Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Schon zu Beginn meines Studiums entwickelte ich den Wunsch, ein Semester im Ausland zu verbringen. Bereits im ersten Fachsemester nahm ich deshalb an einer Informationsveranstaltung des International Office der Universität Potsdam teil, um mich frühzeitig über mögliche Optionen und Partneruniversitäten zu informieren. Die Entscheidung für Kolumbien fiel später im Rahmen des Hochschulpartnerschaftsprogramms der Universität Potsdam, bei dem ich mich für die Länder Kolumbien, Argentinien und Costa Rica beworben hatte. Nach der Auswahl begann ich, gezielt Informationen zur Universidad Nacional de Colombia in Bogotá zu sammeln. Besonders hilfreich war der Austausch mit früheren Austauschstudierenden, deren Erfahrungen mich in meiner Entscheidung bestärkten.
Die Kommunikation mit der Gasthochschule gestaltete sich aufgrund eines Streiks, durch den das laufende Semester unterbrochen wurde, zunächst schwierig. Lange blieb unklar, wann das Semester fortgesetzt und das kommende tatsächlich beginnen würde und ob ich offiziell angenommen war. Eine erste verbindliche Zusage erhielt ich schließlich Ende August, obwohl das Semester zu diesem Zeitpunkt offiziell bereits begonnen haben sollte. Auch das International Office der Universität Potsdam stand mir in dieser Phase beratend zur Seite.
Für die Einreise nach Kolumbien habe ich problemlos das sogenannte PID-Visum erhalten, das speziell für internationale Austauschstudierende vorgesehen ist. Dieses konnte ich direkt bei der Einreise beantragen. Der dafür notwendige Letter of Acceptance der Universidad Nacional genügte den kolumbianischen Behörden vollständig. Die Ausstellung verlief unkompliziert und ohne zusätzliche Dokumente. Um mögliche Nachteile beim BAföG zu vermeiden, habe ich zusätzlich ein Urlaubssemester an der Universität Potsdam beantragt. Dadurch wird das Auslandssemester nicht zur Regelstudienzeit gezählt.
Darüber hinaus habe ich eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen und mich rechtzeitig um empfohlene Impfungen gekümmert.
Studium an der Gastuniversität
Das Studiensystem an der Universidad Nacional unterscheidet sich deutlich von dem an meiner Heimathochschule. Die Kurswahl war zunächst durch eine Übersicht via E-Mail möglich, jedoch änderten sich viele Kurszeiten kurzfristig oder fielen ganz aus. Letztlich entschied ich mich für vier Kurse, darunter ein Seminar aus dem Masterstudiengang „Maestría de Pedagogía del Arte“. Der zeitliche Aufwand für die einzelnen Veranstaltungen war sehr hoch – mehr als vergleichbare Kurse in Deutschland –, weshalb ich künftig nicht mehr als drei Kurse empfehlen würde.
Die Lehrveranstaltungen waren praxisorientiert, künstlerisch sehr vielfältig und forderten ein hohes Maß an Eigeninitiative. Leistungsnachweise wurden meist in Form von praktischen Arbeiten, Portfolios oder mündlichen Präsentationen erbracht.
Das Studienklima war lebendig, offen und inspirierend. Die Dozierenden zeigten großes Interesse an der Arbeit der Studierenden und waren meist sehr engagiert, auch wenn der persönliche Austausch mit ihnen teilweise aufwendig zu organisieren war.
Darüber hinaus gab es ein vielfältiges Begleitprogramm speziell für Austauschstudierende. Über das gesamte Semester hinweg organisierte eine Gruppe von sogenannten Anfitriones (studentische Gastgeberinnen und Gastgeber) regelmäßig Treffen, Veranstaltungen und Ausflüge. Diese Aktivitäten halfen nicht nur beim Ankommen, sondern förderten auch den Austausch unter den internationalen Studierenden und boten die Möglichkeit, das Land aus unterschiedlichen Perspektiven kennenzulernen.
Technisch ist die Universität solide ausgestattet. Die Bibliothek ist gut sortiert, aber teilweise stark frequentiert.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Der Kontakt zu kolumbianischen Studierenden ergab sich vor allem über gemeinsame Kurse, das studentische Leben auf dem Campus und durch Sprach-Tandems. Die Studierenden waren sehr offen, hilfsbereit und interessiert. Freundschaften entstanden schnell, was mir sehr beim Ankommen und Eingewöhnen geholfen hat. Auch mit anderen internationalen Studierenden war der Austausch rege.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Vor meiner Ausreise hatte ich bereits mehrere Spanischkurse besucht und zwei Sprach-Tandems absolviert. Während meines Aufenthalts habe ich mein Spanisch deutlich verbessert. Besonders hilfreich waren der Alltag mit meiner kolumbianischen Mitbewohnerfamilie, der Austausch an der Universität und zusätzliche Online-Sprachkurse mit einem Lehrer aus Argentinien. Ein offizieller Sprachkurs wurde an der Universidad Nacional in meinem Semester leider nicht angeboten.
Wohn- und Lebenssituation
Meine Unterkunft habe ich zunächst über Airbnb gefunden, was mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden war. Nach einigen Wochen konnte ich mit dem Vermieter eine günstigere Langzeitmiete aushandeln, die ich monatlich in bar zahlte. Ich wohnte mit einem Geschwisterpaar aus Bogotá zusammen, was mir sprachlich wie kulturell sehr zugutekam. Andere Studierende hatten ihre Unterkunft über Plattformen wie Vico gefunden, oft zu günstigeren Konditionen.
Das öffentliche Verkehrsnetz in Bogotá besteht hauptsächlich aus Bussen des TransMilenio-Systems. Diese sind günstig, aber häufig überfüllt und zeitlich unzuverlässig. Dennoch bin ich damit gut zurechtgekommen. Bankgeschäfte erledigte ich vor Ort mit Bargeld oder über internationale Kreditkarten. Eine kolumbianische Kontoverbindung war nicht notwendig. Meine Auslandskrankenversicherung übernahm die meisten anfallenden Kosten. Ergänzend informierte ich mich bei Bedarf über lokale medizinische Angebote.
An Freizeitmöglichkeiten mangelte es nicht. Mich begeisterten besonders die vielen Konzerte, Märkte, Ausstellungen und studentisch organisierte Veranstaltungen auf dem Campus. Donnerstags trafen sich viele Studierende auf dem zentralen Platz „Freud“, um gemeinsam Musik zu hören und den Abend zu verbringen.
Lebenshaltungskosten
Die Lebenshaltungskosten in Bogotá sind insgesamt niedriger als in Deutschland, auch wenn importierte Produkte, Elektronik und bestimmte Dienstleistungen deutlich teurer sein können. Die Miete war in meinem Fall höher als bei anderen Studierenden, lag aber immer noch unter deutschem Niveau. Essen in Mensen oder an Straßenständen war sehr günstig. Für monatliche Ausgaben (inklusive Miete) sollte man mit etwa 500 bis 700 Euro rechnen, je nach Lebensstil.
Studienfach: Kunst
Aufenthaltsdauer: 10/2024 - 03/2025
Gastuniversität: Universidad Nacional de Colombia
Gastland: Kolumbien
Rückblick
Mein Aufenthalt in Bogotá war fachlich und persönlich äußerst bereichernd. Ich konnte meinen künstlerischen Horizont erweitern, neue Arbeitsweisen kennenlernen und viele inspirierende Menschen treffen. Besonders schätzte ich die gelebte Offenheit, die Kreativität und das politische Engagement auf dem Campus.
Gleichzeitig empfand ich das unbeständige Klima und die geringe Verfügbarkeit von urbanen Grünflächen als belastend. Wer gerne in der Natur ist, sollte frühzeitig Ausflüge ins Umland einplanen. Die Sicherheitslage ist ernst zu nehmen, mit entsprechender Vorsicht aber gut zu handhaben.
Künftigen Austauschstudierenden empfehle ich, die organisatorischen Prozesse – vor allem bei der Gasthochschule – mit Geduld anzugehen, frühzeitig mit anderen Studierenden Kontakt aufzunehmen und flexibel zu bleiben. Wer sich für Kunst, gesellschaftlichen Austausch und eine lebendige Universität interessiert, wird an der Universidad Nacional de Colombia sehr viel mitnehmen können.