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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Von der Idee, ein Semester lang im Ausland zu studieren, bis zu dem Moment, wo ich ins Flugzeug gestiegen bin, verging exakt ein Jahr. Anfangs war ich von den Möglichkeiten, die das International Office bot, überwältigt, jedoch ebnete sich der Weg Schritt für Schritt, nachdem klar war, dass es nach Kanada gehen sollte. Nach einem Anruf bei der Austausch-Koordinatorin des IO, Frau Subasic, wusste ich, was als nächstes zu tun war, nämlich die Gast-Unis in Kanada nach einem passenden Kursangebot zu durchsuchen und diese Motivation in einem Schreiben umzusetzen. Die University of Newfoundland erschien mir hier sehr passend, indem sie die Sprachwissenschaft aus verschiedensten Winkeln betrachtete und viele Kurse anbot, die mich darüber hinaus interessierten. Außerdem, es handelte sich um Neufundland, über das ich bisher noch nicht viel gehört hatte, weshalb ich sehr neugierig auf Land und Leute war. Als nächstes befasste ich mich mit dem Sprachnachweis, welcher durch den hochschulinternen DAAD-Test (mind. B2) ersetzt werden konnte. Dieser war sehr gut und einfach machbar, jedoch sind immer schnell die Termine vergriffen, weshalb man hier Zeit im Voraus einplanen sollte.


Studienfach: Patholinguistik (B.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 09/2021 - 12/2021

Gastuniversität: Memorial University of Newfoundland

Gastland:Kanada

Nach der Zusage Ende Dezember ging es dann an die Bewerbung an der Gasthochschule, welche größtenteils über Frau Subasic sowie online verlief und nicht mehr so umfangreich und sehr unkompliziert war im Vergleich zur Erstbewerbung. Die meisten Dokumente hat man bereits zusammen und alles andere lässt sich schnell ausstellen. Mit dem sehr viel später erhaltenen Letter of Acceptance von der Gast-Uni konnte man sich dann für ein Visum bewerben, welches, anders als sonst bei Aufenthalten unter 6 Monaten, aufgrund von Corona dennoch vorgewiesen werden musste. Später nehmen ein/e Austauschkoordinator/in der Gast-Uni Kontakt mit den Studierenden auf, um sie durch die Course Registration und weitere Schritte zu leiten. Durch den Nachweis einer doppelten Covid Impfung fiel die Quarantäne nach Ankunft glücklicherweise weg.

Studium an der Gastuniversität

Bereits bei der Bewerbung hat man sich jederzeit von der Gast-Uni gut betreut und an die Hand genommen gefühlt. Man hatte durch Chris Hibbs einen zuverlässigen Ansprechpartner, der immer für alles eine Lösung hatte. Zudem gab es in den ersten Vorlesungswochen unglaublich viele Angebote, um sich auf dem Campus zurecht zu finden und die anderen Studierenden kennenzulernen, u.a. Campus Touren, Aktionen des University Centers (z.B. Foto Challenges), das Mentorship Programm (Ein Buddy, der einem das Semester lang bei allen Angelegenheiten zu Seite steht), MUN Societies & Clubs für jede Fakultät als auch Interessen (z.B. Outdoor Adventure Society) und verschiedene Ausflüge organisiert von Chris Hibbs (z.B. nach Cape Spear, dem östlichsten Punkt Nordamerikas) mit allen anderen Austauschstudierenden. Somit verflogen die ersten Wochen, weil man eigentlich nur damit beschäftigt war, alles zu entdecken und mitzunehmen. Die Stimmung auf dem Campus war lebhaft, weil dieser nach 2 Semestern wieder geöffnet war und Vor-Ort-Kurse stattfinden konnten. Leider konnte ich nicht alle favorisierten Kurse belegen, da diese in den höheren Semestern oder letztendlich gar nicht angeboten wurden. Dennoch habe ich aus reinem Interesse zwei Linguistikkurse, darunter Spracherwerb, belegt und nochmal einen ganz anderen Blickwinkel aus der englischen Sprachwissenschaft und Themen wie z.B. Zweitspracherwerb gewonnen. Auch in die Philosophie und Soziologie konnte ich reinschnuppern. Die Kurse habe ich als sehr umfangreich und qualitativ hochwertig empfunden. Sie fanden teils vor Ort, teils Online (Live Meetings zum Besprechen der Inhalte aus aufgezeichneten Vorlesungen) sowie vollständig asynchron statt. Durch das kanadische Studiensystem setzten sich die Endnoten aus vielen verschiedenen Zwischenleistungen zusammen, welche über das ganze Semester verteilt waren. Somit war Thema der Finals aber auch nur die letzte Hälfte des Kurses, anders als in Deutschland, wo die finale Prüfung den ganzen Kursinhalt beinhaltet und 100% der Gesamtnote ausmacht. Diesen großen Unterschied fand ich im Nachhinein sehr vorteilhaft, indem man den Kursinhalt durch die Zwischenleistungen immer auffrischte und er stets präsent war, auch wenn man das ganze Semester über viel zu tun hatte. Hierbei war das Studienklima sehr angenehm durch kleine Klassen (bis zu 15 Studierende) und die DozentInnen waren sehr zugänglich und immer bereit, einem entgegenzukommen, beispielsweise mit Verlängerungen der Abgabefrist. Es bildeten sich teilweise Lerngruppen sowie Facebook-Gruppen mit allen Kursmitgliedern. 

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Der Kontakt zu anderen Austauschstudierenden als auch kanadischen Studierenden war sehr ausgeglichen. Innerhalb der Kurse traf man überwiegend auf Studierende aus ganz Kanada, was teilweise ein bisschen einschüchternd war, wenn man sich an der Vorlesung beteiligen wollte. Durch verschiedenste Veranstaltungen des IO habe ich aber auch einige Freundschaften mit den Internationals schließen können, mit welchen ich das gesamte Semester über Aktivitäten unternahm. Sehr intensiven Kontakt zu kanadischen Studierenden habe ich zudem durch meine Wohnsituation außerhalb des Campus gefunden, welche ebenfalls zu guten Freunden geworden sind.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Eine Veränderung meiner Sprachkompetenz während des Aufenthalts habe ich nur sehr schleichend und variierend gespürt. Das Selbstbewusstsein beim Sprechen wechselte stetig und hing auch total davon ab, mit wem ich mich unterhielt. Waren es beispielsweise die anderen Austauschstudierenden, fiel es mir total leicht, einfach drauf loszureden, ohne mir über jeden Fehler Gedanken zu machen - wir schienen alle auf einem Level zu sein. Unterhielt ich mich mit meinen kanadischen Mitbewohnerinnen, stieg das Bewusstsein über mein Sprachlevel und ich fühlte mich viel unsicherer, was ja auch verständlich ist bei Muttersprachlern. Dennoch hatte ich das Gefühl, dadurch sehr viel zu lernen und zu reflektieren, mir Wörter und Ausdrücke anzueignen, die ich vorher nicht verwendet hätte. Bei den schriftlichen Aufgaben habe ich mich anfangs noch sehr schwergetan und ehrlicherweise oft einen Translator verwendet, aber das nahm zum Ende des Semesters deutlich ab und nach 5 Essays hatte ich beim letzten ein sehr sicheres Gefühl, zu wissen, was ich tue. Zum Ende des Semesters habe ich gemerkt, dass die Leichtigkeit und das Selbstbewusstsein beim Sprechen deutlich zugenommen haben und es ganz automatisiert passierte, ich teilweise z.B. auch auf Englisch dachte.

Wohn- und Lebenssituation

Die Wohnungssuche gestaltete sich anfangs etwas holprig, da ich eigentlich sehr gerne auf dem Campus im Burtons Pond gewohnt hätte, mich aber zu spät beworben habe, sodass nur noch Doppelzimmer im Paton College frei waren. Später erfuhr ich aber von anderen Austauschstudierenden, dass sie durch Nachfragen noch an Einzelzimmer gekommen sind. Andere sind über Facebook Marketplace und Airbnb an gute Unterkünfte gekommen. Ich bin jedoch eigentlich ganz froh, dass das nicht geklappt hat, da ich über Kijiji ein schönes Haus nahe Downtown gefunden habe, welches ich mir mit 5 Mädels teilte. Jede hatte durch das eigene Zimmer einen Rückzugsort und ihre Ruhe, jedoch entstand zwischen uns schnell eine familiäre Atmosphäre, indem wir viel gemeinsam unternahmen und gleiche Interessen teilten. Es wurde gemeinsam gekocht, gesungen, getanzt, wir haben Brettspiele gespielt, Filme geschaut und Ausflüge unternommen. In St. John´s gibt es sehr viele Möglichkeiten hierfür. Neben verschiedenen Museen, wie z.B. The Rooms und dem Geo Centre, Cafés (Cat Café!!), Restaurants mit Moose Burger, Poutine und Fish & Chips, Bars mit lokalem Bier aus der Quidi Vidi Brewery, Clubs und Karaoke Bars (Karaoke Kops) in der lebhaften George Street, in denen man sich der Screech-In Zeremonie unterziehen sollte, um ein echte/r Neufundländer/in zu werden, gibt es vor allem landschaftlich extrem viel zu bestaunen und zu bewandern. Neben rauen Felsküsten am tiefblauen Atlantik auf dem East Coast Trail mit Aussicht auf Wale, Eisberge und Puffins (leider nur im Frühling bis Spätsommer zu entdecken), Fjorden und Tablelands im Gros Morne NP und endlosen Wäldern und Seen im Terra Nova NP, bin ich vor allem froh, in so einer bunten Stadt mit all ihren Fischerhäuschen studiert zu haben. Auch die Uni bietet verschiedene Möglichkeiten, die Freizeit abwechslungsreich zu gestalten. Als StudentIn hat man freien Zugang zum Fitnessstudio und der Schwimmhalle sowie zu diversen Fitnesskursen auf dem Campus, wie z.B. Yoga, Zumba oder Spinning. Außerdem schließt man automatisch mit der Immatrikulation die Krankenversicherung der Uni ab (Anbieter „Guard Me“), welche $261.59 pro Semester, also etwa 182€ entspricht. Darüber ist man dann das ganze Semester, also z.B. vom 1. September bis 31. Dezember, versichert. Alles darüber hinaus, wenn man beispielsweise noch reisen möchte, ist nicht versichert. Für schnellen E-transfer von Geld lohnt es sich schon, ein kanadisches Bankkonto zu eröffnen. Allerdings bin ich auch sehr gut mit meiner Visa Barclays Kreditkarte ausgekommen und konnte überall damit bezahlen und Geld abheben (bei Scotia Bank ohne zusätzliche Gebühr). Für E-transfers habe ich Wise verwendet, welches zwar nicht sofort, aber spätestens nach 1-2 Tagen online Geld überweist. Auch eine SIM-Karte habe ich nur einmalig verwendet, da ich mit dem Wlan auf dem Campus sowie Free Wifi so ziemlich überall gut ausgekommen bin. Ein Bus Pass lohnt sich auf jeden Fall, da gibt es 10er, Monats- oder Semesterkarten. Die ersten zwei Monate habe ich mir über Kijiji ein Fahrrad gekauft und bin damit täglich zur Uni gefahren (Achtung, sehr hügelig ;) ). Irgendwann wurde es dann aber durch das Wetter ungemütlich, weshalb ich letztendlich doch sehr dankbar für den dennoch immer zu späten Bus war. Die Lebenserhaltungskosten sind, finde ich, sehr vergleichbar mit denen in Deutschland, was beispielsweise die Mietkosten betrifft. Kleine Unterschiede merkt man eventuell bei Lebensmitteln, vor allem Fleischprodukte und Obst und Gemüse sowie alkoholischen Getränken.

Studienfach: Patholinguistik (B.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 09/2021 - 12/2021

Gastuniversität: Memorial University of Newfoundland

Gastland:Kanada


Rückblick

Rückblickend lässt sich sagen, dass mich der Auslandsaufenthalt in Kanada in jeder Hinsicht begeistert und wachsen lassen hat. Neben all den akademischen Herausforderungen bin ich, glaube ich, vor allem an den persönlichen gewachsen, was das Leben, Wohnen, die Sprache sprechen und das Menschen kennenlernen betrifft. Vor allem aber habe ich über mich selbst gelernt, dass ich so viel mehr schaffen kann, als ich vorher von mir gedacht hätte. Ein bisschen Offenheit und wenig Druck bewirken, dass wundervolle Dinge und Erlebnisse wie ganz von selbst passieren und ich wünsche jedem, das einmal zu erfahren. Alles in allem bin ich sehr froh, mich für dieses Auslandssemester entschieden zu haben und werde vermutlich mein Leben lang positiv darauf zurückblicken.

Kanada

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