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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Ich habe mich im Januar 2024 in Potsdam für das Auslandssemester in Bologna beworben. Von Anfang an war für mich klar, dass ich ein Auslandssemester in Italien verbringen möchte. Umso erfreulicher ist es, dass die Universität Potsdam über zahlreiche Hochschulpartnerschaften in Italien verfügt. Anfang März habe ich die Zusage vonseiten der Austauschkoordinatorin erhalten. Im April erfolgte die Nominierung an der Gasthochschule, von welcher ich bereits im Mai kontaktiert wurde und meine Zugangsdaten für das Intranet erhielt. Insgesamt verliefen sowohl der Bewerbungsprozess als auch das Onboarding vonseiten der Universität Bologna reibungslos. Auch die Informationsveranstaltungen des International Office in Potsdam fand ich stets der hilfreich. Die Kommunikation mit den Mitarbeiterinnen war sehr konstruktiv und E-Mails wurden schnell beantwortet. Insofern war die Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt sehr unkompliziert.


Studienfach: Master Verwaltungswissenschaft

Aufenthaltsdauer: 09/2024 - 02/2025

Gastuniversität: Università di Bologna

Gastland: Italien

Studium an der Gastuniversität

Die Universität Bologna genießt weltweit einen exzellenten Ruf, besonders in den Politikwissenschaften, wo sie eine lange Tradition hat. Das Kursangebot ist enorm, mit vielen englischsprachigen und speziell für Austauschstudenten vorgesehenen Veranstaltungen – anfangs fast überwältigend, aber letztlich sehr flexibel gestaltbar. Die Organisation kann jedoch chaotisch sein und setzt ein hohes Maß an Eigenverantwortung voraus. Kursänderungen sind nicht ungewöhnlich, und das Fehlen einer zentralen Plattform wie PULS macht die Stundenplangestaltung komplizierter. Die Unibo arbeitet mit einem sogenannten Course Unit Catalogue, in welchem man seine Kurse suchen muss. Der Umgang mit dem Katalog war nicht immer einfach, da selbst Kurse, die für das jeweilige Semester angezeigt wurden, letztlich nicht stattfanden. Das führte dazu, dass ich mein Learning Agreement zweimal in kürzester Zeit ändern musste, weil Kurse von einem Tag auf den anderen aus dem Course Unit Catalogue verschwanden und das selbst noch einen Tag vor offiziellem Beginn der Vorlesungszeit. Auch die Ausstattung der historischen Seminarräume, etwa im Rokokopalast Palazzo Hercolani, ist eher rudimentär – kalte Räume, kleine Tische und wenige bis gar keine Steckdosen gehören dazu. An einem langen Uni-Tag waren die fehlenden Lademöglichkeiten sehr unvorteilhaft. Für den obligatorischen Check-In als Erasmus-Student zu Beginn des Aufenthalts sollte man ausreichend Zeit und Nerven einplanen. Grund dafür ist, dass der Check-In online erfolgt und nur wenige Zeit-Slots pro Woche dafür vorgesehen sind, die nicht ausreichen, um die große Zahl an Austauschstudenten abzufertigen. Wenngleich mein Check-In gleich im ersten Versuch erfolgreich war, brauchten Freunde von mir ganze 5 Anläufe. Ich habe 4 Kurse aus dem Master-Programm International Relations mit je 8 Leistungspunkten belegt. Der Aufbau und die Anforderungen der Kurse waren recht ähnlich. Zumeist setzte sich die Kursnote aus der Partizipation im Kurs, einer schriftlichen Zwischenprüfung, Vorträgen und einer Hausarbeit zusammen. 3 meiner 4 Kurse wurden ausschließlich für Erasmus-Studenten angeboten und waren dementsprechend international. Allgemein ist das Studiensystem in Bologna verschulter, was bedeutet, dass meine Seminare und Vorlesungen mehrmals die Woche stattfanden. Auch unterschieden sich die Kurse in der Qualität und glichen zumeist eher einer Vorlesung als einem Seminar, da der Stoff überwiegend frontal vermittelt wurde und der größte Redeanteil bei den Dozenten lag. Ein wertvolles Learning war, dass E-Mails mit ausreichend Vorlaufzeit gesendet werden sollten, da einige Dozenten sich oft etwas mehr Zeit für ihre Antworten nahmen, vor allem dann, wenn der FC Bologna in der Champions League spielte.

Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden

In Bologna knüpft man schnell Kontakte, da die Stadt von ihrem studentischen Leben geprägt ist. Das Erasmus Student Network organisiert zahlreiche Events, von Trips über Kochkurse bis hin zu Karaoke- und Pub-Abenden, bei denen ich ständig neue Leute kennengelernt habe. Allerdings wurden diese Veranstaltungen vor allem von internationalen Studierenden frequentiert, sodass meine Freundeskreise schlussendlich größtenteils aus anderen Austauschstudenten bestanden. Auch in meinen Uni-Kursen habe ich fast ausschließlich Erasmus-Studenten kennengelernt. Wer gezielt den Austausch mit Einheimischen sucht, dem empfehle ich einen der zahlreichen Kulturvereine der Stadt. Diese werden meist von Einheimischen geleitet und bieten ein vielfältiges Programm, darunter Theater- und Tanzkurse.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Dank eines vorherigen Sprachkurses in Rom hatte ich bereits Italienischkenntnisse, die ich in Bologna weiter verbessern wollte. Neben Selbststudium half mir eine interkulturelle Theatergruppe, in der neben Englisch auch Italienisch gesprochen wurde. Wer gezielt seine Sprachkenntnisse ausbauen möchte, sollte einen Uni-Sprachkurs belegen, da man im Alltag meist problemlos mit Englisch zurechtkommt und selten „gezwungen“ ist Italienisch zu sprechen.

Wohn- und Lebenssituation

Die Wohnungssituation in Bologna ist alles andere als einfach, daher empfehle ich, so früh wie möglich nach einer Unterkunft zu suchen und auf offizielle Plattformen wie z.B. SAIS, den Student Accommodation and Information Service der Uni Bologna zu setzen, da es viele Betrüger gibt. Ich habe mein Zimmer in einer 3er-WG sehr schnell über SAIS gefunden und war mit der zentralen Lage am Hauptbahnhof und der guten Anbindung an den ÖPNV sehr zufrieden. Allgemein sollte man in Bologna vorsichtig sein und niemals eine Wohnung ohne Vertrag mieten. Ich habe in meiner Zeit in Bologna einige Studenten kennengelernt, die unter sehr dubiosen Bedingungen gelebt haben oder gar nach kurzer Zeit auf die Straße gesetzt wurden, da sie keine Absicherung hatten. Daher empfehle ich, für einen angenehmen und stressfreien Aufenthalt in Bologna auf direkten Kontakt mit dem Vermieter zu drängen oder sich Unterstützung, beispielsweise bei SAIS, zu holen. Wer regelmäßig den ÖPNV nutzen möchte, kann sich in der Hauptgeschäftsstelle der städtischen Verkehrsgesellschaft TPER in der Via Marconi gegen eine Gebühr von 5 € eine Monatskarte ausstellen lassen. Für Personen unter 27 Jahren kostet die Karte monatlich 27 € und kann bequem online über die TPER-Website aufgeladen werden. Ohne Abo kostet eine Einzelfahrt im Bus 1,50 €.

Bologna selbst ist eine sehr lebendige Stadt mit beeindruckender Architektur, und die vielen Märkte (u.a. Mercato delle Erbe und Mercato di Mezzo) bieten nicht nur frische lokale Produkte, sondern auch tolles Streetfood. An den Wochenenden ist gefühlt die ganze Stadt auf den Beinen und es gibt an jeder Ecke Straßenkünstler und Musiker. Bolognas wunderschöne Architektur, insbesondere die weltweit einzigartigen Portici prägen das Stadtbild und laden zu langen Spaziergängen ein. Je nach Präferenz kann man in Bologna sehr günstig, aber auch gehoben auswärts essen. Der typische italienische Aperitivo ist eine großartige Gelegenheit, mit Freunden zusammenzukommen und gleichzeitig typische Spezialitäten wie Tagliere oder Tigelle zu genießen. Mit der ESN-Card, die man für 10 € in der Geschäftsstelle des Erasmus Student Network erwerben kann, bekommt man bei ausgewählten Restaurants und Kneipen Rabatt. Einer dieser Orte ist das Cluricaune Irish Pub im Universitätsviertel, das nebenbei einer der beliebtesten Orte von Studenten in ganz Bologna ist. Wer gerne Sport treibt, muss in Bologna mit Einschränkungen rechnen. Die Universität bietet viele verschiedene Sportkurse an, wofür man allerdings ein verpflichtendes medical certificate vom Arzt braucht, das ca. 30 € kostet. Allgemein sind Sportangebote in Bologna recht teuer (z.B. 300 € für 5 Monate Fitnessstudio-Mitgliedschaft). Daher empfiehlt es sich, nach Sportgruppen zu suchen oder eigene zu gründen. So war ich beispielsweise in einer Beachvolleyballgruppe, die immer einen eigenen Platz gemietet hat, wodurch wir die Kosten aufteilen konnten. Ansonsten hat Bologna viele schöne Parks, in denen man gut Joggen gehen kann. Und wenn man schon in Bologna ist, sollte man unbedingt die Gelegenheit nutzen, die Umgebung zu erkunden. Die Stadt ist perfekt gelegen, um schnell und günstig mit dem Zug oder Flixbus in andere schöne Städte wie Florenz, Venedig oder Verona zu reisen. Ein absolutes Muss für alle, die Italien wirklich erleben wollen!

Studienfach: Master Verwaltungswissenschaft

Aufenthaltsdauer: 09/2024 - 02/2025

Gastuniversität: Università di Bologna

Gastland: Italien

Rückblick

Mein Auslandssemester in Bologna war eine rundum bereichernde Erfahrung, die ich absolut weiterempfehlen kann. Die Universität bietet ein exzellentes akademisches Angebot, besonders in den Politikwissenschaften, auch wenn die Organisation manchmal etwas chaotisch ist. Bologna selbst ist eine lebendige Studentenstadt mit einzigartiger Architektur, großartiger Atmosphäre und einer herausragenden kulinarischen Szene – die einheimischen Spezialitäten und die lokalen Märkte sind ein Muss! Die Wohnungssuche kann herausfordernd sein, daher sollte man sich frühzeitig kümmern und nur offizielle Angebote nutzen. Wer flexibel bleibt, und offen für neue Menschen und Kulturen ist, wird in Bologna eine unvergessliche Zeit erleben.


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