entscheiden, ob sie unter der Woche oder am Wochenende in den gesamten Niederlanden kostenlos fahren wollen. Sie zahlen jedoch 1000€ Semestergebühr, was für Erasmus+ Studenten entfällt.

Tipps

Da ihr viel Zeit haben werdet, rate ich euch einem Verein oder ähnlichem beizutreten. Offensichtlich ist das Sportscenter: Ein riesiger Komplex mit Indoor-und Outdoorbereich 15 Fahrradminuten vom Studentenwohnheim und weniger als 5 Fahrradminuten von der Fachhochschule entfernt. Dort bezahlt ihr 15€ pro Monat und könnt jederzeit das Fitnesscenter betreten. Inklusive sind Buchung von täglich 1 h Schwimmen, 1 h Tennis, 45 Minuten Squash, Beachvolleyball, Fußballplätze etc. Jedoch müssen für das Ausleihen von Schlägern (nicht aber für Volleybälle und Fußbälle) 3,50€ pro Benutzung bezahlt werden, es sei denn ihr bringt euren eigenen Schläger mit. Zudem gibt es wöchentlich stattfindende Kurse, die ähnlich wie in Potsdam gebucht werden können, jedoch nicht extra bezahlt werden müssen. Dabei gilt, dass man pro Woche einen weiteren Kurs dazu wählen kann, sofern dieser nach der Anmeldungsphase noch frei ist. So könnt ihr in der ersten Woche einen, ab der zweiten Woche zwei Kurse pro Woche besuchen und so weiter. Ich habe den Bachvolleyball-, Badminton-, Squash- und Parkourkurs besucht und kann alle bis auf letzteren empfehlen, da ich wohl zu den schlechtesten im Parkour gehörte und alle Niveaus in einer Halle trainieren, war es demotivierend. Zudem war ich mit Freunden Squash, Fußball, Beachvolleyball und Tennis spielen. Eine externe Möglichkeit sind Sportvereine, wie der, direkt am Studentenwohnheim befindliche Ruderverein Phocas, bei dem ihr für einen Beitrag Mitglied werden könnt. Neben American Football, dem niederländischem Bossaball (Volleyball mit Trampolin und Hüpfburg), sowie Korfball (Basketball  nur mit Basketballring, sowie zwei Mannschaften auf beiden Seiten eines Tennisnetzes) sind auch weniger exotische Sportarten wie Fußball beim FC Kunde oder Basketball möglich.
Des Weiteren habe ich bei einem Chor, dem 12-köpfigen Tussenkoor, einem kleinen a capella Chor mitgesungen, der wöchentlich Proben hatte und an einem Wochenende auch nach Fulda für Aufführungen gereist ist.
Für alle Achterbahnfans empfehle ich nach Efteling zu gehen, einem Freizeitpark, 60 Kilometer von Nijmegen entfernt.
Für günstigeres Reisen mit der teuren Bahn empfiehlt sich das Anlegen eines niederländischen Bankkontos, da nur damit Gruppentickets und Rabatte gekauft werden können. So gibt es ein Angebot für 50€ im Jahr (Sonderangebot 30€), bei dem ihr außerhalb der Hauptreisezeiten mit 40% Rabatt Bus und Bahnfahren könnt.
Als letzter Tipp empfiehlt es sich ein Fahrrad entweder gebraucht schon vor Ankunft in Nijmegen über Facebookgruppen zu kaufen, da ihr sonst kaum eines bekommen werdet aufgrund der Ankunft vieler Studenten oder für nur 12€ im Monat ein Swapfiets ohne Gangschaltung zu mieten. Dieses wird neben kostenlosen Reparaturen auch für 40€ bei Diebstahl ersetzt und war meine erste Wahl.

Besonders gute und weniger gute Erfahrungen

Die Einführungswoche im Sommer war ein Highlight und der erste sehr schöne Tag in den Niederlanden, da man viele soziale Kontakte geknüpft hatte und sehr unterhaltsame Veranstaltungen völlig kostenlos inklusive Essen veranstaltet wurden. So gab es einen Sporttag, bei dem man verschiedene Sportarten je 30 Minuten ausprobiert hat, Bowling inklusive Wraps, eine Stadtrallye bei der Aufgaben, wie Passanten zu einem Improvisationstehater zu überreden, ein Quiz, ein Hindernisparkour durch eine Art Hüpfburg und ähnliches absolviert werden mussten und letztendlich eine riesige Party. Bemerkenswert ist, dass alles kostenlos war, in Deutschland undenkbar. Im Winter ist diese Einführung dagegen nur zwei Tage lang, da nach dem Sommersemester nur wenige Tag vergehen, bis die Kurse vom Wintersemester losgehen.
Weniger angenehm waren Konflikte mit Dozenten, die sich z.B. bei Zuspätkommen persönlich angegriffen gefühlt haben, sehr emotional wurden und in unangebrachter Weise mit verschiedenen Studenten geredet haben. Die erste Woche, in der noch keine Veranstaltungen waren und die WG sich erst Stück für Stück gefüllt hat, war nicht ganz einfach, da man kaum Kontakte hatte und viele Sachen wie Fahrrad und Geschirr organisieren musste. Leider entfernt die Hausverwaltung jegliches Geschirr aus der Küche, da sie ihre eigenen Küchenpakete überteuert verkaufen wollen.Tatsächlich ist das alles was mir an negativen Erfahrungen einfällt.

Studienfach: B.Ed. Englisch und Physik

Aufenthaltsdauer: 08/2017 - 01/2018

Gastuniversität: Hogeschool van Arnhem en Nijmegen

Gastland:Niederlande


Rückblick

Die fünf Monate waren eine großartige Erfahrung mit vielen neuen Kontakten aus ganz Europa. Ich kann nur jedem ans Herz legen, nach Nijmegen zum Austauschkurs „Education in International Perspective“ zu gehen.

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